Wie weit Gmail gehen kann
Jeder, der bei Gmail - dem Maildienst von Google - ein Konto nutzt, hat ja zugestimmt, dass eben Google alle Daten (also praktisch die eingehenden und versendeten Mails!) durchsuchen und die gewonnenen Erkenntnisse nutzen darf. Begründet wird dies damit, dass so dem Nutzer ein auf ihn zugeschnittenes Angebot (also Werbung) gemacht werden kann.
Zusätzlich arbeitet aber Google auch noch als "Hilfspolizist". Bekannt ist z.B., dass Google beim Indizieren des Netzes (für seine Suchmaske) alle Bilder mit der Datenbank abgleicht, in der bekannte kinderpornographische Bilder gespeichert sind (nicht die Bilder, wohl aber deren Kennung). Behörden werden zusätzlich über die Fundorte informiert. Ebenso meldet es Google weiter, wenn über die Standardsuche versucht wird, entsprechendes Material zu finden. Wobei das ja noch nicht mal in allen Ländern verboten ist. Man kann wie ich finde sehr wohl darüber streiten, ob so eine Überwachung und Kontrolle durch ein privatwirtschaftliches Unternehmen richtig ist.
Jetzt geht die Sache aber weiter. Nun ist ein Mann auf Grund einer solchen Meldung verhaftet worden. Dieser hatte wohl ein kinderpornograisches Bild über Gmail verschickt und Google hat daraufhin die Polizei auf die Spur des Mannes gebracht (siehe dazu z.B. die Meldung hier).
Es ist aus meiner Sicht immer beängstigend, wenn zu solchen Maßnahmen zu Beginn immer ein "Konsens-Thema" genommen wird. Es steht außer Frage, dass Gewalt gegen Kinder zu ahnden und nicht zu tolerieren ist! Aber leider ändert ein solcher Eingriff in die Privatsphäre kein bisschen was an der Tatsache, dass Kinder (aber auch Jugendliche und Erwachsene) jeden Tag aufs Neue der Willkür und Gewalt durch Dritte ausgesetzt sind.
Ich persönlich finde es erschreckend, wenn eben private Unternehmen hier eine Infrastruktur aufbauen, mit der wirklich weitreichende Kontrollen möglich sind und mit der tatsächlich Meinungen und Stimmungen gesteuert werden können bzw. über die Monopolstellung sogar die Informationsfreiheit gefährdet wird.
Es gibt letztlich schon den nächsten Fall, in welchem private Unternehmen zu Erfüllungsgehilfen werden. Und in dem Fall geht es dann um ein anderes Verbrechen - wobei hier noch nur ein Verdacht im Raum steht. Microsoft soll private Daten einer Person preisgeben, die eben im Verdacht steht, mit Drogen zu handeln. So weicht sich der Zweck langsam auf und ich denke, dass es klar ist, in welche Richtung die Sache läuft. In erster Linie wird es darum gehen, tatsächliche Opposition unmöglich zu machen (auf politischer Ebene). Konkret aber auch darum, aus jedem Byte einen kommerziellen Nutzen ziehen zu können. Die Überwachung stärkt massiv die Möglichkeiten der Rechteverwerter, unabhängig davon, ob die bestehenden Rechte noch legitim sind oder nicht. Können wir das wollen?
Ich mag den Gedanken, überwacht zu werden, auch nicht besonders. Dennoch finde ich es sehr gut, dass es diesen Leuten schwerer gemacht wird, mit ihrem widerlichen Verhalten unentdeckt zu bleiben. Jeder der E-Mail und Co. nutzt weiß doch eigentlich, dass dies zumindest durch einen Computer auf Muster für Terrorismus überprüft wird. Dies geschieht nicht erst seit gestern, aber wie man an diesem Fall sieht, hilft es tatsächlich.
Es ist ja nicht so, dass sie unschuldige an den Pranger hängen. Hier wird der Polizei und was viel wichtiger ist Kindern geholfen. Dieser Mann hätte mit Sicherheit noch viel mehr Kindern Leid zugefügt. Das ist sicher. Wenn damit schwächeren geholfen und diese Schweine hinter Schloss und Riegel gebracht werden macht es mir nichts wenn Gmail meine Mail scannt!
Das Problem bei dieser Form der Überwachung ist ja letztlich die Tatsache, dass niemand weiß, ob nun nur Google bzw. Microsoft (aber auch die anderen) die Daten der Nutzer überwachen, die Online gestellt werden. Ich denke an das Chrome-Book oder auch an die Bestrebung von Microsoft, auch das lokale Betriebssystem an einen MS-Account zu koppeln. Hier sehe ich immer mehr die Gefahr, dass eben der lokale Rechner überwacht wird.
Und da beginnt das Problem. Man beginnt mit Themen wie hier, bei dem niemand widersprechen wird (Inhaltlich - der Art und Weise widerspreche ich schon!). Aber es geht dann einfach weiter. Danach kommen Themen die andere illegale Bereiche betreffen. Aber das wieder geht immer weiter dahin, dass der zivile Ungehorsam (es wird vergessen, dass darauf die Zivilgesellschaft beruht!) ausgerottet wird! Zustände wie im mittleren Osten sind dann denkbar (oder der Türkei) und politisch Andersdenkende werden aus dem Verkehr gezogen.
Man stelle sich doch nur vor, wie weit der Atomausstieg wäre, ohne die gewaltsamen und illegalen Aktionen der Atomkraftgegner wäre. Ebenso muss man sich die Frage stellen, welche Rolle das Militär in der BRD spielen würde, wenn es nicht die gewaltbereiten und illegalen Protestierer gegen die Aufrüstung der BRD gegeben hätte. Und da hört eben der Spaß letztlich auf, was die "Kontrolle" angeht.
Besonders dramatisch ist aber auch die Entwicklung dahin, dass private Unternehmen die Rolle der Spione übernehmen und als Handlanger dem Staat - ohne Kontrolle - dienen. Denn niemand weiß, ob Google wirklich jeden Fund in jedem Fall melden würde.
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