Erst große Fliegenpilze entwickeln Gifte
Der Vater meines Freundes geht oft Pilze sammeln und der Bruder von ihm auch. Der Onkel von meinem Freund meinte neulich, dass er auch ganz kleine Fliegenpilze schon gesammelt hat und zubereitet hat. Erst, wenn sie groß sind entwickeln sie Gifte und wenn sie ganz klein sind schmecken sie sogar lecker.
Ich kann das nicht glauben, weil man doch immer vor Fliegenpilzen warnt. Der Vater meines Freundes meinte, dass es stimmt und der Vater ihnen das beigebracht hätte, er aber diese Pilze nicht sammelt, weil seine Frau die nicht mag. Würdet ihr Fliegenpilze essen, wenn sie ganz klein sind? Entwickeln sie wirklich erst wenn sie groß sind Gifte? Wie groß dürfen sie denn sein, damit sie auch essbar sind? Sind Fliegenpilze tödlich oder wird man "nur" krank?
Fliegenpilze sind auf gar keinen Fall tödlich, wann und ob sie ihr Gift entwickeln, weiß ich allerdings auch nicht. Manche sagen, er verursacht nur ein leichtes Magengrimmen, manche sprechen gleich von Gift. Ich weiß auf jeden Fall, dass meine Eltern sie beim Sammeln im Wald immer stehen gelassen haben, weil sie wohl in jedem Fall ungenießbar sind und nicht schmecken. Dann sollte man sie lieber im Wald für die Tiere als Nahrungsquelle lassen.
So ein Quatsch, sorry ninjafan. Bevor man Halbwissen verbreitet, sollte man lieber mal in der Fachliteratur nachlesen oder einen erfahrenen Pilzberater fragen. Letztlich ist es natürlich schon richtig, dass man nicht zwangsläufig stirbt, wenn man einen Giftpilz zu sich nimmt.
Erst die Dosis macht das Gift, das war schon in der Antike ein anerkannter Lehrsatz. Allerdings steht leider auf Naturprodukten nicht drauf, wie viel Wirkstoff sie ausgebildet haben. Das ist eben das große Risiko. Wenn der Sommer eher sonnig und trocken war, dann werden die Pilze andere Wirkstoffkonzentrationen und Größen haben, als wenn sie in feucht-kühlem Wetter gewachsen sind. Aber weiß man das immer? Eben nicht. Bei Pilzen spielt dann auch noch der Standort eine Rolle, also auf welchem Boden er wächst. Davon hängt dann auch die Zusammensetzung mit ab.
Außerdem gibt es wohl Regionen, so irgendwo in Russland wohl, wo in diesen Pilzen eben so wenig Wirkstoffe enthalten sind, dass man sie da angeblich tatsächlich essen können soll. Das hat mir mal ein Pilzberater erklärt. Es ist wohl auch schon vorgekommen, dass Leute, die aus diesen Regionen in wärmere Gebiete Deutschlands gezogen sind, ein Gericht mit größerer Menge Fliegenpilz gegessen haben. Die meisten Tischgenossen sind wohl daran gestorben. Vor allem die Kinder. Und die anderen hatten heftigste Beschwerden.
Auch ist der Fliegenpilz nicht der mit dem stärksten Gift, das stimmt sicher auch. Nur: Es gibt auch da einen Unterschied, ob ich einen Pilz esse, oder gleich eine ganze Pilzpfanne. Und es macht auch einen Unterschied, wie derjenige Gifte abbauen kann, der den Pilz isst. Wenn der einen Schaden an den Entgiftungsorganen hat, dann kann das schon für den schlecht ausgehen, während ein anderer die selbe Menge problemlos verträgt. Aber weiß man das immer vorher?
Blöd auch, wenn man eine Mischpilzpfanne isst, und sich dann einige Pilze prima in der Wirkung ergänzen. Auch das kann schief gehen. Oder wenn man den Fliegenpilz mit dem doch etwas ähnlich sehenden Pantherpilz verwechselt. Dann ist das auch riskant.
Traditionell wurde Fliegenpilz auch als Rauschmittel verwendet. Nur ich möchte eben nicht wissen, wie viele Leute dabei hops gegangen sind. Vor allem dann, wenn sie das Rauschmittel nicht richtig zubereitet haben. Aber das Hexenwissen ist auch längst nicht mehr in allen Köpfen vorhanden, wie man das macht.
