Wenige Kompromisse eingehen ein guter Weg im Leben?

vom 04.10.2014, 13:48 Uhr

Ich weiß, dass es mir nicht so liegt, Kompromisse einzugehen. Auf Arbeit muss ich das, denn wenn meine Vorgesetzten etwas anordnen, dann muss ich mich ja fügen. Aber das ist eben das Arbeitsleben, dafür bezahlen die mich ganz gut und damit muss ich dann eben leben, dass ich mich im Job nicht immer selbst verwirklichen kann. Ich möchte allerdings ansonsten in meinem Leben nicht so gerne Kompromisse eingehen, denn ich habe oft das Gefühl, dass ich mit diesen dann unzufrieden bin.

Durchaus lasse ich mich manchmal überraschen. Ich wurde etwa zu einem Stadtfest eingeladen, hatte nicht so Lust dazu, bin aber demjenigen der mich eingeladen hat zuliebe dennoch mit gegangen und es war dann auch nett. Aber hier musste ich ja nicht viel investieren, denn der Ort, in dem das Stadtfest war, lag ohnehin auf meinem Weg. Aber wenn es für mich zu anstrengend wird, dann habe ich meistens nicht so Interesse daran, etwas zu machen, was ich eigentlich nicht will. Das habe ich früher manchmal gemacht und es eigentlich nur bereut.

Natürlich hat das eventuell den Nachteil, dass man auch manchmal mit anderen in Konflikt gerät, aber dann frage ich mich, ob der liebe Frieden es wirklich wert ist, dass man auf etwas verzichtet, was man eigentlich haben will und komme für mich zu der Erkenntnis, dass dem meistens nicht so ist. Was hat man denn davon, immer nett und nachgiebig zu sein, um dann auf etwas zu verzichten, was einem wichtig wäre?

Sind euch die Wünsche anderer und das Auskommen mit diesen Personen so wichtig, dass ihr auch auf eigene Ansprüche verzichtet und ungewollte Kompromisse eingeht? Oder ist es euch wichtiger, eigene Ziele umzusetzen, auch wenn das bedeutet, dass nicht immer alle im Umfeld zufrieden sind?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wie steht es denn mit deinen eigenen Wünschen, für die andere dann Kompromisse eingehen müssen um sie zu erfüllen? Spielt es bei deinen Überlegungen überhaupt eine Rolle? Denkst du nicht, dass ein gutes Zusammenleben auf Geben und Nehmen beruht und, dass jeder Mal Kompromisse dem anderen zuliebe eingesehen muss? Denkst du nicht, dass sich das auf längere Sicht wieder ausgleicht, wenn du für jemanden jetzt einen Kompromiss eingehst?

Bei mir funktioniert das jedenfalls so und die einzigen Leute, bei denen ich nicht (mehr) kompromissbereit sind sind die Leute, die mir nie entgegen kommen und denken, dass sich immer alles nur um sie drehen und sich jeder nach ihrem Bedürfnissen richten muss.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich kann mich Cloudy24 nur anschließen. Kompromisse schließen, sofern jeder mal zurück steckt. Ansonsten kann ich halt auch auf stur schalten. Aber mal ein einfaches Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit. Mein Schwager hat selbst kein Auto. Er braucht keines, da er die Arbeit fast vor der Haustür hat. Gerade jetzt im Herbst geht er gerne und viel in die Pilze und ist dann auf andere Menschen angewiesen, dass sie ihn mitnehmen.

Nun kam es so, dass er anrief und gefragt hat, ob mein Mann den nächsten Tag noch mal mit ihm fahren würde. Sie waren schon zwei Vormittage hintereinander im Wald gewesen. Mein Mann hatte aber selbst einen Arzttermin und ich hätte an dem Tag ausschlafen können. Trotzdem habe ich mich bereit erklärt, da ich selbst immer mit Bitten zu meinem Schwager kommen kann.

Sicherlich muss man nicht immer und überall Kompromiss eingehen. Aber oftmals ist es schon sinnvoll, wenn man sich darauf einlässt. Zumindest ich habe dann auch mehr Freude am Leben, wenn ich weiß, dass mir Freunde und Bekannte entgegenkommen, weil ich auch entgegenkommend bin. Man sollte sich halt nie immer nur unterordnen, aber auch nie nur der Wortführer sein.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich finde auf keinen Fall, dass es gut ist, wenige Kompromisse im Leben einzugehen. Stattdessen gehören Kompromisse einfach dazu, wie ich finde und wenn man wirklich ständig nur seinen eigenen Kopf durchsetzen möchte, ohne auf andere zu achten, dann steht man doch irgendwann alleine da. Man muss doch auch anderen Leuten ab und zu behilflich sein, Kompromisse eingehen und auch freiwillig für jemanden etwas tun, auch wenn dabei nichts für einen selbst rausspringt. Immerhin werden sich doch früher oder später alle Menschen von einem abwenden, wenn sie merken, dass man absolut nicht bereit dazu ist, ihnen einen Gefallen zu erfüllen, wenn man selbst nichts dafür bekommt. Das ist aber auch nicht verwunderlich und ich hätte auch keine große Lust auf Kontakt mit einer Person, die absolut nicht bereit dazu wäre, mir von selbst ihre Hilfe anzubieten, wenn sie keinen Vorteil dadurch hätte.

