Gefühl für Kind wenn es erfährt dass es nicht gewollt war

vom 08.07.2014, 11:48 Uhr

In einem anderen Thread erzählte ich von A und B, die eigentlich keine Kinder wollten und den Gedanken hatten das Kind abzugeben. Nun stellen sie sich auch die Frage, was wohl in einem Kind (egal welchen Alters) vorgeht, wenn es erfährt, dass es eigentlich ein ungewolltes Kind war. Geht für ein Kind da eine Welt kaputt? Könnt ihr euch in ein Kind hineinversetzen, was so was erfährt? Habt ihr vielleicht selber erfahren, dass ihr nicht gewollt wart? Wie seid ihr damit umgegangen oder kennt ihr Menschen denen es so ergangen ist?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Am Ende hat man sich ja aber doch für das Kind entschieden. Sicherlich sind viele Kinder nicht unbedingt geplant, aber man liebt sie ja dennoch. So eine Aussage ist mit Sicherheit ein Schock, aber man wurde ja dennoch die ganzen Jahre lang geliebt, was einem dann auch nach einer Weile klar werden würde. Daran zerbrechen kann man auf Dauer sicherlich nicht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Geht für ein Kind da eine Welt kaputt? Könnt ihr euch in ein Kind hineinversetzen, was so was erfährt? Habt ihr vielleicht selber erfahren, dass ihr nicht gewollt wart? Wie seid ihr damit umgegangen oder kennt ihr Menschen denen es so ergangen ist?

Ich kann berichten wie das ist, weil ich das am eigenen Leib erfahren musste wie das ist. Ich hatte schon immer das Gefühl, dass meine Schwester das Lieblingskind war, weil man ihr Dinge durchgehen lies, für die ich persönlich bestraft wurde. Auch ist schon unabhängigen Beobachtern aufgefallen, dass sie immer bevorzugt behandelt wurde, also kann ich nicht sagen, dass das alles nur meine reine Einbildung war. Ich durfte mir auch immer von meiner Mutter anhören, dass meine Schwester einen viel besseren Charakter hätte als ich und dass sie ein komplett besserer Mensch wäre, während ich einen beschissenen Charakter hätte und mich gefälligst zu 100% zu ändern habe. Auf diese Weise hat sie mich jahrzehntelang fertig gemacht und wirklich geliebt fühlte ich mich bei ihr nie.

Irgendwann hat sie mir auch direkt ins Gesicht gesagt, dass ich kein Wunschkind war und dass sie mich nie haben wollte. Sie sagte mir selbst, dass sie mich eigentlich nur bekommen hat, damit mein Vater gezwungen ist, sie zu heiraten. Das hatte ich zwar schon immer irgendwie geahnt, aber trotzdem hat mich das ziemlich geschockt. Ich habe kurz danach meine Sachen gepackt und wollte nie wieder was mit ihr zu tun haben. Ich zwinge meine Gesellschaft keinem Menschen auf, der mich offensichtlich nicht haben wollte. Das ist mittlerweile schon fast zwei Jahre her, dass sie mir das auf den Tisch geknallt hat. Aber ich habe trotzdem so meine Probleme damit klarzukommen und das zu verarbeiten. Deswegen bin ich auch dagegen, wenn man ein Kind bekommt, nur weil man seinem Partner einen Gefallen tun will und nicht, weil man das Kind selbst haben will. Es ist einfach zu schmerzhaft für das Kind, wenn das irgendwann raus kommt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



@Olly173: Das ist eine sehr schlimme Erfahrung, die du da machen musstest. Bei mir war das zum Glück nur die ehemalige Schwiegermutter und diese hatte nie etwas mit der Entscheidung zu tun, ob ich überhaupt zur Welt komme. Wobei ich wirklich ein Wunschkind bin und meine Töchter auch Wunschkinder sind. Trotzdem ist oder war deine Situation doch anders, als das beschriebene Problem. Denn hier hat man sich für das Kind entschieden und liebt es.

Es macht doch schon einen Unterschied, ob man seinem Kind sagt, dass man es nie wollte beziehungsweise es nur Mittel zum Zweck war oder eben dass man erklärt, dass es zwar kein Wunschkind war, aber vom ersten Tag an wirklich liebt.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



In einem solchen Kind muss eine Welt zusammenbrechen. Wie ein Kind das verarbeitet hängt davon ab, wie es mit den Eltern bisher zusammenlebte, in Harmonie und Liebe oder nur geduldet. Im ersteren Fall wird es total geschockt sein und nicht mehr klar kommen.

