'Moralapostel' - fremde Menschen über Tierhaltung belehren
Ich bin bei Facebook in einigen Tiergruppen. Eine davon thematisiert alles rund ums Kaninchen, zwei weitere sind eher "Verkausplattformen", für Tierzubehör und hin und wieder sogar für Tiere. Das sorgt oft für Diskussionen. Heute kam es wieder zu so einem Fall: Eine Frau bot 5 Kitten an, die gerade mal drei Wochen alt sind. Sie möchte diese Kätzchen in 3 Wochen verschenken. Darauf folgten sofort Kommentare, die sie darauf höflich hinwiesen, dass 6 Wochen alte Kitten noch nicht von der Mutter zu trennen sind. Dann änderte sie ihren Eingangspost dahingehend, dass die Abgabe erst mit 8 Wochen geschehen soll. Aber wer sich damit ein wenig auskennt weiß, dass auch 8 Wochen zu früh sind, um Kitten abzugeben!
Ich konnte in diesem Fall auch nicht so richtig an mir halten und habe mich in die Diskussion eingeklinkt, obwohl ich mir dabei irgendwie auch ein wenig aufmüpfig vorkomme, denn im Grunde sind es fremde Menschen, was die machen geht mich nichts an und könnte mir auch egal sein. Aber mir geht es um das Wohl der Tiere und da neige ich leider zur Einmischung. In diesem Fall wurde diese aber eher negativ aufgefasst, es wurde sich über dieses "sinnlose Aufregen" beschwert und Beispiele aufgeführt, dass auch 7 Wochen alte Kitten eine super Entwicklung durchlaufen hätten und nun kerngesund bei den Besitzern leben.
In einer anderen Tiergruppe wurde der selbe Beitrag gepostet, dort fand ich Mitstreiter, die meine Besorgnis teilen, da war die Besitzerin der Kitten plötzlich einsichtig und meinte, sie könne die Kätzchen auch gern 12 Wochen behalten, bis sie zur Abgabe bereit sind.
Wie gesagt, eigentlich spiele ich nicht gern Moralapostel, aber da ich durch meine Haustiere, die ich noch nicht lange habe, sehr viel lese und mich informiere, möchte ich mich gern mitteilen und den ein oder anderen Irrtum aus der Welt schaffen. Oder zumindest helfen, indem ich Links empfehle. Ich möchte dabei kein Besserwisser sein, mir geht es um die Tiere.
Seid ihr auch manchmal solche Moralapostel wenn es um artgerechte Tierhaltung geht? Oder nerven euch solche Menschen?
Tiere können nicht für sich selber sprechen. Sie brauchen menschliche Fürsprecher, wenn ihnen Leid angetan wird. Manchmal ist es einfach notwendig, den Moralapostel zu spielen. Wobei es eben sehr auf die Art und Weise ankommt, wie man etwas sagt oder schreibt. Man muss erst mal davon ausgehen, dass derjenige es einfach nicht besser weiß und nicht gleich motzen und beleidigen.
Ich meine jetzt nicht, dass du das getan hast, aber solche Menschen gibt es in Foren und dergleichen. Das ist aber leider kontraproduktiv, weil die kritisierte Person dann einfach nur beleidigt ist und sich aus der Diskussion ausklinkt. Wenn man ihr aber einfach erklärt, wie es ist und ihr eine gute Seite über die entsprechende Tierart und deren Haltung verlinkt, kann man da wirklich etwas bewegen.
Und dann hat man mit ein bisschen Kritik und ein paar Hinweisen fünf kleinen Kätzchen sehr viel Leid erspart. Das hat mit Moralapostel Spielen erst mal nicht viel zu tun, wenn man es richtig angeht. Es ist egal, ob man die Menschen nun kennt oder nicht. Es geht dabei um die Tiere. Man kann doch nicht hoffen, dass sie noch mit ihrer besten Freundin darüber redet und die beste Freundin hat hoffentlich ein bisschen Ahnung von Katzen, weil die darf dann etwas sagen. Nein, wenn man die Chance hat, muss man sie nutzen. Die Kätzchen sind wichtiger, als eventuell jemanden nicht auf den Schlips zu treten.
Ich war jahrelang in einem Tierforum Admin. Dieses Tierforum hat sich für den Tierschutz ausgesprochen. In den Richtlinien dieses Forums stand auch drin, dass wir möchten, dass die Tiere so weit es geht artgerecht leben sollen und man diese "Belehrung" als Beratung ansehen soll und sich diese zu Herzen nehmen soll. Ich habe also denn Moralapostel dort auch gespielt. Wobei ich sagen muss, dass viele einfach auch beratungsresistent waren und wahrscheinlich immer noch sind.
