Partner die Schuld für Zeitmangel geben
Eine Freundin von mir hat es mit ihrem aktuellen Partner wirklich nicht leicht. Meinem Gefühl nach ist dieser Mann, so, wie ich ihn bisher erlebt habe, noch ziemlich kindisch und unreif für sein Alter. Ein Hitzkopf, der andauernd irgendwelche Dinge als Beleidigung versteht, ist er noch dazu.
Wieso diese Freundin bei ihm bleibt, kann ich persönlich nicht verstehen. Aber gut, sie kennt ihn natürlich besser als ich, und irgendwelche Gründe wird sie sicher haben. Mal abgesehen davon ist es ihre eigene Entscheidung, was für Beziehungen sie mit wem eingeht, wo ich mich gar nicht aufdrängen oder einmischen will. Ich wundere mich nur eben, was sie an ihm bei so einem Verhalten findet. Das denke ich mir aber auch nur im Stillen und sage ihr dazu nichts, weil ich sie einfach nicht in ihrem Privatleben beeinflussen will.
Auf jeden Fall war es aber nun mal wieder so, dass wir gestern Abend telefonierten. Da erzählte sie von einer Sache, die ihr Partner ihr nun mal wieder gesagt oder unterstellt habe, und die sie verwirrend fand. Und zwar habe ihr Partner ihr wohl vorgeworfen, er käme in seiner Karriere absolut nicht weiter, weil die Beziehung ihn so viel Zeit kosten würde. Er behauptete dann wohl noch, das sei gar nicht böse gemeint, aber für mich sieht das schon nach einer Unterstellung beziehungsweise einem Versuch, ihr ein schlechtes Gewissen zu machen, aus.
Wenn jetzt ein Partner andauernd klammert und der andere Partner keinen Schritt alleine mehr machen könnte, könnte ich das Problem ja schon zumindest nachvollziehen. Aber meinem Gefühl nach unternehmen die beiden gar nicht einmal viel miteinander. Im Gegenteil, hart ausgedrückt habe ich das Gefühl, den Großteil der Zeit leben sie bloß in einer gemeinsamen Wohnung nebeneinander her. Der Mann kommt spät abends nach Hause, sieht fern, und am Wochenende zieht er mit seinen Freunden um die Häuser. Dass die beiden mal zusammen als Paar was machen, richtig aktiv, vielleicht "sogar" mal einen ganzen Samstag oder Sonntag lang, das kommt wohl höchstens alle zwei, drei Monate einmal vor.
Wie gesagt, ich sehe da nicht, dass die Frau dem "armen Mann" die ganze Zeit klauen würde, weil sie andauernd nach Aufmerksamkeit und gemeinsamen Unternehmungen schreien würde. Im Gegenteil, ich finde es sogar ziemlich wenig, was die beiden zusammen tun. Ich persönlich würde mich, würde man nur alle 3 Monate mal einen einzelnen Tag was zusammen machen, fragen, was das überhaupt für eine Beziehung sein soll, wenn man nicht interagiert. Aber das ist vielleicht auch einfach Geschmackssache. Wie auch immer, die Hauptsache ist wohl, dass meine Freundin mit ihrer Beziehung glücklich ist.
Beziehungsweise ist sie es aktuell ja offenbar nicht. Jedenfalls scheint sie sehr daran zu grübeln zu haben, dass der Mann ihr im Grunde seine stagnierende Karriere vorwirft. Wobei ich persönlich ja ehrlich gesagt fast eher glaube, dass das bloß eine Ausrede ist und er möglicherweise einfach einen Sündenbock für sein eigenes berufliches Scheitern beziehungsweise zumindest Auf-der-Stelle-Treten sucht. Und sie lässt es ja mit sich machen.
Wie würdet Ihr reagieren, wenn Euer Partner Euch sagen würde, er käme wegen Euch beruflich nicht weiter, weil die Freizeit mit Euch ihm die Zeit stehlen würde? Was würdet Ihr denken oder antworten, wenn er sagen würde, ohne Beziehung wäre er sicher schon dreimal mehr befördert worden? Und was kann ich meiner Freundin in der Situation raten?
Ich persönlich weiß ja, was ich von einem Mann, der solche Sprüche klopft, halte. Aber ob das der Freundin weiterhelfen würde, wenn ich sage, dass das für mich ein Idiot ist, das weiß ich nicht. Ich meine, was bringt ihr das, wenn ich ihr sage, dass der Mann hätte wissen müssen, dass eine Beziehung auch Zeit kostet? Das ist so eine Binsenweisheit, das weiß der Typ garantiert auch selbst. Und sie ja eigentlich auch.
Ich würde meinem Partner in so einem Fall wohl eine ganz schöne Ansage machen. Es kann ja nicht sein, dass er seine Freundin so runtermacht nur weil er selber scheitert. Ich denke, dass man da auch nichts mehr retten kann. An ihrer Stelle würde ich das Ganze beenden, weil sie ihn dann nicht mehr so belastet und er wieder machen kann was er will. Mal ehrlich, so eine Beziehung bringt doch nichts mehr. Soll er doch schauen wie er alleine klarkommt.
