Freizeit von Kindern komplett verplanen?

vom 06.08.2011, 18:29 Uhr

Letzte Woche war ich zu Besuch bei einer guten Freundin. Sie hat ebenfalls ein Kind, welches mittlerweile fast 5 Jahre alt ist. Meine Freundin hatte noch eine weitere Mami eingeladen, da es doch immer schön ist, was zusammen zu unternehmen und gegenseitige Erfahrungen auszutauschen. Diese Person kannte ich bisher nicht und war auch schon ziemlich entspannt, denn laut Ausführungen meiner Freundin sollte sie wirklich sehr nett sein. Leider habe ich sie dann doch nicht kennengelernt, da sie kurzfristig abgesagt hatte.

Grund für die Absage war, dass sie Probleme im Zeitmanagement hatte. An diesem Tag geht ihre Tochter (4 Jahre) nämlich ins Kinderturnen. Die Oma des Kindes, welche dieses normalerweise hinbringt, konnte an dem Tag nicht und so musste das die Bekannte meiner Freundin selbst erledigen. Klingt ja im ersten Moment nicht sonderlich ungewöhnlich, aber laut meiner Freundin kommen diese Absagen sehr häufig vor. Diese Bekannte hat wie gesagt eine Tochter im Alter von 4 Jahren und einen Sohn, der 7 Jahre alt ist. Für Freunde haben sowohl die Kinder als auch die Mutter anscheinend nicht so viel Zeit, da die Freizeit der Kinder total verplant ist.

Meine Freundin hat mir die Sachlage dann geschildert und meinte, dass die Kinder eigentlich so gut wie keinen freien Nachmittag haben. Die Kleine ist beispielsweise im Balett und Kinderturnen angemeldet, zudem bekommt sie ab und an noch Reitstunden und der Musikunterricht findet auch einmal die Woche statt. Der Junge spielt Fußball im Verein, lernt ganz nebenbei noch Klavier und einmal die Woche ist dann noch Kampfsport angesagt. Nun ist diese Bekannte sogar noch am überlegen, ob sie ihm nicht noch den Schwimmunterrricht ermöglichen soll. Ich hab da echt meinen Ohren nicht getraut. Das fand ich doch massiv übertrieben und ich kann solch ein Verhalten auch ehrlich gesagt überhaupt nicht nachvollziehen.

Dass die Kinder ein Hobby haben ist ja gut und schön, da ist ja auch gar nichts dran auszusetzen. Aber derart viele Termine in einer Woche packen?! Überfordert das die Kinder denn nicht eher? Der Junge geht ja auch schon zur Schule (kommt jetzt in die 2.Klasse) und da hat er doch gar keine Zeit, sich mal zu erholen und Zeit für Freunde bleibt da doch auch wenig. Auch für die Kleine finde ich die Zeit einfach zu doll verplant. Als Argument scheint dann immer zu kommen, dass sie ihren Kindern eben alles bieten möchte und diese auch Spaß daran haben. Ehrlich gesagt kann ich mir aber nicht vorstellen, dass die Kleine sich das alles selbst ausgesucht hat. Selbst wenn ich das Geld hätte und meinen Sohn in 4 verschieden Sportvereine und Musikschulen stecken könnte, würde ich es nicht machen. Es muss doch auch Momente geben, in denen die Kleinen einfach mal ausruhen und sich mit Gleichaltrigen treffen und spielen. Wie seht ihr das? Findet ihr derart viele Termine gut? Wieiviele Tage pro Woche sind bei euren Kindern so verplant?

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Also ich kann dir sagen, dass ich auch zur Schule immer noch gehe und das jetzt auch schon in einer Phase, in der es schon so ein wenig ernst wird. Und ich persönlich habe jeden Tag etwas zu tun, was denn Sport angeht und was auch das Lernen angeht. Ich persönlich habe also überhaupt keinen Tag Pause, um direkt zu der Antwort auf deine Frage zu kommen. Aber ich bin natürlich auch kein Kleinkind mehr und zur Grundschule gehe ich selbstverständlich auch schon seit längerer Zeit nicht mehr, deswegen bin ich mir eben auch überhaupt nicht sicher, ob ich das nun mit deiner Situation unbedingt vergleichen kann, aber ich kann es ja einfach mal versuchen. Dann würde dabei aber wohl herauskommen, dass die Kinder auf keinen Fall überlastet sind. Das würde ich dann aber auch wieder als falsch ansehen, denn die Kinder sind eben auch noch wirklich blutjung und da muss man dann meiner Meinung nach auch einfach andere Maßstäbe an den Tag legen.

