Aus welchem Grund können manche nichts wegschmeißen?

vom 06.12.2012, 22:45 Uhr

Das frage ich mich auch schon länger, und vielleicht könnt ihr mir ein paar Erklärungen liefern? Natürlich besitze ich auch mehr als das Allernotwendigste an Büchern, Souvenirs, Krimskrams, Ramsch und Trödel. Manche Dinge erinnern mich an gute Zeiten oder liebe Menschen. Also behalte ich sie, auch wenn ich sie nicht zwingend "brauche". Und Bücher schmeiße ich prinzipiell nie weg. Ich bin Bibliothekarin, das bringt Unglück.

Ich gebe auch zu, vielleicht ein paar leere Kartons oder Marmeladengläser mehr zu besitzen, als ich benötige. Aber schließlich muss man ja immer wieder was verpacken oder aufbewahren.

Ansonsten bin ich aber doch recht rigoros mit dem Wegschmeißen und verstehe wirklich nicht, wieso manche Leute schränkeweise alte Klamotten, kaputte Elektrogeräte und Zubehör sowie Unmengen Nippes horten. Ist das immer gleich krankhaft? Haben die Betroffenen Erfahrungen mit Armut? Ist es schlicht Faulheit? Überforderung? Wie seht ihr das?

» Gerbera » Beiträge: 11320 » Talkpoints: 49,94 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich denke nicht, dass dieses Phänomen nur bei Menschen auftritt, die mit Armut konfrontiert sind oder wurden. Ich habe zwar keinen wirklichen Extremfall in meinem Freundeskreis, kann aber dennoch den enormen Unterschied zwischen verschiedenen Individuen beobachten. Manche möchten wirklich nur das Nötigste besitzen und jederzeit all ihre Dinge zusammenpacken können und umziehen. Andere hingegen hängen einfach an den Erinnerungen, die mit bestimmten Dingen verbunden sind. Oder sie denken, dass sie die Dinge doch noch brauchen könnten und sich später ärgern könnten, wenn sie sie wegwerfen würden.

» nafti » Beiträge: 425 » Talkpoints: 13,52 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Meine Mutter war auch so. Es hieß immer, vielleicht können wir es später noch gebrauchen und dann müssen wir es teuer kaufen. Sie war aber kein Messie, sondern legte alles in ihren Kästen geordnet und beschriftet ab. In erster Linie hob sie Kuverts und Schachteln auf, weil man immer Briefe schreiben wird und Dinge müssen auch irgendwo hineingelegt werden. Es war schwer, etwas Intaktes ihr wegzunehmen.

Kaputte Sachen warf sie weg, aber ich kann mich noch an 55 Scheren und 150 Kuverts sowie 30 Schuhkartons erinnern, die auch jetzt in die ewigen Jagdgründe eingegangen sind. Die besten 15 Scheren habe ich weggelegt und kann jetzt ein Leben lang scharf schneiden. :oops:

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



15 Scheren? Nicht schlecht! Ich besitze 2, von denen ich eine immer gerade verlegt habe. Wenn man alles ordentlich ablegt und beschriftet, passiert sowas natürlich nicht!

Ich möchte mich auch wirklich nicht über die Leute lustig machen oder auf die herabsehen, die nichts wegschmeißen. Solange es funktioniert, ist es ja gut. Im Fernsehen habe ich auch mal eine Frau gesehen, die einfach Lagerraum gemietet hat. Sobald ein Umzugskarton, zum Beispiel mit Haarspangen voll war, wurde er beschriftet und eingelagert. Ihre Erben hab ich zwar nicht beneidet, aber diese Frau hatte ihre Eigenart so ganz gut im Griff.

Solange es nicht ausartet, würde ich derlei Tendenzen unter "charakterliche Unterschiede" verbuchen. Ich schmeichle mir zwar damit, jederzeit fast alles wegschmeißen zu können, was bei mir so rumsteht, aber wenn ich nicht muss, behalte ich meinen Krempel dann doch lieber.

» Gerbera » Beiträge: 11320 » Talkpoints: 49,94 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich denke mit vielen Dingen sind einfach Erinnerungen verbunden, manchmal auch Wünsche, dass es wieder so wird wie früher. Manchmal ist man aber auch einfach so erogen wurde, weil man früher weniger zur Verfügung hatte und deswegen auch Dinge aufheben musste.

Meine Mutter hat viel Kleidung in ihrem Schrank auch von verschiedenen Größen. Sie hat große Schwankungen im Gewicht und trägt es daher auch immer mal wieder, wobei sie auch Stücke als Erinnerung darin hat, die sie immer mal hervor holt, damit wir was zu lachen haben. Spontan fällt mir da so ein grüner Jogging Anzug mit schwarzen Flecken ein. Im Prinzip braucht sie das ja nicht mehr, aber sie hat es eben noch und sie hat auch den Platz dafür.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich persönlich, kann mich auch immer schlecht von irgendwelchen Dingen trennen und sie somit auch sehr schlecht einfach weg werfen. Ich würde es nicht zwingend als Krankheit betiteln, da solch eine Krankheit doch dann anders aussieht. Die Leute, die sich von ihrem Kram nicht trennen können und alles Horten müssen und bei denen dieser Ramsch, Trödel und anderer Krimskrams überall in der Wohnung herumliegt. Bei denen würde ich das eher als Krankheit bezeichnen.

