Chef-Motto: Keine Kritik ist Lob genug!

vom 23.07.2014, 10:43 Uhr

Von unserer obersten Führungsebene an bis hinuntergebrochen zum einfachen Abteilungsleiter ist der Spruch "Keine Kritik ist Lob genug!" längst nicht mehr nur ein Motto beziehungsweise eine Aussage. Vielmehr ist es so, dass diese Aussage in unserem Unternehmen gelebt wird. Seit des Führungswechsels hat unser Unternehmen in Bezug auf die Qualität der Arbeit stark abgenommen. Früher wurden die "einfachen" Mitarbeiter für ihre Arbeit noch gelobt, manchmal gab es kleinere Sachgeschenke um die Motivation zu fördern oder die Vorgesetzten zeigten Interesse an der Arbeit der Mitarbeiter. So etwas gibt es seit geraumer Zeit nicht mehr und die Mitarbeiter hören bei uns nur noch den Spruch: "Keine Kritik ist Lob genug.", worüber nun wirklich niemand erfreut ist.

Auch ich durfte mir diesen Satz schon mehrmals anhören, dabei spielte es keine Rolle ob es um irgendwelche Sachanlagenveränderungen, buchhaltungstechnische Änderungen oder diverse Präsentationen handelte. Mittlerweile ist jeder Mitarbeiter stark genervt von der Einstellung der Führungsebenen und es ist spürbar zu merken, dass die Qualität der Arbeit und die der Mitarbeiter nicht mehr die ist wie noch vor einiger Zeit.

Kennt ihr diesen Spruch und musstet ihn vielleicht sogar selbst schon hören? Findet ihr, dass keine Kritik wirklich Lob genug ist? Sollten Mitarbeiter eurer Meinung nach so motiviert werden?

» Horkrux » Beiträge: 564 » Talkpoints: 53,84 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Warum soll man sich nicht die Mühe machen und mal sagen, wenn jemand eine Sache gut macht? Ich finde den Satz total bescheuert. Nur weil keiner mit mir meckert bin ich also gut. Toll, aber als Angestellter hört man das auch gerne mal. Ich denke, dass die beste Motivation für einen Mitarbeiter auch mal nette Worte, aber auch Prämien sind. Wenn man eine gute Arbeitsleistung erbringt muss man dafür auch belohnt werden, sonst sind wir irgendwann nur noch emotionslose Maschinen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Eigentlich ist Motivation ein wichtiges Merkmal, gerade für Angestellte, die eine Rückmeldung zu ihrer Arbeit benötigen. Es motiviert nicht nur, es führt auch zu einem besseren Arbeitsklima und die Beziehung zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern verbessert sich dadurch ebenfalls.

Es ist für mich ehrlich gesagt erschreckend, dass so ein Führungsstil wie du ihn beschreibst, in einer kompletten Firma gerne gelebt wird. Das eine Führungskraft so denkt, das kann vorkommen, aber eine gesamte Firma? Das ist ja schon fast traurig, nicht nur für die Mitarbeiter. Wenn ein Vorgesetzter nur dann etwas sagt, wenn er zu kritisieren hat, ist das nicht unbedingt einfach für die MItarbeiter. Jeder muss irgendwie auch mal eine positive Rückmeldung zu seiner Arbeit bekommen und nicht nur Kritik oder eben gar nichts.

Zumal ich auch der Meinung bin, dass so ein Führungsverhalten eben überhaupt nicht motivieren kann. Wie soll das denn auch gehen? Wäre ich an der Stelle eines Mitarbeiters der nie ein Lob bekommt, wäre ich ziemlich schnell frustriert von meiner Arbeit und hätte keine Lust mehr, mir besondere Mühe zu geben. Ich würde einfach nur noch meine Arbeit nach dem 08/15 Prinzip abarbeiten und fertig.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich habe so einen Spruch noch nicht gehört und das finde ich auch ganz gut so. Sicher ist es schon mal besser, wenn man keine negative Kritik zu hören bekommt, als wenn man dauernd kritisiert wird. Aber das ist doch nicht alles. Wenn einem nie mitgeteilt wird, wann man etwas gut gemacht hat, dann weiß man ja gar nicht, wie man richtig arbeiten soll, so dass es dem Chef gefällt. Wenn nichts gesagt wird, dann heißt das ja wohl, dass alles halbwegs in Ordnung ist. Aber das kann doch kein Maßstab sein. Es sollte doch alles sehr gut sein.

Und das kann man nur erreichen, wenn einem sowohl negative Dinge mitgeteilt werden, als auch mal ein Lob ausgesprochen wird. Ich finde auch, dass es sehr motiviert, wenn man mal vom Chef gelobt wird. Dann weiß man, dass man auf dem richtigen Weg ist. Wenn man dann nie gelobt wird und nur so einen komischen Spruch hört, dann glaube ich auch, dass die Motivation nachlässt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



An meiner Arbeitsstelle herrscht exakt diese Einstellung vor. Solange die Mitarbeiter physisch anwesend sind und keine Katastrophen passieren, wird ihre Existenz stillschweigend hingenommen. Kritisiert wird dafür aber auch nur im absoluten Ausnahmefall, wenn jemand etwa überhaupt nichts mehr macht oder sich die Beschwerden häufen. Man lässt uns einfach machen, und entsprechend legen sich die Mitarbeiter ins Zeug, nämlich nicht sehr. Wenn das Äußerste an Anerkennung "keine Kritik" ist, wird eben nur genau so viel geleistet, dass es "keine Kritik" gibt.

