Normal, dass Eltern bewegende Entscheidungen kritisieren?

vom 08.10.2014, 10:07 Uhr

In den letzten Jahren ist mir mehr und mehr aufgefallen, dass meine Eltern grundsätzlich immer bedeutende Entscheidungen die ich zu treffen gedenke, kritisieren. Dabei spielt es nicht einmal eine Rolle ob ich nur eine Idee habe oder wirklich vor einer Entscheidung stehe. Es ist grundsätzlich immer so, dass meine Eltern mich immer kritisieren oder sogar gänzlich schlecht machen. Ich habe schon oft versucht mit meinen Eltern über deren nervige Angewohnheit zu sprechen, doch scheinbar sind sie sich keiner Schuld bewusst und wollen mir lediglich ihre Erfahrungen und Meinungen nahe bringen. Das mag ja erst einmal stimmen, aber in einigen Fällen artet das gerne mal aus.

Als Beispiel dient hier eine vor Jahren getätigte Investition in ein Online-Projekt. Dieses Projekt bezog sich auf das Thema Affiliate-Marketing. Es wurde vor Jahren eine große, internationale Plattform gegründet, die sich speziell mit diesem Thema beschäftigt. In dieses Projekt habe ich damals einen mittelhohen vierstelligen Betrag investiert, welcher sich bis heute um ein vielfaches gesteigert hat und nun passiv weiterhin ansteigt. Vor allem mein Vater ist vor dieser Investition regelrecht ausgerastet. Ich wäre noch viel zu jung, zu unerfahren und hätte keine Ahnung von Finanzen, Investitionen und solle erst einmal anfangen richtig zu arbeiten. Auch ist es ihm bis heute nicht verständlich wie man im Internet Geld verdienen kann. Meine Mutter stand hinter meinem Vater und hat mich auch sehr stark kritisiert, wie ich mit einer Entscheidung mein komplettes Geld wegwerfe und dazu auch noch von einer Investition sprechen kann.

Ein anderes Beispiel ist die damalige Investition in die Kryptowährung Bitcoin. Diese wird vielen hier sicherlich auch ein Begriff sein. Der Bitcoin stand Ende letzten Jahres bei rund 1.000 Dollar pro Einheit, war Jahre zuvor jedoch nur wenige Cents beziehungsweise Dollar wert. Der Nachteil an Kryptowährungen sind die enormen Kursschwankungen. Der Wert kann von heute auf morgen in die Höhe schnellen oder aber nichts mehr wert sein. Ich habe auch hier damals einen gewissen Betrag investiert und konnte einen schönen Gewinn erzielen. Auch hier haben meine Eltern fast täglich auf mich eingeredet meine Entscheidung zu überdenken und schnell zu verkaufen, damit der Verlust nicht zu groß ist.

Es gab bis heute keine einzige Entschuldigung für diese nervtötende Meckerei und selbst nach mehreren "guten" Entscheidungen scheint es scheinbar keinerlei Vertrauensbasis zwischen meinen Eltern und mir zu geben. Leider ist es auch so, dass es sich nicht nur um Entscheidungen bezüglich Geld zu geben, sondern auch um die Anschaffung eines neuen Autos, die Bekanntschaft zu diversen Frauen oder sogar die Beziehung zu meiner Freundin. Genau das ist auch das Problem - es geht einfach um wirklich alles was eine Entscheidung betrifft. Mittlerweile bin ich schon so weit, dass ich meinen Eltern kaum noch etwas erzähle, weil ich mir jede Diskussion ersparen möchte.

Ich frage mich, ob diese übertriebene Fürsorge oder was auch immer das sein soll noch normal ist. Kennt ihr derartige Situationen selbst und wie geht ihr damit um? Wie würdet ihr euch an meiner Stelle verhalten? Welche Gründe kann dieses Verhalten meiner Eltern haben?

» Horkrux » Beiträge: 564 » Talkpoints: 53,84 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke, dass es sich um ein angewöhntes Verhalten von deinen Eltern handelt. Du darfst nicht vergessen, dass du ihnen viel bedeutest und sie dich durch die Kritik dann daran hindern wollen, Fehler zu machen. Sie müssen wohl erst lernen, dass jeder seine Fehler selbst machen muss. Vielleicht solltest du mal das Gespräch zu ihnen suchen und ihnen erklären, dass du generell für Kritik und Vorschläge offen bist, es dich aber nervt, dass sie ständig alles kritisieren was du anfangen willst. Vielleicht ist ihnen gar nicht so bewusst, wie nervig das jedes mal für dich.

Bei meinen Eltern ist es so, dass ich ihnen bei wichtigen Entscheidungen auch erzähle was ich vor habe. Bisher habe ich da auch eigentlich eher selten Kritik gehört. Ich bin auch ein absoluter Vernunftsmensch und sehr vorsichtig. Ich denke, dass wissen meine Eltern eben auch. Aber sie sagen auch offen wenn sie etwas für bedenklich oder nicht gut halten.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich konnte mir, so lange ich noch Eltern hatte, immer anhören: "Bist du sicher?" Es war vollkommen egal, was ich vorhatte und ob das ganze sehr sinnvoll und vernünftig war, das hatte auch keinen Einfluss. Wobei dieses Hinterfragen weniger damit zu tun hatte, dass meine Eltern mir nichts zugetraut haben. Es war einfach so, dass sie gewisse Entscheidungen einfach nur sehr schwer nachvollziehen konnten. Das moderne Leben zog zwar nicht einfach an ihnen vorüber, aber Dinge, die für uns normal oder gar selbstverständlich sind, die waren es in ihrer Lebenswelt eben nicht.

