Entfremden sich Alte und Junge immer mehr?
In alten Zeiten war es so, dass viele Generationen (oft gezwungenermaßen und nicht freiwillig) nahe beieinander oder sogar in einem Haushalt wohnten. Trotz der Reibereien und auch Nachteile gab es doch viele Vorteile. Die Alten verloren nicht den Kontakt zur Jugend und die Jugend nicht das Verständnis für die Alten.
Heutzutage ist das ganz anders. Es gibt manche alte Leute, die überhaupt keinen direkten Kontakt zur Jugend mehr haben, weil sie alleine wohnen und auch, wenn Familien im selben Mietshaus wohnen, sich nicht näher mit diesen befassen und umgekehrt. Dadurch, dass weniger Kinder zur Welt kommen, werden zusätzlich die Möglichkeiten, sich kennenzulernen, geringer.
Ebenso haben viele Jugendliche keine Lust mehr, sich mit alten Verwandten zu beschäftigen, die weiter weg wohnen. Sie haben oft früh eine eigene Wohnung und sind unabhängig. Früher war der Kontakt automatisch da, auch wenn er unfreiwillig war. Heute ist Besuch wegen der Entfernung eine reine Pflichtangelegenheit zu Weihnachten oder zu Jubiläen.
So lernen sich die Generationen nicht mehr kennen, was zu Angst bei den Alten und zu Unverständnis bei den Jungen führt. Denn was man nicht kennt, kann nicht verbinden. Wie seht ihr das? Habt ihr viel Kontakt zu Jungen/Alten? Könnt ihr euch in deren jeweilige Lage noch hineinversetzen?
Ich finde diese Kluft, die zwischen den Generationen wächst, auch eher bedauerlich. Ich selbst befinde mich gerade "mittendrin": Meine Großeltern leben schon seit einigen Jahren nicht mehr und eigene Kinder habe ich (noch?) keine, sodass sich meine Sozialkontakte wirklich schwerpunktmäßig auf meine eigene Generation beschränken.
Ich bin auch der Meinung, dass viele gesellschaftliche Vorgaben zu dieser Tendenz beitragen: Beispielsweise kann schon eine bescheidene Karriere dazu führen, dass man mal eben von München nach Hamburg versetzt wird oder nach Hongkong ziehen muss, um beruflich am Ball zu bleiben. Da ist es nun mal schwierig, mit den Großeltern oder den eigenen Eltern in engem, persönlichen Kontakt zu bleiben. Das hat mit "Lust" oft gar nicht viel zu tun.
Ob "früher" jedoch der Kontakt zwischen den Generationen wirklich so viel besser war, glaube ich - ehrlich gesagt - nicht ganz. Ich komme beispielsweise vom Land: Da gab es bis vor relativ kurzer Zeit weder eine "richtige" Kindheit noch einen "richtigen" Ruhestand.
Sobald die Kinder dazu in der Lage waren, mussten sie im Haushalt und auf dem Hof mithelfen, da war harte Arbeit ganz selbstverständlich. Und die alten Eltern oder Großelten haben noch getan, was in ihren Kräften stand, solange sie konnten. Früher war auch die Chance nicht so hoch, jahrelang als Pflegefall zu leben, da gerade auf dem Land die medizinische Versorgung nicht so ausgefeilt war.
Ich glaube zwar durchaus, dass gerade auf dem Land die Generationen einander auch herzlich zugetan sein konnten, habe aber eher den Eindruck, dass es hier weniger um Verständnis ging als um das ganz pragmatische Zusammenleben.
Es gibt Wohnprojekte in denen viele Generationen zusammenleben. Der Gedanke dahinter ist, dass sich die Alten, die sonst nur in Altersheimen unterkommen, durch sozialen Kontakt mit jüngeren fit halten, während die jüngeren, oftmals Familien mit wenig Geld, von der Erfahrung der älteren profitieren können. Bin mir nicht sicher wie die Realität tatsächlich aussieht, aber eigentlich sollte sowas im kommen sein. Vor allem wegen der demographischen Entwicklung hierzulande.
Was ich vor allem merke ist, dass ein gemeinsamer Sprachcode immer mehr verloren geht. Die Jugensprache ist in den Ohren der älteren eigentlich nur respektlos, auch wenn die Jugendlichen untereinander das so nicht sehen. Die Jugendlichen sind dann oft nicht bereit oder in der Lage, Codeswitching zu betreiben, das heißt von der Jugendsprache in Hochsprache umzuschalten. Bei den Älteren kommt das dann schnell als Beleidigung an, was für eine Verständigung natürlich total kontraproduktiv ist.
Vor allem finde ich heftig, dass sogar die Generationen weit auseinander rücken, die eigentlich gar nicht so weit auseinander sind. Es geht ja nicht nur darum, dass Teenager und Senioren sich aus den Augen verlieren, sondern da reichen teils schon 10 bis 15 Jahre. Vor kurzem hat sich ein Bekannter in den 50ern beklagt, dass er von einem etwa vierzig Jahre alten Mann (also durchaus kein Jugendlicher) als "Opa" beschimpft wurde. Alle Jugendlichen die das hier lesen, werden sich vermutlich köstlich darüber amüsieren, denn aus ihrer Perspektive sind eigentlich beide schon alt.
