Eltern mit dem Vornamen ansprechen

vom 07.05.2009, 15:50 Uhr

Ich spreche meine Eltern auch immer noch mit Mama und Papa an und das habe ich auch immer so gemacht. Ich fänd es irgendwie schon ein wenig seltsam, wenn ich sie auf einmal mit Vornamen anreden würde und ich bin auf diese Idee ehrlich gesagt auch noch nie gekommen. In meinem engsten Freundeskreis gibt es auch jemanden, der seine Eltern immer schon mit dem Vornamen angeredet hat, aber das finde ich irgendwie ein wenig befremdlich. Meine Eltern haben auch niemals von mir verlangt, dass ich sie ab einem bestimmten Alter mit dem Vornamen anreden sollte.

Ich fänd es auch komisch, wenn mein Sohn mich irgendwann mal mit meinem Vornamen anreden würde. Er ist zwar noch sehr klein, aber für mich gibt es einfach nichts Schöneres, als ihn auf mich zulaufen zu sehen und ein fröhliches "Mama" aus seinem Mund zu hören. Ich lasse ihm später natürlich die Wahl und zwinge ihn selbstverständlich nicht, mich mit "Mama" anzureden, wenn er das nicht möchte ;) Ich kenne es halt nur so und für mich ist es irgendwie unpersönlich, von meinem eigenen Kind mit dem Vornamen angeredet zu werden.

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Jedes Mal, wenn ich ein Kind seine Eltern mit Vornamen ansprechen höre, hinterlässt das bei mir einen merkwürdigen Eindruck. Ich denke, dass dieser Eindruck aus der Distanz herrührt, die vermittelt wird, wenn man jemanden, dem man eigentlich aufgrund einer engen Bindung sehr nahesteht, mit seinem Vornamen anspricht. Für mich ist „Mama“ und „Papa“ nichts anderes als ein Kosename, und ähnlich seltsam finde ich es dementsprechend auch, wenn jemand seinen Partner ausschließlich mit dessen Vornamen anspricht, vermutlich, weil ich es unterbewusst irgendwie doch erwarte, dass bestimmte enge Bindungen unter anderem durch Kosenamen ausgedrückt werden.

Eine Freundin von mir hat ihre Eltern meistens mit deren Vornamen angesprochen, allerdings aber nicht immer, auch, wenn mir das anfangs so schien. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich das noch nie erlebt und ich weiß noch gut, wie suspekt es mir war, dass ein elfjähriges Kind seinen Vater „Bernd“ nennt. Schon damals kam es mir so vor als hätte meine Freundin keine sonderlich enge Bindung zu ihrem Vater, aber eben nur in Bezug auf dieses Nennen beim Vornamen. Ich habe sie damals auch direkt gefragt, weshalb sie ihren Vater „Bernd“ und nicht „Papa“ nennt und sie antwortete mir, dass sie das schon immer so mache. Einen besonderen Grund wusste sie dafür gar nicht zu nennen.

Irgendwann habe ich dann im späteren Verlauf überlegt, ob meine Freundin wohl nie von ihren Eltern gesagt bekommen hat, dass der eine der Papa und die andere die Mama ist, ob ihr erstes Wort „Rike“ war, statt „Mama“ und ob ihre Eltern nie diese typischen Aussagen gemacht haben wie: „Da musst Du die Mama fragen.“ Ob ihre Eltern sich gegenseitig nur mit Vornamen angesprochen haben, kann ich nicht mehr sagen, denn daran erinnere ich mich leider nicht. Allerdings hatte ich auch irgendwann den Eindruck, dass meine Freundin mit diesem Nennen beim Vornamen deutlich machen wollte, dass sie und ihre Eltern alle auf einer Ebene stehen und zwar auch in derselben sachlichen Distanz zueinander und ohne große Verbundenheit. Ob sie dahingehend erzogen wurde? Möglich wäre das durchaus, denke ich.

