Studierende bei Eltern - Unselbstständig?

vom 07.12.2008, 19:19 Uhr

Ich sehe das auch nicht als unselbstständig an. Ich selbst werde ab diesem Herbst auch ein duales Studium absolvieren und während der Zeit, in der ich im Betrieb bin und nicht an der Hochschule, werde ich auch noch zu Hause wohnen. Für mich stand von Anfang an außer Frage, dass ich komplett ausziehen werde. Nun kam noch hinzu, dass mein Ausbildungsbetrieb sowieso in der Nähe von meinem Elternhaus ist und daher sehe ich keinen Grund, auszuziehen, obwohl ich während meiner Ausbildung bereits Geld verdiene und daher auch mehr oder weniger selbstständig sein könnte.

Ich sehe mich jetzt trotzdem nicht als unselbstständig an. Natürlich ist es weiterhin so, dass hauptsächlich meine Mutter für mich kocht, meine Wäsche wäscht, die Lebensmittel bezahlt und so weiter. Aber ich bin jetzt gerade Mal achtzehn Jahre alt und sehe noch keinen Grund, komplett auszuziehen. Ich denke beziehungsweise ich weiß viel eher, dass ich für meine Mutter auch keine Belastung bin. Sie ist geschieden und ihr Freund kommt immer erst am Wochenende, weil er LKW-Fahrer ist. Daher wäre sie nun unter der Woche immer alleine, wenn ich nicht mehr mit ihr zusammenleben würde. Unser Haus ist ziemlich groß, viel zu groß für eine Person, daher müsste sie das dann auch langsam verkaufen, wenn ich ausziehen würde. Somit tue ich ihr viel eher einen Gefallen, wenn ich hier wohnen bleibe, denn dann hat sie Gesellschaft und es ändert sich nicht allzu viel in ihrem Alltag.

Für das Ausziehen habe ich in meinen Augen noch mehr als genug Zeit. Wenn ich mit dem dualen Studium fertig bin, dann werde ich sicherlich ausziehen. Dann bin ich einundzwanzig Jahre alt und das ist, denke ich, auch ein gutes Alter um auszuziehen. Achtzehn Jahre dagegen finde ich schon ziemlich jung, auch wenn ich rechtlich gesehen schon erwachsen bin.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich empfinde es auch nicht als unselbstständig, wenn man als Studierender noch daheim wohnt. Wenn der Studienort in der Nähe des Wohnorts der Eltern ist, finde ich es eigentlich relativ normal, dass man daheim bleibt, weil das wirklich einiges an Kosten spart. In meinen Augen ist man nicht gleich selbstständig, nur weil nicht mehr zu Hause wohnt. Man kann ja genauso gut daheim selbst Wäsche waschen, kochen, putzen etc., was für mich auch einen Teil der Selbstständigkeit zeigt.

Es kommt auch darauf an, wie alt man als Studierender ist, denke ich. In meinen Augen kann man zwischen dem Alter 18-23 noch zu Hause wohnen, je nachdem, wie es halt passt. Es kommt ja auch darauf an, wie lange man mit dem Studium braucht, wenn ich davon ausgehe, dass ich mein Abitur mit 19 beendet habe, wäre ich theoretisch mit 22 fertig mit meinem Studium. Und danach würde ich wahrscheinlich auch ausziehen. Freunde von mir hingegen wollen noch zwei Auslandssemester machen, so dass sie erst mit 23/24 fertig werden und trotzdem noch zuhause wohnen. Und ich empfinde meine Freunde auch nicht als unselbstständig. Sie arbeiten und finanzieren ihre Angelegenheiten selbst und das drückt für mich unter anderem Selbstständigkeit aus.

» cupcake03 » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 29,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wawa666 hat geschrieben:Natürlich kann man nicht pauschalisieren. Wie du schon schriebst, das Geld spielt eine große Rolle. Wer, der gerade vom Gymnasium kommt und dann studieren möchte, hat denn das Geld, die Studiengebühren und dann noch eine eigene Wohnung völlig ohne Hilfe der Familie zu zahlen

Also wenn man von vornherein weiß, dass man irgendwann ausziehen will, dann kann man das Geld auch zusammen sparen. Ich hatte bis zu meinem Studium über 2000€ angespart und habe alles in meinen Umzug und in das Studium reinvestiert. Wenn man wirklich will, dann kriegt man das Geld auch zusammen, zur Not eben durch einen Aushilfsjob zwischen Abiturprüfungen und Studienbeginn.

Wenn die Universität bei den Eltern um die Ecke liegt finde ich es auch total schwachsinnig auszuziehen, gerade wenn der Wohnungsmarkt nicht gerade der beste ist. Es gibt aber auch genug Studenten, die jeden Tag über eine Stunde zur Universität pendeln, manche sogar bis zu 2h und keine Lust haben, das Hotel Mama zu verlassen. Dort muss man ja weder einkaufen, putzen oder waschen und das alles kostenfrei. Mama macht das ja schon.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin da genau gleicher Meinung. Manche junge Erwachsene bleiben ja nur deshalb im Hotel Mama, weil es am günstigsten und bequemsten ist. Auch die jungen Menschen, die eigentlich schon lange einen fixen und auch guten Zahltag haben und schon lange selbstständig sein könnten, sind es nicht, weil sie keine Lust haben, den Haushalt selber zu machen.

