Arbeitnehmer nur durch Lohnerhöhungen halten können?

vom 16.09.2014, 15:40 Uhr

Das kleine Familienunternehmen X wird von den Eltern zusammen mit dem Sohn geführt. Dadurch hat das Unternehmen eine eigene Entlohnung, die sich gerade so an den üblichen Löhnen auf den Berufsmarkt in vergleichbaren Unternehmen orientiert, aber dennoch noch darunter liegen. Dennoch finden sich immer wieder Angestellte, die jedoch nach einer gewissen Zeit kündigen. Insbesondere in den vergangenen Wochen sind viele gegangen und gekommen. Die Aussage der Geschäftsführung lautet an sich nur, wem es hier nicht gefällt, muss sich etwas anderes suchen.

Sollte man aber nicht versuchen, Arbeitnehmer zu halten, insbesondere, wenn sie sich in den Belangen der Firma bestens auskennen und ohne sie der Betrieb irgendwann zum Erliegen käme? Ist das Halten können immer gleich mit Lohnerhöhungen verbunden oder könnte man nicht noch auf andere Art und Weise die alt eingesessenen Mitarbeitern halten? Würde man Euch als Arbeitnehmer maximal mit mehr Geld locken oder welche Dinge kämen für Euch noch zu tragen, um in einem Unternehmen langfristig bleiben zu wollen?

Benutzeravatar

» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Es ist schwierig, die Situation richtig einzuschätzen, ohne die ganze Geschichte zu kennen. Normalerweise akzeptieren aber Arbeitnehmer durchaus eine unterdurchschnittliche Bezahlung, solange sie nicht extrem niedrig ist. Das ist aber wohl ja hier nicht der Fall.

Eine hohe Fluktuation entsteht in erster Linie durch ein schlechtes Betriebsklima. Die Aussage der Geschäftsführung, sofern sie wirklich so gefallen ist, deutet auch darauf hin. Es klingt so, als würde man sich nicht so wirklich um die Belange der Mitarbeiter kümmern wollen. Womöglich müssen die Mitarbeiter einen launischen Chef ertragen oder unbezahlte Überstunden leisten. Und selbst eine höhere Bezahlung hätte allenfalls einen kurzfristigen Effekt. Letztendlich kann Geld doch nur sehr begrenzt motivieren. Bei einer sehr guten Bezahlung wechseln die Mitarbeiter vielleicht seltener, aber bessere Arbeit liefern sie damit auch nicht unbedingt ab.

Diesen Umstand kann man sich natürlich auch in die andere Richtung zu Nutzen machen. Wenn man ein erstklassiges Betriebsklima bietet, kann man weniger bezahlen und am Ende mehr Geld sparen als man vielleicht durch bestimmte Maßnahmen (kostenlose Getränke, Kicker in der Pausenecke oder ähnliches) ausgeben kann. Davon abgesehen muss gutes Betriebsklima kein Geld kosten. Ein guter Chef, klare Ziele, effiziente Arbeitsabläufe und Spaß auf der Arbeit kann das Betriebsklima schon sehr stark verbessern, und das völlig zum Nulltarif.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Für mich käme es nicht ganz so sehr auf den Lohn an, sondern viel mehr auf das Betriebsklima und wie sehr ich mich in dem Betrieb und bei der Arbeit, die ich machen kann, wohlfühle. Aber natürlich ist der Lohn auch mit entscheidend. Wenn mir ein anderes Unternehmen die gleichen Möglichkeiten bieten kann, aber dazu einen höheren Lohn, dann ist es doch klar, wenn ich dann wechseln möchte. Wenn dann von dem Unternehmen auch kein nachgebessertes Angebot kommt und die Chefs eben der Meinung sind, dass sie schon immer jemanden finden werden, dann würde ich eben gehen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Wenn die Geschäftsleitung derart arrogant und herablassend die Meinung vertritt, es wäre an sich schon ein Privileg, für das Unternehmen der Familie X tätig zu sein, kann ich mir schon vorstellen, dass es um das Betriebsklima nicht zum Besten bestellt ist.

Wenn man sich als Mitarbeiter geschätzt fühlt und sich an seinem Arbeitsplatz rundum wohl fühlt, nimmt man auch eine leicht unterdurchschnittliche Bezahlung hin. Ich beispielsweise arbeite in einer Sparte, die nicht gerade dafür bekannt ist, die Angestellten gut zu bezahlen. Aber mein Chef setzt sich für die Belange der Mitarbeiter ein, die Kollegen sind im Großen und Ganzen sehr nett und man hilft sich gegenseitig. Wäre dem nicht so, würde ich auch nur des Geldes wegen überhaupt in die Arbeit kommen und mir einen möglichst gut bezahlten Job suchen.

In dem von dir geschilderten Fall klingt es eher so, als ob die Mitarbeiter weder gut behandelt noch gut bezahlt werden würden. Und dann müssen sich die Inhaber nicht wundern, wenn die Lohnsklaven bei erster Gelegenheit den Krempel hinschmeißen. Und wenn sich herumspricht, dass die Firma als Arbeitgeber eine Katastrophe darstellt, werden sich auch bald nicht mehr viele qualifizierte Mitarbeiter finden. Ich würde jedenfalls nicht so nonchalant mit der mangelnden Zufriedenheit der Leute umgehen, die mir als Besitzer das Geld in die Tasche wirtschaften.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^