Warum ist oft Pfützen-Hüpfen nicht gerne gesehen?

Vor einigen Tagen gab es bei uns einen richtig verregneten Tag. Es hat regelrecht den ganzen Tag geschüttet. Ich wohne am Land direkt in den Weinberge. Vor mir gibt es eine sehr wenig befahrene Straße, wo sich eben bei Starkregen das Regenwasser sammelt um dann in ein Auffangbecken zu rinnen. So entsteht da bald einmal ein "kleiner Fluß", wobei das bitte nicht mit einem wirklichen Bach zu vergleichen ist. Aber es ist eben ein starker Rinnsal. Und große Regenlacken sind auf dieser Wegstrecke bei starkem Regen auch fix.

Nun habe ich einen Sohn mit 5,5 Jahren. An diesem Tag hat es wirklich sehr stark geschüttet und ich habe dann zu meinem gesagt, dass wir ein wenig raus gehen und er kann sich da einmal so richtig austoben um in Pfützen nach Herzenslust zu hüpfen. Das machen doch viele Kinder gerne.

Mein Sohn war auch gleich Feuer und Flamme und sehr begeistert. Es war dafür finde ich auch ein idealer Tag, weil es eben auch durchaus warm war. Ich habe ihm dann auch gar nicht großartig viel angezogen. Er hatte nur Gummistiefel und eine Regenjacke an. Zuerst habe ich mir überlegt, ob ich ihn gleich nur mit Badehose und Gummistiefel raus schicken soll, aber dann habe ich mir eben doch gedacht, dass die Regenjacke ein wenig "wärmt", auch wenn es wie gesagt gar nicht so kalt war. Eine Regenhose hatte er nicht an.

So spielte er dann vor unserer Wohnhausanlage sehr ausgelassen und nach und nach bemerkte ich, dass wir scheinbar für Aufsehen sorgen. Ich sah bald einmal mehrere Eltern mit ihren Kindern in den Händen, die uns vom Fenster aus zusahen. An den Blicken der Eltern merkte man, dass mich nun einige für vollkommen verrückt halten. Später hat mich eine Mutter sogar angesprochen, dass wir ja nun komplett nass sind und bestimmt krank werden. Und auch andere Eltern haben mich in den nächsten Tagen darauf angesprochen. Wie toll sie es finden, dass ich das meinem Sohn erlaube und so weiter.

Nun frage ich mich: warum machen das nicht mehrere? Die meisten Eltern schienen durchaus begeistert zu sein, von jener Mutter einmal abgesehen, die befürchtet hat, dass wir nun krank werden. Wir sind übrigens nicht krank geworden, aber egal. Ich frage mich: warum macht sonst keiner mit, wenn sie das doch selber durchaus nett finden. Ich hätte mir nicht gedacht, dass wir derart für Aufsehen sorgen! Natürlich war mir klar, dass es meinem Sohn und übrigens auch mir gefallen wird, aber ist es heutzutage wirklich schon so außergewöhnlich, wenn man Kindern erlaubt in Regenlacken herum zu hüpfen?

Wenn man unterwegs ist, kann ich es ja noch nachvollziehen, dass man dann nicht die ganze Zeit mit nasser Kleidung verbringen möchte. Aber wir haben uns ja direkt vor dem Haus "ausgetobt". Danach haben wir auch ein warmes Bad genommen und fertig. Aufsehen haben wir übrigens scheinbar wirklich nur wegen der Aktion an sich erregt. Mein Sohn war nicht übermäßig laut, also daran lag es nicht.

Wie ist es nun. Dürfen eure Kinder sich bei Regen einmal so ordentlich in Regenpfützen austoben. Habt ihr das schon gemacht? Falls nicht: warum nicht? Was ist daran so schlimm? Dass die Kleidung oder gar das Kind selber schmutzig wird? Ja, das ist bei so einer Aktion definitiv so. Klinisch sauber sind solche Regenpfützen nicht gerade. Oder hat man Angst vor Krankheiten? Bekommt man wirklich gleich eine Erkältung, wenn man mit Regenwasser spielt oder man eben vom Regen nass wird? Ich kenne diese Vorurteile natürlich auch, aber ehrlich gesagt, bin ich nach so einer Aktion noch nie krank geworden und mein Sohn auch nicht. Was haltet einen sonst noch ab, den Kindern zu erlauben, in Regenlacken zu springen. Und warum soll es nur Kindern Spaß machen. Ich gestehe, dass ich auch mitgemacht habe und ich habe es auch sehr lustig empfunden.

So ähnlich ist es mir auch schon mal ergangen. Im Prinzip sogar gestern! Gestern hat es zwar nicht viel geregnet aber bei meinem Nachbarn gab es eine Superpfütze. Ich fahre mit meinen beiden Kindern immer vor dem Haus mit dem Fahrrad und Laufrad und da fahren sie dann bis zu meinem Nachbarn. Hier haben wir den Vorteil dass hier eigentlich überhaupt keine Autos fahren und so haben wir schön Platz. Auf alle Fälle ist meine Kleine genau eine Strecke gefahren nämlich bis zum Nachbarn und seiner Pfütze. Dann ist sie abgestiegen und hat sich mit ihren Sandalen (wo ich nicht gerade erfreut war, denn sie waren neu) in die Pfütze gestellt. Aber gut jetzt waren sie sowieso schon nass dann ist es egal. Während die große versucht hat ein wenig mit dem Rad zu fahren ist die kleine ewig in der Pfütze gehüpft und war glücklich.

