Ist Massentierhaltung generell verwerflich?

vom 11.10.2014, 13:07 Uhr

Immer wieder kann man hören und lesen, dass Massentierhaltung verwerflich ist. Ich kann das auch verstehen, wenn die Tiere im eigenen Dreck liegen oder laufen. Aber viele Tiere sind auch Herdentiere, die auch ihre Artgenossen brauchen und auch in Herden dicht aneinander leben. Deswegen finde ich, dass man doch nicht generell die Massentierhaltung verwerflich finden kann.

Oder sehe ich da was falsch? Sicher ist es verwerflich, wenn Hühner so dicht aneinander leben, dass sie sich gegenseitig picken oder Schweine sich nicht bewegen können. Aber wenn diese draußen leben und in Herden leben ist das doch nicht so verwerflich, oder? Wann fängt eigentlich Massentierhaltung an und wo hört diese auf? Wo kann man sagen, dass es Herdenhaltung ist und wo ist es dann doch die Masse, die man verwerflich finden muss?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Massentierhaltung ist nicht der korrekte Begriff dafür. Eigentlich heißt das intensive Tierhaltung. Im Gegensatz zur extensiven Tierhaltung. Und das wird so wie im Rest der Landwirtschaft auch definiert. Es gibt mehrere Faktoren, die bei der Landwirtschaft eine Rolle spielen. Boden, Arbeit und Kapital. Also wie viel Flächen man dafür verwendet, wie viel Arbeit man sich damit aufhalst und wie viel Geld man reinsteckt und rausholt.

Bei der intensiven Landwirtschaft und eben auch Tierhaltung ist man nicht bereit, bei einem der Faktoren Abstriche zu akzeptieren. Alles läuft auf das wirtschaftliche Ideal hinaus.

Somit ist dein Beispiel, viele Hühner draußen zu halten, kein Beispiel aus der Intensivtierhaltung. Denn das ist auf den Faktor Boden bezogen nicht ideal. In der Käfighaltung oder wenigstens auf engsten Raum in einer Halle lässt sich mehr Geld verdienen. Es ist also extensive Tierhaltung und keine Massentierhaltung. Egal, um wieviele Tiere es sich handelt. Man muss es in Relation zur Fläche betrachten.

Es gibt ganz genaue Zahlen, wann Massentierhaltung anfängt, aber ich finde, schon an der Definition sieht man, dass da nichts Gutes für die Tiere rauskommen kann. Intensivtierhaltung ist ausschließlich profitgesteuert. Ob man das nun mit 5 Schweinen oder mit 5000 betreibt, ist dabei eigentlich egal.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Massentierhaltung kann man ja nun wirklich nicht mit einer Herde vergleichen. Ich möchte dir das jetzt nicht unterstellen, aber ich weiß, dass es Menschen gibt die sich der Tatsache sehr wohl bewusst sind, dass Massentierhaltung falsch ist, aber die es dennoch irgendwie zu rechtfertigen versuchen. Wenn Tiere in einer Herde leben, dann bedeutet dies in der Regel nicht, dass sie aufeinander hocken. Außerdem quetschen sie sich nicht alle auf 10qm und können nicht links und rechts gucken. Wenn Tiere in einer Herde leben, dann ist dies meistens ein Schutzverhalten, sie können sich in einer Herde besser gegen Feinde verteidigen. Dennoch bewegen sie sich frei in großen Territorien und bleiben nicht auf einem Fleck aufeinander sitzen. Massentierhaltung könnte nicht unterschiedlicher zu einer Herde sein.

Für mich ist sowas absolut unverantwortlich. Ich wäre schon eher bereit das doppelte oder mehr für Fleisch auszugeben, anstatt Fleisch aus so einer Haltung zu essen. Wir Deutschen sind da schon etwas verwöhnt, es muss mehrfach die Woche Fleisch auf den Tisch kommen, wo das herkommt und wie die Tiere gehalten werden, interessiert die meisten nicht.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Crispin hat geschrieben:Massentierhaltung kann man ja nun wirklich nicht mit einer Herde vergleichen.

