Schriftzeichen-Tattoo hat andere Bedeutung als gewollt
A hat sich ein Tattoo stechen lassen. Sie wollte chinesische Schriftzeichen auf dem Rücken haben. Die Bedeutung sollte sein, dass ihr Name und der Name ihres Mannes zusammen vereinigt werden sollten. Das Tattoo war fertig und A ist nach einer Phase der Abheilung dann in Urlaub ans Meer gefahren. Dort lernte sie eine chinesische Reisegruppe kennen, die ein wenig schmunzelte über das Tattoo, weil die Zeichen keine Namen waren sondern irgendwelche Gegenstände dort benannt wurden. Der Tätowierer hat wohl keine Ahnung gehabt. Die Namen hat A sich aus einem beim Tätowierer ausgelegten Katalog ausgesucht.
Nun ist A ziemlich unsicher und weiß nicht, was sie tun soll. Einerseits hat sie sich die Zeichen ja selber ausgesucht. Anderseits hat der Tätowierer ja die Erklärung der Schriftzeichen und deren Bedeutung neben den Schriftzeichen notiert und diese Namen waren dort verzeichnet.
Was soll A machen? Kann sie den Tätowierer wegen Körperverletzung anzeigen? Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr in dieser Situation wärt? Fändet ihr es schlimm, wenn ihr auf dem Rücken bei einem ausgeschnittenen Rückenteil oder im Bikini irgendwas stehen hättet, was nicht die Bedeutung hat, die ihr euch vorgestellt habt?
Zu erst einmal halte ich es für fahrlässig, sich ein Tattoo stechen zu lassen, von dem man nicht einmal die Bedeutung kennt. Selbst wenn man eine Wunsch-Bedeutung hat, welche man auf der Haut haben möchte, sollte man sich meiner Ansicht nach doppelt absichern, dass es das richtige Zeichen dafür ist. Wenn ich mir beispielsweise ein chinesisches Schriftzeichen mit einer bestimmten Bedeutung stechen lassen wollen würde, würde ich bei der nächsten Gelegenheit einen muttersprachigen Chinesen fragen, ob die Bedeutung und das Zeichen überein stimmen. Gerade chinesische Studenten in Deutschland gibt es in jeder Universitätsstadt wie Sand am Meer.
Genau dasselbe würde ich auch tun, wenn es um irgendwelche Schriftzeichen auf arabisch, kyrillisch oder einer anderen Sprache gehen würde. Ich finde, da braucht man sich gar nicht zu wundern, wenn hinterher nicht das draufsteht, was draufstehen sollte, wenn man jemand anderes als einen Muttersprachler fragt. Bei einem Laien schleichen sich sehr schnell irgendwelche Schreibfehler oder andere Fehler ein und das Tattoo hat eine komplett andere Bedeutung als eigentlich gewünscht ist.
Ich habe auch schon Hinweisschilder auf kyrillisch an irgendwelchen Schaufenstern gesehen, die komplett falsch geschrieben waren und wo ich mich gefragt habe, ob die Verantwortlichen den Satz nicht von einem Muttersprachler haben absegnen lassen. Mit so etwas blamiert man sich doch nur, aber gut.
Ich weiß nicht, wie die Rechtslage in diesem Fall ist, aber ich glaube nicht, dass A da nochwas machen kann. Schließlich hat sie doch ihr Einverständnis zu diesem Tattoo gegeben, also ist es in meinen Augen gar keine Körperverletzung.
Es gibt tausende solcher Geschichten. Es gibt sogar Webseiten und Blogs, die nur diesen schwachsinnigen Tattoos gewidmet sind. So etwas passiert eben, wenn man sich etwas in einer Sprachen stechen lässt, die man nicht lesen kann, von jemandem, der das auch nicht kann.
Da diese Geschichte also alles andere als ein Einzelfall ist wird sicher auch schon mal jemand versucht haben deshalb vor Gericht zu ziehen. Ich würde im Fall von A also erst mal nach Präzedenzfällen schauen, bevor ich mich an einen Anwalt wenden würde.
Der Trend mit den Tattoos mit asiatischen Schriftzeichen ist ja nun eh vorbei, aber das habe ich zu seiner Zeit nie verstanden, was das Ganze eigentlich soll. Ich finde es ja eh albern sich irgendeinen Text stechen zu lassen, aber dann auch noch in einer Sprache, die man nicht mal spricht, geschweige denn lesen kann? Warum?