Warum also ein Risiko eingehen? Hier im Land ist doch keiner vom Hungertod bedroht, wenn man die Fliegenpilze nicht isst. ich kann da einfach keinen tieferen Sinn in solchen Selbstexperimenten entdecken. Und es gibt wirklich auch Drogen, die man gemeinhin legal erwerben kann. Zum Beispiel Alkohol. Aber auch hier kann man sich mit entsprechender Dosis in die ewigen Jagdgründe verfrachten. Von daher: Vorsicht!
Wo habe ich bitte Quatsch erzählt? Du hast doch selbst geschrieben, dass man nicht an einem Fliegenpilz sterben kann. Ich habe nur geschrieben, dass meine Eltern ihn früher stehen gelassen haben, weil er nicht verträglich ist. Auch dass die Auswirkungen beim Verzehr unterschiedlich sind, habe ich geschrieben. Manchen Leuten tut nur der Bauch etwas weh, manche haben Vergiftungserscheinungen. Was ist daran falsch?
So eine Verallgemeinerung, dass man daran nicht sterben kann ist der Quatsch. Du bringst dich in Teufels Küche, wenn irgend jemand deine Aussage liest und sich darauf verlässt, dass man von Fliegenpilzen nicht sterben kann. Theoretisch könnten dich auch die Angehörigen von einem Toten verklagen für deine Aussage. Ich würde so leichtsinnig so eine Meinung nicht ins Web posaunen.
Ich verstehe nicht, was an meiner Ausführung oben nicht verständlich ist. Habe ich nicht ganz klar geschrieben, dass man einen Pilz gleich welcher Art von außen nicht ansieht, wie viel Giftstoffe dieser individuelle Fruchtkörper enthält? Wer setzt sich schon ins Chemielabor um vor dem Verzehr heraus zu finden, ob der Pilz noch essbar ist oder schon zu groß oder zu potent ist. Oder anders gesagt: Wenn man Pech hat ist in einem einzigen Pilz vom falschen Standort mehr Gift enthalten als in einer ganzen Pilzpfanne von einem anderen Ort aus Fliegenpilzen.
Übrigens gibt es auch nicht den Fliegenpilz an sich. Es gibt da auch verschiedene Arten, die die Biologen unterscheiden können, der Laie im Wald nicht unbedingt.
Und wie gesagt: Möglicherweise hat jemand einen unerkannten Leberschaden und isst einen Pilz und stirbt davon schon, während sein Sammelkumpel mehr isst und noch kaum was merkt. Pilz trifft Mensch. Tja. Es ist eben ein Risiko. Und von daher finde ich es Quatsch zu verallgemeinern und zu verharmlosen, wie du das machst.
Oder ein anderes Beispiel: Bei uns in der Stadt war es zu DDR Zeiten üblich, einen Weg über die Autobahn zu Fuß abzukürzen. Oder über die Bahnstrecke. Das haben auch ganz viele überlebt. Damals. Auch heute noch laufen da einige sture ältere Herrschaften nach wie vor diese Wege. Weil man das immer schon so gemacht hat. Ganz viele überleben das auch heute noch. Nur: Wenn eben gerade der verspätete ICE vorbei fährt und nicht der Bummelzug, dann gibt es wieder einen Personenunfall. Und auch die Autobahn hat hier schon einiges an Blut gesehen, weil dann doch mal wieder einer schneller fuhr, als Oma oder Opa laufen konnte. Nur weil eine Sache nicht zwangsläufig immer tödlich verläuft, heißt das nicht, dass es eine Garantie für Einzelfälle gibt. Und da leichtsinnig Ratschläge zu geben, das verbietet sich meiner Meinung nach.
Man sollte immer bedenken, dass im Internet auch viele Kinder lesen. Für Hausaufgaben zum Beispiel. Die gehen dann in den Wald, essen heimlich Fliegenpilz, weil ja der ninjafan gesagt hat, da kann man nicht dran sterben. Ich möchte dann nicht an deiner Stelle stehen, wenn die Eltern dich verklagen.
"Auf gar keinen Fall tödlich" ist wirklich fahrlässiger Unsinn. Da muss ich trüffelsucher zu hundert Prozent Recht geben.