Tiere werden in ein Leben gezwängt und werden nicht gefragt, wie sie leben wollen. Kein gefangenes Tier kann das Leben führen, was es in Freiheit führen würde und deswegen würde ich immer wieder den Moralapostel spielen. Nicht nur, was die Käfighaltung angeht, sondern auch was die Ernährung angeht. Wenn ich höre, dass man Kaninchen angeblich wegen der Zähne altes Brot gibt, dann könnte ich in die Luft gehen. Das Brot ist eher durch den Speichel weich als dass es die Zähne abnutzt und so entstehen sogar Zahnfehlstellungen. Außerdem ist es auch für die Verdauung schlecht.
Ich verstehe es, dass du dich da eingemischt und die Frau darüber belehrt hast, dass sie ihre Katzen weder mit 6, noch mit 8 Wochen verkaufen sollte. Natürlich sind diese Menschen im Grunde Fremde für dich, wenn du sie nur über diese Gruppe kennst. Aber genau das finde ich nicht verkehrt. Manchmal nimmt man von Fremden eher einen Rat an, als von der eigenen Familie oder von Freunden. Gerade dann, wenn diese "Gespräche" im Internet ja halbwegs öffentlich stattfinden, sind sicher einige Menschen eher zum Einlenken bereit.
Da ich von Tierhaltung nicht so viel verstehe, würde ich mich eher nicht einmischen, wobei ich auch schon mal gehört habe, dass man junge Katzen erst mit 12 Wochen von der Mutter trennen sollte. Wenn ich aber mitbekäme, dass jemand sein Tier nicht gut behandelt oder etwas in der Art, dann würde ich mich auch einmischen. Genervt kann man dann ja nur sein, wenn man genau weiß, dass man es nicht richtig macht, aber nichts verändern möchte. Sonst wird man doch sicher einen Rat annehmen.
Ich mische mich auch sehr oft ein, wenn es um Tierschutz geht. Ich denke, dass die Tiere nun einmal leider nicht sprechen können und es daher Menschen geben muss, die sich für ihr Wohl einsetzen. Leider ist es oftmals so, dass sich die Menschen nicht genug Gedanken über die Tierhaltung machen und dann ganz planlos an das Thema heran gehen. Bei so etwas kann ich oftmals nicht zusehen und muss mich dann einmischen, was manchmal für böse Kommentare sorgt.
Ich muss sagen, dass ich es durchaus als meine Pflicht sehe, mich für Tiere einzusetzen und Menschen aufzuklären, denn die Tiere können es selber nicht tun. Auch wenn Tiere natürlich rechtlich nur als Sachen gelten und im Eigentum ihrer Halter stehen, sollte man trotzdem nicht weggucken und sich einmischen, wenn etwas so drastisch schief läuft und das Wohl des Tieres nicht im Mittelpunkt steht.
Ich glaube, als Tierfreund -vielleicht auch mit tierschützerischem Herzen- ist man irgendwo in der Pflicht, Irrtümer in der Haltung bei anderen zu versuchen auszuräumen und sie über artgerechte Haltung des Tieres aufzuklären. Ich bin weiß Gott auch niemand, der sich gerne über andere stellt, seine Meinung und sein Wissen aufdrängt und andere gerne berichtigt. Aber wenn ich irgendwo sehe, dass eine Tierhaltung nicht okay ist, dann sage ich dazu auch was. Das kann man ja auch freundlich verpacken, ohne mit hoch erhobenem Zeigefinger auf denjenigen einzureden. Ich glaube, es ist immer auch eine Frage des Tons, ob diese Botschaften bei den Haltern auch ankommen.
Ich habe beispielsweise Katzen und Reptilien. Bei Katzen habe ich die Erfahrung gemacht, dass es zwar in der Kittenhaltung so einige Nichtwisser gibt - Hauptsache klein und süß, alles andere interessiert erstmal nicht - aber die Katzenhaltung ansich ja einigermaßen unkompliziert ist.
Anders sieht es bei den Reptilien aus. Ich war lange Zeit in einem Forum unterwegs und fast täglich kamen neue Reptilienhalter ins Forum, die schlicht und einfach nicht die geringste Ahnung von diesen Tieren hatten. Da wurde einfach mal so ein Tier gekauft, ohne sich über die Beleuchtung der Terrarien, über lebensnotwendige Supplemente oder über deren Nahrung zu informieren. Und wenn man dann zum hundertsten Mal liest, dass irgendwer einen altbekannten Haltungsfehler macht und das Tier dadurch erkrankt ist, dann platzt einem schon mal der Kragen. Dennoch habe ich mich im Interesse der Tiere dann immer um Ruhe bemüht, zum Teil auch Verständnis vorgegaukelt, einfach nur, um die Person im Guten darauf aufmerksam zu machen, was da falsch läuft.
