Optimistist, weil ohne neue Arbeitsstelle kündigen?

Gehen wir davon aus, dass Herr B umgezogen ist und sich sein Arbeitsweg zwar um wenige Kilometer, aber um mehr Zeit verlängert. Ihm geht es so sehr auf den Nerven, dass er seine feste Arbeitsstelle gekündigt hat. Eine neue Arbeitsstelle hat Herr B noch nicht in trockenen Tücher, bewirbt sich wohl jedoch.

Ist Herr B in dem Bereich dann besonders optimistisch oder ist er nicht doch leichtgläubig? Bekommt Herr B nicht seitens der Arbeitsagentur eine Sperre für das Arbeitslosengeld, sollte Herr B nicht im direkten Anschluss eine neue Stelle bekommen? Ist ein wesentlich von der Zeit her verlängerter Arbeitsweg wirklich ein wichtiger Grund, um eine feste Arbeitsstelle sausen zu lassen?

Ich finde das Verhalten auch ein wenig optimistisch. Sicher kann ich mir gut vorstellen, dass es nervt, wenn man umzieht und sich der Arbeitsweg nun sehr verlängert und wenn man dadurch immer früher losfahren muss und später erst wieder daheim ankommt. Aber das weiß man doch vorher und dann würde ich erst mal gar nicht diese Wohnung mieten, wenn mir der Arbeitsplatz gefällt und ich dort bleiben möchte. Wenn Herr B sowieso einen neuen Job suchen wollte, weil ihm der alte Job nicht mehr gefiel, hätte er sich erst mal eine neue Stelle suchen sollen, bevor er nun einfach den Job kündigt.

Ich habe eine flüchtige Bekannte, die es auch so gemacht hat, dass sie ihren Job gekündigt hat, weil er ihr keine Freude mehr machte. Als ich sie fragte, was sie denn nun machen würde, sagte sie mir, dass sie noch nichts neues hätte, dass sie sich aber nun bewerben würde. Sie war überzeugt davon, dass es nun leichter sei, einen neuen Job zu finden, weil sie sofort anfangen könne. Das konnte ich nicht verstehen, aber meine Einwände hat sie nicht ernst genommen. Als ich sie das letzte Mal sah, war sie schon einige Monte ohne Job und ich weiß nicht, ob sie mittlerweile etwas gefunden hat.

Wenn Herr B also nicht gerade einen Beruf hat, in dem er sofort mit Kusshand in einem anderen Betrieb eingestellt wird, dann hätte ich ihm dringend geraten, erst mal an der alten Stelle auszuharren und sich derweil auch bei Stellen zu bewerben, die näher an seinem neuen Wohnort oder einfach günstiger für ihn gelegen sind.

Ich glaube nicht, dass B den Job gekündigt hätte, wenn er ihm noch Spaß gemacht hätte. Nur wegen ein paar Minuten mehr wird keiner seine Arbeitsstelle aufgeben. Von daher würde ich annehmen, dass noch weitere Gründe dahinter stecken und der Umzug nun ein guter Anlass ist, um seine Pläne endlich umzusetzen.

Sicher ist es etwas optimistisch, seine Stelle ohne neuen Job zu kündigen. Die bessere Variante ist auf jeden Fall, wenn man schon vor der Kündigung etwas Neues in der Hand hat. Wenn man in der richtigen Region lebt und keinen all zu ausgefallenen Beruf hat, ist es nicht so schlimm. Immerhin gibt es in Deutschland Regionen, die eine Arbeitslosenquote von unter 3% haben. Dort bekommt fast jeder halbwegs qualifizierte gesunde Arbeitswillige einen Job. Es kann allerdings passieren, dass man schlechter bezahlt wird, besonders wenn man vorher bei einem Großunternehmen angestellt war. Und es kann unter Umständen ein paar Monate dauern, die man mit Ersparnissen, Arbeitslosengeld und Nebenjobs überbrücken muss.

Ich kann das Verhalten nicht nachvollziehen. Heutzutage ist ein sicherer Job doch sehr wichtig und nur wegen ein bisschen mehr Fahrtzeit kann ich eine solche Kündigung nicht nachvollziehen. Sicherlich hat man den Job auch so nicht gemocht. Wenn man nun sehr gute Vorraussetzungen hat, dann macht das vielleicht auch Sinn sich umzusehen, aber sonst ist man eben wie jeder andere auf dem Arbeitsmarkt und eine Stelle findet sich nicht so leicht. Auch spielt es eine Rolle ob man Rücklagen hat von denen man die Zeit überbrücken kann.