Als genügsamer Mensch eine Rechtsschutzversicherung brauchen
Nachdem ich mich mit dem Makler, den ich mir gesucht hatte, wegen meiner beruflichen Haftpflicht unterhalten hatte, sprach er auch das Thema Rechtsschutzversicherung an. Er halte diese für sehr wichtig und es habe jeder Selbstständige eine. Das kann ich nicht bestätigen, denn die beiden, mit denen ich mich bisher darüber unterhalten habe (zwei selbstständige Informatiker) haben beide keine.
Die Rechtsschutzversicherungen für Selbstständige sind oftmals an eine private Rechtsschutzversicherung gekoppelt und kosten um die 300 bis 400 EUR im Jahr. Das ist nicht gerade wenig, aber ich gebe zu, dass ich nicht weiß, wie viel eine normale, nur private Versicherung kostet. Der Makler meinte, dass sich viele für eine private Rechtsschutzversicherung entscheiden. Das kann ich auch nicht bestätigen; nur meine Tante hat eine und ansonsten ist meine Familie komplett ohne so eine Versicherung.
Aber wenn ich das richtig verstanden habe, dann braucht man diese Rechtsschutzversicherung ja nur dann, wenn man selbst etwas von einer anderen Person möchte. Werde ich stattdessen in Regress genommen, regelt das ja die Haftpflicht. Und wenn ich mir die Beispiele für solche Versicherungsfälle im Bereich Rechtsschutz so durchlese, da gibt es gar nichts, was ich mir vorstellen könnte, dass dies auch auf mich zutrifft.
Ich habe keine Geschwister, die mich in Erbstreitigkeiten verwickeln könnten. Ich habe auch nicht vor, Gemeinden zu verklagen, wenn ich hinfalle - ich finde, da ist man selber Schuld und wenn mich mein Arbeitgeber kündigen sollte, dann werde ich mich sicherlich nicht zurückklagen wollen. Ich habe meinen Zweit- und Drittwagen über die Ebay-Kleinanzeigen gekauft, da hat man ohnehin keine Garantie und die haben auch keinen hohen Restwert, sodass ich da keine Verkehrsrechtsschutz als sinnvoll erachte, um jemandem, der da einen Schaden verursacht, noch mehr auszupressen – da wird nicht mehr kommen.
Also ich kann mir wirklich keinen Fall vorstellen, wo ich von mir aus andere verklagen wöllte und ich kaufe gar nicht so teure Anschaffungen, dass ich im Falle eines Defekts da Schadensersatz oder so wünschen würde, denn dann müsste man ja ohnehin die Selbstbeteiligung der Versicherung zahlen und die ist vielleicht schon so hoch, dass es sich gar nicht lohnt, wegen kleiner Beträge wie 100 oder 200 EUR einen Anwalt einzuschalten.
Habt ihr denn eine Rechtsschutzversicherung? Denkt ihr, die braucht jeder oder ist die verzichtbar, je nach Lebenssituation?
Das musst du mir mal bitte erklären, was eine Rechtsschutzversicherung mit einem „genügsamen Menschen“ zu tun. In wiefern besteht da eine Verbindung?
Ja, ich habe eine Rechtsschutzversicherung schon viele Jahre. Ich bin kein Mensch, der versucht, andere wegen Kindereien zu verklagen. Aber eine Rechtsschutzversicherung ist schon ein wenig Sicherheit, wenn etwas passiert, wo ich keinen Einfluss darauf habe.
Du kannst jederzeit mit deinem Auto in einen Unfall verwickelt werden. Wenn du dann schwer verletzt im Krankenhaus liegst und dein Unfallgegner verdreht die Tatsachen und erzählt eine andere Version als du, kann es ein Rechtsanwalt – den die Rechtsschutzversicherung bezahlt -, sicherlich besser regeln, als du es könntest.
Du könntest als Fußgänger auf einer gerade von einem Passanten weggeworfenen Bananenschale ausrutschen und gegen eine ältere Person fallen, die sich das Hüftgelenk bricht. Was machst du dann? Du willst aus dem Zug steigen und wirst dann so geschubst von hinten, dass du fällst und hast ein Bein gebrochen. Dein Hintermann behauptet, dass du lügst, was dann? Sind nur ein paar Geschichten, die ich mir gerade ausgedacht habe, aber passieren könnten sie.
