Was genau einem Kind bieten?

In Dem Kind etwas bieten wollen - immer mehr Wunschdenken? wurde ja thematisiert, ob es überhaupt möglich sei, dem Kind immer etwas zu bieten und dass gewisse Umstände dazu führen können, dass es doch utopisch ist. Jedoch frage ich mich, was genau damit gemeint ist, wenn man dem Kind etwas bieten möchte. Geht es dabei eher um materielle Dinge, um die berufliche Zukunft eines Kindes oder doch eher darum, dem Kind eine glückliche Kindheit zu schenken und dass das Kind entsprechend der Möglichkeiten gefördert und auch gefordert wird, und es somit auch selbstbewusst aufwächst.

Natürlich wäre eine Mischung aus allen Dingen perfekt, aber wenn Ihr so überlegt, als Ihr ein Kind bekommen habt und es jetzt ja auch noch habt, was wolltet Ihr genau dem Kind überhaupt bieten? Was ist Euch wichtig, dem Kind zu geben und zu bieten? Was ist für Euch weniger wichtig, einem Kind bieten zu müssen? Wo zieht Ihr Grenzen, wenn es darum geht, einem Kind "alles" bieten zu wollen? Welche Wünsche und Vorstellungen habt Ihr bei der Schwangerschaft und auch später bei der Erziehung gehabt, welche sind davon umgesetzt worden? Wenn Ihr noch keine Kinder habt, was möchtet Ihr später einmal einem Kind bieten, wenn Ihr eines bekommen solltet?

Ich habe zwar noch keine Kinder, aber wenn ich davon rede, meinem Kind später etwas bieten können zu wollen, dann meine ich das so, dass ich einerseits die Zeit und andererseits auch die finanziellen Mittel dazu habe. Natürlich bringt es nichts, wenn ich zwar einen Haufen Kohle nach Hause scheffel, aber selbst nie für mein Kind da bin. Und genauso finde ich es nicht so toll, wenn ich zwar den ganzen Tag zu Hause sitze, aber wir jeden Cent zehnmal umdrehen müssen und uns gar nichts leisten können.

Sicherlich sind materielle Dinge nicht alles, aber ich möchte schon in der Lage sein, meinem Kind ein angemessenes Taschengeld zu geben, ihm mal einen Kinobesuch zu finanzieren oder gemeinsam in den Urlaub zu fahren. Ich halte absolut nichts davon, einem Kind alles in den Allerwertesten zu schieben und ich muss ja auch nicht jedes Jahr in den Urlaub fahren, aber ab und zu sollte das vielleicht schon möglich sein. Und noch viel wichtiger finde ich, dass ich auch die Möglichkeiten habe, mein Kind zu fördern. Wenn es nun also gerne im Sportverein Fußball spielen oder ein Instrument lernen möchte, dann würde ich es dabei auch unterstützen. Es wäre schon schade, wenn man sich die Kosten für die Vereinsmitgliedschaft nicht leisten kann.

Aber wie gesagt muss natürlich auch die Zeit für das Kind da sein. Ich will auch nicht, dass mein Kind später von Oma und Opa großgezogen wird, weil ich von morgens bis abends arbeite und nie Zeit habe.

In erster Linie würde ich meinem Kind die Möglichkeit zur freien Entfaltung bieten. Mit dem Ziel stolz auf mein Kind sein zu können, wenn es sich zu einem selbstbewussten Menschen entwickelt das seine Ziele verfolgt. Ganz weit oben stehen auch Respekt und Anerkennung. Und dabei ist mir durchaus bewusst, wie schwierig es werden kann, wenn die Interessen, Vorlieben, Neigungen und Wertvorstellungen von den eigenen stark abweichen. Wenn das Pastorenkind aus der Kirche austritt, der Sohn vom Metzger sich vegetarisch ernähren möchte und die Tochter des Bankvorstandes plötzlich ihre Liebe für bunte Haare entdeckt.

Ich würde Wert darauf legen mein Kind zu fördern, Schwächen abzubauen und Stärken auszubauen. Ebenso wichtig wären mir "Soft skills" wie Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Pünktlichkeit, Fairness und Verbindlichkeit. Mein Kind sollte von klein auf lernen sich auf mich und mein Wort verlassen zu können und Vertrauen zu haben.

