Mann trinkt aus gefundenem Leergut

vom 23.08.2014, 20:08 Uhr

Da ich heute sehr früh wach geworden bin, habe ich mich zu einem Frühspaziergang entschieden und bin ein wenig durch die Gegend gelaufen. Da es noch sehr früh war, waren auch sehr wenige Menschen unterwegs. AB und an sah man mal Menschen, die scheinbar zur Arbeit eilten. Dazwischen die örtlichen Entsorgungsbetriebe, die die Innenstadt reinigten.

Während meinem Spaziergang fiel mir ein Mann auf, der in jeden Mülleimer schaute und auch Stellen, an denen sonst Menschen sitzen, irgendwie untersuchte. Ich dachte mir dann schon, der Mann sammelt sicher Leergut. Dachte aber auch so, so viel Erfolg wird er (leider) nicht haben, da die Entsorgungsbetriebe ja auch bereits unterwegs waren.

Irgendwann entdeckte er eine leere Flasche. Die stand vor einem Wohnhaus und schien herrenlos zu sein. Irgendwie freute ich mich für den Mann, dass er nun endlich fündig geworden ist. Er nahm die Flasche an sich, betrachtete sie genau und setzte sie dann an und trank aus der Flasche. Scheinbar war dort noch ein Rest enthalten.

Ich fand das sehr merkwürdig im ersten Moment. Mich schüttelte es ja irgendwie, wenn ich daran denke, dass man ja nie weiß, wer da vorher draus getrunken hat oder wie lange das Getränk schon dort stand. Dann überlegte ich mir, was ich machen würde, wenn ich solchen Durst hätte und kein Geld habe, beziehungsweise die Supermärkte noch geschlossen haben und öffentliche Toiletten, in denen man eventuell aus dem Wasserhahn trinken könnte, auch nicht in der Nähe sind.

Wie würdet ihr bei der Handlung des Mannes denken? Würdet ihr Ekel empfinden? Würdet ihr selbst in einer Situation, in der ihr großen Durst habt, aus unbekannten Flaschen, unbekannte Flüssigkeiten trinken?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich könnte es mir nicht vorstellen, je aus einer Flasche zu trinken, die einfach so in der Gegend herumsteht. Ich hoffe einfach mal, dass ich nie in die Situation komme, dass ich großen Durst habe und mir nichts zu trinken kaufen kann. Für den Mann würde es mir in einer solchen Situation einfach nur leid tun, dass er darauf angewiesen zu sein scheint, aus Flaschen zu trinken, wo er doch keine Ahnung hat, wer vorher daraus getrunken hat und was überhaupt darin enthalten ist.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Also ich kann die Situation so ein bisschen nachvollziehen, weil es mir schon mal ähnlich ging. Während meines Kenia-Aufenthaltes habe ich mal mit einem Kumpel einen Ausflug in einen Nationalpark gemacht. Dabei haben wir uns verlaufen und irrten dort mehrere Stunden rum. Aufgrund schlechter Planung hatten wir nichts zu trinken dabei und es war natürlich heiß.

Als wir dann irgendwann an einem Dorf vorbeikamen, habe ich eine Frau um Wasser gebeten. Ich musste das auf Suaheli machen. Die Leute konnten kein Englisch. Das Dorf lag also wirklich abgelegen und es hatte keinerlei Wasserversorgung. Das Glas Wasser, das ich bekam, kam also garantiert aus einem Brunnen, was man ja eigentlich tunlichst meiden sollte.

Aber ich war eben so durstig, dass es mir in dem Moment egal war. Glücklicherweise habe ich auch keine Würmer oder ähnliches davongetragen. Aber in dem Moment habe ich an so was gar nicht gedacht.

Also ich kann schon nachvollziehen, dass man so durstig ist, dass es einem egal ist, wer zuvor aus der Flasche getrunken hat. Und der Inhalt wird wohl das sein, was drauf steht. Selten werden Flaschen mit etwas Untrinkbarem befüllt und dann im Hausflur abgestellt.

Es ist wirklich traurig, aber wie soll man denn als Obdachloser ständig an was zu trinken kommen. Es zu kaufen wäre viel zu teuer. Dass man in öffentlichen Gebäuden die Toiletten nutzen darf, kann man vergessen. Und so viele öffentliche Toiletten gibt es gar nicht. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ein richtiges Problem für Obdachlose ist. Da hört man auf wählerisch oder pingelig zu sein.

In Amerika wird man ja oft an Ampeln von Obdachlosen um Geld gebeten. Viele Amerikaner machen es aber so, dass sie denen kein Geld geben, sondern einen Vorrat an Wasserflaschen im Auto haben, die sie stattdessen verschenken.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich kann es absolut nicht nachvollziehen, wie man aus einer gefunden Flasche trinken kann. Immerhin weiß man doch gar nicht, was sich überhaupt in der Flasche befindet. Es muss sich ja nicht einmal unbedingt um ein Getränk handeln, sondern es kann jemand auch Chemikalien, Putzmittel oder auch Urin eingefüllt haben. So etwas dann zu trinken, ist nicht nur extrem ekelhaft, sondern auch lebensgefährlich. Man weiß ja auf den ersten Blick auch nicht unbedingt, ob der Inhalt giftig sein könnte oder nicht und ich halte es für gar nicht so unwahrscheinlich, dass da irgendetwas anderes drin sein könnte. Und riechen kann man das sicherlich auch nicht immer, weshalb mir das viel zu gefährlich wäre. Außerdem könnten ja auch irgendwelche Tabletten oder irgendetwas anderes darin aufgelöst sein.