Die Rechtsschutzversicherung ist nicht nur dafür da, wenn du etwas willst, sondern ebenso, wenn jemand etwas von dir will, was nicht berechtigt ist. Es wird oft sehr schwer als Privatperson dagegen anzugehen. Du kannst noch so lieb und genügsam sein, das interessiert im Endeffekt nicht, wenn dir jemand etwas will. Ein Rechtsanwalt hat da andere Möglichkeiten und Erfahrungen. Machst du als Selbstständige einen Fehler und ein anderer verliert dadurch viel Geld, dann brauchst du einen Anwalt, der viel Geld kostet. Hier geht es nicht um 100 oder 200 Euro, sondern um Tausende.
Wie schon geschrieben, habe ich eine Rechtsschutzversicherung, die aber alles für mich übernimmt ohne Eigenbeteiligung. Sie ist auch nicht so teuer. Natürlich übernimmt die private Haftpflichtversicherung berechtigte Forderungen anderer, aber ob sie berechtigt sind, muss erst einmal festgestellt werden.
Ein Versicherungsvertreter kann und wird dir viel erzählen. Besser ist immer, man sieht sich die Versicherungen selbst an und überprüft die Kosten.
Die Rechtsschutzversicherung ist nicht nur dafür da, wenn du etwas willst, sondern ebenso, wenn jemand etwas von dir will, was nicht berechtigt ist. Es wird oft sehr schwer als Privatperson dagegen anzugehen. Du kannst noch so lieb und genügsam sein, das interessiert im Endeffekt nicht, wenn dir jemand etwas will. Ein Rechtsanwalt hat da andere Möglichkeiten und Erfahrungen
So wie ich das verstanden habe, wäre das aber auch von der privaten Haftpflichtversicherung gedeckt, denn diese beinhaltet einen passiven Rechtsschutz, d.h. sie wehrt unberechtigte Forderungen ab und klärt auch, was berechtigt ist und was nicht. D.h. wenn mich jemand wegen etwas belangen möchte, was ich gar nicht verursacht habe, dann klärt das die Haftpflicht anwaltlich und wehrt dies ab. Das ist doch mit passivem Rechtsschutz gemeint oder?
Machst du als Selbstständige einen Fehler und ein anderer verliert dadurch viel Geld, dann brauchst du einen Anwalt, der viel Geld kostet. Hier geht es nicht um 100 oder 200 Euro, sondern um Tausende.
Ja, das kann schon passieren, aber das klärt ebenfalls die Haftpflichtversicherung. Und auch wenn ich einen Unfall habe, dann hat entweder der andere an mich was zu bezahlen oder - wenn ich Schuld haben sollte - macht das meine Kfz-Haftpflicht. Da bleibt doch gar keine Lücke übrig.
Zitronengras, nur so, wie ich das sehe, kann ich darüber berichten. Ich hatte zwei nicht verschuldete Autounfälle. Sonntag morgens war die Bundesstraße leer. Ich fuhr mit meinem PKW vorschriftsmäßig mit 50 kMh in Richtung Stadt. Plötzlich zog aus einer Bushaltestelle ein Reparaturbus auf die Straße ohne zu blinken. Als er auf die Straße bog, war ich direkt neben ihm. Ich habe das Lenkrad herumgerissen und landete auf dem für Fußgänger in der Mitte der Straße erhöhten Zwischenstück im Poller. In der Bushaltebucht stand außerdem noch ein Bus, der einen Reifenschaden hatte.
Mein Wagen war nur noch Schrott. Außer einem Schock ging es mir gut. Der Fahrer des Reparaturbusses behauptete, ich wäre mit erhöhter Geschwindigkeit gefahren und er hätte kein Auto kommen sehen, als er abbog. Der zweite Busfahrer hielt sich zu Gunsten des Kollegen daraus. Die Polizei stellte nach Messungen dann fest, dass meine Angaben stimmten. Aber da es ein Fahrzeug der Verkehrsbetriebe war, sind die nicht Haftpflichtversichert und müssen den Schaden selbst zahlen. Deshalb suchten sie immer neue Gründe und machten den ganzen Ablauf derart schwierig, das selbst mein Rechtsanwalt bald platzte. Gezahlt haben sie dann etwa sechs Monate später, genau weiß ich das nicht mehr.
