Wie bei Menschen verhalten, die durch trösten wütend werden?

Eine Freundin von mir hat die Weißfleckenkrankheit, wodurch sie am ganzen Körper kleine, weiße Stellen hat. Es ist nun nicht besonders schlimm bei ihr und auch wenn man einige weiße Flecken sieht, ist das wirklich nicht so dramatisch. Trotzdem belastet das meine Freundin und sie stören die weißen Flecken auch sehr, was aber auch verständlich ist.

Als sie dann irgendwann einen neuen weißen Fleck entdeckt hatte, ist sie dann extrem traurig geworden und hat fast angefangen zu weinen. Als ich sie dann aber versucht habe, zu trösten und ihr gesagt habe, dass der Fleck ja an einer relativ unauffälligen Stelle und noch dazu sehr klein ist, ist sie richtig wütend geworden. Ich wollte eigentlich nur nett sein und sie aufmuntern, wobei meine Freundin dann jedoch extrem gereizt reagiert hat. Sie hat sich wohl nicht verstanden gefühlt und meinte, dass ich sie gar nicht erst nehmen und den Fleck als absolut nicht schlimm empfinden würde.

Sicherlich war es alles andere als schön, dass sie nun noch einen Fleck hatte, wobei ich doch schlecht mit ihr jammern konnte. Ich wollte sie ja nicht noch mehr herunter ziehen, wobei ich mit meiner Reaktion wohl dennoch etwas falsch gemacht hatte. Allerdings frage ich mich, wie man in so einer Situation anders reagieren könnte und was man machen könnte, um jemanden aufzubauen, ohne dass die Person wütend reagiert. Irgendetwas muss man ja schließlich dazu sagen.

Was soll man machen, wenn man eine Person trösten möchte, diese aber wütend reagiert, weil sie sich nicht verstanden fühlt?

Da würde ich mich auch sehr vor den Kopf gestoßen fühlen, wenn ich eine Freundin trösten wollen würde und diese dann aggressiv reagiert und mir vorwirft sie nicht ernst zu nehmen. Ich würde ihr dann sagen, dass ich sie nur etwas trösten wollte und sie sehr wohl ernst nehme und es eben nicht böse gemeint habe.

Nun gibt es ja auch Menschen, die suchen dann nur Bestätigung und wollten dann nur hören, wie schlimm diese Flecken sind. Vielleicht gehört deine Freundin ja auch eher zu diesen Personen? Es ist sicher schwierig dir nun zu raten, wie du zukünftig reagieren sollst, weil wir deine Freundin nicht kennen. Daher wäre ich einfach ehrlich und würde ihr sagen, dass ich sie nur trösten wollte.

Also wenn ich diese Freundin gewesen wäre und wäre so getröstet worden, wäre ich auch ausgeflippt. Wenn mir dann jemand ankommt mit "so schlimm ist es doch gar nicht" würde ich mich nicht ernst genommen fühlen und hätte eher den Eindruck, als würde man mich abwerten. Das mag durchaus nicht der Fall sein, aber in meinen Augen vermittelt man mit derartigen "tröstenden" Worten genau das. Wenn man getröstet werden möchte, dann kann man solche "von-oben-herab" Worte überhaupt nicht gebrauchen.

Ich finde, wenn man jemanden tröstet, kann man solche Worte nur dann sagen, wenn man in dieser Situation dasselbe Problem hat wie der oder die Betroffene. Da du vermutlich keine Weißfleckenkrankheit hast, fände ich es daher falsch, sie auf diese Weise zu trösten. Wobei ich deine Motive eben durchaus positiv finde und sicherlich hast du die Worte gesagt, die dir geholfen hätten und die du hättest hören wollen. Aber offenbar hast du damit leider das Gegenteil bewirkt.

Derartige Reaktionen sind nicht vorhersehbar, weil jeder eben anders tickt. Es kann ja auch sein, dass sie eine derartige Intention von dir rein interpretiert hat, obwohl du das überhaupt nicht so gemeint hast. Das hängt mit der Vorbelastung zusammen.

Wenn sie das nächste Mal traurig ist und getröstet werden möchte, würde ich persönlich gar nichts sagen. Ich würde mich nur neben sie setzen, den Arm um sie legen und den Rücken streicheln. Irgendwann wird sie sich schon wieder beruhigt haben. Es reicht meiner Meinung nach in so einer Situation nur, dass jemand da ist und bei ihr ist. Ich würde die Anwesenheit einer tröstenden Person schon als Trost empfinden, ohne viele Worte.

Manchmal muss man einfach trösten, in dem man daneben sitzt, Eieiei macht und gar nichts sagt und da ist. Damit gibt man der Person einfach Zeit und Raum sich mit einer Situation erst einmal auseinander zu setzen und etwas zu verarbeiten. Gerade wenn die Gefühle hoch kochen, möchte man keine sachlichen Argumente hören, meist kennt man sie ja auch selbst. Kommen die dann aus dem Mund eines Nichtbetroffenen ist das in der Phase einfach nur nervig.

Es ist nur zu verständlich, dass man sich vor den Kopf gestoßen fühlt, wenn man einer Person etwas Gutes tun möchte, und diese dann nicht so reagiert wie erwartet. Zumindest meiner Erfahrung nach bewegt man sich jedoch häufig emotional auf sehr dünnem Eis, wenn man jemanden trösten oder aufmuntern möchte.

Es geht doch eigentlich jedem von uns so: Manchmal hat man einen schlechten Tag oder regt sich über irgend etwas auf und das Letzte, was man hören möchte, sind sachliche Argumente oder "das ist doch gar nicht so schlimm". Zumindest ich möchte mich manchmal einfach aufregen und Dampf ablassen, auch wenn es sich um eine absolute Lappalie oder ein Luxusproblem handelt.

Schon öfter hatte ich auch das Gefühl, dass man nicht versucht, mich zu "trösten", sondern dass man statt dessen meine Probleme herunterspielt oder mich dazu bringen möchte, mit dem Theater aufzuhören. Und dann reagiere ich auch gereizt und trotzig, im Sinne von: Ich finde das jetzt aber doch schlimm, und das ist mein gutes Recht!

Es gibt eben Situationen, in denen man nur das Falsche sagen kann, und sei es auch noch so gut gemeint. Statt dessen ist es oft eher hilfreich, wenn man einfach nur da ist, Taschentücher und Schokolade bereit hält und seine hilfreichen Ratschläge und relativierenden Äußerungen erst mal zurück hält, bis sich die Wogen wieder geglättet haben und die Betroffenen wieder aufnahmefähig sind.