Das Schwimmen finde ich jetzt nicht sonderlich gut, da muss ich dir auf jeden Fall Recht geben. Das ist auf jeden Fall komplett überzogen und da würde ich dann auch als Neben beistehende direkt einschreiten, wenn ich hören würde, was denn die Mutter dort mit ihrem Kind einfach vorhat. Zum Mädchen muss ich sagen, dass es schon ein wenig viel ist, was ihr da zugemutet wird. Aber ich weiß natürlich auch überhaupt nicht, wie das Mädchen denn so drauf ist und wie es damit nun in der Regel klarkommt. Aber es klingt schon ein wenig viel, was ihr da zugemutet wird, denn ich persönlich würde schon sagen, dass es ein wenig viel des Guten ist. Aber andererseits musst du dann auch beachten, dass eine Klavierstunde allerhöchsten eine halbe oder aber eine ganze Stunde dauert und ich persönlich würde dann auch überhaupt nicht davon sprechen, dass dann der ganze Nachmittag verplant ist.

Bei dem Jungen ist es dann aber wirklich nicht so viel meiner Meinung nach. Fußball finde ich sowieso schon Standard bei einem Jungen, also würde ich das schon einmal als unveränderbare Grundvoraussetzung nehmen. Dann kommt eben noch das Klavierspielen dazu, wie bereits erwähnt auch bestimmt nur eine halbe Stunde in der Woche, also meiner Meinung nach nicht sonderlich viel. Dann eben noch einmal in der Woche Kampfsport und da sieht die Mutter dann eben auch noch den Platz für das Schwimmen. Das finde ich dann eben überzogen, aber so wie es im Moment ist finde ich nicht, dass es zuviel ist. Als ich in diesem Alter gewesen bin, da habe ich ähnlich viel Sport gemacht und ich kann auch nicht davon sprechen, dass ich irgendwie ausgelaugt gewesen bin oder dass ich irgendwie wenig Zeit gehabt hätte.

Eher könnte ich es mir vorstellen, dass die Mutter da ordentliche Probleme bekommt, weil sie eben keine Zeit mehr für andere Dinge hat. Denn schließlich muss sie ja auch überall dabei sein, es sei denn, man lässt die Kinder ein wenig ziehen oder aber man bildet Fahrgemeinschaften, was sich aber auch immer ein wenig als schwierig herausstellen kann. Aber ich verstehe auch nicht, wie man auf den Schluss kommt, dass kein Nachmittag frei wäre. Sagen wir, dass zum Beispiel bei dem Jungen 2 Abende für Fußball wegfallen, dann eine halbe Stunde Klavier und noch einmal ein Abend für Kampfsport. Meiner Meinung nach ist da überhaupt kein Nachmittag belegt und deswegen würde ich das alles nicht so eng sehen. Man muss immer früh damit anfangen, seine Kinder auch zu beschäftigen, ich persönlich finde das einfach besser als wenn die Kinder überhaupt nichts machen und immer nur daheim her umhängen und sich die Zeit mit anderen dummen Dingen totschlagen.

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» fcbtill » Beiträge: 4713 » Talkpoints: 21,47 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Freizeitstress bei Kindern!

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde es gut, wenn Kinder feste Hobbys haben, denen sie zu regelmäßigen Zeiten nachgehen. Immerhin ist es toll, wenn Kinder einfach eine feste Woche haben, die immer gleich abläuft. Es ist außerdem auch gut, wenn die Kinder eine feste Beschäftigung haben, der sie immer nachgehen, da sie durch das Hobby ja auch regelmäßig Kontakt mit anderen Kindern bekommen. Auf diese Weise können sie natürlich leichter Freunde kennen lernen. Außerdem ist es wesentlich besser, wenn die Kinder festen Hobbys nachgehen, als wenn sie die Nachmittage immer nur vor dem Fernseher verbringen. Wenigstens einmal die Woche sollte daher schon einem Hobby nachgegangen werden, wie ich finde. Auf diese Weise bleibt dennoch genug Zeit zur Entspannung, wobei die Kinder dann trotzdem eine regelmäßige Tätigkeit haben.

