Das Kind im Mann ist normal - wo ist das Kind in der Frau?

vom 25.07.2013, 13:03 Uhr

Ich habe mich eigentlich nie für typisches Mädchenspielzeug interessiert, eher für "Jungenspielzeug" oder geschlechtsneutrales Spielzeug. Und auch heute habe ich noch einige kindliche Interessen oder Eigenarten an mir, was mich auch nicht im Geringsten stört.

Ich schaukle beispielsweise gerne auf Spielplätzen, bastele mir manchmal etwas aus Lego zusammen, lese gerne die Kinder-Gruselgeschichten von Chris Priestley oder höre die Hörbücher dazu, außerdem hockt auf meinem Bett ein Plüschfrettchen. Gut, nachts bleibt es da nicht drin, weil ich mich nicht versehentlich draufrollen will, aber tagsüber liegt es in meinem Bett. Nachts kommt es dann eben auf den Nachttischschrank. Es gäbe vermutlich Leute, die das schrecklich infantil fänden, aber das ist mir egal. Ich finde es niedlich, also kann es da auch bleiben.

Übrigens zweifle ich, das mal am Rande, etwas an, dass Modelleisenbahnen heute noch ein wirkliches Kinderspielzeug sind. Früher war das vielleicht so, aber heute halte ich das eher für eine Basteltätigkeit. Die passenden Landschaften für die Züge zu bauen, ist ja doch eine teure und auch nicht zu simple Sache. Gerade das Geld, das eine Modelleisenbahn und der Bau der passenden Landschaft verschlingen, lassen es für mich wirklich eher wie ein Erwachsenenspielzeug erscheinen. Kein Kind hätte das Geld dazu. Und heute sagt man ja auch wirklich eher "Modellbau-Eisenbahn" statt "Spielzeug-Eisenbahn". Allein das Wort sagt meiner Meinung nach schon viel über das Alter der Zielgruppe aus. Von daher würde ich nicht sagen, dass jemand, der eine Landschaft modelliert und da eine Bahnstrecke einarbeitet, unbedingt etwas Kindisches tut.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Zugegeben und Hand auf das Herz, aber wir Männer haben alle unser Kind in uns. Man könnte jetzt aber auch sagen, wir haben alle unser Hobby, unsere Leidenschaft oder einfach unser Interesse. Ich bin zwar kein Fan davon, aber was ist schon dabei wenn man im Keller eine Modellbaueisenbahn stehen hat. Ist doch schließlich ein netter Zeitvertreib. Manche basteln gerne an ihren Autos herum, andere sammeln alles über ihren Lieblingsfußballclub. Wieder andere haben ein Heimkino mit einer beachtlichen Filmsammlung zu Hause stehen oder eine Comicsammlung im Keller. Ich glaube es sind meist immer irgendwelche unerfüllten Wünsche, die man erst im Alter ausleben kann.

Bei Frauen habe ich so etwas in dieser Art nur selten gesehen. Es gibt aber auch Frauen die gewisse Leidenschaften haben oder besser gesagt ihren Kindheitsträumen nachgehen. Meine Frau guckt zum Beispiel total gerne Zeichentrickserien aus ihrer Kindheit. Eine weiteres Thema ist bei ihr SpongeBob. Von dem gelben Schwamm hat sie schon diverse Hausschuhe, T-Shirts, Geschirr, Decken, Kissen, Bettwäsche, Stifte, Socken und so weiter und so fort. Ich glaube mit ihrem ganzen Kram kann sie bald ein Museum eröffnen.

» caain » Beiträge: 271 » Talkpoints: 35,48 » Auszeichnung für 100 Beiträge


caain hat geschrieben:Bei Frauen habe ich so etwas in dieser Art nur selten gesehen. Es gibt aber auch Frauen die gewisse Leidenschaften haben oder besser gesagt ihren Kindheitsträumen nachgehen.


Es gibt nicht nur "gewisse Frauen", die innerlich kindliche Wünsche haben, sondern das dürfte sogar auf die Mehrzahl zutreffen. Ja, ich denke, dass die meisten Menschen, ganz egal welchen Geschlechts, auch noch solche Wünsche und Gedanken besitzen. Die Frage ist nur, um sie sie dann auch nach Außen zeigen. Bei Männern mag das häufiger vorkommen, als bei Frauen. Aber nicht aus irgendeinem biologischen Unterschied, der aus den Geschlechtern resultieren würde, heraus. Sondern, weil die Gesellschaft an Männer und Frauen auch einfach unterschiedliche Erwartungen stellt.

Jungen oder Männern wird eher zugestanden, sich kindisch oder übertrieben benehmen zu dürfen. Jungen dürfen als Kinder schon mehr toben, während man Mädchen immer dazu anleitet, ordentlich, sauber, höflich und so weiter zu sein. Mädchen müssen auch häufiger schon "nützlich" sein und im Haushalt helfen, während Jungen das bei vielen Familien wohl seltener müssen.

