Achtet ihr noch auf Made in Germany?

vom 14.08.2014, 23:14 Uhr

Mich würde eure Meinung zu dem ganzen Thema "Made in" und Fakes / Plagiaten tragen interessieren.

Zum Thema "Made in" muss ich sagen, dass das für mich eigentlich gar kein Kaufargument mehr ist und ich mir lieber die Qualität des Produktes und den Preis anschaue, statt zu glauben "Oh, eine Tasche Made in Italy muss ja Designer-Qualität haben."

Prada z.B. soll laut Wikipedia zu 85 % in Italien produzieren, womit ja auch aktiv geworben wird. Allerdings habe ich auch gelesen, dass in den italienischen Produktionsstätten dann Chinesen und andere Menschen aus Billiglohnländern zu den entsprechenden Bedingungen des Billiglohnlandes auch arbeiten. Zusätzlich ist der Leistungsdruck sehr hoch, da zwar hochwertige Ware produziert werden soll, aber es darf auch nicht zu lange dauern...

Porsche produziert soweit meine Quellen noch aktuell genug sind zu 17 % in Deutschland her. Positioniert wird der Luxusautohersteller aber als Made in Germany mit höchstem Qualitätsstandard (was sicher auch so ist).

Ein weiteres Beispiel sind Särge: Diese werden z.T. aus Tschechien angeliefert für etwa 40 € und dann wird in Deutschland noch der Deckel in 2 Minuten an den Sarg angebracht und schon haben wir "Made in Germany" und ein Produkt, was 500-600 € bringt. Vom iPhone fange ich jetzt besser gar nicht an. Nur dass da kein Geheimnis draus gemacht wird, dass es Made in China ist.

Zweites Thema: Auch wenn sich die Hersteller das gar nicht gerne hören werden, finde ich Fakes gar nicht schlecht. "Cool" wäre vielleicht auch etwas überspitzt, aber Fakes sind oft schon so gut, dass sie vom Original kaum zu unterscheiden sind. Louis Vuitton stellt seine Taschen z.B. zum größten Teil aus Kunstleder her und lässt sich dann eben 500-800 € für die Tasche geben. In China direkt zahlt man zwischen 5-25 €. Da weiß ich manchmal auch nicht, ob die "Fakes" keine beiseite geschafften "Originals" sind. ;D

Um es klar zu sagen: Der Grund, warum viele Fakes schon so unverwechselbar sind, ist möglicherweise, dass es die gleichen Leute herstellen, die den Hersteller mit seiner Ware beliefern und dann eben statt 10 € an den Hersteller die Tasche selbst für 20 € verkaufen. Mich würde dazu interessieren, was ihr bisher so für Erfahrungen mit Fakes - vor allem der Qualität - gemacht habt und ob ihr selbst welche tragt / tragen würdet.

Nur für den Fall, dass jemand Angst hat sich zu outen: Der Kauf und der Besitz von Plagiaten ist legal und daher kann man das auch schreiben. :-) Ich bin gespannt.

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» Tidus9 » Beiträge: 275 » Talkpoints: 2,59 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Bei einigen Produkten, die von den Originalherstellern in China gebaut werden, ist es inzwischen so, dass ganze Fabriken kopiert werden und die Arbeiter die Frühschicht in der Originalfirma machen und die Nachtschicht dann in der "Kopiefabrik". Es ist auch üblich, dass Plagiatoren Mitarbeiter abwerben oder Führungskräfte des Originalherstellers einfach eine eigene Firma aufmachen und dann das gleiche produzieren. Von daher ist nicht verwunderlich, dass sich die Produkte teilweise zum verwechseln ähnlich sehen und qualitative Unterschiede zumindest offensichtlich nicht vorhanden sind.

Was du dabei aber vergisst ist die Tatsache, dass die Produktion heutzutage nicht mehr entscheidend ist. Bei High-Tech-Geräten ist die Entwicklung nicht zu vernachlässigen. Ein Großteil der Entwicklungskosten steckt heutzutage in der Software. Wenn jemand ein Plagiat heraus bringt und die Software kopiert, ist das schlicht eine Raubkopie. Außerdem haben die Originalfirmen sehr viel Aufwand in den Aufbau der Marke gesteckt. Das ist zum Beispiel bei Louis Vuitton der Fall. Stell dir vor, du hättest eine Firma und hast Millionen Euro in Marketing gesteckt und bist jetzt damit erfolgreich. Würde es dir gefallen, wenn jetzt einfach jemand deine Marke kopieren würde und dir alle Kunden abwerben würde? Und damit deine Arbeit und deine Existenzgrundlage zerstören würde?