Ebenso wichtig ist es natürlich eine sichere Umgebung zu schaffen und Erwachsenenprobleme gerade von kleinen Kindern fernzuhalten. Was natürlich nicht bedeutet, dass ich mein Kind in Watte packen würde und mir ist durchaus bewusst, dass auch Kinder durchaus mit schweren Krisen konfrontiert werden können. Sei es nun der tote Hamster, die schwerkranke Oma oder die verunfallte Freundin. So lernen manche Kinder durchaus früh, dass das Leben manchmal hart und ungerecht sein kann und Mama nicht alles Schlimme vermeiden und aus der Welt schaffen kann. Aber Mama und Papa können Trost spenden, Hilfe anbieten und Halt bieten. Die Sorgen und Nöte meines Kindes ernst zu nehmen, wäre mir wichtiger als vieles andere. Da sind wir dann wieder bei Verständnis, Achtung und Respekt.

Natürlich ist es wünschenswert, dass auch finanzielle Mittel da sind, um seinen Kind etwas bieten zu können. Dabei ginge es mir jedoch mehr um notwendige Dinge, sowie persönliche Förderung, als darum in der Schule als Angeber dastehen zu können, weil man ein tolles Handy und Markenturnschuhe hat. Und wenn das Kind zum Beispiel ein Sprachengenie wird, muss es auch nicht unbedingt die teure Privatschule sein, sondern oftmals gibt es auch im Umkreis Schulen mit mehr Möglichkeiten, Förderungsgelder für finanziell schwache Eltern oder außerschulische Alternativen.

Hier kommt es darauf an, um was es genau geht. Liebe bieten kann man jedem Kind, Zuwendung und Zeit sind kein Problem, wenn man es möchte. Ihm Wertvorstellungen zu verdeutlichen ist auch jederzeit möglich. Natürlich kann es sein,dass die Zeit nicht unbegrenzt zur Verfügung steht und man aufgrund der Arbeit nicht immer Zeit hat und auch mal kaputt ist und man sich dann nicht mit tiefgreifenden Dingen beschäftigen kann. Aber das ist auch nicht immer notwendig.

Bei den materiellen Dingen ist es dann schon anders. Nicht jeder kann den Kindern alles bieten. Der eine etwas mehr, der andere etwas weniger. Wir könnten unseren Kindern materiell mehr bieten, aber bestimmte Dinge, möchten wir ihnen gar nicht bieten. Genau da muss man sich Gedanken machen. Muss man einem Grundschüler einen Nintendo DS bieten oder braucht das Kind den gar nicht, um eine glückliche Kindheit zu haben. Letztlich sind die Wünsche der Kinder so umfangreich, da das Angebot an Spielzeug und Unternehmungen so groß ist, dass man gar nicht alles bieten kann. Selbst wenn man noch ein Spielzeug kauft und schenkt, so kann es dennoch nur mit einem spielen. Ein anderes bleibt dann liegen. Auch ist es meiner Meinung nach nicht wichtig, dass ein Kind alles hat oder man in jeder freien Minute etwas unternimmt, schwimmen geht, ins Kino geht, in den Freizeitpark geht, in den Zoo fährt, eine Radtour macht und so weiter.

Wichtig ist, dass man auf die Bedürfnisse der Kinder eingeht. Sich mit ihren Wünschen auseinandersetzt. Ihnen erklärt, warum man dieses oder jenes nicht kann oder nicht möchte. Dann kann es das Kind verstehen. Kinder müssen auch lernen, dass nicht alle Wünsche und Bedürfnisse immer erfüllt werden können, aber sie müssen merken, dass die Eltern sich damit befassen und Zeit für das Kind haben. Man kann Kindern nicht alles bieten. Das ist gar nicht möglich. Wenn es man aus finanziellen Gründen nicht kann, ist die Frage, wie man es kompensieren kann, was man dem Kind statt dessen bietet und wieviel Mühe man sich gibt, um dem Kind dennoch Freude zu bereiten. Denn auch mit wenig Geld und oftmals auch ohne Geld kann man Kindern sehr viel bieten, was für sie oftmals förderlicher ist als etwas, was Geld kostet.

Das Wichtigste was ich meinem Kind bieten möchte, ist das Gefühl, dass es immer bedingungslos geliebt wird. Ich glaube das Zeit und Fürsorge für die Anliegen meines Kindes wichtiger sind, als die Erfüllung sämtlicher materieller Wünsche. Das bedeutet nicht, dass meine Kinder fernab aller materieller Güter aufwachsen und große Entbehrungen einstecken müssen. Im Gegenteil, ich würde meine Kinder durchaus als "verwöhnt" bezeichnen, sie haben definitiv mehr als sie wirklich brauchen. Aber ich möchte, dass sie gewisse Dinge einfach wertschätzen und das sie lernen, dass nicht jeder Wunsch immer und schon garnicht sofort erfüllt wird.

