Das Auto als Lebensinhalt ansehen? Wie kommt es dazu?
Ein Kumpel von mir hat sich vor einer Weile ein sehr teures Auto gekauft, was man wirklich als Liebhaberauto bezeichnen kann. Nun verbringt er jede freie Minute mit dem Auto, eine Freundin hat er nicht und bezeichnet das Auto auch schon als Lebensinhalt. Ich dachte, dass diese Euphorie irgendwann ein bisschen nachlässt, aber so ist es nicht.
Ich finde es schon traurig, wenn man ein Auto als Lebensinhalt sieht. Aber eigentlich ist es ja auch bei anderen so. Man kauft sich ein Auto muss es abbezahlen, dann dafür arbeiten, braucht es aber um zur Arbeit zu kommen. Irgendwie ist das alles ein Kreislauf und indirekt dreht sich ziemlich viel um das Auto, wenn man eines hat. Würdet ihr euer Auto als Lebensinhalt ansehen?
Warum findest du das denn eigentlich traurig? Er scheint doch glücklich damit zu sein. Welche Lebensinhalte wären denn akzeptabel oder besser? Es hat ja jeder andere Hobbys und ein Hobby ist in gewisser Weise ein Lebensinhalt. Das, was man gerne mache, macht man oft und wird zum Inhalt des Lebens. Für manche ist das die Arbeit, die Familie oder was auch immer.
Die Familie als Lebensinhalt zu sehen, finde beispielsweise ich nicht gut, denn dann bedeutet das ja, dass man sich über andere definiert. Was ist denn dann, wenn die Kinder ausgezogen oder Mann weg sind? Ist dann auch der Lebensinhalt verschwunden. Du schreibst oft, dass du dich um andere kümmerst, deine Schwiegermutter usw. Das ist für dich auch scheinbar eine Art Lebensinhalt und da kann man auch fragen, was man letztlich davon hat, sich immer nur um andere zu kümmern. Aber dir muss es ja irgend etwas geben, sonst würdest du das nicht machen.
So ist es auch bei dem Auto. Das macht dem bestimmt Spaß und wenn er Spaß daran hat, dann ist das doch nicht traurig. Ich finde, es sollte jeder das machen, was ihm gefällt und nicht so sehr danach fragen, was andere darüber denken. Man sollte es sich im Leben so schön wie möglich machen und wenn man etwas haben will und dieser Wunsch umsetzbar ist, sich das auch kaufen.
Wir sehen unsere Autos auch als Hobby, da diese auch älter sind müssen wir uns auch recht häufig darum kümmern. Dafür machen wir nicht viel anderes in unsere Freizeit, das mag für andere Personen auch total doof sein. Mein Partner und ich wird haben aber in unseren Fahrzeugen beide unser Hobby gefunden, beziehungsweise wir hatten dieses Hobby schon vorher und haben uns darüber kennen gelernt. Ich finde es schade das andere Leute uns für doof halten, nur weil wir uns viel um die Autos kümmern.
Wenn man jede freie Minute mit dem Auto oder für das Auto nutzt, dann ist es zwar Lebensinhalt, aber nicht verwerflich. Kauft man sich ein Auto, weil man es benötigt um eben zum Job zu kommen und ein Teil des Einkommens geht in eine Finanzierung, dann ist das doch wieder etwas anderes. Diese beiden Dinge zu vergleichen, ist schon etwas unpassend, weil die Ursachen für die Anschaffung völlig unterschiedlich sind.
Ich finde es zwar auch immer wieder amüsant, wenn jemand ein neues Auto ständig nur putzt und pflegt. Aber bei einem älteren Auto, was damit wohl eine echte Wertsteigerung erhält, ist das wohl wieder anders. Ich bewundere die Leute, die schon fast einen Haufen Schrott kaufen und am Ende kommt da ein tolles Auto daher, was mit viel Mühe wieder aufgebaut wurde.
Und damit hat der junge Mann doch wohl ein sehr interessantes, wenn auch teures Hobby. Aber wer sich einmal richtig mit einem solchen Oldtimer befasst, für den ist es eben Lebensinhalt dieses Stück Geschichte auch zu erhalten.
Ich habe in meinem Bekanntenkreis einige Autoliebhaber mit sehr unterschiedlichen Beweggründen. Einige haben sich ein ganz bestimmtes Auto, eben meist ein älteres bis ganz altes Modell angeschafft, und hegen und Pflegen es. Sie suchen Ersatzteile und bauen echte Schrotthaufen wieder auf. Oder sie tun, was das Zeug hält, wobei das mittlerweile Altersbedingt ein wenig nachgelassen hat. Das empfinde ich als völlig normales Hobby. Es ist nicht meins, aber ich verbringe meine Zeit auf Hundeplätzen in den verschiedensten Städten und Ländern. Das ist auch nicht besser, es ist eben einfach Hobby.
Und dann haben wir da noch unseren besonderen Fall. Das muss es immer das neueste Modell einer deutschen Nobelmarke sein. Bei einem Modellwechsel steht dieser Herr immer ganz am Anfang der Bestellliste und wartet Monate, bis der Wagen dann endlich kommt. Er reinigt die heiligen Felgen und den Lack nach jeder Fahrt. Im Wagen darf weder gegessen und getrunken werden. Und traurigerweise merkt man deutlich, dass dieser Mensch sein ganzes Selbstbewusstsein aus diesem Haufen Lack und Metall zieht. Das ist das Auto wirklich Lebensinhalt, Lebenszweck und Halt und ja: Das finde ich traurig.
Wie es dazu kommt? Gründe dafür gibt es genug. Spaß am Basteln und Tüfteln, Technikbegeisterung, das Auto fahren und dessen Kräfte spüren an sich und so weiter. Ich könnte mir schon vorstellen dass es spannender und anspruchsvoller ist als Bierdeckel zu sammeln, deshalb empfinde ich diese Priorität auch nicht unbedingt als Makel. Vor allem wenn es anscheinend auch niemanden gibt der sich aus dem engeren Familienkreis zurück gesetzt fühlen könnte.
Es ist aber trotzdem schon komisch was es alles gibt und wie unterschiedlich wir Menschen in unseren Bedürfnissen sind. Der eine sagt dass er ohne seine Lieblings-Fußballmannschaft nicht leben kann und reist ihr weltweit hinterher, der andere verbringt seine Zeit lieber mit einem Auto und der nächste fährt zu jedem Mittelalterfest. Für alles gibt es Nischen und für jedes Bedürfnis ein Angebot. Ich kenne sogar jemanden der hat sein neues Haus quasi um sein Auto herumgebaut. Ich meine damit dass alles auf sein Auto abgestimmt war und dass es viel Platz in der Garage hatte, auch um daran zu schrauben und zu basteln. Für ihn eine absolute Notwendigkeit, für andere pure Platz- und Geldverschwendung.
Für mich wäre das einfach nichts, ein Auto ist ein Alltagsgegenstand welcher mir ermöglicht mich äußerst flexibel und komfortabel zu bewegen. Mir würde es nie in den Sinn kommen mehr Geld als unbedingt erforderlich für den Kauf oder die späteren Ersatzteile aufzuwenden und schon gar nicht meine Freizeit damit zu verbringen. Ich habe andere Interessen worüber andere vielleicht auch nur lächeln oder die so etwas sogar konsequent ablehnen. Hier würde ich auch nicht wollen das ein Außenstehender sich erlaubt darüber ein Urteil abzugeben ob das gut oder schlecht für mich ist. So lange alles legal ist geht das niemanden etwas an.
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