Und bei Erwachsenen sieht es nicht anders aus. "Damen" sollen fein sein, verschlossen, höflich und zurückhaltend. Männer "dürfen" träumen, sich ausleben und haben allgemein traditionellerweise zumindest in unserem Kulturkreis größere Freiheiten. Sprachlich zeigt es sich ja auch. Das sieht man ja beispielsweise auch schon gut am Titel dieses Threads: Der Begriff "das Kind im Mann" ist jedem bekannt. Ein weibliches Pendant, "das Kind in der Frau", gibt es hingegen gar nicht als Redewendung. Nicht, weil das Frauen angeblich natürlicherweise nicht hätten, sondern, weil man es von Frauen nicht erwartet, weil man ihnen eben abverlangt, ernst, erwachsen und kontrolliert zu sein. Und diese Normen sind so tief im Hirn drin, dass viele Leute es schon für biologisch begründet halten, dass Frauen angeblich ernster und Männer immer kindischer seien.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Vermutlich wird deshalb gesagt, dass Männer kindisch sind und Frauen nicht, weil Frauen meistens generell schneller reif werden. Gerade in der Pubertät ist es ja so, dass Mädchen zwei Jahre reifer sind, als Jungs. Ich denke, dass sich das auch weiterhin nicht ändert und es ist ja auch wichtig, dass eine Frau eine gewisse Reife hat. Eine Frau kann es sich einfach nicht leisten, kindisch zu sein, wenn sie ein Kind oder mehrere Kinder versorgen muss, den Haushalt schmeißt und sich auch noch um den Einkauf kümmert. Es ist ganz einfach eine gewisse Reife notwendig, um Kinder erziehen zu können. Und auch, wenn der Vater natürlich auch Mitspracherecht bei der Erziehung hat, so ist es ja dennoch meistens so, dass die Mutter mehr Zeit mit den Kindern verbringt, als der Vater. Von daher ist es vielleicht von der Natur auch so gemacht, dass die Frau eben entsprechend reif ist, weil sie Kinder erziehen muss, während das bei dem Mann vielleicht auch nicht ganz so wichtig ist.

Meistens ist es ja auch so, dass Frauen einfach pflichtbewusster sind, als Männer. Während ein Mann sich vielleicht eher Zeit für sich selbst nimmt, um seinen Hobbys nachzugehen und sich zu entspannen, denkt die Frau eher daran, was sie noch alles erledigen muss. Von daher kommt eine Frau, die den Haushalt machen und sich um die Familie kümmern muss, auch einfach selten dazu, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Stattdessen stehen für sie andere Dinge an erster Stelle, um die sie sich dann eher kümmert, bevor sie an sich denkt. Von daher bleibt natürlich auch wenig Zeit, um kindisch sein zu können.

Ich selbst kann von mir jedoch auf jeden Fall behaupten, dass ich noch ein Kind in mir habe. Immerhin genieße ich es, dass ich mir es noch erlauben kann, kindisch zu sein, solange ich noch keine Familie habe und studiere. Dabei höre ich für mein Leben gerne Hörspiele für Kinder und schaue mir Animationsfilme an. Außerdem liebe ich alles, was Rosa ist und glitzert. Auch kann ich mich sehr für Videospiele begeistern und gehe gerne in Freizeitparks, um dort Achterbahn zu fahren. Von daher mache ich eigentlich noch recht viel, was man als kindisch bezeichnen könnte. Das stört mich jedoch absolut gar nicht und ehrlich gesagt bin ich sogar sehr stolz darauf, dass ich dazu stehe, mir diesen Spaß zu gönnen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Da hätte ich zwei Einwände. Einerseits die Sache mit der Reife versus Kindlichkeit, andererseits die Sache, dass Frauen evolutionär pflichtbewusster sein müssten. Ich denke, das stimmt nicht so richtig.

Was das Pflichtbewusstsein betrifft, frage ich mich, ob Männer nicht auch pflichtbewusst und ernsthaft sein müssen und insbesondere früher sein mussten, damit die Menschheit überleben konnte. Es mag ja sein, dass sich hauptsächlich Frauen um die Kinder gekümmert haben, aber wer hat denn die hochschwangere Frau und später das neugeborene Kind versorgt? Die Menschen damals mögen "härter im Nehmen" gewesen sein, aber hochschwanger konnte sicher auch damals eine Frau nicht so viel tun. Ebenso ist eine Geburt ja auch nicht unbedingt ein Kinderspiel, sondern kann körperlich extrem schwierig sein. Auch damals werden viele Frauen nach der Geburt geschwächt gewesen sein.

Die Versorgung musste also vermutlich vom Mann übernommen werden. Wenn der nun kindlich und ohne jegliches Pflichtgefühl herumgetrödelt hätte, statt sich ernsthaft zu kümmern, dann wäre das sicher absolut in die Hose gegangen. Daher glaube ich nicht, dass Frauen von Natur aus ernster oder verlässlicher wären, als Männer. Wohlgemerkt von Natur aus. Einen anerzogenen Unterschied kann ich mir vorstellen, aber das hat dann kulturelle und nicht biologische Ursachen.

Und was den scheinbaren Gegensatz zwischen Kindlichkeit und Reife betrifft, ich persönlich glaube, dass man das gar nicht als Gegensatz sehen muss. Wieso sollte ein vernünftiger, reifer Mensch nicht auch kindlich handeln können? Ein reifer Mensch weiß wohl nur, und das dürfte der Unterschied zum "unreifen" Menschen sein, wann kindliches Verhalten gerade angemessen ist, und wann eher nicht.

Wohlgemerkt kindlich, nicht kindisch. Und daneben möchte ich noch anmerken: Gerade bei Müttern und Vätern finde ich es sogar gut, wenn sie sich in ihr Kind hineinversetzen können, und das auch tun, wenn sie sich mit ihm beschäftigen. Besser als Leute, die hypererwachsen sein wollen und sich daher weigern, mit ihrem Kind zu spielen, weil das ja so kindisch und peinlich sei, ist das allemal! Von daher: Nein, kindliches Verhalten zeigen zu können, und gleichzeitig ein reifes, gutes Elternteil zu sein, das schließt sich nicht aus.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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