Ich habe mal gehört, dass Fliegenpilze während und nach der Weltkriege zu Hungerszeiten gesammelt wurden. Bis sie genießbar - im Sinne von ohne Nebenwirkungen - waren, wurden sie stundenlang ausgekocht. Keine Ahnung, welchen Nährwert sie dann noch hatten, aber es war eben besser als nichts. Oft findet man ja wirklich viele Fliegenpilze im Wald, aber gar keine wirklich Eßbaren.
Aber wie schon gesagt wurde, muss keiner hier solchen Hunger leiden und daher ist von Experimenten abzuraten. Ebenso würde ich von Experimenten zur Berauschung absehen. Da findet man auch immer so viele gegenteilige Meinungen über die Mengen, die man nehmen sollte, das mir das alles viel zu gefährlich wäre.
Das ist aber mit allen Lebensmitteln so. Wenn ich allgemein schreibe, dass man an Nüssen nicht sterben kann, könnte es auch sein, dass jemand sie isst und eine unerkannte Nussallergie hat. Jedes Lebensmittel ist für manche Menschen in einer bestimmten Dosis tödlich, ich gehe hier lediglich vom Normalfall aus. Wenn ich hier über Lebensmittel schreibe, kann ich nicht jedesmal einen halben Roman anhängen, für wen irgendeine Zutat tödlich sein könnte, unter welchen Voraussetzungen und welchen Beschaffenheiten des Lebensmittels. Das ist total übertrieben. Es gibt auch Leute, die eine Unverträglichkeit gegenüber allen Pilzmyzelen haben. Soll ich dann auch schreiben, dass ein Steinpilz tödlich ist?
Langsam wird das hier ganz schön unsachlich. Ich weiß, dass im Internet an vielen Stellen der Satz teils wörtlich zitiert wird, dass angeblich keine Todesfälle durch Fliegenpilze dokumentiert seien. Aber man sollte das schon genau lesen. Dokumentiert ist nicht bedeutungsgleich mit vorgekommen. Wenn die Steuerfahndung ein Restaurant untersucht und der Wirt sagt, sie hätten keine Umsätze gehabt, denn schließlich seien keine dokumentiert, dann ist das eine ganz offensichtliche Lachnummer. Bei den Fliegenpilzen ist es kein bisschen anders. Es gibt in Deutschland einfach keine befriedigende Dokumentierung von Todesfällen durch Pilzvergiftungen. So einfach ist das. Und daher kann man nicht einfach behaupten, es gäbe keine Toten durch Fliegenpilze, nur weil die nicht dokumentiert wurden. Das ist ähnlich kindisch wie ein Kindergartenkind, das sich die Hände vor die Augen hält und sagt, es gäbe keine Autos, weil es sie nicht sehen könne. Wer sich da sachlich informieren will, sollte nicht unbedingt private Homepages abklappern, sondern mal beim Bundesamt für Risikobewertung nachlesen.
Leider ist es mittlerweile in Mode gekommen, dass man mit einer App in den Wald spaziert und alle möglichen Pilze testet. Aber das ist eben nicht halb so lustig oder magic, wie mancher das im Internet eben darstellt. Natur ist nicht harmlos. Und selbst eine starke Vergiftung, die gerade nicht tödlich verlaufen ist, ist auch kein Sonntagsspaziergang. Ebenso sollte man langfristige Wirkungen nicht unterschätzen. Wenn man solche Pilze verharmlost und öfter mal isst, kann dann mit etwas Zeitverzögerung der Hammer kommen.
Warum muss man sich da klüger fühlen als das über Jahrhunderte überlieferte Volkswissen? Das Internet ist doch auch nur so klug wie die selbst ernannten Experten, die darin oftmals schreiben! Ich vertraue da immer noch auf gute Fachbücher. Und in allen meinen Pilzbüchern steht, dass dieser Fliegenpilz eine mittlere Giftigkeit hat und der Verzehr tödlich enden kann. Zudem steht darin auch, dass der Geschmack dieser Pilze nichts besonderes ist. Ich sehe also keinen vernünftigen Grund, hier zu Experimenten zu ermuntern, die absolut nicht sein müssen.
Bitte beim Thema bleiben.
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