Ein anderes Mal fuhr ich ein Kind von etwa 12 Jahren morgens zur Schule. Eine Verkehrsampel
wurde beim Durchfahren gelb und ich wurde dann von der Polizei angehalten und beschuldigt, bei Rot über die Ampel gefahren zu sein. Hinter mir kam noch ein anderer PKW, den sie nicht angehalten haben, obwohl dann wahrscheinlich die Ampel rot war. Der Polizist hatte von seinem Kollegen die Beschreibung meines Wagens bekommen, aber das KFZ-Zeichen des nach mir Fahrenden. Das war ganz eindeutig der andere Wagen, den er hätte anhalten müssen. Der Polizist ließ sich auf keine Diskussion ein. Die Sache ist dann sogar zur Gerichtsverhandlung gekommen, bei der jener Polizist, der das falsche Auto dem Kollegen genannt hatte, angeblich sein Notizbuch nicht mit hatte. So kannst du auch von der Polizei reingelegt werden. Die Gerichtskosten hat die Rechtsschutzversicherung bezahlt.
Als Fußgänger ist mir ein Autofahrer über die Ferse gefahren im Slalom-Stil. Er versuchte Fahrerflucht, konnte aber von einem dort arbeitenden städtischen Mitarbeiter aufgehalten werden. Das Ergebnis: Sofort ins Krankenhaus, zwei Operationen, zwei Monate stationäre Behandlung, ambulante Behandlung, nach weiteren zwei Jahren wieder Krankenhaus. Natürlich hat die Haftpflicht des Autofahrers alle Kosten übernommen. Aber die Verhandlungen mit der Versicherung hat ein Rechtsanwalt der Rechtsschutzversicherung übernommen. Ich war dazu nicht in der Lage.
Vor Jahren eröffnete eine Kunsthandlung in einer etwas entfernten Nachbarstadt. Ich weiß nicht mehr, wie der Kontakt zustande kam. Ich stellte dort mehrere Gemälde von mir aus. Nach drei Monaten existierte die Kunsthandlung schon nicht mehr. Die nicht verkauften Bilder habe ich mir zurückgeholt. Das Geld für die verkauften Bilder wollten sie überweisen. Nur es kam nichts. Ein Rechtsanwalt sorgte dann dafür, dass ich das Geld bekam.
Auch in Eigentumsangelegenheit hat sich ein Rechtsanwalt bemüht.
Man kann wirklich nicht wissen, was alles auf einen zukommt. Besser man schützt sich mit einer Versicherung gegen unvorhersehbare Fälle.
Richtig, eine Haftpflichtversicherung wehrt unbegründete Ansprüche ab – theoretisch. In der Praxis werden aber gerade eher kleinere Forderungen ohne weitere Prüfung beglichen, da der Aufwand zu hoch und Kosten und Nutzen für den Versicherer nicht in einem guten Verhältnis stehen. Da magst du denken, dass dir das egal ist, es ist nicht dein Geld. Das stimmt so aber nicht. Wenn du eine Selbstbeteiligung hast, dann ist es sehr wohl dein Geld. Außerdem kündigen viele Versicherer nach einem Schadenfall. Wenn dir der Versicherer gekündigt hat, dann hast du es schwerer, eine neue Versicherung zu günstigen Konditionen zu finden. Das ist besonders ärgerlich, wenn das ganze auf eine unberechtigte Forderung zurückgeht.