Ich kenne eine junge Frau, der ihr eigener Vater gesagt hat, dass sie ein Unfall war. Das hätte ich dem Mann nie und nimmer zugetraut, dass er seiner Tochter so etwas sagt. Natürlich war das ein Schock für sie.

@Olly173, was du erlebt hast, muss die Hölle für dich gewesen sein. Das tut mir sehr leid für dich, denn das hat niemand auch nur annähernd verdient. Es steht mir nicht zu, über deine Mutter zu urteilen, aber wenn jemand so kaltherzig und gemein zu seinem Kind ist, hat er nicht das Wort Mutter verdient. Vielleicht hast du das Glück, eine liebevolle Schwiegermutter zu bekommen, das wünsche ich dir.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Man zerbricht nicht zwangsweise daran. Ich glaube, das kommt zum einen auf das Alter an, in dem man so etwas gesagt bekommt, zum anderen auf die eigene Einstellung zur Familie und sicherlich auch auf das Verhalten der Beteiligten nachdem diese Worte gefallen sind.

Bei mir war es so, dass ich von kleinauf jetzt kein hochgradig inniges Verhältnis zu meiner Mutter hatte. Ich war sehr selbstständig, oft woanders und wenn ich traurig war, haben mich andere getröstet. Als ich noch sehr klein war, hat mich dieses Verhältnis zu meiner Mutter schon traurig gemacht. Sie ist keine unterkühlte Frau oder so, und es ist auch nicht so gewesen, dass sie mich gar nicht geliebt hätte, aber ich fühlte mich schon immer irgendwie außen vor, wie ein Klotz am Bein. Wenn ich dann sah, dass andere Mütter ihre Kinder in den Arm nahmen oder so, dann war das für mich schon frustrierend.

Naja, je älter ich wurde, desto deutlicher hat sie mir auch immer wieder zu verstehen gegeben, dass alle anderen Kinder besser sind als ich, dass ich sowieso immer nur störe und nerve und dass sie sich für mich schämt. Und, dass ich am besten ins Kinderheim soll. Da kam es für mich dann auch gar nicht mehr überraschend, als sie mir -ich war 12- an den Kopf knallte, dass sie mich gar nicht gewollt hatte und auch besser nie bekommen hätte, weil ich ihr Leben zerstört hätte.

Klar, an dem Abend hab ich geweint ohne Ende. Am nächsten Tag hat sie sich genau so verhalten wie sonst auch. Das Thema kam nie wieder auf den Tisch. Entschuldigt hat sie sich auch nie. Unser Verhältnis war nach wie vor recht distanziert, für mich also völlig normal. Heißt, ich bin nicht daran zerbrochen, nun sicher zu wissen, dass ich eigentlich nicht gewollt war.

Wenn man ein gutes Verhältnis zueinander hat und die Eltern einem dann eröffnen, dass das Kind nicht gewollt war, man es letztlich aber nicht bereut, dieses Kind doch bekommen zu haben, ist es sicherlich auch ein Schock, wird aber wohl nicht dazu führen, dass die Welt für das Kind zerbricht.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich bin auch kein Wunschkind, sondern sogar ein doppelt ungewolltes Kind, aber ich störe mich nicht daran. Natürlich hat man mir das in meiner Jugend auch mal an den Kopf geworfen, aber ich kann doch nichts dafür, wenn meine Mutter zu dämlich zum Verhüten ist? Ich habe mir das damals angehört, aber es hat mich nicht wirklich weiter tangiert. Vielleicht liegt das auch daran, dass unser Verhältnis ab dem Jugendalter sowieso bergab ging. Das Gefühl, dass ich kein Wunschkind bin, hat sie mir zumindest nie vermittelt.

Das doppelt ungewollt bezieht sich darauf, dass meine Mutter nicht verhütet hat bei ihrem damaligen One-Night-Stand und natürlich schwanger wurde. Sie hatte sich dann damals - angeblich auch auf Drängen des Vaters und ihrer Eltern, denn sie war minderjährig - für eine Abtreibung entschieden. Allerdings wurde kurz vor Beginn der Durchführung ein letzter Ultraschall gemacht und festgestellt, dass es schon die 13. Schwangerschaftswoche ist und eine Abtreibung nunmehr gesetzlich verboten. Somit musste sie mich dann also doch behalten. Ich bin also ein doppelt ungewolltes Kind, aber ich komme damit gut klar. Meine Großeltern lieben mich trotzdem und mein Erzeuger ist mittlerweile auch stolz, dass er mich hat, obwohl er mit meiner Mutter nie zusammen war.

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» Schleiereule » Beiträge: 827 » Talkpoints: 3,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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