Als dann vom Nachbarn ein Besuch kam und das Auto geparkt hat wurde ich auch ganz seltsam angeschaut und es kam so eine Andeutung dass die Kleine ganz nass ist. Na und, es war warm draußen, was soll es? Ich verstehe nicht warum manche Leute den Kindern den schönsten Spaß nehmen den es gibt. Ich kann mich noch gut erinnern das ich selber als Kind die Pfützen auch geliebt habe und ich vermute das werden alles Kinder gemacht haben und auch machen. Wenn sie nass sind zieht man sie wieder an und fertig. Aber warum sollte ich den Spaß verbieten?

Nun ja es herrscht ja immer noch die weit verbreitete Meinung, dass man mit den Kindern nur raus gehen sollte, wenn es schön ist. Das ist aber ein Irrtum. Auch die Kinderärzte (wenn sie kompetent sind) und diejenigen, die eine pädagogische Ausbildung haben, können bestätigen, dass es wichtig ist, Kinder auch bei schlechtem Wetter hinaus zu lassen.

Erstens einmal brauchen die Kinder jeden Tag ihre Bewegung. Da kann man auch nicht immer auf das Wetter Rücksicht nehmen. Bei dem Sauwetter, dass bei uns momentan herrscht, wäre ich gestraft fürs Leben, würde ich mein Kind immer bei schlechtem Wetter herinnen behalten. Zweitens muss man sich nur dementsprechend kleiden und kann draußen sehr viel Spaß haben.

Ich finde es auch eine tolle Idee, was du gemacht hast. Es kommt auch immer mehr diese Idee, mit den Kindern bei Wind und Wetter hinaus zu gehen. Bei uns sind die so genannten Waldkindergärten und Waldgruppen modern. Hier gehen die Kinder statt des Kindergartens immer an die frische Luft spazieren, wandern und essen auch in der freien Natur. Nur wenn das Wetter wirklich so schlecht oder kalt ist, dass man es draußen kaum aushält, ziehen sich die Kinder in ein Zelt oder eine Hütte zurück.

Du solltest vielleicht beim nächsten Mal darauf achten, dass du deinem Kind auch eine Regenhose anziehst, wenn es stark regnet und du deinem Kind erlaubst, in den Pfützen herum zu hüpfen. Ansonsten spricht nichts dagegen, die Kinder wild herum tollen zu lassen, wenn es draußen regnet.

Mein Kind ging letztens auch hinaus, steckte damit die Nachbarstochter an und die beiden hatten einen Riesenspaß und spielten eine ganze Stunde im Regen vor dem Haus. Sie spielten Regentropfen fangen (wer in einem Becher die meisten Tropfen gesammelt hat), gingen mit dem Schirm spazieren und hüpften in den Pfützen. Ich hatte Freude, dabei zuzusehen.

Mache das ruhig weiter so. Kinder sollten, wie gesagt, jeden Tag an die frische Luft gehen, das stärkt das Immunsystem und fördert die Körperwahrnehmung. Ein Kind muss zum Beispiel auch lernen, dass es in der Wiese rutschig ist, wenn es regnet. Oder dass Erde matschig wird, wenn sie mit Wasser in Verbindung kommt.

Ich habe zwar kein Kind, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, wie schön ich es als Kind fand, in Pfützen zu hüpfen, damit das Wasser so schön spritzte. So etwas macht Kindern in den meisten Fällen einfach viel Spaß und den sollte man ihnen doch auch gönnen. Sicher gibt es immer wieder Menschen, die der Ansicht sind, dass so etwas sicher ungesund ist, weil das Kind dabei nass wird, aber dieser Ansicht bin ich gar nicht. Gerade im Sommer, wenn es warm ist, ist es doch super. Im Herbst oder Winter sieht die Sache vielleicht schon ein wenig anders aus.

Auch ich habe kein Kind, bin aber relativ häufig mit meinem kleinen Cousin unterwegs. Und er liebt es auch, wie so gut jedes Kind, in Wasserpfützen zu springen. Er hat immer so einen riesen Spaß dabei, und das macht sogar mir Freude. Ich verstehe nicht warum es überhaupt Menschen gibt die was dagegen haben das Kinder in Pfützen springen, schließlich tun Sie ja niemanden damit weh. Und solange Sie nur sich selbst und nichts anderes dreckig machen ist doch alles okay.

Wenn Erwachsene so reagieren denke ich mir immer: Ihr wart doch sicher als Kind auch so. Und so war es auch meistens. Ich bin in jede einzelne Pfütze gesprungen die ich gefunden habe, und meine Mama hatte nie etwas dagegen. Und da bin ich auch froh drüber. Kinder sollte man Kinder sein lassen und Ihnen nicht jede Freude verwehren.

Das kennt wohl jeder Erwachsene aus seiner eigenen Kindheit. Ich kenne niemanden, dem das keinen Spaß bereitet hat. Warum sollten Kinder diese Regen-Pfützen nicht auskosten? Wenn sie entsprechend angezogen sind, ist doch alles in Ordnung. Sachen kann man waschen.

Selbst wenn es dir zusammen mit deinem Sohn Spaß gemacht hat, ist doch nichts dagegen einzuwenden. Die Zuschauer kennen es nicht, dass selbst die Mutter noch mitmacht und sind deshalb erstaunt. Insgeheim werden sie das auch gut finden und würden es selbst gerne machen, wenn sie sich trauen würden.