Falls dir dein Arbeitgeber kündigt, kannst du in den meisten Fällen eine Abfindung rausholen. Jetzt kommen wir aber zu den unangenehmen Dingen des Lebens, weshalb ein Berufsrechtschutz durchaus seinen Sinn hat. Nimm an, deine Firma kündigt dir fristlos, obwohl du nichts getan hast. Gehst du nicht dagegen vor, erhältst du eine Sperrfrist beim Arbeitslosengeld. Als Besonderheit gilt vor dem Arbeitsgericht, dass der Verlierer zwar die Gerichtskosten übernehmen muss, aber die Kosten für den Anwalt zahlt grundsätzlich jede Partei selbst. Dafür besteht kein Anwaltszwang. Aber kann seine Sache, besonders wenn es um unberechtigte Befristungen, unberechtigte Kündigungen, falsche Sozialauswahl oder Unstimmigkeiten bei der Abrechnung schon selber tragen?
Ein ehemaliger Chef hat die Nummer mit der fristlosen Kündigung zig mal abgezogen. In der Regel ist er damit durchgekommen, weil die Leute das genauso gesehen haben wie du. Der hatte ganz dreist die Einstellung: Die klagen eh nicht. Und damit lag er fast immer richtig. Das war eine sehr einfache und billige Methode ungeliebte Angestellte loszuwerden. Und trotz Klage kann man auf die Weiterbeschäftigung verzichten, weil es unzumutbar ist. Aber man erhält immerhin eine Abfindung und keine Sperre beim Arbeitslosengeld. Das ist heute, wo nach einem Jahr Hartz IV droht, nicht ganz unerheblich.
Auch im Verkehrsrecht ist eine Rechtsschutz keine dumme Sache. Ohne meinen Anwalt hätte ich ein Fahrverbot von 6 Monaten gehabt. Dummerweise war ich weder der Fahrer, noch war das geblitzte Auto meins oder ein anderes mir irgendwie bekanntes Fahrzeug. Ohne Klage hätte ich massig Kosten, Punkte und wegen dem Fahrverbot auch keinen Job mehr gehabt.
Richtig, eine Haftpflichtversicherung wehrt unbegründete Ansprüche ab – theoretisch. In der Praxis werden aber gerade eher kleinere Forderungen ohne weitere Prüfung beglichen, da der Aufwand zu hoch und Kosten und Nutzen für den Versicherer nicht in einem guten Verhältnis stehen. Da magst du denken, dass dir das egal ist, es ist nicht dein Geld. Das stimmt so aber nicht. Wenn du eine Selbstbeteiligung hast, dann ist es sehr wohl dein Geld.
Aha, ich hab das schon einmal gehört, dass es manchmal nicht im Sinne des Versicherten ist, wenn Forderungen einfach so beglichen werden und mich immer gefragt, warum. Nun weiß ich es, also danke dafür. Ich habe tatsächlich eine Selbstbeteiligung, aber die hätte ich bei der Rechtsschutzversicherung auch, weil es ja eine mit Gewerbebaustein wäre und die gibt es gar nicht ohne Selbstbeteiligung bzw. das wäre dann extrem teuer.
Außerdem kündigen viele Versicherer nach einem Schadenfall. Wenn dir der Versicherer gekündigt hat, dann hast du es schwerer, eine neue Versicherung zu günstigen Konditionen zu finden. Das ist besonders ärgerlich, wenn das ganze auf eine unberechtigte Forderung zurückgeht.
Was macht man denn dann? Ich habe ja momentan eine normale Haftpflichtversicherung für Privatleute. Die kostet 24 EUR im Jahr, also extrem günstig, weil ich da einen Bonus mit drin habe (Jungakademiker). Die andere Haftpflichtversicherung mit Gewerbebaustein, die mir empfohlen wurde, kostet 96 EUR im Jahr. Wäre es vielleicht sinnvoll,die erste (für 24 EUR) einfach weiterlaufen zu lassen, sodass ich dann, wenn ich einen Schadensfall habe und mir die Versicherung kündigt, noch die andere habe? Denn was sind schon 24 EUR im Jahr...
Falls dir dein Arbeitgeber kündigt, kannst du in den meisten Fällen eine Abfindung rausholen. Jetzt kommen wir aber zu den unangenehmen Dingen des Lebens, weshalb ein Berufsrechtschutz durchaus seinen Sinn hat. Nimm an, deine Firma kündigt dir fristlos, obwohl du nichts getan hast. Gehst du nicht dagegen vor, erhältst du eine Sperrfrist beim Arbeitslosengeld.