Ich besitze auch viel Krimskrams und schnick Schnack, den ich im Endeffekt überhaupt gar nicht benötige und der eigentlich wirklich überflüssig ist. Er liegt nicht in meiner Wohnung herum, sondern steht beispielsweise ordentlich irgendwo als Dekoration herum oder liegt ordentlich verstaut in irgendeinem Schrank. Meist kann ich mich nicht von diesen Dingen trennen, weil sie eine schöne Erinnerung für mich haben oder weil sie von einem geliebten Menschen kommen. So wie ich einige Dinge aus meiner Kindheit aufbewahre, von denen ich mich nicht trennen kann, weil ich diese Dinge einfach schon so lange besitze, obwohl ich diese Dinge nie benötige. Oder ich habe Dinge aufbewahrt von meinem Opa, da er gestorben ist und ich mit diesem Ding dann eine schöne Erinnerung mit meinem Opa verbinde.

Aber alte Elektro Geräte und andere defekte Geräte oder kaputte Dinge werden sofort bei mir weggeworfen. Immer hin sollte man schon darauf achten, dass man sich nicht zu müllt und wirklich alles behält, was einem Mal wichtig war oder desgleichen.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich denke es hat mehrere Gründe, wieso es vielen Menschen sehr schwer fällt, sich von ihren Sachen zu trennen und es wird auch bei jedem ein anderer Grund sein. Letztendlich triffst du mit deinen Vermutungen wahrscheinlich schon sehr gut. Bei vielen Leuten wird Überforderung und Faulheit der Grund sein, weil sie einfach denken, sie stopfen die Sachen erstmal irgendwo hin, vielleicht auch mit dem Vorwand, man könne es vielleicht noch irgendwann gebrauchen oder so. Natürlich kann es auch sein, dass diese Personen schon einmal etwas entsorgt haben, was sie dann später bereut haben.

Die Sachen aufzuschieben und liegen zu lassen bis sie sich zu unendlichen aufhäufen, grenzt natürlich dann auch schon an das Verhalten eines Messie, Ob das Krankhaft ist, kommt immer auf das Maß der Dinge an, ein voller Keller und ein paar gefüllte Schränke würde ich jetzt nicht gleich als krankhaft bezeichnen, aber wenn man die Wohnung kaum mehr betreten kann und hygienische Probleme aufkommen, dann steht die Sache für mich fest.

Ich selbst gehöre eigentlich auch eher zu den Menschen, die lieber mal etwas zu viel wegschmeißen, als behalten, dass ist in einigen Situationen nicht unbedingt gut, aber ich habe es noch niemals bereut. Mich nervt es immer sehr, wenn sich bei mir Sachen stapeln, die ich nicht benötige, wenn ich sie sehe, bin ich gestresst und es nervt mich auch, wenn ich die Sachen wegräumen muss und so weiter. Deswegen kommen bei mir in der Regel nicht getragene KlamottenDekoartikel und so weiter meist einfach schnell weg.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Diese Situation wie du sie beschreibst fällt ganz einfach unter dem Messie Syndrom. Hier gibt es oft gar keinen richtigen Auslöser also die sind oder waren nie mit Armut betroffen, zumindest viele. Ich kenne das nur von meiner Schwiegermutter. Sie hat auch alles gesammelt was nicht notwendig war und in ihren Augen war das alles so wertvoll. Eben kaputte Elektrogeräte, Zeitungen, Papier, leere Dosen und Gläser und was weiß ich noch. Das geht so weit das sie im Haus gerade noch in zwei Räumen leben können und der Rest vermüllt ist. Hilfe, egal von welcher Seite wurde abgelehnt und wir wurden als die bösen hingestellt weil wir ausgezogen sind weil es so mit einem Baby einfach nicht mehr ging.

Einen Grund wissen wir bis heute nicht und mittlerweile gibt es auch keinen Kontakt mehr. Der wurde von ihr abgebrochen weil wir ihr immer rein geredet haben und sogar versucht haben für sie psychologische Hilfe zu suchen. Dabei war es eher für uns Hilfe das zu verstehen, aber das hat alles nichts gebracht. Sicher hat jeder zu Hause meistens mehr als man braucht, aber es gibt dann eben einen Unterschied. Der Vorteil für mich ist der, das ich jetzt eher zu viel weg werfe als zu wenig, weil ich immer Angst habe das es irgendwann so aussieht wie im Haus meiner Schwiegereltern.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,90 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Bei vielen älteren Menschen liegt es daran, dass sie meistens in der früheren Zeit nicht viel hatten und es eben ein Unding gewesen wäre etwas wegzuwerfen, was vielleicht irgendwann noch zu gebrauchen ist. Ich sehe das immer wieder bei meiner Oma, die auch ein bisschen sammelt und nur schwer etwas weggeben oder wegwerfen kann. Allerdings hat sie in den letzten Jahren doch angefangen einiges weg zu geben und teils für den guten Zweck zu spenden. Man muss ja nicht direkt immer alles wegschmeißen.

