Ist upcycling eine Voraussetzung für Minimalismus?

vom 13.08.2014, 16:32 Uhr

Immer wieder höre ich im Zusammenhang mit Minimalismus von Upcycling. Beim Upcycling nimmt man ausrangierte, kaputte oder ungeliebte Dinge her und verändert diese so, dass man sie noch benutzten kann oder sie einem selber besser gefallen. An sich ist dies natürlich keine schlechte Idee, ich verwerte so auch einige Dinge, so zum Beispiel habe ich an einen nicht ganz so schönen Rock einen Rest Zackenlitze genäht, so dass er mir wieder gefällt.

Was ich mich nun aber frage, ist dieses upcycling wirklich eine Art Voraussetzung für Minimalismus? Sollte man nichts einfach wegwerfen, sondern versuchen es noch irgendwie zu nutzen, auch wenn dies die Tragezeit von zum Beispiel Kleidungsstücken nur ein wenig verlängert oder man bei Dekoration für die eigenen vier Wände unglaublich viel Zeit dafür aufwenden muss? Meist hat man ja doch nicht alles an benötigten Materialien zuhause und muss zum Beispiel Bastelkleber, Garn oder anderes Material dazu kaufen, hier würde noch ein Kostenfaktor mit in den Gedankengang mit einbezogen werden müssen, der mich ein wenig abschreckt.

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Der Begriff Minimalismus ist natürlich nicht in Stein gemeißelt, aber generell geht es dabei wohl eher darum, möglichst wenig materialistischen Krempel zu besitzen, damit weniger Zeit und Energie an Dinge verschwendet wird. Der Gedanke, mit diesem Lebenswandel die Umwelt zu schützen und Ressourcen zu sparen, kommt sicher auch darin vor, muss aber nicht zwangsläufig in vorderster Linie stehen.

Meine Vorstellung von Minimalismus äußert sich z.B. darin, dass jemand gar keine Zackenlitze besitzt und seine oder ihre Kleidung nach rein funktionellen Gesichtspunkten auswählt. Wer als Lebensziel hat, sich möglichst wenig mit materiellem Besitz zu belasten, macht sich auch keine Gedanken darüber, ob der Rock nicht ganz so schick ist, sondern besitzt entweder nur drei schwarze Hosen oder kauft den Rock gar nicht erst, um sich nicht zusätzlich unnütz Arbeit zu machen. Überspitzt formuliert.

Zumindest nach meiner Vorstellung ist Basteln oder Upcycling im weitesten Sinne kein geeignetes Hobby für überzeugte Minimalisten, weil man damit ja immer diversen Krempel anhäuft. Allerdings gibt es natürlich auch Leute, die in Bezug auf ihre Kleidung und ihren Wohnstil sehr auf das Wesentliche reduziert leben, aber dafür extrem viel Zeit und Energie in ihre Hobbys stecken. Das ist natürlich auch legitim.

» Gerbera » Beiträge: 11320 » Talkpoints: 49,94 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Für mich persönlich wäre das Upcycling keine Voraussetzung für einen minimalistischen Lebensstil. Es schadet sicherlich nicht, wenn man seine Produkte die man ansonsten vielleicht wegwerfen würde wieder mit neuem Leben versieht, indem man sie aufarbeitet oder zu etwas völlig anderem verarbeitet als vorher. Aber ich denke, dass man dies nicht machen muss, auch wenn man minimalistisch lebt.

Dabei sehe ich das Problem aber weniger darin, dass man sich dann teilweise Dinge anschaffen muss, die man nicht oder nicht mehr im Hause hat. Ein wenig Bastelbedarf oder ein Paar kleinere Textilien kosten nun einmal nicht die Welt und man muss es auch so sehen, dass man durch ihre Anschaffung letztlich spart, denn man kann sich mit ihnen und dem alten Ding, das man aufwerten möchte, etwas herstellen, was man ansonsten hätte neu kaufen müssen, wenn man so etwas haben will. Und das finde ich schon durchaus minimalistisch.

Benutzeravatar

» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Wenn man wirklich minimalistisch lebt hätte man den Rest Zackenlitze schon längst entsorgt. Man hätte sie als unnötig empfunden, weil man in absehbarer Zeit keine Verwendung dafür gesehen hätte. Upcycling ist für mich bewussterer Konsum und bewussterer Umgang mit Konsumgütern. Das ist natürlich auch Teil des Minimalismus, aber dazu gehört eben noch mehr.

Natürlich muss man beim Upcycling schauen, ob es sich überhaupt lohnt, aber die Kosten sind dabei für mich nicht unbedingt ausschlaggebend. Es macht ja auch Spaß etwas zu Nähen oder zu Basteln. Wenn man beim Nähen anfangen würde zu rechnen könnte man seine Nähmaschine gleich einmotten, weil man Kleidung ja heute wirklich spottbillig bekommen kann, zumindest wenn man ethische Bedenken über Bord wirft.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^