Will permanentes Nichtstun auch gelernt sein?

vom 09.05.2012, 13:39 Uhr

Ich musste heute doch ein wenig lächeln, als ich mit meiner Freundin telefonierte, die von ihrem Bruder erzählte, der schon sehr lange arbeitslos ist. Sie meint, dass er permanent nichts macht. Er erledigt keine Sachen, er hilft seiner Frau nicht im Haushalt, die arbeiten geht. Er schreibt nur die notwendigsten Bewerbungen und langweilt sich aber dennoch nicht. Sie meint, dass man das erst mal versuchen soll nachzumachen. Sie hätte es mal versucht und kann es nicht so wie ihr Bruder.

Sie meint, dass auch permanentes Nichtstun gelernt sein will. Denn der Mensch ist sicherlich nicht dazu geboren, dass er über Jahre hinweg einfach nichts macht. Was denkt ihr? Will permanentes Nichtstun auch gelernt sein?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das ist sehr unterschiedlich. Ich gebe zu, dass ich eher strebsam bin und doch immer viel zu tun habe. Ich genieße aber auch mal einen Tag oder ein Wochenende auf dem Sofa vor dem TV. Aber auf Dauer? Ich glaube nicht, dass ich auf Dauer hinweg nichts machen könnte. Da glaube ich schon, dass das gelernt sein will!

» musicality » Beiträge: 809 » Talkpoints: 1,77 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Bei dieser Aussage kann ich nur zustimmen. Beispiele für gelerntes Langweilen sind Ausflüge in einen Großmöbeldiscount oder in einem Wartezimmer sitzen. Wenn man eine persönliche Meinung hören wollte, würden die meisten wahrscheinlich sagen, dass sie vor ihrem PC oder der Konsole rumhängen.

» D3admau5 » Beiträge: 12 » Talkpoints: 3,68 »



Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und unser Körper gewöhnt sich nach mehreren Wochen Routine an den vorgegebenen Rhythmus. Jeder der einmal eine längere Auszeit von mindestens einigen Wochen hatte und dabei weniger als sonst erledigt hat, wird das kennen.

Wer arbeitslos ist, sieht ja oftmals keinen Grund darin zu einer vorgegebenen Zeit aufzustehen, vor allem nicht, wenn es in den frühen Morgenstunden ist. Und auch an weniger Bewegung, geringere Konzentrationsleistung und allgemein die Nicht-Beanspruchung bestimmter Körperteile, gewöhnt sich der Körper.

Allerdings würde ich sagen, dass Leute, die den Tag vor der Spielekonsole oder dem Fernseher verbringen, nichts tun. Nicht im Haushalt zu helfen und sich nicht um einen Job zu bemühen, ist das eine, aber die meisten Menschen, dieser "Kategorie" verbringen ihren Tag dann doch mit etwas und sei es mit Kumpel an der Trinkhalle, vor dem Fernseher, der Konsole oder dem Computer. Wirkliches Nichtstun wie man es zum Beispiel im Kloster findet, würden viele von ihnen dann doch nicht aushalten. Dabei gibt es selbst dort gewisse Aufgaben, die erledigt werden wollen. Und längere Zeit ohne Ablenkung nur mit sich allein zu sein- das kann eigentlich kaum jemand.

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» Trisa » Beiträge: 3216 » Talkpoints: 76,90 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Nichtstun ist für mich so ziemlich das Schrecklichste, was ich mir so vorstellen kann. Ich kenne es noch aus meiner Schulzeit, dass ich mit meiner freien Zeit in den Morgenstunden überhaupt nicht zufrieden gewesen bin. Ich habe zwar auch immer eine Beschäftigung gefunden, damit ich mich nicht allzu sehr langweile, aber ich konnte nicht einfach vor dem Fernseher sitzen und gar nichts machen. Das würde mich total nerven und ich würde mich mehr und mehr über meine eigene Untätigkeit aufregen. Deswegen bin ich mir gar nicht einmal so sicher, ob man überhaupt lernen könnte, eben rein gar nichts zu machen.

Zumindest denke ich, dass man sich eventuell daran gewöhnen könnte, dass man zeitweise nichts oder nicht viel zu tun hat. Ich könnte das nicht, glaube ich. Zumindest nicht über längere Zeiträume. Aber eine gewisse Art der Toleranzentwicklung wird sicherlich schon von statten gehen. In der ersten Zeit wird es wohl schwierig sein nichts mehr zu tun zu haben, aber dann wird es wahrscheinlich besser werden und es wird sich eben eine gewisse Normalität einstellen, was ja auch eigentlich nicht verwunderlich ist.

Lernen ist für mich allerdings eher ein aktiver Prozess. Das ist eine Gewöhnung ja nun einmal ganz sicher nicht, also tendiere ich doch eher dort hin, dass man es nicht lernen kann, nichts zu tun. Man kann sich aber bis zu einem gewissen Maße daran gewöhnen und dann vielleicht auch einen gefallen an seinem neuen Tagesablauf finden, sodass man bewusst auch weniger macht als man zuvor vielleicht noch getan hätte. Aber richtig lernen wird man es sicherlich nicht.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich denke, dass es durchaus ungewöhnlich ist, wenn jemand einfach gar nichts in seinem Leben tut und jeden einzelnen Tag das gleiche macht. Immerhin muss einem dann doch irgendwann langweilig werden. Es gibt ja nichts, auf was man sich freuen könnte und nichts, womit man sich sinnvoll beschäftigen könnte. Stattdessen verbringt man jeden Tag gleich und macht immer nur das gleiche. Man sitzt die ganze Zeit herum, ohne die Lust aufzubringen, irgendetwas anderes zu tun. Und ich denke, dass das sehr außergewöhnlich ist, auch wenn ich viele Menschen kenne, die ab und zu für einige Zeit faul sind. So bin ich selbst auch nicht immer voll motiviert und habe auch manchmal meine Phasen, in denen ich auf nichts Lust habe.

Solche Phasen, in denen man auf nichts Lust hat und lieber den ganzen Tag zu Hause herum sitzt, hat wohl jeder Mensch einmal und ich finde das auch nicht schlimm. Immerhin muss man ja auch nicht immer volle Leistung bringen und es ist doch auch schön, wenn man sich hin und wieder einfach zurück lehnen kann. Allerdings ist es für mich unvorstellbar, mehrere Jahre oder sogar Jahrzehnte damit zu verbringen, nichts zu tun. Immerhin muss einem dann doch irgendwann zwangsläufig langweilig werden und ich kann es nicht nachvollziehen, wie man dann nicht irgendwann das Bedürfnis haben kann, zu verreisen oder irgendetwas zu unternehmen. Denn auch wenn es schön ist, einfach nichts zu tun, wird das doch auf Dauer auch sehr langweilig.

Ich denke, dass mir die Decke auf den Kopf fallen würde, wenn ich über einen längeren Zeitraum keine festen Aufgaben hätte und wenn ich jeden Tag das gleiche machen würde. Das würde ich auf keinen Fall aushalten und ich würde noch die Krise bekommen. Außerdem hätte ich auch das Gefühl, mein Leben zu verschwenden, wenn ich gar nichts machen würde. Immerhin ist die Zeit doch kostbar und das Leben ist auch viel zu schade, um die ganze Zeit nur zu Hause herum zu sitzen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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