Und dann gibt es noch das Thema "Produkthaftung". Ich kenne den Fall bei einem technischen Produkt, von dem Produktfälschungen auf dem Markt waren. Äußerlich waren sie kaum vom Original zu unterscheiden. Allerdings wurde bei der Materialauswahl nicht exakt kopiert und so konnte sich von dem Produkt ein scharfkantiges Teil lösen und den Nutzer schwer verletzen. Glücklicherweise konnte der Hersteller vor Gericht nachweisen, dass es sich um eine Fälschung handelte und war so von aller Schuld befreit. Ein größerer Imageschaden trat glücklicherweise auch nicht auf. Es hätte aber auch anders ausgehen können.

Dass der wissentliche Kauf von Plagiaten legal ist, würde ich nicht so stehen lassen. Ich kenne da Fälle, die etwas anders bewertet wurden. Zumindest kann der Zoll Plagiate beschlagnahmen, und dann ist man sein Geld los.

Außerdem gibt es oftmals überhaupt keinen Grund, ein Plagiat zu kaufen. Meist bekommt man auch günstigere und qualitativ gleichwertige Alternativen, ohne dass man Markenrechte verletzten muss. Discounter bieten zum Beispiel viele Produkte unter einer Eigenmarke an. Gerade bei Mode gibt es ja auch spezialisierte Discounter, bei denen man zu "Fake-Preisen" einkaufen kann. Es gibt also genügend Möglichkeiten, um große Hersteller zu meiden, ohne ihre Rechte mit Füßen zu treten.

Dass man bei "Made in Germany" nicht mehr erwarten darf, dass das Produkt vollständig aus Deutschland kommt, ist in der heutigen, globalisierten Welt eigentlich selbstverständlich. Bei Elektronikprodukten ist es eigentlich nicht mehr möglich, alle Bauelemente aus Deutschland zu beziehen, da die Halbleiterindustrie in Deutschland und Europa nur noch eine eher untergeordnete Rolle spielt und nur noch in Nischenmärkten wirklich stark ist. Auf der anderen Seite werden unheimlich viele Produkte in Asien auf deutschen Maschinen gefertigt. Immerhin hat der deutsche Maschinenbau noch mehr Beschäftigte als die Automobilindustrie. Damit ist ein Produkt auch wieder indirekt ein Stück weit "Made in Germany", auch wenn es vollständig in Asien gefertigt wird.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Also ich achte schon noch darauf, wo ein Artikel produziert worden ist. Das bedeutet aber für mich nicht, dass ich ein Produkt, welches beispielsweise in Asien gefertigt worden ist, nicht kaufen würde, wenn es eine ansprechend gute Qualität hätte. Im Gegenteil, wenn ich zwei Produkte direkt miteinander vergleichen kann und zu dem Schluss komme, dass das Produkt, welches hier in Deutschland gefertigt worden ist, von der Qualität her schlechter ist als eben jenes, das irgendwo im Ausland hergestellt worden ist, dann würde ich mich natürlich ganz einfach für das qualitativ bessere Produkt entscheiden. Ungeachtet der Herkunft.

Trotzdem kaufe ich lieber ein Produkt, dass hier bei uns in Europa hergestellt worden ist und nicht so einen weiten Transportweg von Asien hierher hinter sich gebracht hat. Manchmal ist das einfach nicht möglich, weil man kein entsprechendes Produkt findet und ich sage es ganz ehrlich, ich würde natürlich auch nicht tagelang nach einem solchen Artikel suchen, wenn es auch eine Alternative gibt.

Mit Plagiaten ist es bei mir aber deutlicher geregelt. Ein Plagiat kommt für mich ganz und gar nicht in Frage. Wenn ich nicht die finanzielle Mittel dafür habe, mir einen Gegenstand zu kaufen den ich gerne haben würde, dann lasse ich es eben sein. Nie im Leben würde ich mir zum Beispiel eine gefälschte Handtasche kaufen.

