Straftäter genetisch vorbelastet?

vom 20.08.2010, 13:13 Uhr

In diesem Beitrag Schwanger durch Vergewaltigung wurde auch von einer Frau berichtet, die durch eine Vergewaltigung schwanger wurde. Die Frau hat sich dazu entschlossen das Kind zu bekommen. Die Frau hat diese Entscheidung zunächst offensichtlich nicht bereut. Später wurde das Kind jedoch selber zu einem Vergewaltiger und die Frau hat dies in Zusammenhang mit dem Vater gebracht.

Ich frage mich nun generell, ob Straftäter genetisch vorbelastet sind. Wenn der oben genannte Sohn aufgrund des Vaters eine Neigung zu den gleichen Straftaten wie sein Erzeuger gehabt haben sollte und man es dann auch wirklich darauf zurückführen könnte, dann wäre doch schon eine genetische Belastung vorhanden. Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass das Kind im oben genannten Beispiel keinen Kontakt zu seinem Erzeuger hatte. So gesehen kann der Erzeuger ja gar keinen Einfluss auf die Erziehung oder dergleichen gehabt haben, weil man ja durchaus auch argumentieren kann, dass Straftäter durch Erziehung zu Straftätern werden.

Gibt es nun eine genetische Veranlagung für Straftaten oder nicht? Wobei mir schon bewusst ist, dass eine genetische Veranlagung auf jeden Fall heißen muss, dass Kinder von Straftätern automatisch auch zu Straftätern werden, sondern eben, dass es vielleicht eher dazu kommen kann, aber natürlich nicht muss. Ich persönlich glaube eher weniger an die Theorie der genetischen Veranlagung, aber mich würde interessieren, wie ihr das so seht.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe, nachdem ich von dem Fall, den ich in dem verlinkten Thread berichtet habe, auch mal im Internet nachgeforscht, ob es das wirklich geben kann und es sind wohl auch Studien darüber bekannt, dass ein gewalttätiger Mensch diese Gene auch weitervererben kann. Es ist ja auch schon in der Tierwelt bekannt, dass man mit besonders aggressiven Tieren nicht weiterzüchten soll. Denn daraus können wiederum auch aggressive Lebewesen entstehen. Warum sollte das bei dem Menschen anders sein?

Vielleicht war es ein Zufall, dass dieser Junge auch zum Vergewaltiger wurde, Da er aber von der Vorgeschichte seines Vaters keine Ahnung hatte, war es wohl nicht das Wissen, dass er selber einen Erzeuger hat, der ein Vergewaltiger ist. Der Junge war in vielen Dingen seinem Erzeuger sehr ähnlich und ich bin auch fest davon überzeugt, dass sowas auch genetisch veranlagt sein kann.

In meinem weiten Bekanntenkreis hat eine Familie vor 30 Jahren einen Jungen adoptiert. Es war eine Adoption, wo die Eltern erst mal nicht bekannt waren. Der Junge wurde schon im Alter von 14 Jahren kriminell. Er war mehrfach wegen Körperverletzung und Drogendealerei vorbestraft. Mit 18 hat er versucht seine leiblichen Eltern ausfindig zu machen und hat die Mutter auch gefunden, die auch bereits mehrfach im Gefängnis war, wegen den gleichen Delikten. Aufgewachsen ist der Junge in einem sehr guten Elternhaus und er kam schon als Baby dorthin. Er hat von der kriminellen Vorgeschichte, weswegen die leibliche Mutter auch das Kind zur Adoption freigegeben hat nichts gewußt und nie etwas mitbekommen.

Der Junge hat von seiner Mutter diese kriminelle Ader geerbt. Die Adoptiveltern haben dann auch mit einem Psychologen gesprochen und der bestätigte ihnen auch, dass eine genetische Vorbelastung das kriminelle Handeln fördern kann. Es muss natürlich nicht rauskommen, aber es kann rauskommen. In den Fällen ist es wohl so gewesen, dass die Kinder jeweils vom kriminellen Elternteil diese Gene mitbekommen haben. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Vielleicht war es ein Zufall, dass dieser Junge auch zum Vergewaltiger wurde, Da er aber von der Vorgeschichte seines Vaters keine Ahnung hatte, war es wohl nicht das Wissen, dass er selber einen Erzeuger hat, der ein Vergewaltiger ist. Der Junge war in vielen Dingen seinem Erzeuger sehr ähnlich und ich bin auch fest davon überzeugt, dass sowas auch genetisch veranlagt sein kann.

Kinder sind nicht dumm und kein Mensch kann so etwas zu 100% verheimlichen. Wenn Mutti immer traurig guckt, wenn das Kind nach Papa fragt, dann kommt das Kind irgendwann auch darauf, dass der Papa böse war und die Mutter verletzt hat und umso älter ein Kind wird umso mehr kann es auch auf die Lösung kommen. Hattest du nie das Gefühl einem Geheimnis auf der Spur zu sein, oder mal das Gefühl zu haben, dass die Eltern einem nicht alles erzählen? Das allein kann schon Grund genug sein, dass der Junge doch ahnte, dass etwas mit dem Vater nicht stimmte.

