Religionslehrer verspricht garantierten 1er für Anmeldung

vom 02.09.2014, 15:31 Uhr

Mein Neffe ist wieder in der Schule und heute hat der Religionslehrer seine Runde gedreht. Je mehr Schüler sich anmelden, desto mehr Stunden bekommt her. Heute hätte er allen versprochen, dass sie einen garantierten Einser bekommen, solange sie nur in den Unterricht kämen. Das wäre auch gut, um ihren Notenschnitt mit einer Eins zu verbessern. Mein Neffe fand das fast so wie Keilerei.

Ist es seriös, wenn ein Religionslehrer mit fixen Einsern für Anmeldungen wirbt? Könnte dies den interessierten Schülern den Inhalt stehlen oder bekommt man eh immer eine Eins für den Religionsunterricht?

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich finde dies sehr fragwürdig. Immerhin sollte der Lehrer die Schüler ja nach Leistung bewerten und es kann eigentlich auch nicht sein, dass jeder seiner Schüler eine Eins bekommt. Da dürfte man dann auch stutzig werden als Direktor oder anderer Lehrer. Ich finde auch, dass man gerade zum Religionsunterricht auch niemanden zwingen sollte, immerhin ist es ja auch eine Frage des Glaubens.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde es unseriös. Fraglich ist auch, ob er das überhaupt darf, denn schließlich ist dieses Versprechen keine objektive Leistungsmessung und Bewertung. Das heißt im Klartext, man meldet sich an und hat sie 1, egal was man dort in dem Unterricht so treibt. Eigentlich ein Armutszeugnis für einen Religionslehrer, dass er Schüler so ködern will. Mit Religion und Glaube hat das aus meiner Sicht nichts zu tun. Das ist einfach nur berechnend sowohl von dem Lehrer als auch von den Schülern die deswegen hin gehen. Wobei ich es den Schülern nicht übel nehmen kann. Wenn es ein solches Angebot gibt und man für das Nichtstun eine 1 bekommt.

Leider wird der Unterricht, die Inhalte, das Fach sowie die Schüler die es ernst meinen durch solche Aktionen abgewertet. Vielleicht ist ja aber auch sein Unterricht so schlecht, dass keiner hin will und er deswegen so sehr Werbung machen muss.

» Youdid » Beiträge: 421 » Talkpoints: 4,87 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde das Verhalten dieses Lehrers auch nicht gerade vorbildlich. Es ist verständlich, dass er möchte, dass viele Schüler seinen Unterricht besuchen, auch wenn ich es nicht in Ordnung finde, dass er einfach mehr Stunden möchte, um damit wohl auch mehr zu verdienen. Aber das sollte er doch darüber erreichen, dass er die Schüler informiert und für diese sein Fach interessant gestaltet, so dass sie gerne in den Unterricht kommen und das Fach eben auch gerne wählen. Mit dem Versprechen, dass jeder Schüler eine 1 erhält, nur weil das Fach eben gewählt wurde, erreicht er jedenfalls nicht, dass sich die Schüler für das Fach Religion interessieren.

Warum sollten sie sich dann auch dafür interessieren, was der Lehrer zu sagen hat, wenn sie ihre gute Note sicher haben? Bestimmt sind die Schüler im Unterricht dann nicht gerade aufmerksam und wollen etwas lernen, wie es eigentlich im Unterricht sein sollte. Die Schüler, die etwas lernen wollen, die werden sicher in der Minderheit sein und sich dann auch überlegen, warum sie sich anstrengen sollen, wenn sie doch so oder so eine 1 sicher haben. Außerdem denke ich auch, dass die anderen Lehrer und der Direktor spätestens bei der Lehrerkonferenz zu den Zeugnissen stutzen werden, wenn der Lehrer sein Versprechen hält.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Hat er einen Einser versprochen? Oder hat er versprochen, dass jeder Teilnehmer eine Eins in dem Fach auf dem Zeugnis bekommt, wenn er nur kommt? Ersteres kann ich mir vorstellen und das sollte auch nicht problematisch sein. Letzteres erscheint mir unwahrscheinlich. Und wenn der Lehrer mehr als ein Dienstjahr auf dem Buckel hat, sollte er wissen, dass das nicht zweckdienlich ist.

