Wie weit würdet ihr euch für eine Beziehung verändern?

vom 25.09.2012, 15:11 Uhr

Ich halte überhaupt nichts davon, wenn man sich so verbiegen lässt, wie A. Wenn Du schreibst, dass er anfangs seiner Freundin überhaupt nicht gefiel, dann frage ich mich ernsthaft, ob sie eine Marionette gesucht hat oder einen Freund. Woran hat sie denn Gefallen gefunden, wenn nicht an A? Warum ist sie mit A zusammen, wenn er ihr so gar nicht gefallen hat? Hat ihr also möglicherweise doch etwas gefallen und ging es nur um das Erscheinungsbild, das seiner Freundin nicht gefiel? Du schreibst nämlich so einiges, was sich außer dem Erscheinungsbild noch verändert hat und ich denke, ich würde mich an der Stelle von A mal ernsthaft fragen, wie viel von mir selbst nun eigentlich entscheidend dafür war, dass B mich überhaupt einmal wollte. Wenn es nicht meine Art war oder irgendetwas, das mein Wesen betrifft, sondern eher meine Biegbarkeit, dann wäre mir das ehrlich zu wenig und ich würde diese Beziehung so auch sicherlich nicht wollen.

Dass man in einer Beziehung immer wieder Kompromisse eingehen und auf den Partner zugehen muss, sehe ich schon auch so, aber der Grundsatz für das Zustandekommen einer Beziehung sollte doch wohl sein, dass man etwas für den anderen Menschen empfindet. Man empfindet aber meiner Meinung nach nur deshalb etwas für einen Menschen – übrigens in jeder zwischenmenschlichen Beziehung, egal, ob Partnerschaft oder Freundschaft –, wenn er einen in irgendwelchen Hinsichten überzeugt, oder nicht? Ich könnte jedenfalls nicht mit einem Menschen zusammen sein, der mir überhaupt nicht gefällt, denn ich würde nicht mit jemandem zusammen sein wollen, an dem ich erst herumschleifen und -feilen muss, bis er in etwa der Mann ist, den ich mir ursprünglich einmal backen wollte. A ist also meiner Meinung nach reichlich bemitleidenswert und sollte sich einmal wirklich überlegen, ob es die Beziehung wert ist, dass er sich dafür so verbiegen lässt, wenn er nicht gut genug ist, so, wie er eben ist.

An meinem Partner gefällt mir jedenfalls sicherlich auch nicht alles und ich denke, dass das vollkommen normal ist. Ich beziehe solche Aussagen allerdings grundlegend auf das Wesen eines Menschen, denn jeder hat eben seine dunklen Seiten, die mit den eigenen Stärken und Schwächen eben nicht immer harmonieren können, was ich absolut normal finde. Wichtig ist doch, dass es grundlegend passt und man sich gegenseitig bereichern und aufeinander einlassen kann. Bestenfalls ergibt sich daraus dann auch diese für Beziehungen notwendige Kompromissbereitschaft und der Wille, aufeinander zuzugehen. Wenn das nicht vorhanden ist und einer nur ständig zustimmen muss, während der andere bestimmt und sich das dann auch noch auf Erscheinungsbild und Wesen desjenigen bezieht und auswirkt, der derjenige ist, der zustimmen soll, dann kann ich das nicht wirklich als freie Beziehung bezeichnen, die mich glücklich machen würde, sondern ich würde mich schnell minderwertig, falsch und schlecht fühlen. Aber das ist wohl kaum der Sinn einer Beziehung, schon gar nicht einer glücklichen.

Wenn man also in einer Partnerschaft gefragt wird, ob einem die Kleidung des anderen, die er sich vielleicht auf einer Shopping-Tour gerade aussucht, gefällt und man hier seinen Senf dazugibt, der auch noch berücksichtigt wird, dann ist das sicherlich nichts Falsches. Aber im Grunde genommen sollte man doch jeden Menschen so sein lassen wie er ist und nicht an ihm herumfeilen, bis er dem eigenen Idealbild einigermaßen nahegekommen ist, um dann eine Begründung für sich selbst zu haben, die Beziehung aufrecht zu erhalten, weil man selbst sie will. Wo bleibt denn da der andere? Für mich hört sich Deine Schilderung jedenfalls reichlich einseitig an und birgt nichts in sich, das ich als freie Beziehung zweier Menschen ansehe, die auch wirklich mit dem jeweils anderen zusammen sein wollen, weil sie ihn lieben – und das allein aufgrund seiner Selbst.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Grundsätzlich denke ich, dass man in einer Beziehung immer wieder Kompromisse schließen sollte, wenn man mal nicht einer Meinung ist. Ich sage immer, wenn man sich quasi auf halbem Wege entgegen kommt, passt es. Wenn jeder ein Stück weit auf den anderen zugeht, kann man auch eventuelle Meinungsverschiedenheiten oder Differenzen beilegen.

In Sachen Veränderung kann ich gerade gut aus Erfahrung sprechen, da sich mein Leben im letzten halben Jahr auch ziemlich verändert hat, seitdem ich mit meinem Freund zusammen bin. Früher war ich nie in einer Disco und eher faul, jetzt ist es so, dass ich mich auch mal von ihm mitreißen lasse. Und ich habe diese Art der Veränderung irgendwo auch genossen. Auch habe ich mir das eine oder andere Kleidungsstück zugelegt, das ich mir früher nie gekauft hätte. Ich habe das gemacht, um mich seinem Stammclub besser anpassen zu können, in dem vorwiegend Gothics und solche Leute verkehren.

Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich auch Kleidungsstücke gewählt haben, die mir selber gefallen und in denen ich mich wohl fühle. Ich würde mich niemals so weit verbiegen, dass ich mich in irgend welche Kleidungsstücke begebe, die ihm zwar gefallen, mir aber nicht. So weit geht meine Offenheit für Neues dann auch wieder nicht.

Genauso verhält es sich auch, wenn ich mal anderer Meinung bin. Ich bin keine Ja-Sagerin und werde mich daher auch nicht "unterordnen" und alles machen, was er gerne hätte. Für bestimmte Dinge bin ich offen, ich sehe sie mir an und erlaube mir dann ein Urteil. Wenn ich aber mal etwas partout nicht will, sage ich ihm das auch. Ich finde, bis zu einem bestimmten Grad sind Veränderungen okay, aber sie sollten niemals so weit gehen, dass man sich für den anderen verbiegt und nicht mehr man selbst ist!

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich denke, die Kunst ist es, einen guten Mittelweg zu finden. Sich für den Partner zu verändern zeigt sicherlich, dass man ihn besonders liebt und alles für ihn würde, aber andererseits ist es auch wichtig, dass man sich selbst treu bleibt. Ich finde es daher extrem wichtig, dass man die eigene Einstellung behält und nicht die Ideale und Vorstellungen des Partners übernimmt, nur damit es nicht zu Diskussionen und Auseinandersetzungen kommt. Man sollte natürlich auch nicht stur auf seinem Standpunkt verharren und nie einen Kompromiss eingehen oder auf den Partner zugehen, wie gesagt, es gilt den goldenen Mittelweg zu finden.

In dem im Eingangspost geschilderten Fall bin ich geteilter Meinung. Meinen Kleidungsstil würde ich für meinen Freund eigentlich nicht ändern, denn ich ziehe grundsätzlich nur Kleidung an, in der ich mich auch wohl fühle. Allerdings ist es so, dass ich mit meinem Freund ab und zu einkaufen gehe und er merkt dann zum Beispiel an, dass er dieses oder jenes Kleidungsstück besonders schön findet. Dann bin ich durchaus bereit, das auch anzuprobieren und mich von ihm beraten zu lassen. Aber wenn es mir nicht gefällt, dann gefällt es mir eben nicht und dann sollte er das akzeptieren.

Bei dem Weggehen am Wochenende bin ich der Meinung, dass man in jedem Fall Kompromisse schließen sollte. Mein Freund und ich sind glücklicherweise beides keine Partymenschen und bevorzugen somit beiden den gemütlichen Fernseherabend vor dem Sofa. Wäre mein Freund nun aber ständig auf Party aus, dann müssten wir eben einen Kompromiss schließen. Beispielsweise kann er freitags abends feiern gehen und dafür bleibt er aber am Samstagabend bei mir zu Hause. Wenn es ihm wichtig ist, würde ich mich auch dazu erbarmen, ab und zu mal mit feiern zu gehen, aber eben nur, solange ich selbst mich wohl dabei fühle.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde es ganz schlimm, wenn manche Menschen immer wieder behaupten, sich selbst auf keinen Fall zu verändern, auch nicht für einen Partner. Es gibt ja Menschen, die felsenfest davon überzeugt sind, sich selbst nicht mehr treu zu bleiben, wenn sie sich verändern und von daher wollen sie um jeden Preis an ihren Gewohnheiten festhalten, auch wenn sie in einer Beziehung sind. Dabei finde ich so ein Verhalten jedoch lächerlich und auch kindisch. Immerhin gehört es absolut dazu, sich zu verändern, wenn man in einer Beziehung ist und wenn man absolut nicht bereit dazu ist, diesen Schritt zu gehen, dann ist man auch noch nicht reif genug für eine feste Beziehung, wie ich finde. Immerhin geht es in einer Beziehung sicherlich nicht darum, um jeden Preis den eigenen Kopf durchzusetzen, sondern man muss auch bereit dazu sein, Kompromisse zu schließen und auf den Partner einzugehen.

Ich finde auch gar nicht, dass man Veränderungen immer negativ sehen kann. Stattdessen ist es doch viel eher so, dass man sich selbst durch eine Beziehung weiter entwickelt und auch Eigenschaften des Partners zum eigenen Vorteil nutzt. Das ist doch toll und es ist doch wichtig im Leben, dass man nicht stur an alten Gewohnheiten festhält, sondern dass man bereit dazu ist, auch Veränderungen anzunehmen.

Man muss auch immer unterscheiden, wie die Veränderungen zustande kommen. Ist es so, dass der Partner einen dazu zwingen möchte, ein bestimmtes Verhalten an den Tag zu legen oder bestimmte Kleidung zu tragen, dann ist das alles andere als positiv und in so einem Fall sollte man auch nicht auf die Forderungen eingehen. Wenn man selbst nicht damit einverstanden ist, dann wird man damit auch nicht glücklich werden und in so einem Fall würde man sich dann auch verstellen. Man würde zwar den Partner glücklich machen, selbst aber unglücklich sein und das ist ja auch nicht der Sinn der Sache.

Wenn es jedoch so ist, dass man Kompromisse schließt oder dass man unterbewusst irgendwelche Eigenschaften des Partners annimmt, dann ist das jedoch alles andere als schlimm, sondern positiv. Man muss sich doch einander anpassen, um miteinander harmonieren zu können und es ist klar, dass man sich da einander angleicht. Solange beide damit glücklich sind, ist das auch völlig in Ordnung und auch ganz normal, wie ich finde.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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