Partner verstellt sich anfangs - Enttäuschung des anderen

Manchmal macht man sich in der Anfangszeit einer Beziehung viele Vorstellungen darüber, wie der andere sein könnte. Aufgrund von Mails oder Telefonaten entwickelt man ein Bild über den Charakter des anderen, in das sicherlich persönliche Wünsche und Idealvorstellungen hineinspielen.

Viele verstellen sich ja auch zu Beginn einer Beziehung ein wenig. Auch jemand, der sonst eher redefaul ist, telefoniert da vielleicht öfters mit einem oder schreibt viel und man denkt, das sei generell ein kommunikativer Mensch, obwohl das so nicht stimmt.

Oder jemand sagt, dass er dem, was man sich wünscht, entsprechen würde, aber wenn man dann eine Weile zusammen ist, stellt man fest, dass das gar nicht stimmt und dass der andere ganz anders ist, als man das anfangs glaubte und vielleicht auch anders, als derjenige sich am Anfang gegeben hat.

Natürlich ist man selbst vielleicht nicht ganz unschuldig daran, denn man will ja glauben, dass der andere so ist, wie man sich das vorstellt und interpretiert dann vielleicht Dinge in Aussagen hinein, die so gar nicht stimmen. Aber dennoch ist man enttäuscht und ärgert sich.

Wie geht ihr mit solchen Szenarien um? Oder kam es bei Euch bisher noch nicht dazu?

Natürlich zeigt man sich von seiner besten Seite, wenn eine Beziehung noch in den Anfängen steckt und man im Idealfall über beide Ohren verliebt ist. Ebenso neigen frisch Verliebte oft dazu, den nagelneuen Partner zu idealisieren und für toller zu halten, als er oder sie in Wirklichkeit ist, da wir ja alle nur Menschen sind. Das halte ich für einen ganz geläufigen Aspekt des menschlichen "Balzverhaltens". Wenn man von Anfang an auch die weniger positiven Aspekte des Partners in den Vordergrund rücken bzw. sich nicht um einen guten Eindruck bemühen würde, wäre so manche Beziehung schon in den Kinderschuhen zum Scheitern verurteilt.

Es gibt allerdings auch Blender, die sich selbst zuerst wunder wie toll darstellen und, sobald die Beziehung erst einmal fest etabliert ist, die Maske fallen lassen und sich keine Mühe mehr geben, auf den Partner einzugehen. Dann steht man natürlich schön blöd da. Glücklicherweise habe ich selbst so eine Situation noch nicht erlebt. Bei mir war es eher der ganz normale allmähliche Übergang von: Oh mein Gott, der Typ ist ja in jeder Hinsicht so toll!" hin zu: "Er wäre noch toller, wenn er die Zahnpastatube auch mal zuschrauben würde!" So richtig desillusioniert wurde ich jedoch noch nicht.

Natürlich kann es schnell zu Enttäuschungen kommen, wenn man feststellt., dass der Partner vielleicht doch nicht so perfekt ist, wie man in der ersten Verliebtheit annahm.

Andererseits denke ich, ist es völlig normal, dass sich jeder am Anfang redlich darum bemüht einen guten Eindruck zu hinterlassen. Um auf dein Beispiel mit dem telefonieren zuzugreifen... Es ist möglich, dass der Partner nicht gerne telefoniert, es aber am Anfang der Beziehung häufiger macht um gut dazustehen. Ich allerdings bin eher der Überzeugung, dass man anfangs manche Sachen mitmacht, die einem sonst nicht so sehr gefallen, ohne es direkt mit zu bekommen. Natürlich gibt es auch Menschen, welche sich absichtlich verstellen, um daraus einen Vorteil zu ziehen, bei den meisten wird dies aber unbewusst sein.

Da viele eine gewisse Wunschvorstellung haben, wie ihr perfekter Partner aussehen soll, kann es da schnell zu Irrwegen kommen. Wichtig ist, den anderen so zu akzeptieren, wie er ist und ihn nicht ständig kritisieren oder andern zu wollen.

Ich denke, dass es absolut normal ist, dass man sich am Anfang einer Beziehung noch wesentlich mehr Mühe gibt, als wenn man schon mehrere Jahre zusammen ist. Es ist doch schließlich klar, dass man sich von seiner besten Seite zeigen möchte, wenn man sehr verliebt in den Partner ist. Man fühlt sich meistens auch noch nicht so sicher und wenn die Beziehung noch sehr frisch ist, dann hat man auch besonders Angst, dass sie kaputt gehen könnte. Von daher passt man auch ganz besonders auf, was man sagt und wie man sich benimmt. Auf diese Weise geht man natürlich auch eher einem Streit aus dem Weg, da man Angst hat, den Partner vergraulen zu können, wenn man gleich am Anfang der Beziehung schon so provokativ wirkt.

Wenn man frisch verliebt ist, dann ist man ja auch eher dazu geneigt, über viele Sachen hinweg zu sehen, die einen stören. Oftmals ist es ja auch so, dass einen erst Sachen stören, wenn sie einem öfters auffallen. Von daher ist es klar, dass es meistens noch viel Harmonie am Anfang der Beziehung gibt. Erst dann, wenn die große Verliebtheit weg ist und man einen völlig klaren Blick hat, fällt es einem auch oft erst auf, dass einen einige Sachen stören. Oftmals traut man sich auch erst nach einiger Zeit, seine Meinung offen zu sagen, wenn man schon länger mit dem Partner zusammen ist und sich der Beziehung sicher ist.

Ist man noch nicht so lange mit dem Partner zusammen, dann traut man sich ja auch oftmals nicht, ganz offen seine Meinung zu sagen und darüber zu sprechen, was einen stört. Man hat noch nicht dieses vertraute Gefühl und von daher kommt es sicherlich auch nicht so oft zum Streit, da man bestimmte Sachen noch für sich behält. Von daher verstellt man sich natürlich auch auf eine bestimmte Art und von daher ist es nicht verwunderlich, dass es schnell zum Streit kommen kann, wenn man nach einiger Zeit endlich seine Meinung sagt.

Ich selbst finde es immer ganz wichtig, dass man eine Beziehung nicht überstürzt. Ich mag es daher am liebsten, wenn man sich genügend Zeit lässt, um den Partner erst einmal richtig kennen zu lernen, bevor man mit ihm eine Beziehung eingeht. Man hat doch schließlich Zeit, die man sich auch lassen kann und lassen sollte. Immerhin kann man den Partner nicht nach nur einigen Tagen so gut kennen, dass man beurteilen kann, ob eine gemeinsame Zukunft realistisch ist oder nicht. Stattdessen spricht doch nichts dagegen, sich einige Wochen zu treffen und sich erst einmal besser kennen zu lernen. So lernt man auch die Macken des Partners kennen und ist eher vor Enttäuschungen bewahrt, als wenn man voller Hoffnungen von einem Tag auf den anderen eine Beziehung eingeht.