Wie kann man Obdachlosen sinnvoll helfen?

vom 02.10.2014, 05:32 Uhr

Ich frage mich gerade, wie man einem Obdachlosen sinnvoll helfen kann. Ich meine, wenn man ihm Essen gibt, dann friert er nachts trotzdem ist aber erst mal gesättigt. Gibt man ihm Geld wird er vielleicht Alkohol kaufen oder das Geld für andere Drogen ausgeben. Kleidung wird man sicherlich auch nur selten in der passenden Größe haben und diese kann man dann ja auch schlecht einfach in die Hand drücken. Was kann man also als einzelne Person machen um zu helfen?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Die Situation der Obdachlosen stellt für mich auch eine ständige latente Quelle für ein schlechtes Gewissen dar. Ich würde auch gerne helfen, und frage mich des Öfteren, wie. Wenn ich dem Betroffenen ein paar Euro in die Hand drücke, ändert das ja eigentlich gar nichts an seiner Lage. Etwas zu Essen zu kaufen kommt mir herablassend vor, weil ich ja gar nicht weiß, ob der- oder diejenige überhaupt mag, was ich anschleppe. Viele Obdachlose haben ja auch Hunde, weswegen ich mir schon öfter überlegt habe, Hundefutter zu kaufen, aber andererseits möchte ich auch nicht den Eindruck erwecken, dass mir das Tier wichtiger ist als der Mensch.

In jeder größeren Stadt gibt es jedoch Einrichtungen, die Obdachlosen helfen, wie beispielsweise Wärmestuben, Notunterkünfte oder Kleiderkammern. Deswegen habe ich mir schon überlegt, dass man den Betroffenen vielleicht besser dadurch helfen kann, dass man eine dieser gemeinnützigen Einrichtungen finanziell oder durch Sachspenden unterstützt. Die Mitarbeiter dort kennen schließlich ihre "Stammkunden" und können so viel gezielter helfen und unterstützen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Wie Gerbera schon schrieb, meldet sich oft das schlechte Gewissen, wenn man Obdachlose sieht. Man möchte helfen, weiß aber tatsächlich nicht, wie man es anfangen kann.

Was nicht richtig ist, dass Obdachlose grundsätzlich mit Alkohol oder Drogen in Verbindung gebracht werden, wie es auch im Thread geschrieben wurde. In den meisten Fällen wird das sicherlich stimmen, aber nicht in allen. Es gibt auch Obdachlose, die nicht diesen Lastern verfallen sind. Aber für einen Außenstehenden ist es leider nicht möglich, da zu unterscheiden.

Ich finde es sehr traurig, wenn diese Menschen dann auch noch einen meist großen Hund neben sich haben. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten werden sie vielleicht sehr gut zu den Tieren sein. Aber leider denken sie nicht an die Tiere. Was haben die von ihrem Leben? Sie sitzen auf einer Decke und gucken traurig vor sich hin. Da bekomme ich schon eine leichte Wut auf solch egoistische Menschen. Die Menschen sind in vielen Fällen selbst Schuld an ihrem Schicksal – aber nicht alle! Nur die Tiere können sich das nicht aussuchen.

Einem normalen Obdachlosen kann man vielleicht durch ein Gespräch helfen, in dem man feststellen könnte, woran es liegt, dass er obdachlos ist. Dann wäre eine gezielte Hilfe möglich, indem man ihn dorthin fährt, wo ihm in seiner Situation geholfen werden kann, zum Beispiel in die von Gerbera erwähnten Wärmestuben, Notunterkünfte usw. oder zum Amt, wenn etwas zu klären ist. Aber ganz ehrlich, wer von uns würde das tun? Kommt da nicht die Angst, sich mit irgendetwas anzustecken?

Diese Gespräche und die nötige Hilfe zu leisten sind die täglichen Arbeiten von Sozialarbeitern. Ob sie das nun machen oder für andere Arbeiten abgestellt werden, weiß ich nicht. Aber da müsste etwas getan werden. Denn in Deutschland muss keiner obdachlos sein.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Cid hat geschrieben:Ich finde es sehr traurig, wenn diese Menschen dann auch noch einen meist großen Hund neben sich haben. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten werden sie vielleicht sehr gut zu den Tieren sein. Aber leider denken sie nicht an die Tiere. Was haben die von ihrem Leben? Sie sitzen auf einer Decke und gucken traurig vor sich hin. Da bekomme ich schon eine leichte Wut auf solch egoistische Menschen. Die Menschen sind in vielen Fällen selbst Schuld an ihrem Schicksal – aber nicht alle! Nur die Tiere können sich das nicht aussuchen..