Da offenbart sich genau das Problem. Massentierhaltung ist ein Begriff ohne Definition. Man kann einen Betrieb mit 1000 Hühnern führen und es ist keine "Massentierhaltung" nach gängiger Auffassung. Wenn man nämlich die Hühner auf einer Fläche so groß wie Frankreich hält. Nur, weil es eine große "Masse" an Tieren ist, ist es nicht unbedingt Massentierhaltung im Sinne von intensiver Tierhaltung. Intensive Tierhaltung von 1000 Hühnern findet auf engstem Raum statt, weil sich das am meisten rechnet. Im Gegenzug kann man auch 5 Hühner in intensiver Tierhaltung, also Massentierhaltung halten, wenn man sie in einen Pappkarton sperrt.

Demnach kann man eine Gruppe von Tieren als Herde halten und alle sind glücklich. Das geht bestimmt auch mit einer Rinderherde mit über 1000 Tieren. Prärie, Cowboys. Also muss man MissMarple hier gar nichts unterstellen. Sie hat nur ein Problem mit dem Verständnis des Begriffs "Massentierhaltung". Und dieses Problem ist total nachzuvollziehen, weil der Begriff falsch verwendet wird. Es muss "Tiermassen-auf-kleinem-Raum-Haltung" heißen. Oder eben intensive Tierhaltung.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Miss Marple, du bist schon sehr lange hier im Forum. Deshalb setze ich auch voraus, dass du die diversen Beiträge über das Leid der Tiere in der Massentierhaltung sehr wohl gelesen hast und dir darüber Gedanken gemacht hast. Warum vergleichst du die Massentierhaltung mit einer Herdenhaltung? Du kennst den Unterschied ganz bestimmt. Was du hier schreibst, passt nicht. Ich verlinke dir hier einen Beitrag, der dir vielleicht etwas die Massentierhaltung und ihren Schaden, den sie anrichtet, erklärt. Ferner wurden dir auch hier schon einige erklärende Sätze geschrieben von anderen Usern.

Ich gebe Crispin recht, dass eine Massentierhaltung keinesfalls mit einer Herde vergleichbar ist. Hier geht es nicht um 1.000 Hühner, die eine Fläche in der Größe Frankreichs zur Verfügung haben und auch nicht um fünf Hühner im Pappkarton, sondern um die Massentierhaltung in Hallen auf engstem Raum. Massentierhaltung ist der allgemeine Begriff und besser bekannt als Intensiv-Haltung.

Die Hühner werden in Hallen mit künstlichem Licht gehalten, ohne Stangen und Auslauf, nur Streu auf dem Boden und Fressen und Trinken. 26 Hühner teilen sich einen Quadratmeter. Diese armen Masthühner nehmen täglich 6,5 Prozent an Gewicht zu. Sie bekommen täglich Antibiotika, damit sie nicht krank werden. Sie können weder Scharren noch Picken oder Hacken. Es artet in Dauerstress aus durch die Enge und den ständigen Lärm, dadurch können sie höchstens 3 Minuten ruhen. Sie liegen in ihren Exkrementen und haben schmerzhafte Verätzungen der Brust, weil sie durch die Mast dreiviertel des Tages darin liegen. Da sie ihr Futter nicht mehr suchen müssen, besteht ihre Tätigkeit im Federpicken. Sie rupfen den Leidensgenossen Federn aus. Es kann tödlich enden und zum Kannibalismus führen.

Es ist nur ein Teil des Leides, das sie erdulden müssen, bis sie irgendwann auf dem Teller der Menschen landen. Da meine ich durchaus, dass du recht hast und es verwerflich ist. Die Bilder, die man oft zu sehen bekommt, sind wirklich grausam.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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