Auf manche Dinge muss man einfach warten. Dinge, die ich selbst als nicht altersgerecht betrachte (bei meiner Tochter stehen gerade "High Heels" und ein Handy ganz hoch im Kurs) gibt es eben auch mal garnicht. Wozu auch? Ein Kind muss nicht alles haben. Meine Kinder jedenfalls freuen sich über neue Kleidung am Geburtstag oder an Weihnachten genauso wie über einen neuen Nintendo. Das hat garnichts damit zu tun, ob ich mir "teure" Dinge leisten kann oder nicht; vielmehr will ich garnicht jedem materiellen Wunsch nachkommen. Aufmerksamkeit, Liebe und Zuwendung bekommen beide hoffentlich genug, für mich ist das genau das, was Kinder dauerhaft glücklich macht. Das kann ich in Geld und Geschenken niemals aufwiegen.

Wenn ich selbst daran denke, dass ich später meinen Kindern etwas im Leben bieten möchte, dann bedeutet das für mich, dass meine Kinder nicht am Existenzminimum leben müssten. Ich möchte nicht Kinder bekommen, um sie nur mit dem nötigsten versorgen zu können. Ich finde es nicht schön, wenn man Kinder bekommt und den Kindern nur Nudeln mit Ketchup vorsetzen kann, weil das Geld nicht für ein anständiges Essen reicht und ich finde es auch nicht schön, wenn man dem Kind nicht einfach etwas zwischendurch kaufen kann, wenn es etwas haben möchte. Genauso finde ich, dass man mit dem Kind auch kostenpflichtige Unternehmungen machen sollte und das gehört für mich einfach dazu, dem Kind etwas zu bieten.

Sicherlich kann ein Kind auch ein erfülltes Leben führen, wenn man als Familie nicht besonders viel Geld hat und es daher immer nur ein einfaches Essen gibt oder wenn es neues Spielzeug nur zu besonderen Anlässen gibt. Dabei kann man ja auch sehr viele kostenlose Sachen unternehmen. Allerdings würde ich mich damit einfach nicht wohl fühlen und ich hätte selbst ein schlechtes Gewissen, wenn ich meinem Kind ständig Wünsche abschlagen müsste. Immerhin versteht es ein Kind ja auch noch gar nicht, was es bedeutet, nicht viel Geld zu haben und als Kind wünscht man sich doch ständig neues Spielzeug oder irgendwelche Unternehmungen. Und das würde ich meinem Kind auch bieten wollen.

Ich selbst würde nur dann ein Kind bekommen wollen, wenn ich das nötige Geld hätte, um meinem Kind auch immer ein ordentliches und gesundes Essen zubereiten zu können. Außerdem würde ich meinem Kind auch zwischendurch ein Eis oder eine Zeitschrift kaufen wollen, ohne das Geld im Geldbeutel nachzählen zu müssen. Außerdem würde ich natürlich auch einfach einmal spontan mit meinem Kind in den Zoo, ins Kino oder in den Freizeitpark gehen wollen, ohne lange darauf sparen zu müssen. Und das geht natürlich nur dann, wenn man entsprechend viel Geld hat.

Wenn ich daran denke, dass ich meinen Kindern etwas bieten möchte, dann geht es meistens erst einmal darum, dass sie eine möglichst unbeschwerte Kindheit verleben sollen. Sprich ich möchte dafür sorgen, dass genug Geld für ordentliches Essen, Kleidung oder Aktivitäten vorhanden ist. Ich finde es nämlich teilweise echt unschön, wenn Kinder ständig aufgetragene, teilweise wirklich schon kaputte Kleidung tragen sollen. Nicht, dass ich mit aufgetragener Kleidung ein Problem hätte und ich weiß auch dass Kinder gerne toben, aber manche Eltern bringen es fertig ihre Kinder verwahrlost aussehen zu lassen.

Auch möchte ich meinen Kindern eine Wissensquelle bieten, sprich sie sollen keine dummen Eltern haben und daran arbeite ich hart und lerne viel. Auch möchte ich nicht, dass meine Kinder bildungsfern aufwachsen und das Parken vor dem Fernseher ist für mich ein No-Go. Ich denke auch, dass man Kindern mit wenig Geld eine Menge bieten kann, aber man muss halt nur bereit sein, auch mal Abstriche zu machen. Außerdem möchte ich meinen Kinder vermitteln, dass sie sich auf Dinge freuen können, sprich alle Wünsche würden nicht sofort erfüllt und ich möchte, dass meine Kinder sowohl materielle Dinge als auch emotionale Dinge zu schätzen wissen.