Beim Kauf von Billigfleisch ein schlechtes Gewissen haben?

vom 23.09.2014, 12:40 Uhr

Fleisch ist ja nicht immer gerade günstig und für einen guten Braten zahlt man schon manchmal ein kleines Vermögen, wenn man darauf achtet, dass das Fleisch auch von einem guten Bauernhof kommt. Deswegen kaufen wir eigentlich immer beim Metzger. Aber wenn ich schon mal vergessen habe Fleisch zu kaufen oder auf die Schnelle was brauche und unser Metzger doch ein wenig weit weg ist, dann gehe ich auch schon mal in den Supermarkt.

Ich habe dann auch immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich Billigfleisch kaufe und bewundere die Leute, die ohne schlechtes Gewissen nur in Diskountern wirklich das ganz billige Fleisch kaufen. Habt ihr ein schlechtes Gewissen, wenn ihr Billigfleisch kauft oder schaut ihr da gar nicht nach? Kauft ihr das was ihr braucht in dem Geschäft, wo ihr alles kauft? Denkt ihr, dass die Tiere sowieso schon geschlachtet sind und es eine Schande wäre, wenn man das weg schmeißen müsste?

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» Sherlock-Holmes » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ja, ich kaufe auch das billige Fleisch im Supermarkt und nein, ich habe da kein schlechtes Gewissen. Zunächst einmal ist es egal, was ich als Einzelperson kaufe, das ändert am Großen und ganzen nichts und zum anderen ist es auch nicht meine Aufgabe als Verbraucher, irgendwelche Missstände zu beheben, dafür haben wir andere Instanzen.

Ich denke, dass es legitim ist, auch für Lebensmittel möglichst wenig ausgeben zu wollen und dass man niemanden anklagen sollte, der eben sparen möchte, egal ob er es nur will oder muss. Und ich finde schon, dass ein Schnitzel nicht 7 Euro kosten sollte, das ist ganz schön viel. Gegessen ist es ja in einer Viertelstunde oder weniger.

Beispielsweise esse ich gerne kalte Wiener Würstchen. Beim Fleischer kosten vier Stück etwa 2-3 EUR. Wenn ich stattdessen im Supermarkt kaufe, bekomme ich meistens keine vier, sondern Packungen, wo mehr drin sind. Und diese kosten dann auch entsprechend mehr. Ein Zehnerpack liegt bei etwa 3-4 EUR.

Nun finde ich 4 EUR für so eine kleine Zwischenmahlzeit auch viel, daher nehme ich die günstigen und die sind einen Euro billiger, da kostet dann der Pack vielleicht auch wieder nur 2-3 EUR. Geschmacklich sind die nicht ganz so toll wie die vom Fleischer, aber wenn ich mal keine Lust habe, zum Fleischer zu gehen, reicht es auch.

Zudem weiß ich ja nicht, ob der Fleischer wirklich aus regionaler Produktion bezieht. Vielleicht veräppeln die uns auch und nehmen genau die gleichen Ausgangsstoffe wie die Hersteller der Discounter? Und selbst wenn nicht, selbst wenn das hochwertiger ist und von anderen Landwirtschaftsformen stammen sollte, ich möchte nicht so viel Geld für einen kleinen Snack ausgeben.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von ten points am 23.09.2014, 15:09, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Zitronengras hat geschrieben:Ja, ich kaufe auch das billige Fleisch im Supermarkt und nein, ich habe da kein schlechtes Gewissen. Zunächst einmal ist es egal, was ich als Einzelperson kaufe, das ändert am Großen und ganzen nichts und zum anderen ist es auch nicht meine Aufgabe als Verbraucher, irgendwelche Missstände zu beheben, dafür haben wir andere Instanzen.

