Extrem hitzig oder einfach nur pure Dummheit

Ich wünschte mir auch manchmal, ich könnte auch einfach im Winter noch mit meinem schönsten Sommeroutfit durch die Stadt laufen. Doch diesen Gedanken verdränge ich ganz schnell wieder, denn ich weiß, wie leicht ich doch dabei friere. Ich finde meine bunten Sonnentops auch viel schöner als die triste Winterjacke und nach einem nicht vorhandenen Sommer mag ich nicht schon wieder in einer dick verpackten Winterjacke stecken. Das ist einfach nur öde!

Aber was soll ich machen? Wenn ich in kurzer Kleidung rausgehe, bin ich in kürzester Zeit so verfroren, dass mir dieser Sommerspaß vergeht und ich sofort wieder in meine hoffentlich warme Wohnung flüchten möchte, um mir etwas wärmeres anzuziehen. Von daher kommen für mich kurze Klamotten im Winter nicht in Frage, außer bei Aktivitäten, bei denen mir extrem warm wird oder auch in der Disko.

Eine Lungenentzündung holt man sich durch Bakterien und nicht durch Kälte, wie eben die meisten Krankheiten. Wenn jemand so in der Stadt rumläuft mit kurzen Klamotten in der eisigen Jahreszeit, dann starre ich den kurz an und mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Dann wende ich meinen Blick schnell ab, laufe wenn möglich weiter und versuche, dieses Gefühl von Kälte aus meinem Kopf zu verdrängen.

Ich kenne jemanden, der ebenfalls nicht wirklich kälteempfindlich ist und auch in den ersten Wintertagen häufig unter der Jacke nur ein T-Shirt trägt, wenn alle übrige Welt schon dick vermummt mit Schals, Mützen und dicken Winterjacken durch die Gegend läuft. Mein bester Freund ist nämlich so jemand, der nicht schnell friert und der zwanzig Grad schon als mehr als ausreichend warm empfindet, was für mich allerdings schon kalt ist, denn ich stelle genau das entgegengesetzte Extrem dar.

Mein bester Freund übt allerdings zu allem Überfluss auch einen Beruf aus, der es mit sich bringt, dass er in einer Umgebung arbeitet, in der jeden Tag etwa vierzig Grad Umgebungstemperatur herrschen und er hat mir irgendwann einmal erklärt, dass er es vielleicht auch deshalb als äußerst angenehm empfindet, wenn er außerhalb seiner Arbeit in eher kühleren Verhältnissen leben und agieren kann, weil die für ihn eine echte Wohltat darstellen. Ich denke aber, er gehört ohnehin zu den eher kühleren Typen, ähnlich wie meine Schwester, die ihre 17 Grad Wohnungstemperatur auch als warm empfindet.

Für mich selbst ist es nicht vorstellbar und ich kann es auch nicht nachvollziehen, wie man sich bei solchen Temperaturen wie denen, die zur Zeit vorherrschen, kurzärmlig kleiden kann, ohne entsprechend heftig zu frieren, denn ich friere ja schon, obwohl ich mit Jacke und Halstuch bekleidet nach draußen gehe, erheblich. Gut, ich stelle wie gesagt das andere Problem dar und weise außerdem eine Durchblutungsstörung auf, man darf mich hier vielleicht also nicht wirklich als Maß der Dinge sehen. Mein Kälteempfinden ist natürlich wiederum für viele andere Menschen, also auch die, die eben nicht extrem „hitzig“ sind, verständlicherweise nicht nachvollziehbar, weil eben auch nicht "normal".

