Sollte man Minimalismus mit viel Geld ausleben?

vom 13.08.2014, 17:29 Uhr

Eine Arbeitskollegin beschäftige sich seit mehreren Monaten sehr mit dem Thema Minimalismus und hat daher auch Kontakt zu anderen Menschen, die dieses Lebensstil für sich entdeckt haben. Dabei kommt immer wieder die Frage auf, was Minimalismus wirklich ist und wie man diesen umsetzten sollte. Immer öfter hören wir von Bekannten, dass sie unpraktische, unschöne oder einfach ihrer Ansicht nach falsche Dinge durch andere ersetzten.

An sich ist dieses Handeln natürlich nicht falsch, aber sollte man etwas wegwerfen beziehungsweise verschenken oder spenden, wenn man sich dafür einen sehr teuren, neuen Gegenstand kauft? Ist Minimalismus nicht auch die Kunst aus dem etwas zu machen, das man bereits besitzt? Ist es falsch sich mit sehr viel Geld beispielsweise neu einzurichten oder einzukleiden? Dabei müssen die Dinge natürlich nicht neu sein, man kann auch sehr viele Dinge teuer gebraucht auf Flohmärkten oder bei Antiquitätenhändlern kaufen.

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich kann schon nachvollziehen, dass man sich auch versucht zu entrümpeln, wenn man sich mit der Thematik beschäftigt. Ich meine damit auch geistig und mental, halt auch nach dem Motto, dass Besitz halt nur belastet. Ich denke in diesem Rahmen sollte man natürlich unnötigen Ballast abwerfen, wegwerfen, verschenken oder auch verkaufen. Ich kann aber auch nachvollziehen, dass man bestimmte Dinge durch andere ersetzt, weil sie einfach mehr Sinn machen in dem sie das Leben leichter oder angenehmer machen. Man minimiert einfach Aspekte, die einen nerven. Ich sehe das irgendwo als Investition in eine neue Lebenseinstellung.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Minimalismus kann man einfach als eine Reduzierung auf das Wesentliche beschreiben. Im Design bedeutet das also eine klare Formsprache, Funktionalität, keine Schnörkel, keine rein dekorativen Elemente und so weiter.

Wenn man sich nicht nur für eine minimalistische Lebensweise interessiert sondern auch für das Design kann das tatsächlich recht teuer werden. Klingt eigentlich paradox, weil einfachere Sachen ja eigentlich günstiger sein sollten, ist aber so.

Und wenn man sich mit einem bewusstderen Konsumverhalten beschäftigt kommt man auch sehr schnell dahin, dass man nicht nur weniger kaufen möchte sondern auch bessere, langlebigere Qualität. Man verlässt das Geschäft dann zwar nicht mehr mit vier T-Shirts für je fünf Euro, hat dafür aber vielleicht eines für 25 Euro in der Einkaufstüte, also hat man effektiv mehr Geld ausgegeben.

Generell denke ich, dass jeder selber für sich definieren muss, was er unter Minimalismus versteht. Es gibt Leute, für die das bedeutet, dass sie ihren Besitz konsequent verkleinern, bis sie nichts mehr herum liegen haben, was sie als unnötig empfinden. Und es gibt Leute, die konsequent alles farbige aus ihrer Umgebung verbannen, weil ihre Definition von Minimalismus eine möglichst weiße Umgebung beinhaltet. Ich finde Aspekte von verschiedenen Ansätzen sinnvoll, aber ich bin nicht der Typ Mensch, der irgendwas völlig dogmatisch verfolgt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Für mich bedeutet Minimalismus als ein Lebensstil, dass man möglichst einfach lebt und sich in seinem Leben auf das Wesentliche beschränkt, dafür auf unnötiges verzichtet.

Das heißt in meinen Augen aber überhaupt nicht, dass man sich, wenn man sich dazu entscheidet sein Leben nun minimalistisch auszurichten, von seinen alten Gegenständen trennen muss und sich beispielsweise neu einkleiden sollte. Im Gegenteil. Als Minimalist würde ich doch zunächst einmal auch auf alle meine überflüssigen Ausgaben verzichten. Deswegen würde ich mir dann und erst dann dann neue Kleidungsstücke kaufen, wenn ich welche benötige. Habe ich ein superchickes, aufwändig gearbeitetes Designerkleid in meinem Schrank hängen, welches auf dem ersten Blick ganz und gar nicht minimalistisch wirkt, so würde ich es dennoch nicht wegwerfen oder verkaufen. Ich würde es aufbewahren für den Fall, dass ich einmal ein Abendkleid oder was es auch sein mag benötige. Dann muss ich mir zu diesem Anlass kein neues kaufen. Ich würde es so lange verwenden, bis es nicht mehr tragbar wäre und mir dann ein neues Kleid beim nächsten derartigen Anlass kaufen. Persönlich würde ich als Minimalist dann auf den Preis achten, man kann aber, finde ich, auch andere Maßstäbe setzen, an denen man sich orientiert.

Und gerade auch bei Haushaltsgegenständen sehe ich es so, dass man diese als Minimalist nicht ersetzen sollte. Vielleicht sollte man tatsächlich wenn man dies möchte frühzeitig reduzieren und dafür sorgen, dass die Standardgegenstände im Haushalt nur noch aus dem Wesentlichen bestehen und es keine überflüssigen Geräte mehr gibt. Aber auch das finde ich nicht zwingend notwendig.

Genauso wie ich denke, dass man sich auch als Minimalist im bestimmten Rahmen luxoriöse Dinge leisten darf. Ein Smartphone zum Beispiel ist absolut unnötig zum Überleben, aber ich würde nicht sagen, dass man als Minimalist keines haben darf.

Daran kann man schon erkennen, dass es verschiedene Einstellungen gegenüber dem Begriff des Minimalismus gibt, welche individuell sehr unterschiedlich sein können. Das geht von meiner doch recht lockeren Sichtweise bis hin zu den Verfechtern des totalen Ausstiegs aus der Konsumgesellschaft. Davon hat man ja auch schon häufig gehört, dass es eben die so genannten Aussteiger gibt, die sich selber versorgen oder Tauschgeschäfte machen beziehungsweise nur wenig Geld ausgeben müssen. Auch das zähle ich zum Minimalismus.

Gibt man für den Minimalismus sehr viel Geld aus, so würde ich diesen eher weniger als einen Lebensstil bezeichnen, denn als reine Ästhetik.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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