Angst vor Heirat wegen Scheidungskonsequenzen?
Ich habe letztens ein Live-Programm des deutschen Comedians Dieter Nuhr im Fernsehen verfolgt. Ich mag diese Comedian sehr und würde ihn auf jeden Fall in ein höheres Niveau einstufen. Auf jeden Fall hat er sich irgendwann in dem Programm auch kurz über Beziehungen lustig gemacht und auch darüber, dass es ja oft so ist, dass die Frau nach der Scheidung sehr viel bekommt. In der Regel ist das ja eher so, wenn die Frau nicht arbeitet oder wesentlich weniger verdient, als der Mann. Nuhr hatte dann auch gesagt, dass viele Männer sich heutzutage gar nicht mehr trauen würden, zu heiraten, weil sie im Falle einer Scheidung ohne alles dastehen würden und die Frau alles hätte. Das Publikum hat gelacht.
Ich selbst finde das eigentlich gar nicht so zum lachen und kann das auch nicht nachvollziehen. Wenn jemand vor der Heirat nichts hatte, warum sollte er dann nach der Heirat was haben. Man trennt sich ja nicht, weil man sich so lieb hat, dass man alles mit dem Partner teilen möchte. Für mich war das noch nie logisch und ich habe auch immer gesagt, dass ich gerne einen Ehevertrag schließen möchte, sollte ich jemals einen Partner heiraten, der deutlich weniger hat als ich, was jetzt bei meinem Freund aber nicht der Fall ist.
Verstehen kann ich es aber schon, wenn jemand keine Lust hat zu heiraten, wenn die Frau selbst nur ganz wenig verdient oder sogar gar nichts, weil sie später Hausfrau werden und Kinder erziehen will. Sowas gibt es heutzutage ja auch nur noch sehr selten, aber ich finde es dann schon hart, wenn der Partner viel Geld abgeben oder sogar über Jahre Unterhalt zahlen muss. Man büßt ja dann quasi sein Leben lang dafür, dass man jemanden geheiratet hat, mit dem es dann doch nicht gepasst hat. Das ist irgendwo auch schon Ausnutzung.
Deswegen finde ich, dass an Nuhrs Scherz vermutlich auch was wahres dran ist und es vielen Menschen heute so geht, dass sie eher einen Ehevertrag abschließen oder es sich mit der Heirat nochmal überlegen würden, als dass man einfach drauf los heiratet, wie dies vielleicht früher noch der Fall gewesen ist. Könnt ihr das nachvollziehen? Hättet ihr selbst diese Angst auch oder geht es da eurer Ansicht nach mit rechten Dingen zu?
Also eine Frau, selbst wenn die nur Hausfrau und Mutter war, bekommt nicht ewig Unterhalt. Spätestens wenn das jüngste Kind in die Schule kommt, sagt der Gesetzgeber, dass sie dann für ihr eigenes Leben selbst arbeiten kann. Von daher hat ein Ehemann da maximal sieben Jahre zu zahlen, wenn er sich gleich nach der Geburt trennen sollte und das Kind eben erst mit sieben Jahren eingeschult wird. Wobei man hier sicherlich mittlerweile die Zeiten schon kürzt, da es den gesetzlichen Anspruch auf Betreuung des Kindes gibt und damit eine Mutter auch arbeiten kann.
Ist es wirklich so, dass ein sehr gut verdienender Mann eine Frau heiratet, die wenig verdient beziehungsweise in Zukunft gar kein Einkommen haben wird, gibt es vorsorglich noch die Möglichkeit einen Ehevertrag auszuhandeln. Klingt zwar sehr unromantisch, aber da sollte Mann sich eben auch ein wenig absichern. Ansonsten gilt, dass das Vermögen, welches während der Ehe entstanden ist, aufgeteilt wird. Hat der Mann also vor der Hochzeit eine Millionen auf dem Konto liegen und zum Zeitpunkt der Trennung oder spätestens dann, wenn der Scheidungsantrag gestellt wird, sind es 10.000 Euro mehr, muss er nur 5.000 Euro an die Ex-Frau abgeben. Die Millionen bleibt also unangetastet.
