Familie übernimmt Kommando und Mutter fühlt sich überflüssig
Frau H. ist Anfang August zum ersten Mal Mutter geworden. Ihre Tochter wurde mit einem Kaiserschnitt geholt, aber die Mutter fühlte sich bereits einen halben Tag nach der Operation schon wieder top fit, beziehungsweise hat sich eben der Familie zu liebe zusammen gerissen.
Mutter und Tochter sind nun schon ein paar Wochen zu Hause und auch der Vater hilft seiner Frau viel im Haushalt und mit der gemeinsamen Tochter. Frau H. selbst fühlt sich noch ein wenig schwach, kann aber den Tag mit der sehr pflegeleichten Tochter gut meistern.
Allerdings fühlt sich Frau H. gerade sehr überflüssig. Ständig taucht jemand von der Familie auf und gibt gut gemeinte Ratschläge. Sie ist es schon Leid, ständig diskutieren zu müssen und hat den Kampf aufgegeben. Allerdings ging die Einmischung der Verwandtschaft mittlerweile so weit, dass ihre Großmutter das Kind schreien ließ und zu Frau H. sagte, lass das Kind ruhig schreien, die will nur rum getragen werden. Über eine Stunde konnte Frau H. sich nicht um ihre schreiende Tochter kümmern, weil die Oma sie davon abhielt.
Die Familie scheint das Kommando übernommen zu haben und Frau H. fühlt sich als Mutter absolut überflüssig. Da sie selbst nicht stillen kann, wird auch das Füttern teilweise übernommen und so weiter. Oftmals wird dann erklärt, sie soll sich doch einfach mal schonen.
Wie kann eine Mutter sich wehren, wenn die Familie das Kommando übernommen hat? Oder dramatisiert Frau H. die Situation eventuell? Vielleicht sind ihre Gefühle der Nutzlosigkeit auch ein Anzeichen einer Wochenbettdepression?
Ohne dabei gewesen zu sein, kann ich natürlich nicht beurteilen, ob die junge Mutter die Situation überdramatisiert oder nicht. Generell bin ich jedoch der Meinung, dass die Geburt eines Kindes doch einen gewaltigen Wendepunkt im Leben einer Familie darstellt und es bestimmt oft eine Zeitlang dauert, bis sich alle Beteiligten mit der neuen Situation arrangiert haben. Ein Kaiserschnitt ist zudem keine Sollbruchstelle, sondern eine ernst zu nehmende Operation, und sechs Wochen sind wahrhaftig kein besonders langer Zeitraum, um so einen Eingriff körperlich und seelisch völlig wegzustecken.
Zusätzlich halte ich es prinzipiell auch für nicht verkehrt, wenn man doch recht kurz nach der Geburt Hilfe von anderen Familienmitgliedern bekommt und auch annimmt. Wenn die Einmischungen jedoch überhand nehmen, muss man eben auch mal mit dem Fuß aufstampfen und ein Riesentheater mit Tränen und allem vom Zaun brechen, wenn es partout nicht anders geht. Aber das ist eben auch eine Charakterfrage. Manche Leute, Frauen wie Männer, sind so nachgiebig und konfliktscheu, dass sie sich fast ohne Widerstand das Heft aus der Hand nehmen lassen.
Da ich die Dame nicht kenne, kann ich natürlich auch nicht beurteilen, ob sie schon immer eher der nachgiebige Typ war oder erst seit der Geburt ihrer Tochter geschwächt und gestresst ist oder sogar unter einer Wochenbettdepression leidet. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie mich jemand davon abhalten könnte, sich um mein schreiendes Baby zu kümmern, ohne mich zu fesseln und mir eine Waffe an den Kopf zu halten. In diesem Fall wäre ein handfester Tobsuchtsanfall mit Gewaltandrohung noch eine relativ milde Möglichkeit, sich gegen die wohlmeinende Oma zur Wehr zu setzen.
Ohne die Frau und ihre Familie zu kennen, würde ich jetzt nicht einfach so behaupten, dass die Gefühle der Frau von einer postnatalen Depression kommen. Auch weiß ich nicht, ob Frau H die Situation vielleicht dramatisiert. Ich finde es ja im Grunde nett, dass die Familie der frischgebackenen Mutter so viel abnehmen möchte, wie es nur möglich ist, um die Frau eben zu entlasten. Aber so einige Dinge finde ich dann doch nicht so schön und dabei kann ich dann Frau H auch voll und ganz verstehen, dass sie die Situation nicht so toll findet.