Ich finde die Aussage erschreckend, denn das eigene Verhalten lässt sich nicht dadurch rechtfertigen, weil man selbst nicht in der Lage ist etwas zu verändern. Das Tierleid, welches durch Billigfleisch entsteht, ändert sich durch Deinen Fleischkonsum nicht, dass ist richtig. Woher aber nimmst Du die Kraft, Dir selbst in die Augen zu schauen, wenn Du weißt das Dein Abendessen gelitten hat?

Ich kaufe kein Billigfleisch mehr, denn ich finde es widerlich, unter welchen Zuständen die Tiere gehalten werden. Mein Mann ist Vegetarier, weil er weder teures, noch billiges Fleisch vertreten kann und meist passe ich mich an. Wenn ich einmal pro Woche große Lust auf Fleisch habe, dann kaufe ich mir lieber ein Bio-Putenschnitzel, da habe ich mehr von und mein Gewissen auch.

Natürlich wäre es eine Schande, wenn man das Produkt wegwerfen müsste, wofür ein Tier gelitten hat. Doch wenn wir es weiter kaufen, wird es auch weiter produziert, weil der Bedarf da ist. Zum Wohl der Tiere wäre es pragmatischer, wenn vielleicht ein paar Monate lang Fleisch weggeworfen wird, weil der Verbraucher es nicht mehr kauft. Über kurz oder lang würden die Bauern dann nämlich merken, dass sie mit ihrer Massentierhaltung keinen Profit mehr machen.

» Jess0708 » Beiträge: 715 » Talkpoints: 47,47 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde die Aussage erschreckend, denn das eigene Verhalten lässt sich nicht dadurch rechtfertigen, weil man selbst nicht in der Lage ist etwas zu verändern. Das Tierleid, welches durch Billigfleisch entsteht, ändert sich durch Deinen Fleischkonsum nicht, dass ist richtig. Woher aber nimmst Du die Kraft, Dir selbst in die Augen zu schauen, wenn Du weißt das Dein Abendessen gelitten hat?

Da hat dein Mann aber ganz schön viel Einfluss auf dich. Das Fleisch ist ohnehin da. Ob ich da nun ein Würstchen kaufe oder nicht, es ist ohnehin da und nur weil ich ein Würstchen kaufe, stirbt kein weiteres Tier. Ich finde solche Aussagen, wie ob ich mir in die Augen schauen könnte, völlig überemotional. Das ist eine Argumentation, die sonst nur Hardcore-Vegetarier verwenden.

Man kann das nie wissen, wie ein Tier gelebt hat, weder bei teuren noch bei günstigem Fleisch. Das ist einfach nicht abschätzbar und selbst das Vorzeige-Bio-Rind kann gelitten haben genauso wie das Huhn mit der einfachen Bodenhaltung vielleicht auch zufrieden war. Das wirft auch die Frage auf, ob ein Tier überhaupt zufrieden sein kann, ob es geistig in der Lage ist, Zufriedenheit oder Unzufriedenheit zu empfinden oder ob das nicht eine vermenschlichende Sichtweise ist.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Zitronengras hat geschrieben:Das Fleisch ist ohnehin da. Ob ich da nun ein Würstchen kaufe oder nicht, es ist ohnehin da und nur weil ich ein Würstchen kaufe, stirbt kein weiteres Tier.

Aber wenn doch jeder so denkt, dass er nichts an den Missständen auf den Schlachthöfen ändern kann, dann wird sich doch auch nie etwas ändern. Für mich ist der Gedankengang schon nachvollziehbar, ich bin selbst Vegetarierin und denke mir manchmal "Bringt es wirklich einem Tier etwas, dass ich kein Fleisch esse?". Manchmal habe ich auch richtig Lust auf Fleisch, beispielsweise wenn meine Großmutter leckere Rouladen kocht, dann denke ich mir immer wieder, dass es eigentlich doch keinem Tier schadet, wenn ich nun diese Roulade esse, die sowieso schon fertig zubereitet im Kochtopf liegt. Wenn ich dann aber wiederum Bilder von Schlachthöfen oder anderem Tierleid sehe, dann bin ich wieder vollkommen überzeugt davon, dass es richtig ist, sich vegetarisch zu ernähren. Und ich denke auch, dass, wenn jeder nur etwas weniger Fleisch essen würde, könnte man eine Veränderung schaffen. Der Konsument entscheidet, was produziert wird, nämlich durch sein Kaufverhalten. Es wird nichts produziert, das nicht auch gekauft wird.