Ich tue mich da bei Kleidung auch schwer, weil ich immer denke, dass ich vielleicht doch mal wieder hinein passe oder die Sachen eben tragen werde. Ich habe dann auch schon ein paar Säcke Klamotten an Menschen verschenkt, die nicht so viel haben und die sich sehr über die Sachen gefreut haben. Oder ich biete sie dann in Tauschbörsen oder Kleiderbörsen an. Ich habe dennoch eigentlich immer zu viele Klamotten. Früher war das nicht so und vielleicht tue ich mich deswegen auch schwer, mal etwas wegzuwerfen. Ich habe im laufe der Jahre öfter mal Kleidung von meiner Schwester bekommen oder mir ertauscht. Bücher habe ich auch sehr viele, die ich dann aber nach dem lesen oft weiter gebe und nur die behalte, die ich wirklich super fand.

Ich habe dann immer solche Phasen, in denen ich plötzlich einiges aussortiere und einfach die Nase voll habe, dass alles nur herum liegt oder herum steht. Sachen die kaputt sind und sich auch nicht reparieren lassen, wandern jedoch direkt in den Müll. Ich kenne aber viele Menschen, die oft nichts wegwerfen und dann quasi einen Aufräumwahn bekommen und dann doch sortieren. Natürlich gibt es dann auch die Messies, die einfach gar nichts entsorgen können. Das ist ja nun eine wirkliche Krankheit und da steckt dann ja meistens noch mehr dahinter.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Manche Leute können wohl deshalb nichts wegschmeißen, weil sie der Meinung sind, sie könnten die Sachen irgendwann noch gebrauchen. Immerhin ist es ja normal, dass man nichts wegschmeißt, wenn man sich nicht ganz sicher ist, dass man es irgendwann noch gebrauchen könnte. Diese Menschen sind dabei jedoch der Meinung, sie könnten alles irgendwann noch gebrauchen, wobei das leider auch oftmals auf Müll zutrifft. Auf diese Weise sammeln sie über die Jahre hinweg alle möglichen Verpackungen und überhaupt alles, was ihnen in die Hände fällt, weil ihnen die Sachen viel zu schade zum Wegschmeißen sind. Sie sind ja fest davon überzeugt, die ganzen Sachen irgendwann einmal gebrauchen zu können, so dass sie diese dann auch aufheben.

Gerade viele ältere Menschen sehen es nicht ein, dass man im Notfall auch überall leere Einmachgläser oder andere leere Verpackungen kaufen kann, wenn man diese benötigt. Sie kennen es nur so, dass man einfach leere Verpackungen von Lebensmitteln sammeln muss, weshalb sie das im Alter dann auch weiter so handhaben. Sie haben vielleicht die Befürchtung, im Notfall so etwas nicht mehr bekommen zu können, wenn sie es benötigen, weshalb sie dann einfach lieber ihren Müll sammeln. Dabei hoffen sie wahrscheinlich auch, auf diese Weise sparen zu können. Immerhin ist es tatsächlich günstiger, alte Gläser von Marmelade aufzuheben, anstatt sich die leeren Gläser bereits fertig zu kaufen.

Viele Menschen haben wohl auch einfach Angst davor, es später einmal zu bereuen, wenn sie irgendetwas wegschmeißen würden, was sie dann später vielleicht gebrauchen könnten. Sie haben Angst, doch etwas Sinnvolles wegzuschmeißen, weshalb sie vor lauter Angst einfach alles aufheben. Auf diese Weise sammeln sich die Sachen jedoch an und ich denke, dass die Menschen dann auch selbst sehr schnell den Überblick verlieren. Immerhin kann man sich nicht alles merken, was man behält, vor allem dann nicht, wenn es sich um so viele Sachen handelt.

Ich selbst bin in dieser Hinsicht eigentlich immer recht radikal und Müll hebe ich grundsätzlich nicht auf, auch wenn ich mir manchmal denke, dass ich die Verpackungen noch irgendwann gebrauchen könnte. Allerdings ist der Platz in unserer Wohnung ohnehin schon beschränkt und da möchte ich nicht einfach noch unnötig Platz für irgendwelche Sachen verschwenden, die ich dann ohnehin nicht benutze. Von daher schmeiße ich immer recht viel weg. Und wenn ich mir bei etwas nicht sicher bin, dann kommt es erst einmal in den Keller. Wird der Gegenstand dann dennoch nicht genutzt und wenn ich ihn auch nicht vermisse, dann wird er einfach weggeschmissen. Auf diese Weise wird bei mir regelmäßig ausgemistet.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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