Wenn sich so jemand in Chinesisch beschriften lässt dann doch nur, weil ihm das Aussehen der Schriftzeichen gefällt und dann dürfte es doch eigentlich auch egal sein, was sie aussagen. Wenn A niemand gesagt hätte, dass sie da irgendwelchen Unsinn auf der Haut stehen hat wüsste sie das doch bis heute nicht und fände ihr Tattoo weiterhin ganz toll. Oder eben nicht, weil der Trend wie gesagt vorbei ist.
Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass eine Anzeige wegen Körperverletzung etwas bringt, aber davor würde ich mich erst mal bei einem Anwalt beraten lassen, wenn A etwas in dieser Richtung plant. Von solchen Fällen hört und liest man ja immer wieder und ein Einzelfall ist es wahrlich nicht. Sicher ist es ärgerlich für A, dass die Bedeutung der Schriftzeichen eine ganz andere ist, als sie gedacht hatte. Aber ich finde es sowieso schwierig, sich bei so einer Sache auf das Buch beim Tätowierer zu verlassen und ich würde mir bei Zeichen, die ich nicht verstehe, noch eine Meinung einholen, wie das Zeichen aussehen muss.
Der Tätowierer wird wahrscheinlich auch damit argumentieren, dass er die Zeichen nicht kennt und dass ihm irgendwer die Bedeutung verraten hat. Vielleicht hat er die Schriftzeichen ja gar nicht selber mit der Bedeutung beschriftet, sondern er hat das Buch schon so erhalten. Genau darum wäre mir das alles zu unsicher und wenn ich keinen Chinesen kennen würde, würde ich im Internet nachsehen oder in einem Chinarestaurant nach der Bedeutung fragen. Nun ist es aber passiert und dafür zu spät.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass mir so etwas passiert, weil ich kein Tattoo haben möchte, aber wenn man den theoretischen Fall betrachtet, dann würde ich mich natürlich auch sehr darüber ärgern, wenn ich auf meiner Haut etwas stehen hätte, dessen Bedeutung anders ist, als das von mir gewünscht war. Dass ich dann sauer auf den Tätowierer wäre, wäre ja ganz klar.
Mich würde wirklich mal interessieren, wie viele Tattoos wirklich das bedeuten, was sie laut Katalog oder Tätowierer bedeuten sollen. Das Hauptproblem liegt ja gerade bei chinesischen Schriftzeichen darin, dass sie ganz anders funktionieren als unsere lateinischen Buchstaben. Sie können mehrere, ganz unterschiedliche Bedeutungen haben und für sich genommen etwas ganz anderes heißen wie in einem bestimmten Kontext.
Deshalb ist es auch in vielen Fällen Schwachsinn, Eigennamen in chinesische Schriftzeichen übersetzen zu wollen. Man kann vielleicht mit der Bedeutung des Namens arbeiten, aber dabei können natürlich für Leute, die die Zeichen lesen können, lustige Kombinationen entstehen. Dann steht eben nicht "Robert und Angela" auf deinem Rücken, sondern "glänzend, Ruhm, Eilbote". Einfach nur die Buchstaben aneinander zu reihen funktioniert jedenfalls nicht, wenn man auf die Bedeutung Wert legt.
Dazu kommt noch, dass viele Tätowierer auch nicht unbedingt die Sprache sprechen, die sie tätowieren. Sogar bei englischen Wörtern habe ich auf Tattoos schon Rechtschreibfehler entdeckt, und bei Schriftzeichen kann sich ja schon bei kleinen Veränderungen eine ganz andere Bedeutung ergeben. Deswegen würde ich nie das Risiko eingehen, mir Schriftzeichen tätowieren zu lassen.
Wie die rechtliche Seite aussieht, weiß ich auch nicht. Wahrscheinlich wissen viele Betroffene gar nicht, was sie da für ein Wort spazieren tragen oder verbuchen es unter "Lehrgeld" und behalten das Tattoo aus ästhetischen Gründen. Es wird ja nicht hässlicher, weil es "Sardine" bedeutet und nicht "Unendlichkeit". Um dem Tätowierer an den Karren zu fahren, müsste man vermutlich nachweisen können, dass er oder sie fahrlässig gehandelt hat. Wenn man sich nur darauf geeinigt hat, Zeichen X auf Körperteil Y zu tätowieren, kann man dem Dienstleister eigentlich nicht viel vorwerfen.
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