Würdet ihr als Lehrer nach Rente das Schuljahr beenden?
Ich habe im Bekanntenkreis einige Lehrer, von denen zwei nun auch schon in Rente sind. Dabei fiel mir ein entscheidender Unterschied auf. Der eine Lehrer hat sofort, nachdem die Rente durch war, seine Sachen gepackt und ist gegangen, auch wenn das bedeutete, dass er mitten im Schuljahr die Schule verlassen hat und die Schule dann sehen musste, wer die Schüler den Rest des Jahres unterrichtet. Da das im Vorfeld bekannt war, konnte sich die Schule darauf einstellen und für die Vertretung sorgen. Aber für die Schüler stelle ich es mir nicht so angenehm vor, plötzlich mitten im Schuljahr einen anderen Klassenlehrer zu bekommen. Man gewöhnt sich doch auch an die Person.
Der andere Lehrer hat, als er eigentlich schon in Rente hätte gehen können, noch das Schuljahr beendet und die Klasse danach erst abgegeben. So fand ich es eigentlich sinnvoller, weil es der Klasse sicher nach den Ferien leichter fällt, einen neuen Lehrer zu bekommen, als mitten im Schuljahr. Darum habe ich mir überlegt, dass ich wohl auch so gehandelt hätte, dass ich das Schuljahr erst beendet hätte und dann gegangen wäre. Wie findet ihr es besser und wie würdet ihr handeln, wenn ihr Lehrer seid und in Rente gehen könntet? Würdet ihr sofort gehen oder erst das Schuljahr beenden?
Das liegt gar nicht im Ermessen des Lehrers sondern kommt auf den Vertrag an, welchen er hat. Manchmal steht drin, dass das Arbeitsverhältnis direkt einen Tag nach dem erreichen des Rentenalters beendet ist und manchmal steht eben nichts davon drin und dann kann man verhandeln. Auch macht es etwas aus, ob derjenige verbeamtet ist oder nicht. Und auch da ist es dann wieder Verhandlungssache und da muss der Direktor oder die Direktorin beim Schulrat eine Empfehlung schreiben.
Wenn ich Lehrerin wäre und diese Punkte geklärt wären, dann würde ich es noch davon abhängig machen, wie viel Spaß mir die letzten Monate noch mein Beruf gemacht hat und wie ich mich gesundheitlich fühle. Pauschal kann man nicht sagen, ob man in Rente gehen würde oder nicht und ob man warten würde oder nicht.
Die mir bekannten Lehrer haben bisher immer das Schuljahr beendet, wenn sie das Rentenalter erreicht haben. Ich kenne sogar eine Lehrerin in der Grundschule, die schon seit zwei Jahren den Ruhestand genießen könnte. Aber sie hat gesagt, dass sie ihre Klasse noch bis zum Ende des vierten Schuljahres begleitet, so dass sie keinen Klassenlehrerwechsel mitmachen müssen.
Aber es gibt eben auch Lehrer, die sind so verbraucht, dass sie einfach nur froh sind, wenn sie endlich in Rente gehen können. Sicherlich mag es für die Schüler nicht so optimal sein, aber das Leben ist nun auch kein Wunschkonzert. Erkrankt ein Lehrer für lange Zeit, dann müssen sie auch mit einem neuen Lehrer zurecht kommen und das funktioniert in den meisten Fällen dann ja auch.
Mal ganz abgesehen von vertraglichen Voraussetzungen hängt das sicher auch von Alter der Schüler ab. In der ersten Schulklasse wäre so ein plötzlicher Lehrerwechsel und Lehrstilwechsel sicher mehr als kontraproduktiv! Und da müsste auch schon ein arger Notstand vorliegen, wenn der Direktor so einen Lehrer, der kurz vor der Pension steht noch in eine erste Klasse schickt.
Wenn die Kinder schon so in der achten Klasse sind, fände ich das jetzt nicht so schlimm. Aber so in der zehnten oder zwölften Klasse, kurz vor den Abschlussprüfungen fände ich das als Elternteil auch nicht witzig, wenn mein Kind dann einen Lehrerwechsel durchmachen müsste.
Und man sollte auch nicht glauben, dass im Schulbetrieb alles so Friede, Freude, Eierkuchen abläuft. Es gibt durchaus auch KIassen, die mit älteren Lehrern nicht so gut zurecht kommen. Da sind dann vielleicht beide Seiten froh, wenn frischer Wind kommt, wenn vorher die Chemie nicht so gestimmt hat. Aber auch da sollte man sich vor Pauschalurteilen hüten.
Natürlich ist es für die Schüler meistens schöner, wenn sie das Schuljahr noch mit demselben Lehrer beenden können. Wenn ich als Lehrer allerdings nicht mehr gerne zur Arbeit gehen würde, weil mir die Klassen Probleme bereiten oder die Kollegen mich mobben, dann würde ich so schnell wie möglich in den Ruhestand gehen. Also das Jahr zu beenden und dann die Rente antreten würde ich nur, wenn mir die Arbeit noch Spaß macht und ich keine Probleme habe.
Ich denke die Thematik muss man nicht am Beruf des Lehrers festmachen, sondern an der Person des Neurentners, seinen Einstellungen, Plänen und Wünschen. Bei uns im Betrieb ist es dazu gekommen, dass durch die "Rente mit 63" in diesem Jahr bereits vier Mitarbeiter aufgehört haben und da gab es genau vier verschiedene Geschichten zu.
Person A hätte gern noch länger gemacht, hat aber gesundheitliche Probleme. Person B ist sofort zum Rentenbüro gerannt und hat sich alles durchrechnen lassen und vorsorglich schon einmal Anträge gestellt. Als ein Vorgesetzter fragte, ob Interesse bestünde auf Stundenbasis oder als Minijobber bei Bedarf weiter zu machen, kam nur die Antwort "wirf meine Telefonnumer weg". Person C dagegen hat dem zugestimmt und signalisiert, dass sie bei Bedarf gern ab und an als Aushilfe tätig werden würde. Person D hat lange mir sich gehadert, ob sie überhaupt vorzeitig in Rente gehen möchte.
Ich denke einfach die Rente ist ein neuer Lebensabschnitt, in den man sich auch erst einfinden muss. Während einige sicher schon lange planen und wissen, was sie mit ihrer Zeit machen wollen, hängen andere vielleicht noch am Job und sind ein wenig orientierungslos und wünschen sich vielleicht keinen wirklichen Schlußstrich, sondern eher einen fließenden Übergang. Solange aber der Gesetzgeber den Renteneintritt am Alter festmacht, muss man damit rechnen, dass der Neurentner auch diesen Zeitpunkt anstrebt und auf betriebliche bzw. hier schulische Belange keine Rücksicht mehr nimmt.
Ich glaube, dass kommt - wie in allen anderen Berufen - auf die Schule, die Kollegen, die Schüler und das zugrundeliegende Schulsystem an. Wer sich in seiner Arbeit wohlfühlt, wird dort vielleicht nur ungern gehen, vor allem dann, wenn bestimmte Arbeiten oder verantwortungsvolle Aufgaben wie das Begleiten einer Klasse noch nicht zum Rentenzeitpunkt beendet werden können. Manchmal arbeiten auch Lehrer auf 400 Euro Basis weiter an der Schule, wenn sie gebraucht werden und dies selbst auch wollen. Das ist dann ein Gewinn für beide Seiten.
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