Das brachte durchaus kuriose Situationen. Ein schönes Beispiel war die erste eigene Wohnung. Ich ging zur Uni und brauchte Wohnraum. Ich wollte nichts ins Wohnheim. Bis dahin kamen sie mit. Aber dass ich ein hässliches Ein-Zimmer-Appartement in einem unsanierten Altbau mit Kneipe bezogen habe, das sahen sie als echtes Problem. Dass bezahlbarer Wohnraum in einer Uni-Stadt ein echtes Problem sein kann, das ging nicht wirklich in ihren Kopf. Während des Studium vergrößerte ich mich im gleichen Haus.

Das war auch so eine Sache, schließlich war es teurer und ich "brauchte" den Platz doch nicht. Nach dem Studium zog ich dann in eine ähnlich große Wohnung in einem besseren Haus in einer besseren Gegend. Das hätte sie doch freuen sollen. Aber es gab im Prinzip die gleichen Kommentare wie vorher. Aber wenn man sich vor Augen führt, dass meine Eltern in ihrem ganzen Leben nur einmal von der elterlichen Wohnung aus zusammen gezogen und dann noch einmal umgezogen sind, dann versteht man eher, dass ihnen das Verständnis fehlte.

Bei Freunden, Lebenspartnern, Autos, Haustieren, Jobs, etc. war das nicht anders. Sie legten immer ihren Maßstab an und der passte eben nicht zu meinem oder zu jedem anderen Leben meiner Generation. Ich habe es hingenommen und mein Ding gemacht. Wenn es dann klappte, waren sie auch stolz. Ich musste immer schmunzeln. Aber geändert haben Erfolge und richtige Entscheidungen an ihrer Grundhaltung nie etwas.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich kenne so etwas von meinen eigenen Eltern, die auch gerne kritisiert haben, was ich denn so machen wollte. Das lief dann ungefähr so ab, dass sie mir ziemlich lange und ausführlich erklärt haben, dass meine Idee dumm ist oder sie sie einfach nur schlecht finden. Danach kam immer der Satz: "Aber mach, was du für richtig hältst. Es ist ja dein Leben." :D

Bisher habe ich aber wirklich immer das gemacht, was ich für richtig gehalten habe und so zwar den einen oder anderen Fehler begangen, aber letztendlich habe ich so nur Erfahrungen gesammelt (auch viele Positive). So ist meine Mutter zum Beispiel auch überzeugt davon, dass wenn man ein Buch veröffentlicht, immer nur Minus machen kann. Ich habe ihr erklärt, das dem nicht so ist, aber dem ist sie nicht zugänglich.

Ich bin meinen Eltern aber nicht böse deswegen, denn immerhin meinen sie es nur gut mit mir. Das haben sie mir auch schon einmal gesagt und ich finde, auch wenn ein solches Verhalten von Eltern richtig nervig ist, zeigt das doch am Besten, dass man ihnen wichtig ist. Ich denke, das ist bei deinen Eltern wahrscheinlich genauso. :wink:

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» Fluffeltuch » Beiträge: 797 » Talkpoints: 3,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke es ist vollkommen normal, das Eltern wichtige Entscheidungen oft kritisch gegenüber stehen. Sie wollen dich schützen, und das egal in welchem Alter. Oft haben sie vielleicht schon selbst mit diesem Thema Erfahrungen gemacht und wollen das du nicht die selben Fehler machst wie sie. Meistens können sie nicht akzeptieren, das du eigene Fehler machen musst.

Das einzige was man in solchen Situationen raten kann ist, höre dir an was deine Eltern sagen und überlege genau ob sie nicht vielleicht ein wenig Recht haben. Wenn du ihnen nicht zuhörst und etwas schief geht, bekommst du am Ende nur zu hören: "Das haben wir dir gleich gesagt". Aber du musst trotzdem auch auf dein eigenes Gefühl vertrauen. Wenn du dir zu hundert Prozent sicher bist, das etwas funktioniert, dann ziehe es auch durch. Am Ende bist du um eine Erfahrung reicher, ob gut oder schlecht, ist Nebensache. Auch Eltern müssen verstehen das sich manche Dinge, im Vergleich zu früher, geändert haben, man sein kleines Kind nicht vor allem und jedem beschützen kann und das es irgendwann zeit ist sein Kind ziehen zu lassen.

» Sonnenblume56 » Beiträge: 96 » Talkpoints: 26,17 »


Wie ist denn der Umgang deiner Eltern mit dem Internet? Das kann nämlich das eigentliche Problem sein. Bei deinen Beispielen geht es um Dinge, die sie vielleicht gar nicht richtig nachvollziehen können. Das kenne ich von meinen Eltern auch, obwohl sie da eben nicht wirklich kritisiert haben. Sie konnten aber die Dinge eben nicht verstehen. Habe ich es mit Beispielen verglichen, wo sie einen Bezug hatten, ging das schon besser.

Daher ist es nicht so, dass Eltern grundsätzlich alle Ideen oder Entscheidungen kritisieren. Aber sie sind eine andere Generation. Selbst mein Mann, der nur knappe sechs Jahre älter ist als ich, aber keinerlei Bezug zum Internet hat, versteht manche Dinge nur, wenn ich es ihm direkt zeige, wie da ein Verdienst entsteht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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