Als pure Dummheit würde ich ein solches Outfit um diese Jahreszeit keineswegs bezeichnen. Es ist doch jedem selber überlassen, was er zu welcher Jahreszeit tragen möchte. Sicherlich sind einige Personen etwas kälteunempfindlicher und andere frieren schon bei dem Gedanken daran oder wenn sie so jemanden auf der Straße sehen, aber dennoch kann man ja anziehen was man möchte. Gerade vor ein paar Tagen habe ich in einer kleinen Weinbar in einer Einkaufspassage auch einen jungen Mann nur mit Knielangen Shorts und T-Shirts sitzen gesehen. Ob er so auch rausgegangen ist, weiß ich nicht, vielleicht hatte er auch noch Wechselkleidung dabei für den Weg nach Hause. Diesen Anblick fand ich auch ungewohnt, aber als dumm würde ich ihn nun nicht gleich bezeichnen.

Hier ist es keineswegs Frühlingshaft, was die Temperaturen angeht. Die genaue Gradzahl kann ich nicht sagen, aber ich schätze mal, dass es so vier bis sechs Grad sein dürften, Mittags und wenn die Sonne scheint vielleicht auch mal knapp an die zehn Grad. Auch wenn ich jemand bin, der schnell ins Schwitzen kommt und nicht so schnell friert, würde ich bei diesen Temperaturen nicht mehr in Shorts und T-Shirts rausgehen. Gerade auf dem Fahrrad (auf das ich wegen meines defekten Autos zur Zeit wieder mehr angewiesen bin) ziehe ich mich schon etwas dicker an und trage auch Mütze und Schal. Meine Handschuhe habe ich leider irgendwie verlegt und wenn ich sie nicht bald finde, dann muss ich mir wohl ein neues Paar Handschuhe kaufen in den nächsten Tagen.

In meiner Schule war damals ein Junge einige Jahrgangsstufen unter mir, der auch fast das ganze Jahr über mit Shorts und T-Shirt oder vielleicht auch einem dünnen Pullover oder Sweatshirt in die Schule gekommen ist. Angeblich habe er auch eine Krankheit gehabt, weshalb es ihm wohl immer sehr warm war, und er dementsprechend auch im Winter kurze Sachen getragen hat oder vielleicht sogar auch tragen musste. Meine Englischlehrerin in der fünften Klasse hatte auch mal erzählt, dass sie in London während ihres Studiums junge Mädchen im Winter nur mit Minirock bekleidet gesehen hätte. Das war damals einfach die Mode und da wurden dann eben abgefrorene Beine in Kauf genommen. Das muss eben auch jeder für sich selber entscheiden.

Letztendlich ist es aber auch nur eine Frage der Gewohnheit und eben der Regeln und Normen, der wir uns selber unterwerfen. Uns wird als Kind schon eingebläut, dass wir uns im Winter warm und dick anzuziehen haben. Das ist eine gesellschaftliche Norm und jeder, der von dieser Norm abweicht, wird eben merkwürdig angeschaut oder gar als dumm dargestellt. Ähnlich sieht es aus mit Leuten, die den ganzen Sommer über barfuß unterwegs sind - die werden auch sehr oft komisch angeschaut. Wer es machen möchte, sollte es machen. Aber er widerspricht damit eben der gewohnten Norm und wird deshalb komisch angeschaut. Jeder ist eine eigenständige Persönlichkeit und kann selber entscheiden, was er anzieht und deshalb sollte er nicht komisch angeschaut oder gleich als dumm abgestempelt werden. Dazu ließen sich nun sicherlich noch sehr viel mehr Beispiele finden, aber ich denke, dass ich ungefähr wisst, was ich damit sagen möchte.