Ich finde, wenn etwas nicht passt oder den Tieren Schaden zufügen könnte, dann muss das schon gesagt werden. Manche übertreiben es, da kann ich verstehen, wenn diese als "Moralapostel" abgestempelt werden. Aber an dem von dir genannten Beispiel mit den Katzen kann ich nichts Verwerfliches finden, das hast du meiner Meinung nach genau richtig gemacht. Würde ich auch so machen. Dann ist auch wirklich egal, ob es fremde Menschen sind, die dich nichts angehen - es geht um die Tiere.
Es ist schon alles nicht mehr so schlimm wie noch vor 15-20 Jahren. Heute gibt es das Internet und viele Foren, in denen man sich austauschen und Tipps bekommen kann. Wer sich ein Tier anschafft, hat meines Erachtens nach die Pflicht, sich vorher genauestens zu erkundigen. Es sollte nicht als selbstverständlich erachtet werden, dass Tiere gefälligst das Leben von uns Menschen zu bereichern haben. Leider gibt es aber auch heute noch viel zu viele Tiere, die irgendwo verwahrlosen. Wer in speziellen Tierforen angemeldet ist, wird sicher auch hin und wieder von Notfällen lesen. Ausgesetzt hier, Animal-Hoarding dort. Da ist man doch froh, wenn man wenigstens ein paar Tieren helfen kann, indem man ihre Halter aufklärt. Über das Internet bekommt man ja so einiges mit und kann gut helfen und sich helfen lassen im Bezug auf die Tierhaltung.
Viele Menschen bekommen aber leider auch viel Falsches suggeriert. Schauen wir uns doch nur mal das Nagerfutter an, welches es in jedem Zoogeschäft zu kaufen gibt. Alles schön bunt und aufgeplustert. Was da alles für ein Müll drin ist, interessiert keinen. Es sieht ja hübsch aus. Auch in einigen "tollen" Tier Ratgebern steht teilweise total veraltetes Zeug drin. Wer sich so etwas kauft und sich dann daran hält, meint es eventuell gar nicht schlecht. Solche Leute lassen sich dann aber auch helfen. Es gibt aber auch andere, die auf Verbesserungsvorschläge trotzig reagieren. Wenn ich jemanden bezüglich seiner Haltung kritisieren möchte, erwähne ich immer zuerst, wie schön es auch für den Besitzer wird, wenn die Tiere dann aufblühen und es ihnen besser geht.
Keiner kann ein Tier wirklich superoptimal halten. Es sind eben Tiere in Gefangenschaft. Aber einige Dinge lassen sich schon verwirklichen und sind für die Tiere eine enorme Verbesserung. Wie ein Kitten, welches länger als 8 Wochen bei der Mutter ist. Für den Halter sollte es nicht viel Mehraufwand bedeuten, aber für die kleine Katze bedeutet es sehr viel. Und dafür würde ich mich auch immer gerne als Moralapostel bezeichnen lassen.
Mir gehen solche Leute schlichtweg auf den Geist, da ich inzwischen zu oft erlebt habe, dass solchen Menschen das Schicksal der Tiere mehr interessieren. Davon ausgenommen sind sicher Fälle klarer Misshandlungen aber dafür gibt es auch die entsprechenden Stellen, die dies dann von Amts wegen untersuchen sollen.
Da ich selbst sehr mitfühlend mit Tieren bin, mische ich mich auch in solche Diskussionen ein und habe festgestellt, dass die meisten dieser Fehler durch schlichtes Unwissen und nicht durch Ignoranz zustandekommen. Ich weise diese Leute höflich auf die bessere Verfahrensweise hin und sehe dann meist schon an der Reaktion, wie diese Menschen ticken. Die meisten sind eben unwissend und lassen sich auch belehren, solange man freundlich und sachlich bleibt. Den Mund aufmachen würde ich aber in jedem Fall, schließlich kann das Tier nicht für sich sprechen.
Es kann ja durchaus sein, dass die Frau einfach keine Ahnung von den Tieren hatte und da macht es Sinn ihr es mal mitzuteilen und vielleicht auch online Hilfe anzubieten, wenn weitere Fragen bestehen. Ich finde es schlimm, wenn man jeden Menschen, der seine Meinung vertritt gleich versucht abzustempeln oder negativ sieht. Gerade Tiere können ja nicht für sich sprechen und da ist es schon ganz gut, wenn man sich für sie stark macht.
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