Das mit der Sperrfrist kenne ich so nicht, bist du dir da sicher? Ich dachte, die wird nur verhängt, wenn man einen Aufhebungsertrag unterschrieben hat oder selbst gekündigt hat. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das Arbeitsamt von allen, die gekündigt wurden, verlangt, dass sie dagegen vorgehen müssen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die mich kündigen, weil ich eine Stabsstelle habe und die hätten vermutlich massive Probleme, dafür jemand anderen zu finden, da die Stabsstelle ein bestimmtes Studium voraussetzt und da weit und breit keine Uni in der Nähe ist. Zudem habe ich vermutlich generell keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld oder gar ALG II, weil ich mehrere Jobs habe und nebenbei noch selbstständig bin.
Auch im Verkehrsrecht ist eine Rechtsschutz keine dumme Sache. Ohne meinen Anwalt hätte ich ein Fahrverbot von 6 Monaten gehabt. Dummerweise war ich weder der Fahrer, noch war das geblitzte Auto meins oder ein anderes mir irgendwie bekanntes Fahrzeug. Ohne Klage hätte ich massig Kosten, Punkte und wegen dem Fahrverbot auch keinen Job mehr gehabt.
Ja, das wäre auch das Einzige, was ich mir überlegen würde. Eine Verkehrsrechtsschutzversicherung ist ja nicht so teuer und die gibt es auch bei den Autoclubs. Ich habe gelesen, dass man am günstigsten kommt, wenn man die separat abschließt, also nicht gekoppelt mit einer anderen Rechtsschutzversicherung. Ich habe mal so einen Preisvergleich im Internet gemacht und das Günstigste war ein Angebot für 70 EUR. Na ja, 70 EUR ist dann doch ganz schön viel. Dann habe ich weiter geforscht. Beim ACE kostet das 62 EUR und bei der Deurag gibt es eine für 54 EUR. Damit könnte ich mich noch am ehesten anfreunden.
Aber ansonsten denke ich, dass eine komplette Rechtsschutzversicherung zumindest für mich nicht so viel bringt. Das kostet ja auch sehr viel, ich hatte da das günstigste Angebot für fast 400 EUR und jedes Jahr 400 EUR zahlen, obwohl man diese Versicherung vielleicht nie braucht.
@Zitronengras: Die Sperre gibt es nicht, wenn dein Arbeitgeber dir normal kündigt. Die Sperre gibt es, wenn dir gekündigt wird und du diese Kündigung durch Fehlverhalten verursacht hast. Das ist in der Regel bei einer fristlosen Kündigung der Fall. Und manch Arbeitgeber versucht genau diese Nummer, weil sich die wenigsten wehren. Denn ohne Rechtschutzversicherung bleibst du auch als Gewinner auf den Anwaltskosten sitzen. Das ist eine Besonderheit im Arbeitsrecht, die unterlegene Partei muss nicht die Anwaltskosten des Gegners zahlen.
Eigentlich soll das dazu führen, dass sich der Arbeitnehmer (der eben keinen Anwalt benötigt) auch dann traut, sein Recht einzuklagen, wenn der Arbeitgeber mit einer Flotte Anwälten anrückt. Das Risiko ist auf die Prozesskosten beschränkt, die der Verlierer tragen muss. Aber wer traut sich schon ohne Anwalt vor einen Richter, um seine Sache selbst zu vertreten?
Man muss keine Rechtschutzversicherung haben. Aber sie bietet eben doch Sicherheit und hat nichts mit Genügsamkeit zu tun. Es ist wie bei jeder anderen Versicherung auch: Meisten zahlt man die Beiträge ohne Gegenleistung. Aber tatsächlich ist es immer besser, wenn ein Versicherung nicht gebraucht wird. erst danach zählt der Punkt, dass sie bei Bedarf leistet. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder Unfallversicherung zahlen die meisten auch ohne Grund. Und das ist gut so. Denn es ist zwar sehr hilfreich, wenn beispielsweise die Folgen einer Querschnittslähmung finanziell aufgefangen werden. Noch besser ist es allerdings, wenn es erst gar nicht zu so einer Verletzung kommt.
