Sich frei fühlen, wenn man Geld verbrennt

Ich war vor einigen Monaten, oder vielleicht ist es sogar schon über ein Jahr her, bei dem Kabarettist Vince Ebert. Damals war er mit dem Programm „Freiheit ist alles“ unterwegs. Wie der Name sagt, ging es in dem Programm darum, wie man Freiheit erreichen kann und sich frei fühlen kann.

Am Ende verbrannte Vince Ebert, um seinem ganzen Programm Wirkung zu verleihen, einen Fünfzig-Euro-Schein. Diesen hat er vorher mit einem anderen Fünfzig-Euro-Schein mit einem Zuschauer aus dem Publikum getauscht, sodass keiner denkt, es wäre ein gefälschter Schein, der sowieso nichts wert ist. Wer an der Nummer interessiert ist, kann sie auf seinem offiziellen YouTube Kanal unter diesem Link anschauen.

Wie Vince Ebert in dem Video sagt, hat die Verbrennung eines Geldscheines natürlich eine große Wirkung bei dem Publikum und auch mir ist es wie gesagt nach vielen Monaten noch immer im Gedächtnis, während ich andere Comedy-Veranstaltungen dieser Art schon längst wieder vergessen habe. Die Nummer hat bei meiner Mutter, mit der ich solche Veranstaltungen immer besuche, natürlich auch viel Diskussionsbedarf aufgelöst.

Was ist eure Meinung zu dem Verbrennen von Geldscheinen? Denkt ihr auch, dass es in irgendeiner Art frei macht oder findet ihr das schwachsinnig? Vince Ebert sagt während der Nummer, dass Geld uns ja im gewissen Sinne auch frei macht, weil wir uns damit kaufen können, was wir wollen. Aber auf der anderen Seite macht mit uns eben auch das Gegenteil, weil wir uns sehr viel Gedanken um Geld machen wir und wir regelrecht abhängig davon sind. Was denkt ihr dazu?

Geld zu verbrennen erregt naturgemäß Aufsehen. Ich glaube nicht, dass es frei macht. Jedenfalls nicht mich. Wenn nun jemand hergeht und sein ganzes Geld verbrennt, ist er insofern frei, dass er sich keine Gedanken mehr machen muss, was er mit dem Geld machen kann.

Aber frei kann er eigentlich nicht sein, denn ohne Geld kann er gar nichts tun, nicht essen, nicht wohnen, keine Kleidung kaufen. Er ist darauf angewiesen, betteln zu gehen. Damit ist er frei von allen Zwängen bis auf den einen, sich durch betteln am Leben zu erhalten. Auch das könnte man als Zwang sehen, leben zu müssen.

Natürlich ist man abhängig vom Geld. Ich mache mir nicht zu viel Gedanken über das Geld. Nur notgedrungen muss ich darüber nachdenken, wie ich es am besten einteile, damit es für den ganzen Monat reicht und ich die notwendigen Reparaturen auch noch bezahlen kann. Verbrenne ich mein Geld, was habe ich dann?

Dieser Kabarettist auf der Bühne kann einen 5o-Euro-Schein verschmerzen und gut sagen, dass das Verbrennen des Geldes frei macht, da er genug davon hat. Irgendwie muss er ja sein Publikum unterhalten. Und wenn es mit einem kleinen Feuerchen ist.

Ich sehe das einfach als Gag bei einem Bühnenprogramm. Für 50 Euro könnte man auch Glitter auf die Zuschauer regnen lassen oder ein Feuerwerk abbrennen oder irgendwas in der Art. Das würde dann genauso unter "Produktionskosten" aufgeführt werden wie der 50-Euro Schein wahrscheinlich.

Mich würde ein einzelner verbrannter Geldschein bei einem Programm, für das ich Eintritt bezahlt habe, jedenfalls nicht beeindrucken. Wenn jemand eine Performance aus der Verbrennung seines gesamten Privatvermögens macht wäre das was anderes.

Ich finde auch die Diskussion, ob Geld nun frei oder unfrei macht nicht sonderlich neu oder spannend. In einer Gesellschaft, die auf Geld als Tauschmittel basiert braucht man eben Geld, weil man seine Waren oder Leistungen nur selten direkt in andere Waren oder Gegenleistungen tauschen kann. Welchen Stellenwert ich dem Geld über diese Notwendigkeit hinaus aber in meinem eigenen Leben einräume ist meine eigene Entscheidung, das hat mit dem Geld selber nichts zu tun.