Vor kurzen war ich auch mit allen Kindern auf dem Bürgersteig mit allen meinen Kindern unterwegs, eines davon noch im Kinderwagen. Da drängelt von hinten ein junger Mann, etwa Anfang zwanzig, weil er mit dem Rad auf dem Gehsteig fahren will an mir vorbei. Erstens war der Mann körperlich voll fit, es gab also keine Ausrede, warum man nicht auf die Straße will. Zweitens war der passende Radweg keine zwei Meter weiter links von mir. Mit dem Fahrrad wäre das ein Katzensprung. Ich habe mir nicht nehmen lassen, den Buschen darauf hin zu weisen, dass er bitte den Radweg nutzen möchte, statt zu drängeln. Da fing er auch an mich als alte Kuh zu beschimpfen.
Mit Mitte Dreißig bin ich zwar längst dem Jugendalter entwachsen, aber direkt alt fühle ich mich eigentlich auch nicht. Da steht man schon da und wundert sich ordentlich, was das soll. Von daher, wenn ich da schon Reibereien fest stelle, wie soll sich da erst ein echt alter Mensch fühlen?
Die Mehrgenerationenhäuser sind sicher eine feine Sache. Aber ob sie so direkt im Kommen sind? Keine Ahnung. Aber ich denke schon, dass so ein interner Kleinkrieg zwischen Generationen tunlichst vermieden werden sollte.
Ich gehöre dann wohl eher zu den Jungen und bin eine derjenigen, die immer wieder den Satz hört „Die heutige Jugend ist ...“ und „Früher gab es bei uns so etwas nicht ...“. Ganz ehrlich, ich bin es leid, diese Sätze zu hören. Manche ältere Menschen sind wirklich unausstehlich. Das möchte ich auf keinen Fall verallgemeinern, aber ich denke da wieder einen älteren Herrn, der mich einmal dumm angemacht hab, als ich beim Warten auf den Zug am Bahnhof mit meinem Smartphone Polnisch gelernt habe. Zum einen fand er es furchtbar, dass ich das Gerät überhaupt in der Hand hatte. Außerdem war er empört, dass ich damit Polnisch lerne, weil zum Lernen sollte ich doch in die Schule gehen. Dass ich gerade auf dem Weg zur Schule war, war ihm ebenso egal, wie die Tatsache, dass an meiner Schule kein Polnisch angeboten wird, aber ich mich eben gerne weiterbilden würde und die Sprache gerne lernen würde. Das Smartphone bietet mir hierzu eine kostenlose Möglichkeit, warum sollte ich sie nutzen, vor allem, wenn ich allein am Bahnhof sitze und sowieso niemandem zum Reden habe?
Solche Situationen habe ich leider schon öfters erlebt und deswegen schrecken mich ältere Menschen am Bahnhof mittlerweile geradezu ab und ich traue mich schon gar nicht mehr, mein Smartphone aus der Tasche zu holen, weil mit großer Wahrscheinlichkeit ein dummer Spruch die Folge ist. Natürlich ist es so, dass die heutige Technik einen dazu veranlasst, weniger soziale Kontakte zu pflegen beziehungsweise sie nur noch über das Internet zu halten. Aber die älteren Menschen neigen immer dazu, gleich alles schlecht zu reden, was damit zu tun hat und das finde ich nicht richtig.
Daher trage ich wohl auch meinen Teil dazu bei, dass die Kluft zwischen Älteren und Jüngeren immer größer wird. Ich besuche liebend gerne meine Großeltern und verbringe Zeit mit ihnen, aber scharf darauf, weitere in ihrem Alter kennenzulernen, bin ich nicht.
Ich denke auch, dass sich heutzutage ältere und jüngere Menschen immer mehr voneinander entfremden. Immerhin war es noch vor einigen Jahrzehnten völlig normal, dass mehrere Generationen unter einem Dach gewohnt haben und es war normal, dass die Eltern im Alter von ihren Kindern gepflegt wurden, die im gleichen Haus wohnten. Das ist heutzutage jedoch eher selten. Heutzutage ist es ja eher so, dass die Kinder sehr früh von zu Hause ausziehen und dann normalerweise ab dem Zeitpunkt an, gar nicht mehr gemeinsam mit den Eltern wohnen. Somit gibt es dann auch getrennte Wohnungen und allein dadurch geht der Kontakt ja auch ein wenig verloren.
Noch vor einigen Jahrzehnten war es ja auch normal, dass man nicht so weit weg von zu Hause gezogen ist. Heutzutage zieht es jedoch enorm viele junge Menschen in Großstädte, so dass sie dann oftmals auch sehr weit weg von den Eltern hinziehen. Auf diese Weise sind regelmäßige Besuche natürlich auch nicht mehr möglich. Auch die Enkel lernen ihre Großeltern dadurch natürlich auch nicht so gut kennen und es ist oftmals von Anfang an nur wenig Kontakt und Nähe vorhanden.
Ich denke jedoch nicht, dass nur die jungen Menschen Schuld daran haben, dass die Kluft immer größer wird. Immerhin bemerke ich ständig, dass ältere Menschen einfach voller Vorurteile gegenüber jungen Leuten sind. Ihrer Meinung nach, sind alle jungen Menschen frech und unverschämt und haben nur noch Partys und Technik im Kopf. Auf diese Weise lassen sie den jungen Menschen natürlich auch keine Chance, sie vom Gegenteil zu überzeugen und das finde ich auch immer etwas schade. Immerhin wollen ja viele junge Leute gerne einen intensiveren Kontakt haben, wobei ich das Gefühl habe, dass die älteren Menschen eher weniger Lust darauf haben und lieber unter sich sind.
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