Diamante hat geschrieben:In meinem weiten Bekanntenkreis hat eine Familie vor 30 Jahren einen Jungen adoptiert. Es war eine Adoption, wo die Eltern erst mal nicht bekannt waren. Der Junge wurde schon im Alter von 14 Jahren kriminell. Er war mehrfach wegen Körperverletzung und Drogendealerei vorbestraft. Mit 18 hat er versucht seine leiblichen Eltern ausfindig zu machen und hat die Mutter auch gefunden, die auch bereits mehrfach im Gefängnis war, wegen den gleichen Delikten. Aufgewachsen ist der Junge in einem sehr guten Elternhaus und er kam schon als Baby dorthin. Er hat von der kriminellen Vorgeschichte, weswegen die leibliche Mutter auch das Kind zur Adoption freigegeben hat nichts gewußt und nie etwas mitbekommen.

Das ist ein interessantes Beispiel und so weit gehe ich auch noch mit, aber wusstest du auch das ein Baby schon eine gewisse Prägung im Bauch der Mutter erfährt und auch wenige Tage im Leben eines Babies sehr entscheidend sein können? Das kann auch schon Prägung gewesen sein, die ausreichte, oder es geht dem Jungen wie dem anderer Eltern auch. die Erziehung war nicht der Hammer, oder er hat falschen Umgang bekommen und so weiter. Es werden schließlich auch viele Kinder aus gutem, unkriminellem Hause mal auf schiefe Bahn geraten.

Diamante hat geschrieben:Der Junge hat von seiner Mutter diese kriminelle Ader geerbt.
Erstaunlich mir war bisher gar nicht bekannt, dass es ein Verfahren gibt, dass dieses feststellt. Sorry, ich meine es nicht böse, also versteh mich bitte nicht falsch, aber ich finde du vorverurteilst Kinder oder aber entlastest ihre Taten indem du die Gene beschuldigst. Wenn wir so weit gehen brauchen wir niemanden mehr ins Gefängnis stecken, denn dann ist jeder nur noch ein Opfer seiner Gene. Ich glaube an das Kind und an sein Potenzial und das enorme Ausmaß von Erziehung, Prägung und den ständigen Einflüssen.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich halte das für Unfug, der Junge wird mit Sicherheit irgendwie und irgendwann einmal herausbekommen haben auf welche Art und Weise er gezeugt wurde. Aber das hat nichts mit einer vorbestimmten Karriere als Vergewaltiger zu tun. Ein Straftätergen gibt es mit Sicherheit nicht, das Einzige was ich mir vorstellen könnte wäre ein von den Eltern vererbter Hirnschaden. Mit anderen Worten, die Kinder sind so schwachsinnig dass sie nicht erkennen können was Unrecht ist. Aber dann sind sie meistens zugleich auch schuldunfähig.

Straftäter wird man nach meinem Empfinden durch sein Umfeld, also was man sich beispielsweise bei seinen Eltern oder den Freunden so abschaut. Ein niedriger Intelligenzquotient könnte sicherlich auch hilfreich dabei sein eventuelle Hemmschwellen abzubauen weil man sich beispielsweise nicht so über die Konsequenzen im Klaren ist. Soweit meine Theorie.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ja die Genetik spielt dabei eine Rolle. Hier gibt es Studien der Universität Greifswald, die diesen Sachverhalt deutlich belegen. Allerdings trifft es nicht in allen Fällen zu 100 Prozent zu, denn hier müssen auch einige äußere Faktoren mit beachtet werden.

Ganz wichtig ist der Passus, dass vor der Zeugung die betreffende Person schon stark kriminell in Erscheinung getreten sein muss. Es müssen nämlich starke oder auffallende Veränderungen im Wesen der betreffenden Person zu bemerken sein. Das muss schon zeitlich gesehen lange vor der Zeugung eines Kindes sich ereignet haben. Hier ist nämlich wissenschaftlich betrachtet der Faktor Zeit, der erblich entscheidende Faktor.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Was Karlchen66 schreibt, stimmt. Es gibt keine "Verbrecher-Gene", aber es gibt bestimmte Charaktereigenschaften, die sich vererben können. Also auch solche, die einzelne Verbrechen begünstigen könnten.

Aber ein großer, keineswegs zu vernachlässigender Faktor, der noch stärker wiegt, als irgendeine Vererbung, ist tatsächlich die Mischung aus Erziehung und im Leben gemachten Erfahrungen. Läuft da alles gut, dann spielt eine genetische Veranlagung, beispielsweise für ein geringes Schuldbewusstsein oder eine erhöhte Aggressivität beziehungsweise niedrige Reizschwelle, wohl eine geringere Rolle. Außer, es wäre pathologisch extrem und ginge schon in Richtung geistig-seelischer Behinderung. Aber das dürfte wohl nicht so oft vorkommen.

Von daher finde ich es wichtig, das Verhalten von Menschen und auch die Erwartungen an Menschen nicht von irgendwelchen "kriminellen Genen" abhängig zu machen. Denn einerseits würden so "harmlose" Menschen vielleicht aufgrund eines kriminellen Elternteils diskriminiert und vorverurteilt. Andererseits könnte man aber auch, wenn jemand dann tatsächlich kriminell wird, die Gene als Entschuldigung ge- oder eher missbrauchen, nach dem Motto "Der hat das geerbt, der kann da nichts für!" Beides wäre falsch.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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