Wie fühlt man sich wenn man Leiche oder Leichenteile findet?
Bei uns im nahe gelegenen Wald wurde vor einiger Zeit eine Frau von ihrem Ehemann ermordet. Die Leiche wurde dann letztlich von demjenigen mit der Polizei gefunden, der letztlich als deren Mörder verurteilt wurde. Aber es hätte ja auch ganz anders kommen können. In so einem beliebten Gebiet für Spaziergebiet hätten ja auch unbeteiligte dritte Personen die Leiche finden können. Oder sogar spielende Kinder.
Ich bin da auch neulich in der Nähe wieder im Wald spazieren gegangen. Irgendwie kommt man dann ins Grübeln. Wie wäre das, wenn man plötzlich und unerwartet auf eine Leiche trifft, von der außer dem Täter noch niemand weiß, dass sie dort ist? Bei Spazieren gehen, oder auf dem Weg zur Arbeit oder bei einer Bootstour? Wie fühlt man sich da? Steht man dann unter Tatverdacht? Wie kommt man mit so einem Fund klar? Bekommt man da automatisch psychologische Hilfe?
Ich habe zwar schon die Leiche eines Selbstmörders auf einem Bahnhof von nahem gesehen und das war kein schöner Anblick. Allerdings konnte ich da mit meinem rebellierenden Magen einfach weiter gehen, weil sich da schon die Polizei und die Feuerwehr um die Leiche kümmerten. Eine bisher unentdeckte Leiche habe ich zum Glück noch nicht gefunden.
Habt ihr schon mal eine Leiche gefunden? Wie erging es euch dabei? Habt ihr Angst davor, so eine Situation noch mal zu erleben? Oder habt ihr das ganze recht locker genommen? Wie lange hat das gebraucht, bis ihr die Bilder aus eurem Kopf verbannen konntet?
Ich habe keine Angst davor, wenn mir so etwas passieren würde. Ein Mensch ist ja nach dem Ableben nur eine Hülle und auch wenn es nicht schön aussieht und stinkt, ist es doch etwas, was am Ende des Seins passiert. Ich meine man wird in der Regel nicht irgendwo abgelegt, aber Leichen gehören doch zum Leben dazu.
Mein Onkel hat mal eine Leiche gefunden. Dies war sehr unglücklich gelaufen. Man muss dazu sagen, mein Onkel läuft keine normalen Waldwege sondern richtig durchs Gebüsch und Geäst, also da wo normalerweise nie jemand lang laufen würde. Dort in dem ganzen Gestrüpp fand er dann eines Tages eine Leiche. Der Mann war wohl den Berg abgestürzt und lag da nun von oben nicht einsehbar. er rief dann die Polizei diese kam auch und er wurde stundenlang vernommen, weil man nicht davon ausgehen konnte, dass da jemand einfach mal so eben spazieren geht. Er war aber nicht der Täter und konnte auch mit Hilfe meiner Tante begreiflich machen, dass er immer so durch den Wald geht. Für ihn war das nicht weiter verstörend, eher das danach bei der Polizei.
Ich denke es kommt darauf an wie groß der Überraschungsmoment ist und wie intakt die Leichenteile sind. Es macht schon einen Unterschied aus wenn man einen Selbstmörder aus weiter Entfernung am Baum hängen sieht oder beim Pilze sammeln ein völlig verwestes Kind findet. Ich spreche da aus Erfahrung, allerdings entstanden meine derartigen Kontakte aus beruflichen Gründen, bei einem Verkehrsunfall oder im Wald habe ich noch nichts damit zu tun gehabt.
Ich kann mich aber erinnern dass mein Vater vor etlicher Zeit kreideweiß von der Arbeit kam und er sich erst einmal übergeben musste weil er gesehen hatte wie eine Frau die er kannte von einem Tieflader überfahren wurde. Da kann ich mir schon sehr gut vorstellen dass so etwas einem sehr mitnimmt, besonders wenn man diese Person noch kennt. Dazu kommt die Blutigkeit des Unfalles, da braucht man nicht viel Phantasie um sich auszumalen wie sie wohl danach ausgesehen haben muss.
Um auf meine beruflichen Kontakte zurück zu kommen, ich habe diese mehrmals im Jahr. Ich untersuche besonders schwere Arbeitsunfälle und da bleibt es oft nicht aus das tödlich verletzte Personen noch am Unfallort liegen. Meistens konzentriere ich mich auf meine Arbeit was mir auch ganz gut gelingt. Ich hatte neulich einen toten Elektriker der von der Kriminalpolizei noch nicht freigegeben wurde direkt in meinem Untersuchungsbereich liegen. So tragisch das alles abgelaufen ist, aber es hatte mich jetzt nicht gestört dass der Verunglückte dort noch lag. Ich machte meine Arbeit und stieg über ihn hinweg sowie über ein paar abgelegte Mauersteine. Das mag etwas pietätlos sein, aber vielleicht ist das auch so eine Art Schutzfunktion des Gehirns. Ich hatte auch mehrfach die Beamten der Kripo beobachtet die dabei lachten und scherzten und sich über private Dinge unterhielten. Auch hier wird es nicht anders sein da es vielleicht für sie schon alltäglich ist.
Etwas überrascht war ich schon an einem anderen Unfallort als mir nach dem Öffnen einer Presse eine ganze Hand entgegenfiel. Damit hatte ich nicht unbedingt gerechnet und deshalb war ich schon sehr erschrocken für den ersten Augenblick. Aber auch das wird schnell abgehakt wenn man seine Arbeit macht und die Bilder bleiben auch nicht lange im Kopf.
Aber völlig anders sieht es aus wenn sich richtig blutige Unfälle ereignet haben wie zum Beispiel wenn jemand in eine Häckselmaschine kommt oder vom Baum erschlagen wird. Diese Bilder sind ewig im Kopf und sie lassen sich auch nicht so schnell verdrängen. Ich sehe zu dass ich die Zeit dafür so gering wie möglich halte und auch nur mit einem Tunnelblick arbeite. Das hilft ein wenig, aber nicht viel.
Es ist aber oft so dass ich mir schon Gedanken um die Leute mache. Ich sehe ja wie alt sie sind, dass sie kurz vor der Rente standen oder gerade ihre Lehrausbildung abgeschlossen haben. Ich bekomme mit ob sie verheiratet sind und Kinder haben oder ob sie nächste Woche ihren Geburtstag gefeiert hätten. Allerdings lasse ich nicht alles an mich herankommen, das kann auf Dauer einfach nicht gut für mich sein.
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