Darum finde ich es nicht bedenklich, wenn ein Viertel der Studenten noch zu Hause wohnt. Ich denke außerdem, dass auch viele junge Menschen noch zu Hause wohnen, auch wenn sie angeblich in einer Studentenwohnung/ einer Studentenwohngemeinschaft wohnen. Es ist ja so, dass viele nur so eine Wohnung haben, weil sie so weit weg vom Heimatort studieren und nicht täglich hin- und zurück fahren möchten. In den Ferien jedoch oder an den Wochenenden wohnen die meisten dennoch zu Hause, auch wenn sie ihren Hauptwohnsitz im Studentenheim angemeldet haben.

Was will man außerdem als Student großartig arbeiten gehen, wenn man möglichst schnell und erfolgreich sein Studium zu Ende bringen möchte? Da ist höchstens ein kleiner Nebenjob drin, weshalb es auch verständlich ist, dass ein Viertel der Lernenden noch zu Hause wohnt. Die Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, die das knallhart durchziehen, sind mir lieber, als jene, die ewig dem Staat auf der Tasche liegen, weil sie ewig brauchen, um fertig zu studieren.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich kenne sehr viele Studenten die noch zu Hause wohnen und ich finde, dass es das vernünftigste ist, was man machen kann. Warum ist man selbstständiger, wenn man in eine eigene Wohnung zieht, die die Eltern bezahlen, obwohl man die Uni auch von daheim erreichen könnte? Das ist total albern und die Eltern geben da total sinnloses Geld aus. Ich würde das als Elternteil auch gar nicht mit mir machen lassen, wenn es nicht nötig wäre, dass das Kind auszieht. Bei ärmeren Familien ist das auch gar nicht möglich und das Kind wird auch kein Geld vom Bafög Amt bekommen, wenn das Amt erfährt, dass das Kind auch von daheim zur Uni fahren könnte und das muss man im Bafög Antrag ja auch ausfüllen.

Wenn man als Student arbeiten kann, ist das was anderes, nur dann kann man auch von Selbstständigkeit sprechen. Aber wenn man neben dem Studium auch arbeitet, kann das mit dem Studium entweder sehr lange dauern oder man hat ein sehr gelassenes Studium. In meinem Studium kann sich keiner erlauben nebenbei zu arbeiten und deswegen ist bei uns auch nur derjenige von zu Hause ausgezogen, der es auch musste. Und viele die noch zu Hause wohnen werden von uns beneidet, denn das bedeutet, dass man nicht selbst kochen und den Haushalt machen muss, was bei unserer knappen Lernzeit schon ein sehr großer Vorteil ist. Ich finde es daher durchaus gut, wenn man als Student noch zu Hause wohnt.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Unselbstständig? Warum soll denn ein Mensch, ganz und gar unabhängig davon, ob es sich nun um einen Studenten handelt oder um jemanden, der eben nicht studiert, denn selbstständiger sein, wenn er zu hause ausgezogen ist, als wenn er nach wie vor bei seinen Eltern im Hause oder in der Wohnung lebt? Beziehungsweise warum ist man unselbstständiger, wenn man nicht ausgezogen ist?

Ein Mensch, der nicht bei seinen Eltern auszieht, ist dann unselbstständig, wenn er bewusst bei seinen Eltern wohnen bleibt, um ein komfortables Leben mit viel Unterstützung zu haben. Und ist das bei jedem Menschen so, der noch bei seinen Eltern lebt? Nein, natürlich ist das nicht so.

Ich bin selber Student und ja, auch ich lebe tatsächlich noch bei meinen Eltern. Dennoch würde ich auf gar keinen Fall sagen, dass ich irgendwie unselbstständig wäre. Ich muss einen großen Haufen an Haustieren versorgen. Ich kann und will es mir nicht leisten, in eine Stadt zu ziehen und vier Pferde mitzunehmen, die ich dann teuer in einen Pensionsstall einstellen muss. Das kostet mich dann pro Pferd um die zweihundert Euro, also insgesamt achthundert Euro. Dann möchte ich selber noch meine Wohnung irgendwie bezahlen können und auch noch Lebensmittel und was es nicht auch noch immer zum Leben braucht kaufen können. Da muss ich also eine ganze Menge Geld verdienen - und das dann alles einfach so während des Studiums. Nebenbei quasi. Freizeit ist dann sicherlich nicht mehr zu finden, also könnte ich meine Pferde gleich wieder verkaufen. Toll. Das möchte ich natürlich nicht, ansonsten hätte ich das doch auch so schon längst getan.

Also bleibe ich bei meinen Eltern zu hause. Ich verdiene nebenbei mein eigenes Geld, da ich mir mein Studium komplett selber finanziere. Lediglich Kost und Logis bekomme ich von meinen Eltern gestellt, alles andere liegt in meiner Aufgabe. Und diese Aufgabe kann ich auch selbstständig bewältigen. Nur wenn ich dann auch noch in meiner Studienstadt leben und mein Leben dort finanzieren müsste, dann würde es echt eng werden.

Man kann also ganz bestimmt nicht sagen, dass ein Student, der noch bei seinen Eltern zu hause lebt, unselbstständiger ist als ein solcher, der ausgezogen ist und in einer Wohngemeinschaft oder vielleicht sogar auch alleine lebt. Es ist einfach mal wieder nicht pauschalisierbar.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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