Die einzige Sache, wo es für den Mann wirklich teuer werden kann, sind die Rentenpunkte. Denn diese werden aufgeteilt. Dabei geht es aber auch nur um die Punkte, die während der Ehe gesammelt wurden. Aber man muss da die Hälfte abgeben und da kann die Frau auch nicht darauf verzichten, was ja beim Unterhalt möglich ist.
Abgesehen von der sehr dürftigen Versorgung, die dem finanziell weniger leistungsstarken Ehepartner nach einer Trennung zusteht, wie Punktedieb bereits schrieb: Der normale Stand bei einer Eheschließung ist die Zugewinngemeinschaft. Und diese Regelung ist in den meisten Fällen doch äußerst fair.
Jeder behält auch nach einer Trennung alles an Gütern und Vermögen, was er in die Ehe mit eingebracht hat. Dazu behält jeder die Dinge, die er während der Ehe allein angeschafft hat. Nur die Dinge, die gemeinsam erwirtschaftet wurden, die werden aufgeteilt. Eine Ehe ist in der Grundidee nun einmal eine Wirtschaftsgemeinschaft.
Was soll so schrecklich unfair daran sein, wenn ein Partner mehr verdient hat während der andere Haushalt und eventuelle gemeinsame Kinder betreut hat? Ach ich vergaß, das ist heutzutage keine Arbeit mehr. In den meisten Partnerschaften leistet bis heute sie viel mehr, auch wenn beide die gleiche Zeit arbeiten gehen. Und in einem Frauenjob verdient sie in der Regel auch deutlich weniger als in einem ähnlichen Job, den aber meist Männer ausüben. Aber das ist ausschließlich ihr Problem, richtig? Auch Kochen, Putzen, Waschen ist eine Selbstverständlichkeit, die sie in der Ehe selbstverständlich übernimmt und dafür braucht es auch keinen Ausgleich. Das ist alles schließlich eine Leistung aus Liebe.
Ohne eine vernünftige Absicherung für den Partner, der mehr unbezahlte Leistungen wie Hausarbeit, Kindererziehung, etc. übernimmt, ist die Ehe verdammt unattraktiv. Und zwar für den schwächeren Partner. Zumal es meist genau die Männer sind, die Zahlungsverpflichtungen und Rentenausgleich verteufeln, die sich aber eine sie treu umsorgende Frau wünschen. Die es selbstverständlich halten, dass sie zu seinem Wohlbefinden und seiner Bequemlichkeit zurücktritt und Einbußen hinnimmt.
@copper75: Das kann man sehen, wie man mag, es gibt viele Frauen, die einen Profit daraus schlagen wollen. Wenn die Frau nichts macht und der Mann sich während der Ehe ein oder zwei Autos und ein Haus kauft, bekommt die Frau am Ende ja auch davon ab und das ohne irgendwas dazu beigetragen zu haben. Für mich klingt das dann so, als hätte der Mann eine Haushälterin geheiratet. Und ja, ich bevorzuge einen Partner der mehr kann, als meine Putzfrau, aber deswegen muss man mich auch nicht verteufeln.
cooper75 hat geschrieben:Zumal es meist genau die Männer sind, die Zahlungsverpflichtungen und Rentenausgleich verteufeln, die sich aber eine sie treu umsorgende Frau wünschen. Die es selbstverständlich halten, dass sie zu seinem Wohlbefinden und seiner Bequemlichkeit zurücktritt und Einbußen hinnimmt.
Dann kann der Mann auch bei seiner Mami bleiben. So hört es sich für mich an. So einen Partner würde ich jetzt nicht unbedingt haben wollen.
Erstens: Was bekommt die Frau bei einer Zugewinngemeinschaft davon ab, wenn er sich Autos oder ein Haus kauft?
Zweitens: Wieso hat die Frau, nur weil sie nicht arbeitet, in deiner Vorstellung nichts dazu beigetragen? Wieso nimmst du das einfach mal so an? Wieso hast du das Bild einer "faulen Frau, die nur auf dem Sofa sitzt oder fröhlich sein Geld ausgibt"?
