Emanzipation mit romantischen Vorstellungen vereinbar?
Völlig geschlechtsneutral entstehen eben Lebenssituationen, wo ein Partner mehr finanzielle Mittel beisteuern "muss", weil der andere das einfach nicht leisten kann. Bei meinem ersten Partner hätte ich alle meine finanziellen Mittel beisteuern können und hätte noch nicht einmal ansatzweise die Hälfte des Monatseinkommens erwirtschaftet. Schülerin und dann später Studentin "gegen" den Inhaber von zwei sehr gut gehenden Firmen: das kann nicht aufgehen. Um das zu erreichen, hätte er mit mir in eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung ziehen müssen, das Auto verkaufen und seine Freizeitgestaltung komplett ändern müssen.
Ich konnte mir dieses Haus, den Fuhrpark, die Kleidung für gesellschaftliche Anlässe, die Restaurants, Kurzurlaube und Konzert- und Theaterkarten definitiv nicht leisten, von seinen Vorlieben beim Essen mal ganz zu schweigen. Und nein, ich habe mir keinen "reichen, alten Sack" angelacht, ich habe einfach einen netten jungen Mann, der nur zwei Jahre älter war, über gemeinsame Bekannte kennengelernt. Ich wusste nichts von seinem Hintergrund und habe das auch nur stückweise erfahren. Hätten wir uns jetzt trennen sollen? Oder hätten wir nicht zusammenziehen dürfen?
Geld war da nie ein Thema, kleine Aufmerksamkeiten fehlten dagegen in dieser Beziehung von seiner Seite aus völlig. Er freute sich sehr über so etwas, zurück gab es das aber nicht. Ok, das ist Jammern auf hohem Niveau, aber ein Gleichgewicht in dieser Hinsicht wäre sinnvoll gewesen.
Und mit meinem Mann gibt es, wie angedeutet, große Schwankungen über die Jahre. Trotzdem war nie einer von uns dem anderen überlegen. Aber ja, wir himmeln uns auch nach langjähriger Ehe durchaus noch an. Wir überraschen den anderen mit Kleinigkeiten und ab und zu auch größeren Dingen, von denen wir wissen, dass sie dem anderen viel bedeuten. Wir nehmen uns gegenseitig Aufgaben ab, einfach um den anderen zu entlasten und zu unterstützen. Wir haben aber kein Gefühl der Abhängigkeit. Es ist doch eher so, dass echte und am besten noch ständig hervorgehobene, vom stärkeren Partner betonte Abhängigkeit Emanzipation (oder besser Gleichberechtigung, denn das ist keine Einbahnstraße) und Romantik zerstört.
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