Wie viel Risiko der einzelne bereit ist zu tragen, das muss jeder selbst entscheiden. Eine echte Faustregel gibt es nicht. Als unverzichtbar sehe ich die private Haftpflichtversicherung an und eine halbwegs brauchbare Hausratversicherung. Aber sonst? Das kommt ganz auf die Persönlichkeit und die Lebensumstände an.
Ich glaube von den Streithanseln hat sicherlich jeder eine Rechtsschutzversicherung und vor denen muss man sich auch als genügsamer Mensch schützen können. Natürlich benötigt man nicht unbedingt eine Rechtsschutzversicherung um seine Rechte durchzusetzen, aber wer es sich leisten kann und gerne ruhiger lebt der sollte eine Abschließen.
Ich selber bin ziemlich ruhig und auch nicht auf Streit aus. Ich sehe zu lieber alles anders zu regeln, ohne Rechtsanwälte. Solche Sachen regen mich viel zu viel auf weil sie mein Leben durcheinander bringen und jeder Stress dieser Art ist mir zu wieder. Trotzdem hatte ich schon zwei Situationen wo ich mit Hilfe eines Rechtsanwaltes meine Ansprüche durchsetzen musste. Das habe ich allerdings ohne Rechtsschutzversicherung durchgezogen weil ich mich im Recht fühlte und auch völlig im Recht war.
Es war in diesen Fällen absolut vorhersehbar dass meine Streitpartner vor Gericht verlieren würden und ich nicht die Kosten dafür zu tragen hätte. Auch hätte ich nie einem Vergleich zugestimmt wo dann eventuell die Kosten geteilt werden müssten. Letztendlich hatte es dann auch gereicht dass meine Kontrahenten Post vom Rechtsanwalt bekamen und sie damit sahen dass ich es ernst meinte. Aber wer weiß ob ich tatsächlich Klage eingereicht hätte wenn meine Kontrahenten nicht eingeknickt wären? Diese Sorgen hat man dann nicht bei einer entsprechenden Versicherung.
Letztes Jahr hatte ich aber auch eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen obwohl ich mir ziemlich sicher war sie nur aus einem Grund in Anspruch zu nehmen, nämlich meinen Arbeitgeber zu verklagen. Der Klagegrund bedeutet mir persönlich sehr viel weil er Einfluss auf mein ganzes zukünftiges Leben haben wird. Das dies so wichtig für mich ist und es eben absehbar war dass ich dafür den Klageweg bestreiten muss wollte ich keinerlei finanzielles Risiko eingehen und eben diese Versicherung abschließen. Momentan sieht es so aus dass die Klage vorbereitet wird und ich mir durchaus Chancen ausrechne sie auch zu gewinnen. Wer weiß ob ich diesen Weg auch ohne Rechtschutzversicherung gegangen wäre denn das Risiko und die Kosten sind doch beträchtlich.
Nebenbei konnte ich auch noch eine weitere Sache sehr schnell und ohne Rechtsbeistand klären. Diese Versicherung bezahlt natürlich auch Rechtsauskünfte die man sich einholt und sie vermittelt die Anfragen auch an geeignete Partner weiter. Das war für mich sehr angenehm weil innerhalb von Minuten die Sache geklärt war. Dabei handelte es sich um eine Sache an die ich nie im Leben vorher gedacht hätte. Ich denke man kann da von mir auch auf andere schließen, solche Situationen wo man einen Rechtsbeistand benötigt sind nie vorhersehbar.
Ich selbst habe keine Rechtsschutzversicherung, ich könnte sie mir auch nicht leisten. Da ich aber selbst bei einem Anwalt arbeite, mache ich mir keinen großen Kopf darum, denn ich würde dort vergünstigte Konditionen bekommen und auch eine vernünftige Ratenzahlung. Ich lebe aber - wie viele andere Leute, die sich keine Rechtsschutz leisten können - am Existenzminimum. Würde ich also in eine rechtlich prekäre Lage kommen, dann würde ich einfach Prozesskostenhilfe beantragen. Dabei trägt der Staat die Gerichts- und Anwaltskosten, sofern Bedürftigkeit und eine Aussicht auf Erfolg besteht.
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