Ich bezweifle es ehrlich gesagt sehr, dass man mit dieser Methode glücklich wird und ich denke nicht, dass das eine optimale Lösung ist. Natürlich fühlt es sich gut an, wenn man das machen kann, was man selbst möchte, ohne auf jemanden Rücksicht nehmen zu müssen. Allerdings kann man diese Methode eben auch nur dann durchführen, wenn man alleine durchs Leben geht. Niemand wird so etwas auf Dauer mitmachen und da muss man es sich natürlich überlegen, ob es einem so wichtig ist, immer nur sich selbst glücklich machen zu wollen, dass man es dafür in Kauf nimmt, liebe Menschen um sich herum zu verlieren.

Ich denke, dass es in einer Freundschaft und in einer Beziehung immer Kompromisse geben muss. Beides kann nur dann funktionieren, wenn einem das Wohl des anderen genauso wichtig ist oder noch wichtiger ist, als das eigene Wohl. Man muss dazu bereit sein, auch selbst ein wenig zurück zu stecken, damit alle mit der Lösung zufrieden sind. Allerdings muss man das aber auch nicht immer direkt negativ auffassen, da diese Leute ja eben auch Kompromisse für einen eingehen werden. Das sollte sich auf jeden Fall ausgleichen und ich denke, dass das auch normal und optimal ist und von daher könnte ich es mir auch nicht vorstellen, immer nur meinen eigenen Kopf durchzusetzen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Diesen Gedanken habe ich auch ziemlich oft und finde den Grad ehrlich gesagt ziemlich schwierig. Früher habe ich aus dem Bauch heraus gehandelt und alles so gemacht wie ich es wollte und mir von keinem reinreden lassen. Wenn dann einer nicht gut fand was ich gemacht habe war mir das egal. Wirklich geschadet habe ich dabei natürlich niemandem. Zu der Zeit war ich sehr sehr glücklich.

Nach und nach begannen immer mehr Personen auf mich einzuwirken und ich habe mich angepasst und öfter mal gemacht was die Gesellschaft oder das Umfeld von mir verlangt hat. Dadurch ist einiges von der Leichtigkeit in meinem Leben verloren gegangen, habe ich das Gefühl.

Ich habe damit auch fast nur negative Erfahrungen gemacht und bemühe mich wieder mehr von der Gesellschaft loszureißen und auf mein Bauchgefühl zu hören, weil mich das irgendwie glücklicher macht.

» crazykris1 » Beiträge: 605 » Talkpoints: 37,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Es kommt wie so oft darauf an, was einem Menschen für das eigene Leben besonders wichtig ist und was derjenige meint, für ein gelingendes Leben zu brauchen. Wem die eigene Bequemlichkeit und die Erfüllung der eigenen Wünsche und Bedürfnisse wichtiger ist als ein harmonisches Zusammenleben mit Freunden und/oder Familie, kann sich sein Leben natürlich so einrichten.

Dabei läuft man natürlich Gefahr, dass sich viele Menschen von einem abwenden, weil sie bemerken, dass man sich nur mit ihnen abgibt oder ihnen hilft, wenn es keine zu großen Umstände macht und die eigenen Wünsche nicht ins Hintertreffen geraten. Das muss man gar nicht explizit in Worte fassen: Die meisten Menschen bemerken früher oder später, ob ich bereit bin, auch mal etwas Zeit und Mühe in eine Freundschaft oder Bekanntschaft zu investieren, oder ob ich mich nur im Ausnahmefall breitschlagen lasse, wenn ich dafür kein Benzin verfahren muss, das Wetter schön ist und ich den Anfang meiner Lieblingsserie nicht verpasse.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass es mit der Erfüllung der eigenen Wünsche dann oft auch nicht mehr so weit her ist, wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, dass ich mich nur dann sozial und hilfsbereit gebe, wenn ich keine Kompromisse machen muss, was Zeit, Lust und Geld angeht. Mit anderen Worten: Wenn man nur unter ganz bestimmten, idealen Umständen bereit ist, Zeit mit einem anderen Menschen zu verbringen, kann man sehr schnell einsam und alleine auf dem Sofa sitzen, weil sämtliche Freunde und Bekannte ihre Zeit lieber mit Leuten verbringen, die sie nicht als Belastung ansehen.

Daher bin ich der Meinung, dass ein gewisses Maß an Kompromissen nötig ist, wenn man Wert darauf legt, mit seinen Mitmenschen gut auszukommen. Da muss man eben mal einen Kinofilm anschauen, der einen nicht besonders interessiert oder für die Nachbarin einen Brief einwerfen gehen. Aber wer dagegen lieber sein eigenes Ding macht, auf die Hilfe und den guten Willen seiner Mitmenschen scheinbar nicht angewiesen ist und auch ganz gerne mal ein Wochenende alleine vor dem Fernseher verbringt, muss sich in dieser Hinsicht natürlich keinen Zacken aus der Krone brechen.

» Gerbera » Beiträge: 11320 » Talkpoints: 49,94 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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