In der Regel leistest du als Frau, bei einem Mann, "bei dem etwas zu holen ist" verdammt viel an unbezahlter Arbeit. Diese Arbeit ist ein Grundpfeiler für seinen beruflichen Erfolg und verlangt von der Frau durchaus einiges an Verzicht auf persönliche Freiheiten. Deine Freizeitgestaltung, dein Kleidungsstil, viele Menschen in deinem Umfeld, die Meinung, die du kundtust und ganz viele andere Dinge sind komplett auf deinen Mann und seine Karriere abgestimmt. Du hast ständig mit Leuten zu tun, die dich eigentlich nicht interessieren. Du bist immer höflich, informiert und interessiert. Du bist eine gute Gastgeberin und bewegst dich auf den langweiligsten Veranstaltungen immer souverän. Das ist verdammt harte Arbeit, insbesondere da genau diese Arbeit enorm zuträglich für seine Karriere ist, die Leistung der Frau aber nur von sehr wenigen wahrgenommen wird.
@Crispin: Da hat aber der Staat durch die Gesetzgebung schon einen Riegel vorgeschoben, dass eine geschiedene Frau nicht unendlich Profit aus der Ehe und Scheidung schlagen kann. Wie gesagt, entfällt spätestens mit dem Schulbeginn des jüngsten Kindes der Ehegattenunterhalt. Und bis dieser gezahlt werden muss, muss der Mann schon ein recht hohes Einkommen haben. Denn zuerst wird vom Einkommen der Selbstbehalt und diverse andere Kosten abgezogen, dann kommt der Kindesunterhalt und dann erst der ehemaliger Partner.
Wobei man da eben schon sehr viel Geld verdienen muss, wenn man für den ehemaligen Partner Unterhalt gezahlt werden muss. In den meisten Fällen gibt es da nämlich gar nichts. Und der kleine Teil von getrennt lebenden Ehepartnern, der da noch Geld bekommt, hat das meist nur bis zur Scheidung. Das nennt man dann Trennungsunterhalt und man geht davon aus, dass man innerhalb des Trennungsjahres genug Zeit hat sich einen Job zu suchen.
Du sprichst da auch einen wesentlichen Grund an, der mich von einer Heirat abhalten würde. Ich hätte Angst davor, dass ich nachher meinen Zugewinn oder andere Dinge mit dem Ex-Partner teilen müsste. Bei mir wäre es ja genau umgekehrt - ich verdiene meistens mehr als die Männer, die ich bisher kennengelernt habe. Man stelle sich nur mal vor, ich heirate jemanden und verdiene auch weiterhin mehr als er, dann müsste ich dem nach dem Scheitern der Beziehung die Hälfte meines Geldes abgeben. Das ist doch furchtbar.
@Zitronengras: Und genau für solche Fälle gibt es die Möglichkeit dass man einen Ehevertrag abschließt. Der beinhaltet dann, dass eben jeder Partner sein Vermögen weiterhin vermehren kann ohne dass im Falle der Scheidung davon geteilt wird. Wenn die Unterschiede so groß sind, dann ist es sinnvoll einen solchen Vertrag beim Notar zu schließen und schon muss man sich keine Gedanken mehr machen. Nur eben der Rentenausgleich kann nicht ausgeschlossen werden.
Wenn die Unterschiede so groß sind oder in der Ehe sehr unterschiedlich werden, dann sollte man bedenken, dass der Ehevertrag schnell als sittenwidrig eingestuft werden kann. Der BGH schluckt immer mehr Klauseln.
Ich kann solche Bedenken in gewisser Weise schon verstehen. Gerade wenn Kinder im Spiel sind, ist es ja meist so, dass der Mann ein Leben lang zahlen muss. Zumindest war es sonst immer so. Manche Frauen sind sicherlich auch richtige Biester und versuchen alles was geht aus ihrem Ex Mann heraus zu quetschen.
Aber ich denke, dass man da auch vor der Heirat schon gewissen Absicherungen und Vereinbarungen treffen kann. Wenn man sich liebt und dem Partner die Angst nehmen möchte, dass er irgendwann finanziell ruiniert ist, falls es zu einer Scheidung kommt, dann gibt es da auch sicher Wege.
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