Für mich hat das nichts mit Freiheit, sondern einfach nur mit purer Dummheit zu tun, wenn man meint, Geld verbrennen zu müssen. Immerhin sollte man doch so viel Verstand besitzen, zu wissen, dass man sich nicht absolut frei und glücklich fühlen wird, wenn man auf einmal sein ganzes Geld verbrennt. Stattdessen ist man dann einfach nicht mehr dazu in der Lage, für sich selbst zu sorgen, sich Nahrung und Kleidung zu kaufen und man ist dann in so einem Fall auf Ämter angewiesen. Ich weiß nun wirklich nicht, was daran frei sein soll und ich würde sagen, dass man dann quasi erst recht gefangen vom System ist. Immerhin ist es doch auch eine Art Freiheit, für sich selbst sorgen zu können und selbst Geld zu verdienen. Ist man jedoch darauf angewiesen, dass die Ämter einen versorgen, dann ist das absolut nicht frei.

Natürlich ist es so, dass wir heutzutage leider viel zu viel Gedanken damit verschwenden, über Geld nachzudenken. Es dreht sich ständig immer alles nur um Geld und wir denken täglich daran und haben auch meistens täglich mit Geld zu tun. Dabei ist der Gedanke durchaus reizvoll, einfach einmal zu leben, ohne an Geld denken zu müssen und ohne sich finanzielle Sorgen machen zu müssen. Allerdings ist das heutzutage auch absolut nicht möglich. Ohne Geld kann man heutzutage nicht über die Runden kommen und wir werden dazu gezwungen, uns über Geld Gedanken zu machen.

Wenn man sein Geld nun unbedingt loswerden möchte, weil man es nicht braucht, dann sollte man es doch wenigstens spenden, als es einfach zu verbrennen. Immerhin kann man somit anderen Menschen ein besseres Leben ermöglichen und andere Menschen können sich dann von dem Geld Nahrung und Kleidung kaufen. Von daher finde ich es auch reichlich egoistisch, wenn man meint, unbedingt Geld verbrennen zu müssen, um sich selbst besser zu fühlen.

Das mit der Show würde ich jedoch absolut nicht ernst nehmen. Fünfzig Euro sind in der Show absolut nicht viel Geld und der Künstler wird das ja auch nicht von seiner eigenen Tasche bezahlt haben. Dabei muss es ja nicht einmal sein, dass es tatsächlich seine eigene Einstellung und Meinung ist, die er da verkündet hat. Stattdessen war er eben auf eine gute Show aus.

Ich denke mal, dass es auch so gemeint ist, dass man frei ist oder sich frei fühlen kann, wenn man genügend Geld hat, dass es einem nichts ausmacht, dass man auch den einen oder anderen Schein verbrennen würde. Wer also viel Geld hat fühlt sich frei und wenn man dann in "den Genuss" kommt, dass man sich mit einem Hunderter die Zigarette anmacht, dann ist das ein Zeichen dafür, dass man alles machen kann, weil man reich ist. Und wenn man sich einfach mal in den Flieger setzen kann um Urlaub zu machen, dann hat das was mit Freiheit zu tun und das anzünden eines Geldscheins zeigt einfach, dass man sich diese Freiheit gönnt sich mit Geld die Freiheit zu kaufen.

Ich denke schon, dass es auch befreien kann, wenn man sich von Geld trennt. Das dürfte für den normalen Menschen aber nicht in Betracht kommen, sondern nur für die Menschen, die eben sehr viel Geld haben und sich auch ständig Gedanken darüber machen, ob ihnen ihr Geld vielleicht gestohlen wird oder ob eine neue Finanzkrise droht. So etwas ist nicht gerade der Inbegriff der Freiheit, könnte ich mir vorstellen. Aber natürlich macht Geld im Grunde auch frei und dafür kann man sich etwas kaufen oder verreisen, damit man sich frei fühlt. So ist es eben ein Zwiespalt.

Dass einem so eine Aktion, wie das Verbrennen eines Geldscheins, noch lange im Gedächtnis bleibt, kann ich mir gut vorstellen, aber so wirklich gelungen finde ich so etwas eigentlich nicht. Es gibt so viele Spendenprojekte, die man mit dem Geld unterstützen könnte und die sich auch über eine vergleichsweise kleine Summe, wie 50 Euro sicher freuen würden. Das fände ich viel sinnvoller, als das Geld einfach auf der Bühne zu verbrennen.

Es gibt ja ein altes Sprichwort, welches heißt, dass Besitz nur belastet. Wenn man sich das mal durch den Kopf gehen lässt, liegt da schon eine Menge Wahrheit drin, denn Besitz kann einen schon arg beschäftigen. Das Geld zu verbrennen ist schon eine sehr symbolträchtige Tat, die immerhin die eigentlichen Argumente dahinter verstärkt, weil man es plastisch vor sich sieht.