Zitronengras hat geschrieben:Das wirft auch die Frage auf, ob ein Tier überhaupt zufrieden sein kann, ob es geistig in der Lage ist, Zufriedenheit oder Unzufriedenheit zu empfinden oder ob das nicht eine vermenschlichende Sichtweise ist.

Unabhängig davon, ob Tiere nun fühlen oder nicht und falls ja inwieweit, denke ich, dass es hauptsächlich von der Beziehung abhängt, wie man darüber denkt. Es kommt ja immer auf die Kultur an, in der man aufgewachsen ist, wie man zu bestimmten Tierarten steht. Für uns sind Hunde Haustiere und ich denke jeder Hundebesitzer ist auch überzeugt davon, dass sein Hund Gefühle hat und Zufriedenheit spürt, anders wiederum denkt man das bei dem Schwein oder dem Huhn, das auf dem eigenen Teller liegt, eher weniger. In anderen Ländern, wo die Menschen anders erzogen werden, ist es wiederum anders. Da sind Meerschweinchen oder auch Hunde und Katzen eine Delikatesse.

Was die Intelligenz betrifft, ist übrigens längst bewiesen, dass Schweine intelligenter sind in Hunde. Trotzdem behandeln wir beide vollkommen unterschiedlich. Ich finde das ist schon bedenklich und glaube eben, dass es einfach eine Erziehungssache ist. Ein Kind, das in einer vegetarischen oder sogar veganen Familie aufwächst, denkt in der Beziehung sicher anders, als ein Kind, bei dessen Eltern es ganz selbstverständlich jeden Tag ein Stück Fleisch gibt.

Um zu der eigentlichen Frage zurück zu kommen: Ich selbst kaufe kaum noch Fleisch ein, weil ich es immerhin auch nicht esse. Es kommt aber schon mal vor, dass ich für meinen Freund Salami oder andere Wurst einkaufe. Ich habe da dann schon in gewisser Weise ein schlechtes Gewissen, wobei ich manchmal auch froh darum bin, dass bei unserem Einkauf eben nur diese eine Packung Salami dabei ist und nicht noch etliches weiteres Fleisch, weil unsere Hauptmahlzeiten mittlerweile größtenteils vegetarisch sind.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Das Problem mit diesem ganzen Bio-Wahn ist doch, dass trotz aller hohen Auflagen immer mal wieder herauskommt, dass mit einzelnen Anlagen etwas nicht stimmt, Tiere trotz angeblicher artgerechter Haltung leiden mussten etc. Ich erinnere mich da spontan an einen Zwischenfall auf einer Geflügelfarm in Mecklenburg-Vorpommer vor ein paar Wochen. Auch da war der Vorwurf, dass die Tiere trotz Auflagen nicht artgerecht gehalten wurden.

Aus diesem Grund habe ich absolut kein schlechtes Gewissen, billiges Fleisch zu kaufen. Ich kann nie sicher sein, dass das Tier wirklich gut gelebt und qualfrei gestorben ist, auch wenn ich teures Fleisch kaufe. Demzufolge bereite ich mir einen solchen Gewissenskonflikt nicht und kaufe günstiges Fleisch.

Abgesehen davon sind das Luxusprobleme, die ich ohnehin nicht so lösen kann wie ich will. Natürlich könnte man jetzt sagen, dass ich doch Vegetarier werden soll, wenn ich teures Fleisch nicht bezahlen kann, aber ich sehe das nicht so.

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» ninjafan » Beiträge: 1455 » Talkpoints: -0,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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