Ich finde diese Aussage des Partners deiner Freundin richtig frech und auch mies. Wenn sie wirklich so wenig miteinander unternehmen, halte ich es auch nur für eine Ausrede dafür, dass er eben selbst beruflich nicht weiter kommt. Da ist sie dann die Jenige die die Schuld zu gewiesen bekommt, weil anscheinend ja ein Sündenbock her muss. Ich würde das meinem Partner auch so direkt sagen, wenn er mir vorwerfen würde, ich das ich so Zeitaufwendig bin, dass er auf der Arbeit nicht weiter kommt.
Bei meinem Partner und mir ist es eher so, dass ich zu kurz komme, weil mein Partner sehr viel Arbeit und dann auch zu Hause noch für die Arbeit macht. Dazu hat er nun auch noch ein Studium angefangen und ist Vorsitzender in einem Verein. Da bleibt dann nicht so viel Zeit für mich oder eben uns. Wenn er mir da nun so etwas vorwerfen würde, wäre wohl die Hütte zu klein.
Eine solche Aussage würde bei uns zu richtig viel Krach führen, weil man in einer Partnerschaft ein jeder seine Rolle hat. Entweder holen beide das Geld nach Hause oder einer bringt das Geld, der andere kümmert sich um den Nachwuchs.
Egal welche Rolle man inne hat, jeder sollte gleichberechtigt sein. Solche Sprüche sind Gift für die Beziehung. Aber es sollten auch beide sich Mühe geben bei ihrer Rolle.
Wenn der eine dann behauptet, er käme aufgrund seiner Beziehung nicht weiter, liegt das ganz sicher nicht am Partner, sondern kann einfach daran liegen, dass bei ihm selbst die Voraussetzungen für eine Beförderung nicht vorliegen. Entweder weil er nicht genug drauf hat oder sich nicht genug Mühe gibt oder andere Gründe.
Mit den Worten "hätte, wäre, könnte" ist noch keiner weit gekommen.
Ich würde richtig sauer werden, wenn mein Partner mir vorwerfen würde, ich wäre schuld daran, dass er so wenig Zeit hätte. Immerhin hätte ich ihn doch nicht zu der Beziehung gezwungen und wenn er der Meinung wäre, er hätte durch mich viel zu wenig Zeit für sich selbst und für andere Sachen, dann solle er die Beziehung doch einfach beenden. Immerhin hätte er dann scheinbar wieder richtig viel Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Das würde ich ihm auch genauso sagen und ich würde das niemals so auf mich sitzen lassen. Ich würde ihn doch wohl nicht dazu zwingen, mit mir zusammen zu sein und mit mir Zeit zu verbringen und wenn er das schlicht und einfach nicht wollen würde, dann sollte er die Beziehung doch einfach beenden.
Jeder Mensch ist doch freiwillig in einer Beziehung. Man wird doch vom Partner nicht dazu gezwungen, mit ihm zusammen zu sein oder mit ihm Zeit zu verbringen. Und wenn man das nicht möchte, dann soll man doch einfach sagen können, dass man keine Zeit hat, um etwas zu unternehmen oder dass man lieber andere Sachen machen möchte. Und wenn nichts geht, dann sollte man tatsächlich daran denken, die Beziehung zu beenden. Das hat man doch selbst in der Hand und dem Partner Vorwürfe zu machen, weil man zu wenig Zeit hat, finde ich albern und dreist. Immerhin wird man eben nicht dazu gezwungen, Zeit mit ihm zu verbringen und man kann jederzeit den Mund aufmachen und sagen, dass man seine Zeit lieber anders verbringen möchte.
Ich denke, dass der Mann einfach nur verzweifelt ist, weil er mit seinem Leben allgemein unzufrieden ist. Von daher versucht er, einen Sündenbock zu finden und da bietet sich die Frau natürlich perfekt an, da sie leicht für alles verantwortlich gemacht werden kann. Dabei kann man natürlich leicht behaupten, sie würde einem die Zeit klauen, wenn man eine Beziehung mit ihr führt.
Ich würde mir so etwas auf keinen Fall gefallen lassen und bevor ich mir so etwas anhören müsste, würde ich die Beziehung lieber gleich beenden. Dabei würde ich auch allgemein gar nicht damit klar kommen, dass mein Partner so wenig Zeit mit mir verbringen würde. Für mich gehört es ganz einfach dazu, in einer Beziehung viel miteinander zu unternehmen und so viel Zeit wie nur möglich miteinander zu verbringen. Von daher wäre mir das auf jeden Fall viel zu wenig, was die beiden miteinander machen und ich würde so eine Beziehung auch nicht wollen. Würde ich dann jedoch gesagt bekommen, dass ich viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde, obwohl wir meiner Meinung nach, viel zu wenig miteinander machen würden, dann wäre die Sache für mich eigentlich klar und ich würde so eine Beziehung wirklich nicht führen wollen. Immerhin hätte man viel zu unterschiedliche Vorstellungen von einer Beziehung und das könnte auf Dauer gar nicht funktionieren.
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