Ich glaube ohnehin, dass das eine reine Erziehungssache ist und die meisten Kinder ihre Eltern wohl zunächst so ansprechen werden wie diese sich „vorgestellt“ haben. Dass Kinder ihre Eltern nicht „Mama“ und „Papa“ nennen, kommt ja auch durchaus eher selten vor, und für mich wäre das wirklich undenkbar gewesen, aber das ist es nach wie vor und ich denke, so wird es in meinem Fall auch sicherlich sein. Meine Eltern mit ihren Vornamen anzusprechen, würde mir auch gar nicht so leicht fallen und ich muss sagen, dass ich das irgendwie auch gar nicht will, abgesehen mal davon, dass ich keinen Grund sehe, an „Mami“ und „Papi“ irgendetwas zu ändern – warum auch?

Ob ich es befürworten kann, dass Kinder ihre Eltern mit deren Vornamen ansprechen, kann ich nicht wirklich sagen, ich würde aber eher dazu tendieren, es abzulehnen. Wie gesagt, „Mama“ ist für mich ein Kosename, der meine Bindung zu diesem Menschen ausdrückt, und da diese immer gleich stark bleiben wird, kann ich mir vermutlich eben auch nicht vorstellen, meine Mutter irgendwann mal „Heidi“ zu nennen. Sie von Anfang an mit ihrem Vornamen anzusprechen, hätte die Art meiner Bindung vielleicht beeinflusst. Sicher weiß ich auch das natürlich nicht, aber vorstellen könnte es mir.

Und im Fall meiner Freundin hatte ich ebenfalls schon immer den Eindruck, dass sie ihre Eltern ganz anders sieht als ich meine, eben wie Kindergärtner oder Betreuer von Jugendveranstaltungen. Inwieweit das nun mit dem Ansprechen beim Vornamen zusammenhängt, kann ich natürlich nicht beurteilen, aber ich kann mir vorstellen, dass dies einen wichtigen Teil zur eigenen Bindung an die Eltern beiträgt.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich selbst spreche meine Eltern immer noch mit "Mutti" und mit "Papa" an. Das war schon immer so und das wird sich auch nie ändern. Ich sehe es nicht ein meine Eltern mit Vornamen zu nennen. Schließlich sind sie ja auch meine Eltern und darum kann ich sie dann auch so nennen.

Bei Freudninnen und Freunden von mir habe ich es bisher eigentlich immer nur so erlebt, dass sie ihre richtigen Eltern nie mit Vornamen ansprechen, aber eben die neuen Partner der Eltern, wenn die Eltern sich haben scheiden lassen. Wenn man den neuen Partner der Eltern mit dem Vornamen anspicht, dann ist es ja in Ordnung, weil das dann nicht die leiblichen Eltern sind. Aber ansonsten ist es nicht in Ordnung.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



"Mama" und "Papa" zu sagen, eignet man sich bereits im Kindesalter an und somit behält man die Angewohnheit weiterhin seine Eltern nicht mit dem Vornamen anzusprechen. Hat man aber mit einem Elternteil Probleme oder man versteht sich nicht so gut mit ihm, neigt man dazu nur noch den Vornamen anzusprechen. Ich denke, dass einige Jugendliche es vielleicht uncool finden, noch Mama und Papa zu sagen.

Ich muss aber sagen, dass ich manchmal auch meinen Vater mit Johann anspreche, weil ich mit ihm kein sehr guter Verhältnis habe. Man kann sagen, wenn die Eltern so angesprochen werden, ist man in der Regel sehr stolz darauf, solche Eltern zu haben.

» flori96 » Beiträge: 42 » Talkpoints: 34,07 »



Ich selbst finde es sehr komisch, wenn man die eigenen Eltern mit dem Vornamen anspricht. Immerhin kenne ich das selbst überhaupt nicht so und bei keinem meiner Freunde ist es so, dass sie die Eltern mit dem Vornamen ansprechen. Stattdessen ist es normal, dass eben Mama und Papa gesagt wird. Das mache ich selbst auch immer so und ich könnte es mir nicht anders vorstellen. Immerhin wäre meine Mutter sicherlich sehr enttäuscht darüber, wenn ich auf einmal anfangen würde, sie mit dem Vornamen anzusprechen und ich glaube kaum, dass ihr das gefallen würde. Das würde uns sicherlich beiden sehr distanziert vorkommen und ich finde, dass das nicht passt. Außerdem habe ich absolut nichts dagegen, zu meiner Mutter auch Mama zu sagen und mir gefällt das am besten.