Absolut nicht richtig finde ich es jedoch, wenn bereits kleine Kinder schon so eine straffe Woche haben, dass nahezu jeder Tag verplant ist. Man ist doch als Erwachsener schon schnell überfordert, wenn man zusätzlich zur Arbeit noch einige Termine hat und ich denke, dass das bei Kindern dann erst recht der Fall sein muss. Und auch wenn einem die Hobbys Spaß machen, dann bedeutet es nur Stress, wenn man von einem Termin zum anderen hetzen muss. Man kommt schließlich gar nicht dazu, sich zu entspannen, wenn man nur nach dem Terminkalender leben muss und ich kann es mir auch nicht vorstellen, dass die Hobbys unter diesen Umständen noch Spaß machen.

Auch ein Kind sollte die Zeit haben, nach der Schule auch einfach einmal nichts zu tun, vor dem Fernseher zu sitzen oder Freunde zu treffen. Sicherlich ist es nicht sinnvoll, wenn das Kind den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzt, wobei nichts dagegen spricht, dass das Kind ab und zu eine Stunde vor dem Fernseher sitzt oder draußen mit Freunden spielt. Das gehört einfach auch zur Kindheit dazu, wie ich finde und ich finde auch, dass die Kindheit in gewisser Weise vergeudet ist, wenn man als Kind gar nicht richtig dazu kommt, draußen zu toben und Zeit auf Spielplätzen zu verbringen.

Im Endeffekt sollte man jedoch das Kind selbst entscheiden lassen, welche Hobbys es ausüben möchte und wie viele Termine es wahrnehmen kann. Ich denke, dass das Kind das am besten selbst entscheiden kann. Allerdings sollte man als Eltern trotzdem darauf achten, dass das Kind nicht zu sehr unter Stress steht. Außerdem sollte die Schule natürlich auch nicht unter den ganzen Aktivitäten leiden.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich finde es nicht gut wenn man die ganze Freizeit der Kinder so verplant. Auch wenn die Kinder es gerne machen. Sie brauchen auch ihren Auslauf und jeden Tag in der Woche etwas vor zu haben finde ich nicht gut. Ich mache mir jetzt schon Sorgen das ich ab Herbst zu viel Zeit für meine Große verplant habe. Sie geht am Montag eine Stunde zum Kinderturnen, hat am Mittwoch nach dem Kindergarten eine Stunde Musik und am Nachmittag noch eine Stunde Schwimmkurs. Das sind drei Dinge für die Woche und ich finde das schon viel.

Aber ok, das Kinderturnen würde sie sich nie nehmen lassen und sie fiebert schon die ganze Woche darauf hin. Musik ist gleich nach dem Kindergarten sodass sie nicht extra wo hin muss. Da dauert an diesem Tag einfach der Kindergarten eine Stunde länger und den Schwimmkurs habe ich mir eingebildet. Der ist für 10 Wochen und dann ist auch wieder Schluss.

Aber ich kenne eben auch Eltern die wirklich jeden Tag und jeden Nachmittag der Kinder komplett verplanen sodass wirklich keine Zeit mehr zum Spielen und für Freunde ist. Wir haben sicher zwei oder dreimal in der Woche Freunde da oder gehen welche besuchen. Mein Vorteil ist das ich mit den Müttern meiner Kids befreundet bin und so passt es immer und es gibt immer öfters mal ein Treffen. Ich finde die Freizeit zum Spielen ist wichtig, das sollte vor allem anderen gehen.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Kinder die so früh schon von einem Termin zum anderen gehetzt werden, haben später kaum mehr Freizeitinteressen. Denn sie genießen dann einfach nur die freie Zeit für sich, die ihnen als Kind gefehlt hat. Bevor meine Kinder in die Schule gekommen sind, hatten sie gar keine regelmäßigen Termine am Nachmittag. An der Kindertanzgruppe hatten sie keine Interesse, ein Instrument wollten sie auch nicht lernen und den Englischkurs alle zwei Wochen habe ich wegen der hohen Kosten abgelehnt. Die paar Worte zu Farben, Körperteilen und Kleidung konnte ich ihnen auch noch selbst beibringen.