Den Hunden geht es doch gar nicht so schlecht. Mir tun Hunde sehr viel mehr leid, wenn ihre Besitzer den ganzen Tag zum Arbeiten außer Haus sind. Die Hunde von Obdachlosen verbringen den ganzen Tag, sieben Tage die Woche, in unmittelbarer Nähe zu ihrem Alphatier. Also vom sozialen Gesichtspunkt her perfekt. Zudem kaufen die meisten Obdachlosen immer erst dem Hund etwas zu essen und dann erst sich selbst. Daher ist eine Futterspende auch vollkommen in Ordnung. Problematisch wird es erst, wenn der Hund eine teure Behandlung beim Tierarzt nötig hat.

Ich denke auch, dass man durch die Unterstützung des sozialen Engagements anderer sehr viel mehr erreicht als durch eigenes, kurzfristiges Engagement. Beispiele wurden hier ja genannt - Kleiderkammer. Diese Menschen haben es sich zum Beruf gemacht und haben daher auch die Zeit dafür. So wird die Hilfe gebündelt und wirkt auch langfristig.

Einem normalen Obdachlosen kann man vielleicht durch ein Gespräch helfen, in dem man feststellen könnte, woran es liegt, dass er obdachlos ist.

Sich als Privatperson zu einem Obdachlosen zu setzen und ihn über sein Leben auszuquetschen, fände ich ziemlich unhöflich. Er hat nicht darum gebeten. Wenn sich gemeinnützige Vereine vorstellen und ihre Hilfe anbieten, haben die Angesprochenen die Möglichkeit, diese Hilfe anzunehmen oder nicht. Aber ich würde mich niemals ungefragt aufdrängen.

Daher finde ich kleine Geldspenden auch ganz passend. Das ist das, worum sie bitten. Wenn man ihnen helfen will, kommt man dieser Bitte nach. Wenn sie weitergehende Hilfe wollen, wissen sie, wo sie sie bekommen könnten. Und es ist auch nicht meine Entscheidung, was sie von diesem Geld kaufen werden. Wenn sie alkoholsüchtig sind, sollen sie sich halt Alkohol kaufen. Kein Geld für Alkohol zu haben, heilt diese Krankheit mitnichten.

In den USA sprechen die Obdachlosen Autofahrer an roten Ampeln an. Daher haben viele mittlerweile einen kleinen Vorrat an Wasserflaschen im Auto, die sie dann statt Geld hergeben. Aber das ist in einer deutschen Fußgängerzone nicht sehr praktikabel.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



In Berlin gibt es eine Einrichtung namens Kältebus. Die ehrenamtlichen Helfer sind gerade im Winter unterwegs und verteilen Kleidung, warme Decken, warme Essen und warme Getränke und stehen mit Rat bei Bedarf zur Seite. Sie organisieren auch Unterkünfte für die Nacht. Wenn man sich engagieren will, sind solche Organisationen sicher dankbar für ehrenamtliche Helfer.

Wenn es so etwas in der eigenen Region noch nicht gibt, könnte man es gründen. Die Expertise kann man sich durch Beteiligung an einer bestehenden Organisation beschaffen. Wie alles kann man das sicherlich lernen, welche Hilfe gebraucht wird und hilft.

Das mit den Tieren, was oben erwähnt wurde, nervt mich persönlich immer ein bisschen. Den Tierschutz in allen Ehren. Aber ich würde mal behaupten, dass die Menschen unter der Obdachlosigkeit weit mehr leiden, als die Tiere. Sicherlich benötigen auch solche Tiere mal den Besuch beim Tierarzt ohne etwas zu kosten. Aber viel eher fällt mir da ein, dass sicher diverse Obdachlose unkomplizierte medizinische Hilfe benötigen, obwohl sie vermutlich oft nicht krankenversichert sind. Auf der Straße fängt man sich sicher auch schnell Erfrierungen, Infekte und ungebetene Kleintiere ein. Das wäre immer das, woran ich zuerst denke.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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