Wenn man kein besonders vertrautes Verhältnis zu den Eltern hat oder wenn es sich nicht um die richtigen Eltern handelt, dann spricht im Prinzip nichts dagegen, den Vornamen anzuwenden. Immerhin ist es klar, dass man nicht zu jemandem Mama oder Papa sagen möchte, mit dem man kein gutes Verhältnis hat und es ist klar, dass man die Stiefmutter nicht mit Mama ansprechen will, wenn es sich nicht um die richtige Mutter handelt. Und auch wenn man adoptiert wurde und die leibliche Mutter später einmal trifft, ist es logisch, dass man da eher den Vornamen nimmt. Immerhin kennt man die andere Person kaum, auch wenn es sich vielleicht um die leibliche Mutter handelt.

Wenn man jedoch ein gutes Verhältnis hat und auch noch zu Hause wohnt, sollte man lieber Mama und Papa sagen, wie ich finde. Das wirkt vertrauter und ich finde das auch besser. Immerhin finde ich es generell eher komisch, sehr vertraute Personen mit dem Vornamen anzusprechen. So spreche ich meinen Freund selbst auch nie direkt mit seinem Vornamen aus, sondern verwende stattdessen lieber einen lieben Kosenamen. Vornamen verwende ich daher nur bei Personen, die mir nicht ganz so nahe stehen und ich denke, dass das bei den meisten Personen der Fall sein wird.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Als ich noch ein Kleinkind war und noch nicht so viel sprechen konnte, habe ich eine Zeit lang meinen Vater mit Vornamen angesprochen, allerdings nur, weil ihn eben alle ohne Ausnahme mit Vornamen angesprochen und gerufen haben, sodass mir in dem Alter nicht ganz klar war, warum ausgerechnet ich zu ihm jetzt "Papa" sagen soll. Das Problem hat sich aber dadurch gelöst, dass meine Mutter in meiner Gegenwart ihn mit "Papa" angesprochen hat bis ich eben alt genug war, das selbst zu begreifen, dass ich ihn mit Papa anspreche, auch wenn andere ihn bei seinem Vornamen rufen.

Als ich anfing zu studieren, lernte ich einen Kommilitonen aus meinem Studiengang kennen, der das zu Hause anders handhabt. Er meinte, dass er schon immer beide Eltern mit Vornamen angesprochen hätte, was ich persönlich ziemlich befremdlich fand und immer noch finde. Ich finde es einfach unpassend, wenn man zu seinen Eltern "Hans-Jürgen" und "Annegret" sagt, dass Mama und Papa. Ich finde, durch die Vornamen stellt man sich mit den Eltern auf dieselbe Stufe, aber Eltern sollten in meinen Augen schon ein wenig authoritär sein, weil die Kinder möglicherweise sonst zu wenig Respekt vor den Eltern entwickeln und sie eher als "Freunde" ansehen und nicht als Erzieher.

Ich fände es total übertrieben, wenn man seine Eltern siezen würde. Meine Eltern beispielsweise sind zu einer Zeit und in einer Gesellschaft groß geworden, bei der die Eltern zwar mit "Papa" und "Mama" angesprochen aber gleichzeitig auch gesiezt wurden. Meine Eltern wollten das nie und ich habe sie von klein auf geduzt. Die ältere Schwester meines Vaters hat dieses Denken allerdings in ihre Erziehung der Kinder integriert und ich weiß noch, dass mich das immer ein wenig irritiert hat, wenn ich gehört habe, wie mein Cousin, der fast genauso alt ist wie ich, seine Mutter siezt während ich das bei meinen Eltern nicht musste.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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