Die schwere Bürde von Scheidungskindern

Scheidungen sind ja in der heutigen Zeit nichts Ungewöhnliches mehr. Viele Paare trennen sich nach einigen Jahren aus den unterschiedlichsten Gründen. Dies ist besonders schlimm, wenn Kinder involviert sind. Diese werden, ab einem bestimmten Alter, vor die Wahl gestellt, wo sie leben möchten. Ein Elternteil wird hier also zwangsläufig vor dem Kopf gestoßen.

Als meine Eltern sich damals trennten, waren mein Bruder und ich schon im Alter, um selbst entscheiden zu dürfen. Natürlich wäre es fair gewesen, wenn einer zur Mutter und einer zum Vater gegangen wäre. Als Kind denkt man so aber zumeist nicht. Wir wollten einfach nicht getrennt werden und entschlossen, bei meinem Vater zu bleiben.

Meinem Bruder und mir tat dies damals unendlich Leid. Ich kann mir nur bedingt vorstellen, wie schmerzhaft diese Zeit für sie gewesen sein muss. Ich hatte sehr oft Schuldgefühle und habe diese noch heute. Diese Frau hat immer für uns gesorgt. Uns großgezogen und gelehrt und wir entscheiden uns gegen sie. Natürlich haben wir dies nicht mit böser Absicht getan, dennoch fühle ich mich schuldig.

Habt ihr eine solche Erfahrung gemacht und fühlt euch bis heute schuldig? Denkt ihr, wie ich, das Scheidungskindern hier zuviel aufgebürgt wird?

Ich war 6 Jahre alt, als sich meine Eltern scheiden ließen. Ich wurde nicht vor eine Wahl gestellt, es stand fest, dass ich bei meiner Mutter bleibe. Ich weiß nicht, wie ich mich entschieden hätte, wenn ich die Wahl gehabt hätte. Ich denke allerdings, dass ich wohl lieber bei meinem Vater gewohnt hätte, denn ich war als Kind immer mehr ein "Papakind". Dann hätte es mir später sicherlich auch unendlich leid getan für meine Mutter. Aber andersherum tut es mir jetzt auch sehr leid für meinen Vater, schuldig fühle ich mich aber nicht, dennoch bedauere ich es sehr, dass er nicht die Chance hatte, mich richtig aufwachsen zu sehen.

Ich denke also, dass es schon eine schwierige Entscheidung ist, sowohl für die Eltern, als auch für die Kinder. Aber ich denke, egal wie man sich entscheidet - in diesem Fall gibt es immer jemanden, der darunter zu leiden hat.

Meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich zwei war. Ich bin bei meiner Mutti und ihren Eltern aufgewachsen. Meinen Vater habe ich erst mit 21 kennen gelernt. Vermisst habe ich ihn nie. Mein Opa hat die Vaterrolle übernommen. Ich habe nie darunter gelitten, ohne Vater aufzuwachsen. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich noch zu klein war, als sich meine Eltern scheiden ließen. Mein Vater konnte auch nie etwas mit mir anfangen, als ich noch klein war. Hätte ich mir aussuchen können, bei wem ich wohnen wolle, hätte ich mich auch für meine Mutti entschieden.

Ich bin auch ein Scheidungskind. Allerdings kannte ich es von klein auf gar nicht anders, meinen Papa nur alle zwei Wochenenden zu sehen, weil er seine Arbeitsstelle 300 km entfernt von unserem Wohnort hatte.

So mit etwa 14 kam dann die Zeit, dass ich zu meinem Papa ziehen wollte, weil ich mit meiner Mutter so gar nicht mehr klar kam, aber die hat mich dann so lange beredet und zugetextet, dass ich dann doch bei ihr blieb. Es war immer ein großes Thema, dass sie mir einredete, mein Papa würde sich nicht für mich interessieren usw.

Erst als er 2011 starb und wir die Wohnung nach dem Tod seiner Mutter / meiner Oma 2012 auflösten und ausräumten erkannte ich, dass meine Mutter mich all die Jahre lang nur angelogen hat und in sofern, bereue ich es jetzt im Erwachsenen Alter und nach dem Tot meines Papas, dass ich mich damals von meiner Mutter habe breit quatschen lassen, bei ihr zu bleiben, denn mein Papa hat mich definitiv mehr geliebt, als sie.

Ich bin kein Scheidungskind, allerdings macht man sich auch als Kind, wenn die Eltern streiten, seine Gedanken. Da Ihr Euch aber für ein Leben beim Vater entschieden habt, ist es ja nicht unbedingt so, dass man die Mutter gar nicht mehr sieht. Sie hat ja dennoch noch die Möglichkeit gehabt, mit Euch in Kontakt zu bleiben und vermutlich gab es auch einige Besuchskontakte. Natürlich ist dies mit einem Leben nicht vergleichbar, aber es ist nun einmal so, dass man nur bei einem Elternteil seinen dauerhaften Wohnsitz hat, ehe man auszieht.

Hättest Du denn umgekehrt die gleichen Schuldgefühle gehabt, sprich, hättet Ihr Euch damals für Deine Mutter entschieden?

Ich denke, es ist immer wichtig, das auch aufzuarbeiten und vor allem den Kindern nicht Schuldgefühle zuzuschreiben, sondern sie in ihrer Entscheidung zu unterstützen, so schmerzhaft es auch sein mag, dass sich das Kind gegen sich als Elternteil entschieden hat. Man könnte es jedoch auch so betrachten, dass die Kinder sich entscheiden mussten und sich eben für jemanden entschieden haben, sprich, die Einstellung sollte recht positiv sein.

Abgesehen davon denke ich, dass es doch manchmal besser ist, wenn Kinder getrennte Wege gehen und nicht irgendwelchen Streitereien ausgesetzt sind oder sonstige Unstimmigkeiten zwischen den Elternteilen mitbekommen. Das kann mindestens genauso nach hinten losgehen.