Auch wenn es sich tatsächlich um ein Getränk handeln sollte, fände ich es trotzdem richtig ekelhaft, daraus zu trinken. Man weiß nicht, wer vorher daraus getrunken hat und weshalb die Flasche herum steht. Immerhin wird das wohl seine Gründe haben. Außerdem könnte jemand hinein gespuckt haben und deshalb würde ich niemals daraus trinken und lieber mehrere Stunden durstig sein.

Ich persönlich könnte es mir niemals vorstellen, aus einer herum stehenden, fremden Flasche zu trinken. Immerhin befinden sich bei mir der Bodensee und auch der Rhein, weshalb ich auf jeden Fall eher aus dem Gewässer trinken würde. Und auch, wenn ich nicht in der Nähe eines Gewässers wohnen würde, würde ich nicht aus einer fremden Flasche trinken. Immerhin gibt es doch sehr viele öffentliche Toiletten, wo man kostenlos Wasser bekommt. Und auch wenn man für öffentliche Toiletten bezahlen muss, kann man zur Not auch ein Geschäft, ein Restaurant oder auch eine Schule aufsuchen, wo man auch auf die Toilette gehen kann.

Ich denke, dass es in Deutschland genügend Möglichkeiten gibt, um kostenlos an Wasser zu kommen. Selbst an der Tankstelle bekommt man an Feiertagen Wasser, um das Auto zu waschen. Von daher würde ich wirklich nicht aus fremden Flaschen trinken, auch wenn ich noch so viel Durst hätte. Da wäre mir die Gefahr viel zu groß und ich fände das außerdem auch richtig eklig.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Aus einer Flasche, die an einem Haus stand, hätte ich ganz sicher nicht getrunken, denn was darin war, konnte keiner wissen. Davor hätte ich mich auch geekelt und lieber weiterhin Durst gehabt.

Aber tatsächlich ist es mir auch schon passiert, das ich aus einer mir unbekannten Flasche, wo ich nicht mal wusste, was sich darin befand, getrunken habe. Meine Freundin und ich waren in Spanien im Urlaub. Von Cadaqués aus machten wir eine Wanderung zum Cabo Creus. Wir hatten viel Spaß und haben gesungen. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. So einfältig wie wir waren dachten wir, irgendwo auf dem Weg wir schon ein Restaurant sein. Aber als wir es auf den Berg geschafft hatten stellten wir fest, dass nichts da war, nur Steine, Fels und Sand. Wir waren einfach fertig.

Dann machten wir uns auf den Rückweg und glaubten, eine Abkürzung gefunden zu haben. Wir kamen an ein Feld, auf dem verschiedene Werkzeuge herumlagen. Dann entdeckten wir an ein Gebüsch gelehnt im Schatten eine Flasche, die eine dunkle Flüssigkeit enthielt. Wir haben gezögert und überlegt, dass diese Flasche wohl einem Arbeiter gehörte, der sie sich für den nächsten Tag dahin gestellt hatte. Unser Durst siegte. Meine Freundin setzte die Flasche an und trank. Dann gab sie sie mir mit strahlenden Augen. Es war ein vino tinto, ein spanischer Rotwein. Auch ich habe etwas getrunken. Beide zusammen hatten wir etwa ein Viertel getrunken. Der Arbeiter sollte den nächsten Tag auch etwas haben. Dann haben wir jeder ein paar Pesetas in ein Stück Papier gewickelt und ein Dankeschön auf Spanisch geschrieben und dazu gelegt.

Am nächsten Tag wird der Besitzer des Weines große Augen gemacht haben. Aber er hatte ja noch die dreiviertel volle Flasche. Und uns ging es ein wenig besser. An dem Tag waren wir wirklich froh, wieder im Hotel zu sein. Was wir gemacht hatten, war wohl Diebstahl. Aber zumindest haben wir mehr als nur den Gegenwert an Geld da gelassen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Prinzessin_90 hat geschrieben:Und auch wenn man für öffentliche Toiletten bezahlen muss, kann man zur Not auch ein Geschäft, ein Restaurant oder auch eine Schule aufsuchen, wo man auch auf die Toilette gehen kann....Selbst an der Tankstelle bekommt man an Feiertagen Wasser, um das Auto zu waschen.

Geh mal als Obdachloser mit dem entsprechenden Aussehen und Geruch in ein Restaurant. Das versuchst du nur ein Mal. Auch von Tankstellen wird man vertrieben. Niemand, der auf Kunden angewiesen ist, akzeptiert Obdachlose auf seinem Gelände oder sogar in seinen Räumlichkeiten. Ich denke, der Gedanke ist ziemlich naiv. Und in eine Schule? Das ist lächerlich. Da würde ein Obdachloser doch sogar als Bedrohung für die Kinder angesehen werden und sofort die Polizei gerufen werden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das ist echt heftig! Beim Lesen der Überschrift war ich echt angeekelt, ich bekam einfach ein merkwürdiges Gefühl im Hals - so etwas würde ich niemals tun! Allerdings weiß ich auch nicht wie es sich anfühlt, wenn man so durstig ist. Der arme obdachlose Mann muss echt verzweifelt sein. Ich kann dazu echt kaum etwas sagen, da ich eben nicht obdachlos bin und eigentlich immer Trinken zur Verfügung habe, selbst wenn es nur Wasser aus der Leitung ist. Mir tut der arme Mann leid und ich hoffe, dass er es bald gar nicht mehr nötig hat aus angebrochenen Pfandflaschen von fremden Menschen zu trinken.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9228 » Talkpoints: 24,02 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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