Im Übrigen hängt das auch davon ab, wie alt der Neffe ist. Wenn es hier um einen Kurs in der Abiturstufe ist, halte ich das schon für problematisch. Denn hier geht es bei Religion schon darum, etwas zu lernen und zu denken. Da bekommt man auch in Religion nichts mehr geschenkt. Wenn das Kind im Grundschulalter oder in der Sekundarstufe eins ist, ist das schon noch nachvollziehbar. Da wurde zu meiner Kinderzeit im Religionsunterricht noch sehr viel spielerisch gearbeitet und ohne den Leistungsdruck wie in den Hauptfächern. Das fand ich damals gar nicht schlecht. Und man sollte nicht meinen, dass die Angst vor schlechten Noten das Lernen mehr befördert, als zu viele gute Zensuren.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich denke nicht, dass das so auffällt. Wenn da jemand eine 2 in Religion hat, sagt das ja schon viel aus. Der war nicht oft da oder hat gar nie zugehört. In meiner Schulzeit hatte da eigentlich jeder Religionsteilnehmer eine 1. Stell Dir vor, da würde eine Lehrer 3er oder 4er verteilen, dann würde sich niemand mehr anmelden. Bei Fächern, wo man sich abmelden kann, ist keine strenge Beurteilung machbar.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Man weiß doch auch gar nicht, wie das mit der 1 gemeint war. War das tatsächlich als Abschlussnote auf dem Zeugnis gemeint oder eher als Note für gute Mitarbeit, also mündliche Beteiligung? Eine Note setzt sich doch in der Regel aus mehreren Einzelnoten zusammen, ich glaube nicht, dass diese 1 da so sehr ins Gewicht fallen würde. In der Regel spielen da doch auch regelmäßige mündliche Mitarbeit, eventuelle Referate oder Hausarbeiten, Tests oder Klausuren und die Heftführung in manchen Klassen eine Rolle.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wie funktioniert das System mit den Wahlfächern überhaupt genau? Ist Religion eines von mehreren Wahlfächern oder ein Fach, das man zusätzlich besuchen kann?

Das ist ja schon ein Unterschied. Bei mir war es nämlich so, dass man bis zur Oberstufe nur zwischen Religion und Ethik/Philosophie wählen konnte, also eines von beiden Fächern besuchen musste. In Religion haben sie bei uns auch immer gute Noten verteilt, damit möglichst viele Schüler dabei bleiben. Und Beschwerden haben gar nichts gebracht, da hieß es dann nur, dass ich mich doch für den Religionsunterricht anmelden soll, wenn es mich stört, dass ich für meine guten Noten richtig lernen muss.

Als diese Fächer in der Oberstufe dann freiwillig wurden, bzw. mit Fächern wie Informatik oder Astronomie konkurrieren mussten hat aber komischerweise keiner mehr gute Noten versprochen. Anscheinend ist der Unterricht dann auch anspruchsvoller geworden und hat sich an Leute gerichtet, die sich tatsächlich für Theologie und nicht nur für gute Noten interessiert haben.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


In Österreich gibt es nur Religion für evangelisch und katholisch. Wenn man nicht gehen will, muss man sich abmelden. Dies war auch schon in meiner Schulzeit so. Es wurde lange diskutiert, ob man einen verpflichtenden Ethikunterricht einführen sollte, aber bis jetzt ist nichts passiert. Wer sich abmeldet, hat in dieser Schulstunde einfach frei oder muss nicht länger in der Schule bleiben.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich kenne das auch so, dass Religionslehrer oft sehr um ihre Schäfchen "kämpfen" müssen. Ich kannte einen Religionslehrer, der eher als Animateur zu sehen war. Er hat die Schüler mit Handständen und Co im Unterricht "animiert". Und ich kenne es auch so, dass es bei uns in Österreich eben keinen Ethikunterricht oder so gibt.

Das heißt, wer sich vom Religionsunterricht abmeldet, hat eine Freistunde. Allerdings wurden bei uns die Religionsstunden in der Regel nicht an den Rand gelegt. Das heißt, sie waren bewusst nie in der ersten oder letzten Stunde. Damit wollte man eben erreichen, dass ein paar mehr zum Religionsunterricht gehen. Eine Stunde später in die Schule kommen ist doch noch verlockender, als wenn man eine Freistunde hat.

Zu deiner Frage an sich: natürlich ist es nicht seriös, jedem Schüler eine 1 zu versprechen. Ausgesprochen hat das bei uns eigentlich nie ein Lehrer. Allerdings war uns allen mehr oder weniger klar, dass man in Religion mehr oder weniger automatisch eine 1 bekommt. Egal, ob man mitgemacht hat oder nicht. Ich kenne nur sehr wenige Fälle wo dann eine 2 im Zeugnis stand. Diese Schüler waren aber im Unterricht in der Regel sehr heftig drauf. Die Religionsnote wurde schon damals bei uns eher als "Betragensnote" angesehen.

Und jene Schüler die eine 2 bekommen haben, waren in der Regel auch wirklich jene Schüler, die die Klasse sowieso nur knapp bis gar nicht geschafft haben, ein extremes Verhalten hatten oder dergleichen. So gesehen, war da selbst eine 2 eine gute Aufbesserung des Gesamtnotendurchschnittes. :D

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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