Wenn das Kind schreit und die Mutter zu ihm möchte und dann über eine Stunde davon abgehalten wird, das finde ich zum Beispiel absolut nicht in Ordnung. Aber mich würde auch mal interessieren, warum Frau H sich in der Situation nicht einfach durchgesetzt hat. Ich hätte mich sicher nicht davon abhalten lassen, zu meinem Kind zu gehen, wenn es schreit. Tipps sind ja hilfreich, aber ich finde einfach, dass die Zeit, die die Mutter mit dem Kind verbringt, auch wichtig ist. So sollte sich die Mutter einfach durchsetzen, dass ihr nicht alle Dinge abgenommen werden.
Da hilft nur ein klares Machtwort. Meine ehemalige Schwiegermutter wollte mir da auch viel reinreden, wie wir mit den Kindern umzugehen haben. Aber ich habe da eben sehr schnell klar gestellt, dass wir unsere Entscheidungen selbst treffen. Auch stand sie am Anfang recht häufig einfach vor der Tür und meinte, dass sie die Kinder ausfahren will. Da habe ich auch beim dritten unangemeldeten Erscheinen gesagt, dass sie doch die Erfindung des Telefons nutzen soll, wenn sie solche Pläne hat.
Übrigens hat sie dann an diesem Tag auch die Kinder nicht bekommen und konnte unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen. Aber da muss man eben recht schnell reagieren und kann das nicht erst über Wochen zulassen. Diese ständigen Einmischungen nun wieder in normale Bahnen und Unterstützungen zu leiten, wird schwer und vermutlich auch nur mit einem größeren Streit vonstatten gehen.
Frau H. sollte sich vielleicht einfach mal durchsetzen und nicht verschüchtert rumsitzen und alles gewähren lassen. Immerhin ist sie die Mutter und sie kann mitentscheiden, wer das Kind gerade nimmt. Sie wird damit zwar einigen Verwandten vor den Kopf stoßen, aber sie muss auch das Wohl des Kindes im Auge behalten.
Wenn Frau H. nicht der dominanteste Mensch ist, kann ich nachvollziehen, dass es extrem schwer wird, ein Machtwort zu sprechen. Vielleicht kann Frau H. sich ja noch den Vater mit ins Boot holen und mit ihm über ihr Problem sprechen und er sollte dann vielleicht mal unterstützend zur Seite stehen. Auch sollte Frau H. versuchen die ganzen Ratschläge zu unterbinden, sie ist zwar das erste Mal Mutter, aber sie wird in diese Rolle hineinwachsen.
Wenn man sich darüber beschwert, dass man zu viel Hilfe bekommt, dann sollte man auch in der Lage sein, den betreffenden Menschen klar zu machen, dass man selber klar kommt. Vielleicht benötigt Frau H. ja die Hilfe wirklich, weil sie eventuell, wie in einem vorherigen Posting angesprochen, unter einer postnatalen Depression (auch Wochenbettdepresseion) leidet.
Wenn ich die Mutter des Kindes bin und in der Lage, für das Kind zu sorgen, dann lasse ich mir von niemandem drein reden. Und, wenn ich jetzt einmal davon ausgehe, dass hier keine Gewalt in der Familie ausgeübt wird, dann kann ich mich immer durchsetzen, weil ich das letzte Wort habe. Mein Kind ist bei mir und nur, wenn ich es wünsche, dann lasse ich mir Hilfe zukommen. Ansonsten bin ich Herr über die Erziehung und das Familienleben.
Mir kommt einfach vor, dass sich Frau H. in der Opferrolle gut gefällt. Da sollte sie einfach einmal heraus kommen. Falls sie nicht in der Lage ist, ihre Frau zu stehen, würde ich ihr empfehlen, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Mir ist schon klar, dass eine Selbsterkenntnis nicht einfach ist, aber ich würde die Frau auf keinen Fall unterstützen, wenn sie nur herum jammert und offensichtlich nicht bereit ist, etwas an ihrer Lage zu verändern.
Ich hätte an der Stelle von Frau H. längst mit der Faust auf den Tisch gehauen und ein kleines Machtwort gesprochen. Schließlich ist das meine Familie und mein Leben und ich bin ein Mensch, der sich ungern in seine Angelegenheiten reinreden lässt und lieber selbst entscheidet. Es ist eine Sache, wenn man um Rat fragt, wenn man selbst nicht weiter weiß, aber sich ungefragt überall einzumischen und seinen Rat reinzudrücken finde ich einfach nur unverschämt.
Ich bin aber auch generell ein Mensch, der auf "Krawall gebürstet" ist und kein Problem damit hat, anzuecken, wenn mir etwas nicht passt. Es ist mir ein Rätsel, wie Frau H. sich so lange dieses Verhalten der Familie gefallen lässt. Ich hätte ein derartiges Verhalten von Anfang an im Keim erstickt.
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