Einmal habe ich eine Tasche von Puma geschenkt bekommen von der Mutter eines Freundes. Ich habe sie ziemlich entgeistert angesehen, leider konnte ich mein Entsetzen nicht verbergen in diesem Moment. Es war ganz offensichtlich eine gefälschte Tasche und dann auch noch ziemlich schlecht gemacht. Nicht nur, dass ich mit so einer Tasche gar nichts anfangen konnte weil sie einfach richtig klein und unnötig war, ich fand es ganz schrecklich, dass man mir gefälschte Sachen schenkt und dann auch noch glaubt, dass ich mich darüber freue. Zu meinen originalen Puma Schuhen machte sie auch einen ganz fürchterlich schlechten Eindruck und so habe ich diese Scheußlichkeit das eine oder andere Mal als Laptoptasche verwendet und dann beseitigt.

Abgesehen von der häufig sehr schlechten Qualität bei gefälschten Produkten möchte ich die Plagiatsindustrie auch einfach nicht unterstützen. Ich finde es nicht richtig, Dinge zu fälschen und andere damit um ihr Geld zu bringen. Da ist es mir auch vollkommen egal, ob ich selber ohne schlechtes Gewissen und Angst vor rechtlichen Schritten gefälschte Artikel besitzen und kaufen darf, oder nicht. So etwas mache ich einfach nicht.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Bei Lebensmitteln achte ich auf jeden Fall auf das Herkunftsland. Da ich verarbeitete Produkte wenn immer möglich meide kann ich da also schon sicher sein, dass die Sachen dann tatsächlich keine halbe Weltreise hinter sich haben.

Im Bereich Bekleidung gibt es Marken, bei denen "Made in Germany" genau das bedeutet und auch eine faire Bezahlung der Arbeiter beinhaltet. Aber das sind kleine Marken und die Produkte sind natürlich entsprechend teurer. Hinzu kommt außerdem noch, dass man eben trotzdem nicht die ganze Herstellungskette kontrollieren kann. Da werden dann zwar die Jeans in Bayern von bayerischen Näherinnen zusammen genäht, aber der Stoff kommt aus dem Ausland, wo die Arbeitsbedingungen vielleicht nicht so fair sind. Und wenn das nicht der Fall ist hat man immer noch den Rohstoff Baumwolle, den man bei uns gar nicht anpflanzen kann.

Es ist eh bei fast allen Produkten heute so, dass sie mehr oder weniger global hergestellt werden, deshalb finde ich irgendwelche "made in" Angaben weniger hilfreich. Das ist eher eine Marketing Geschichte, dass man eben mit "made in Germany" mehr Geld verlangen kann.

Und was Fälschungen betrifft - ich kaufe entweder Originale oder gar nichts. Ich fand schon als Kind die gefälschten Lacoste Poloshirts, die man früher aus der Türkei mitgebracht hat, total peinlich.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich finde es ziemlich schwer, da überhaupt noch durchzublicken, vor allem weil, wie hier schon geschrieben wurde, die Angaben oft ungenau oder unvollständig sind. Bei Lebensmitteln schaue ich auch, dass es sich um regionale Produkte handelt, vor allem beim Fleisch. Bei anderen Dingen, wie zum Beispiel Spielsachen oder Kleidung schaue ich eher nach der Verarbeitung.

» dorilein » Beiträge: 100 » Talkpoints: 27,62 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich achte ehrlich gesagt gar nicht mehr darauf, dass auf meinen Produkten "Made in Germany" steht. Ich habe mir mal Schuhe in China gekauft, auf denen es stand, aber es war garantiert so, dass es sich um ein chinesisches Plagiat handelte. Die Schuhe fielen nach einigen Malen tragen auseinander, was mich auch direkt zur zweiten Frage bringt. Man merkt es Plagiaten schon sehr oft an, dass es sich nicht um Originale handelt. Zumindest habe ich bislang oft die Erfahrung gemacht und ich habe noch kein Teil erwischt, bei dem ich denken würde, dass es in Original ist, was nur vom LKW gefallen ist.

Sicher gibt es Teile, die wirklich vom Original kaum zu unterscheiden sind, aber ich würde vermuten, dass diese wirklich selten sind. Es gibt so viele Fälschungen in den entsprechenden Ländern, wie z.B. China, dass es klar sein muss, dass diese teilweise mit der heißen Nadel genäht sind und nicht lange halten.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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