Ich selbst muss sagen, dass ich meist eh das Gefühl habe, dass mir nicht so schnell kalt wird, wie anderen Personen, ein Bekannter, der gerade Medizin studiert meinte einmal zu mir, dass ich häufiger mal erhöhte Temperatur haben würde, auch wenn es sich nicht um Fieber handelt, ich weiß jetzt nicht, inwieweit das stimmt, weil ich damit nie beim Arzt war, aber ich habe es tatsächlich manchmal so, dass ich in T-Shirt oder Top rausgehen kann, während andere Leute noch Jacken tragen. Erst heute morgen, war das beispielsweise wieder der Fall, wobei ich diesmal sagen muss, dass ich sowieso den Eindruck habe, dass viele Leute meinen, wenn es regnet, müsse es auch kalt sein, so dass sie bei Regen sofort Jacken anziehen, obwohl es gar nicht kalt ist. Auf jeden Fall war ich heute mit Top in der Stadt und bin vielen Leuten begegnet, die noch Jacken trugen und eben das finde ich übertrieben, weil viele Deutsche schon meinen bei Temperaturen unter 15 Grad frieren zu müssen, was eigentlich schwachsinnig ist.

Ich hatte aber auch schon mal eine Austauschschülerin aus Schweden da und diese hat bei uns grundsätzlich nur kurze Sachen getragen. Das liegt bei ihr dann selbstverständlich aber eben auch daran, dass sie kältere Temperaturen gewöhnt ist, so dass sie hohe Temperaturen eher als warm empfindet, als das bei uns der Fall ist, man gewöhnt sich eben an das Klima, in dem man lebt. Wenn ich nach Italien oder in andere südlichere Länder fahre, dann fällt mir auch immer wieder auf, dass ich bei bestimmten Temperaturen schon Shorts und Top trage und alle Italiener laufen noch in langen Hosen und Jacken herum, weil diese Temperaturen für sie eben noch kalt ist.

Wenn jemand im Winter mit kurzer Hose und dünnem Oberteil durch die Gegend läuft, dann kann das ja viele Gründe haben. So kann es ja beispielsweise sein, dass jemand vielleicht nur kurz raus muss, um etwas zu erledigen. Wenn man dann zu Hause generell immer mit kurzen Sachen herum läuft, weil einem warm ist, möchte man sich vielleicht auch nicht unbedingt umziehen, wenn man nur ganz schnell den Müll raus bringen oder bei den Nachbarn klingeln möchte. Und wenn man ganz genau weiß, dass man nur wenige Sekunden draußen sein wird, dann lohnt es sich ja auch nicht immer, sich dafür extra umzuziehen und man kann die Kälte dann ja auch gut überstehen.

Ich kenne es noch aus meiner Schulzeit so, dass es immer einige Jungs gab, die sich nach dem Sportunterricht im Winter nicht umgezogen haben, sondern einfach ihre kurzen Sachen an behalten haben. Gerade dann, wenn der Sportunterricht extrem anstrengend war, sie völlig verschwitzt waren und ihnen unglaublich warm waren, wollten sie dann auch nicht wieder gleich die langen Sachen anziehen und wenn sie dann auch nur zum Bus mussten und ohnehin nicht lange draußen waren, haben sie ihre kurzen Sachen einfach angezogen gelassen.

Wenn man im Winter joggen geht oder Sport macht, dann hat man ja auch sehr oft kurze Sachen an, weil es beim Sport ohnehin sehr warm wird. Dabei muss man es ja auch nicht jedem gleich ansehen, dass er gerade Sport treibt. Gerade dann, wenn man als Anfänger eine Pause beim Joggen macht und daher langsam und gemächlich läuft, dann kann es durchaus schnell komisch wirken, wenn man dann mit kurzen Sachen herum läuft.

Ich denke, dass ich mich sicherlich auch sehr wundern würde, wenn im Winter jemand kurze Sachen an hätte und nicht so aussehen würde, als würde er Sport machen. Ich halte das dabei auch für sehr leichtsinnig, auch wenn einem in dem Moment vielleicht sehr warm ist. Immerhin kann man sich doch sehr leicht eine Erkältung einfangen. Deshalb sollte man sich doch lieber etwas Langes anziehen, zumal einem auch in langen Sachen im Winter sehr schnell kalt werden kann. Allerdings geht man dabei nicht das Risiko ein, sich zu erkälten.