Selbst an der Schule wo sie eingeschult worden sind, entwickelten sie keine Interessen für Hobbys oder Arbeitsgemeinschaften. Erst nach unserem Umzug nach Sachsen kamen dann Wünsche. So sind meine Töchter in den Chor gegangen und haben dazu jedes Schuljahr eine weitere Arbeitsgemeinschaft ausgewählt, damit sie erst mal schauen konnten, was ihnen noch langfristig Spaß macht.

Im letzten Schuljahr hatten sie zwei Nachmittagstermine. Die anderen Tagen konnten sie frei gestalten. Wobei ich auch darauf achte, dass sie nicht mehr Arbeitsgemeinschaften beitreten. Es soll ja auch die Schule nicht kurz kommen und genug Zeit sein, damit sie ihre Hausaufgaben ordentlich machen können.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Also so etwas finde ich auch komplett übertrieben, ich kenne es aber aus dem nahen Verwandtschaftskreis. Obwohl meine Cousins nie sonderlich gut in der Schule waren, hetzten diese mit der Mutter vom einen Freizeitclub in den nächsten. Meine Tante konnte auch nie lange bei Familienfeiern bleiben, weil sie andauernd irgendwelche Termine hatte. Wir waren immer froh, wenn sie wieder ging, weil sie so einen Stress mitbrachte.

Zum einen meldete sie beide Jungs, obwohl diese total unmusikalisch waren, in der Musikschule an. Man merkte auch, dass es, vor allem dem älteren der beiden Jungs, überhaupt keinen Spaß machte. Aber es kostete Geld und es musste eben besucht werden- so eine Musikschule ist ja ganz schön teuer.

Außerdem besuchten die beiden noch jeden Donnerstag das Fußballtraining. Da meine Tante nicht gerade in der Stadt, sondern etwas weiter ländlich und auf dem Berg oben wohnte, musste sie jeden Donnerstag eine halbe Stunde mit den Jungs in die Stadt fahren. Da es sich nicht rentierte, für die Dauer des Fußballtrainings wieder nach Hause zu fahren, weil sie ja dann wieder eine halbe Stunde nach Hause und eine halbe Stunde wieder zurück brauchte, ging sie in der Zwischenzeit einkaufen.

Dann waren die beiden noch bei den Pfadfindern angemeldet, die sich auch regelmäßig zu ihren Aktivitäten trafen. Es wurde dabei auch erwartet, dass die Eltern viel ehrenamtlich machten. Deshalb stand meine Tante dann auch noch dauernd in der Küche und backte dies und kochte jenes.

Zu guter letzt besuchten die Beiden noch unabhängig voneinander, der größere den Boxclub und der Jüngere ging glaub ich Karate oder sowas. Jetzt musste sie ein totales Zeitmanagement haben, dass sie es immer schaffte, beide Jungen zur rechten Zeit in die Clubs zu bringen und dann auch rechtzeitig wieder abzuholen.

Eigentlich denke ich, dass meine Tante nur überfordert mit den Jungs war, weil sie wirklich ziemlich anstrengend waren und ihrer Mutter überhaupt nicht gehorchten. Aber alles in allem muss ich sagen, hätte sich meine Tante wohl viel mehr Geld erspart und sich mehr Zeit für die Kinder nehmen können, hätte sie sie nicht die ganze Woche vom einen Freizeitclub in den nächsten freiwilligen Unterricht geschoben.

Ich selber bin immer vorsichtig mit solchen Dingen. Erstens einmal muss mir mein Kind schon lange von etwas vorschwärmen und ich muss merken, dass das Interesse wirklich dauerhaft vorhanden ist. Dann habe ich die Absicht, sie in so einem Club anzumelden. Allerdings wirklich nur in einer Freizeitaktivität, damit noch genug Zeit für Aktivitäten in der Familie und für die Schule bleibt.

Man tut den Kindern glaube ich auch nichts gutes und überträgt diese Hektik, die wir ohnehin schon genug in der heutigen Zeit haben, auf die Kinder. Es muss ja nicht sein, dass schon Kinder einen so straffen Zeitplan haben, wie es dann die Erwachsenen Menschen haben, wenn sie Vollzeit berufstätig sind. Kinder sollte man einfach Kinder sein lassen. Und in ihren Talenten fördern kann man sie notfalls auch noch zu Hause.

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