Gibt es Unterschiede zwischen Jobcenter und Sozialamt?

vom 18.10.2014, 07:53 Uhr

Ich hatte gestern eine mittelgroße Diskussion mit einer Freundin von mir. Seit Dezember letzten Jahres ist sie alleinerziehend, und bekommt Zuschüsse vom Amt. Gestern haben wir dann diskutiert darüber, was für Zuschüsse sie denn erhält.

Zum Thema kamen wir als ich meinte, dass sie sich um Arbeit bemühen müsse, damit sie mehr vom Leben hat, denn Hartz IV wäre ja nicht so viel. Sie hat mich dann aufgeklärt das sie kein Hartz IV bekommen würde, da sie beim Jobcenter (nicht Arbeitsamt) gemeldet sei, und nicht beim Sozialamt. Das wäre ja was anderes, denn dort würde man sich ja arbeitswillig zeigen, zudem man sagen muss das sie in den ganzen zehn Monaten kein einziges Angebot bekommen hat, und sich auch von selbst nicht beworben hat. :twisted:

Eigentlich bin ich der Meinung, dass es am Ende die gleiche Leistung ist, nämlich ALG II, was meiner Meinung nach das gleiche wie Hartz IV ist. Vielleicht ist hier jemand schlauer als ich, und kann es mir ordentlich erklären, wenn es wirklich nicht das selbe ist.

» laraluca » Beiträge: 1068 » Talkpoints: 9,76 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Hartz IV ist die umgangssprachliche Bezeichnung für das Arbeitslosengeld II, da hast du schon recht. Die tollen Reformen haben die Situation nicht wirklich gebessert. Und durch die Vorgeschichte fällt es leicht, den Empfängern von Alg II alles mögliche zu unterstellen. Ich meine das jetzt pauschal, denn wie in allen Gruppen gibt es solche und solche.

Du kannst die Situation vor 2005 mit der heute kaum vergleichen. Damals war es so, dass du abhängig von der Zeit, die du vorher gearbeitet hast, zuerst Arbeitslosengeld bezogen hast. Das konnte über Jahre gehen, wenn man entsprechend viele Versicherungsjahre hatte. Ältere Arbeitnehmer konnten sich auf diesem Weg oft bis zur Rente retten, wenn sie keinen Job mehr fanden. Danach gab es dann für ehemalige Arbeitnehmer Arbeitslosenhilfe.

Sozialhilfe bekam nur der, der nicht die Voraussetzungen für Arbeitslosengeld oder -hilfe erfüllt hat. Das begründet bis heute den schlechten Ruf von Sozialhilfeempfängern in Teilen der Gesellschaft. In meiner Jugend war Sozialhilfe ein echter Makel. Als Alleinerziehende war das noch ok, wenn das Kind klein war oder sehr viele Kinder zu versorgen waren. Bei Männern sah die Sache ganz anders aus, die waren in der öffentlichen Meinung in der Regel arbeitsscheu.

Heute ist durch die Reformen eine Situation entstanden, die die meisten als ziemlich ungerecht empfinden. Einerseits wurden alle arbeitsfähigen Sozialhilfeempfänger in Hartz IV gesteckt, andererseits fallen Arbeitslose bereits nach einem Jahr ebenfalls ins Alg II, egal wie lange sie gearbeitet haben. Damit bedeutet Hartz IV für viele Betroffene eine gewisse Stigmatisierung. Denn es ist für die Umwelt völlig unklar, warum jemand Hartz IV erhält und Arbeitnehmer mit 40 Berufsjahren auf dem Buckel werden Menschen gleichgestellt, die nicht arbeiten wollen oder können.

Leistungen aus der früheren Sozialhilfe gibt es immer noch. Es gibt Mittel für Betroffene, die im Rentenalter sind oder unter einer Erwerbsminderung leiden. Auch Kinder, für deren Unterhalt Unterhaltsleistungen der Eltern nicht ausreichen erhalten eine Form von Sozialgeld. Und alle Menschen, die das Leben in Heimen und Wohngruppen (beispielsweise wegen psychischer Schwierigkeiten) nicht eigenständig finanzieren können, erhalten eine Art Sozialgeld. Die verschiedenen Aufgaben der Sozialhilfe übernehmen in den einzelnen Bundesländern verschiedene Träger. In NRW sind es die Ämter für Soziales und Wohnen in den Gemeinden und der Landschaftsverband Rheinland beispielsweise.

» cooper75 » Beiträge: 13382 » Talkpoints: 510,79 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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