Aus dieser Erfahrung heraus halte ich es für absolut tödlich für jede Form der Motivation, wenn aus Prinzip nie gelobt wird. Wenn das Geld auf dem Konto eintrudelt und es dem Chef offensichtlich egal ist, ob man sich wirklich ins Zeug legt oder gemächlich vor sich hin pusselt, braucht es schon Mitarbeiter mit verdammt viel Arbeitsethos, damit wirklich gute Leistungen erbracht werden.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Dieses Motto dürfte wohl aus der Mottenkiste stammen. Das ist eine Nichtbeachtung und Herabsetzung der Mitarbeiter. Solche Mitarbeiter haben keine Motivation. Es wundert mich nicht, dass sie nur das Nötigste machen. Aber damit kann doch theoretisch kein Firmenchef zufrieden sein, wenn Mitarbeiter so demotiviert sind. Auch wenn die Mitarbeiter für ihre Leistung bezahlt werden, möchten sie doch zumindest auch mal gelobt werden, ehrlich gelobt werden.

Solche unzufriedenen Mitarbeiter werden sich wohl kaum mit der Firma identifizieren. Wie kann ein Chef kreative Mitarbeiter erwarten, wenn er es ablehnt zu loben? Lob und Anerkennung sind das Leben eines Mitarbeiters und Kritik ist auch da zu äußern, wo sie angebracht ist.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Mit so einer Einstellung muss dein Chef sich nicht wundern, dass die Motivation seiner Mitarbeiter nach und nach singt und jeder entweder nur noch das Nötigste macht oder sogar früher oder später das Unternehmen verlassen wird. Nur Motivierte Mitarbeiter bringen Unternehmen weiter und diese Motivation wird unter anderem durch Lob gefördert. Dabei sollte der Lob nicht nur von oben nach unten gehen, sondern auch ein Lob von Kollegen kann einen motivieren. Genauso sollte der Chef von seinen Mitarbeitern bei guten Taten gelobt werden.

In dem Unternehmen für das ich arbeite wird mit der Firma Gallup zusammen gearbeitet. Diese Firma bewertet durch eine anonyme Umfrage die Zufriedenheit der Mitarbeiter und stellt diese in einem Ranking anderen Unternehmen gegenüber. Eine Frage dieser Umfrage lautet "Wurden Sie in den letzten 7 Tagen auf der Arbeit gelobt?". Allein daran merkt man, dass Lob in der heutigen Zeit ein wichtiger Indikator für Zufriedenheit am Arbeitsplatz gilt.

Und auch Kritik sollte nicht ausschließlich auf Kritik bestehen. So soll nach der "Burger Strategie" oder auch "2 zu 1 Strategie" ein Feedback Gespräch mit Lob anfangen und auch enden.

» dede90 » Beiträge: 231 » Talkpoints: 4,06 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Am Besten mal alle Mitarbeiter zusammentrommeln und eine Besprechung machen, wie man gesammelt gegen den Chef vorgehen kann. Immerhin ist das nichts als ein Machtspiel von ihm, damit er sich selbst vorgaukeln kann, er wäre mehr Wert, und seine Mitarbeiter, die auf selber Ebene stehen meiner Meinung nach, wären weniger wichtig/machtvoll.

Das ist nichts als ein Demotivations- und Degradierungsprogramm. Und dem muss man sich nicht unterwerfen, da man sich sowieso seinem Chef nicht zu unterwerfen braucht. Schließlich ist ein guter Mitarbeiter Gold wert, denn schlechte Arbeit verrichten kann schnell mal einer.

Und ohne den guten Mitarbeiter funktioniert sein Unternehmen schlecht bis gar nicht. Also ist ER abhängig von seinen Mitarbeitern. Und er schaut durch die Finger ohne diese Hilfe. Das vergessen die nur, die schlechten Chefs. Aber wozu sich klein machen lassen - das entspricht nicht den realen Verhältnissen.

» A CaBELLO » Beiträge: 26 » Talkpoints: 11,84 »


Es beginnt doch schon von Kindesbeinen an, dass die Kinder immer nur kritisiert und selten gelobt werden. Warum sollte es im Berufsalltag anders aussehen? Ich meine, es ist natürlich klar, dass man sich über ein Lob freut, doch man muss einfach einsehen, dass es immer mehr darauf hinausläuft, dass eben keine Kritik Lob genug ist.

Es ist schade, dass wir in so einer schnelllebigen Leistungsgesellschaft leben, in der Lob keinen Platz mehr hat, aber es ist leider die traurige Realität. Und ich muss sagen, wir haben ein gutes Betriebsklima und auch bei uns ist Lob Mangelware und Kritik an der Tagesordnung. Damit muss man sich eben abfinden. Man weiß ja auch oft selber, dass man etwas gut gemacht hat. Für mich ist die Selbstbestätigung die beste. Da brauche ich kein Lob. Und sonst frage ich nach, ob die anderen nicht auch finden, dass ich das gut gemacht habe. :D

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