Abitur nachholen Familie und Partner legen Steine in den Weg
Ich habe ein kleines Problem. Ich werde mein Abitur nachholen und brauche dazu ein Plätzchen zum Lernen. Jetzt habe ich damit begonnen, das Arbeitszimmer zu räumen, welches mein Werkzeugmessi mit seinem ganzen Schrott belagert hat. Heute früh habe ich damit begonnen, den ganzen Kram auszumisten, und verzweifelt versucht, mir Platz zu schaffen.
Zwei Stunden später gehe ich ins Arbeitszimmer, um in staubiger und schimmelbehafteter Umgebung zumindest Mathe zu pauken, was ich ja schon unerträglich finde, aber ich kann mich nicht in Stücke reißen, und was sehe ich? Der Schreibtisch ist wieder genauso vollgestellt, wie heute früh. Ich habe so einen Hals bekommen und den ganzen Kram auf sein Bett ausgelagert. Nun ist er natürlich schwer beleidigt, aber es ist mir gerade mal egal.
Das ist jedoch nicht das einzige Problem an der Sache. Seit seine Familie weiß, dass ich mein Abitur nachholen werde, habe ich das Gefühl, als hätten alle Angst davor, dass die Frau intelligenter als mein Partner ist. Ich werde an sich nur noch von meiner Mutter, meinem Therapeuten, meinem Arzt und einigen Freunden unterstützt, mein Partner interessiert sich nicht dafür. Ich habe ihn mehrfach gefragt, ob er mir in Mathe hilft, aber es passiert nichts und ich muss schauen, wie ich alleine klarkomme.
Wir reden viel miteinander, auch über diese Themen. Er reagiert nur noch genervt. Ich habe mir mittlerweile ernsthaft überlegt, ob ich mir eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung mieten soll, was kein Vermögen kostet und einfach dort einen Rückzugsort einrichte. Ich möchte nach dem Abitur noch ein Studium dranhängen, was ja auch schon für Begeisterungsausbrüche gesorgt hat. Ich tue es für mich und für meine Zukunft. Ich würde das Abitur sehr gerne ordentlich bestehen, aber in der momentane Situation verlässt mich ziemlich der Mut bei der Sache.
Es werden mir immer wieder irgendwelche Steine in den Weg gelegt. Will ich schlafen, was ich aufgrund meiner Erkrankung zwischendurch muss, macht er den Fernseher lauter. Will ich lernen, schneit er ständig rein oder schaut irgendwelche Actionfilme. Ich liebe ihn, wir sind seit 9 Jahren zusammen. Auch seine Mutter hat mir klipp und klar gesagt, dass ich das mit dem Abitur nicht tun soll, ich hätte doch Job und Ausbildung, das reicht jedoch. Das geht nun seit meiner Schulanmeldung so, ich hole das Abitur im Fernkurs nach und habe eh schon Konzentrationsprobleme und muss mehr lernen, als manch Andere.
Ich finde das wirklich schlimm von deinem Partner. Er sollte zu dir stehen und nicht noch auf diese Art und Weise bei deinen Plänen stören. An deiner Stelle würde ich noch mal ganz klar machen, dass du das machen wirst, egal was er unternimmt und es auch wichtig für dich und deine Zukunft ist. Das hat ja auch nichts mit ihm zu tun. Gut, ein Studium will finanziert werden, aber das bekommt man schon hin.
Wenn man 9 Jahre zusammen ist, sollte man sich auch unterstützen. Der Gedanke sich da eine kleine Wohnung zum Lernen zu suchen, ist sicher nachvollziehbar, aber für mich ein Stück weit auch ein Schritt in Richtung Trennung. Ich würde noch mal das Gespräch suchen und ganz klar machen, wie wichtig dir das ist und du es machen wirst, egal wie quer er sich stellt. Bei so etwas muss man Rücksicht nehmen und einen Partner, der dann immer nur stört und nicht hinter einem steht kann man eigentlich nicht gebrauchen. Es ist sicherlich eine schwere Probe für die Beziehung, aber das muss sie durchhalten.
Du wirst dir bestimmt genügend Gedanken gemacht haben, bis du zum Entschluss gekommen bist, dich weiterbilden zu wollen. Die Gründe dafür sind, meiner Meinung nach, komplett zweitrangig. Jeder hat ein Recht auf Bildung und wenn die Möglichkeiten gegeben sind, kann man froh sein, wenn man die Gelegenheit bekommt seinen Horizont zu erweitern.
Eigentlich sollten alle stolz auf dich sein und dir soviel Unterstützung zukommen lassen, wie du brauchst, um dein Vorhaben in die Tat umsetzen zu können. Einfach ist das nicht, was du vorhast. Ich habe eine Freundin, die ihr Abitur im Abendkurs nachholen wollte und kläglich gescheitert ist und die hatte Unterstützung aber wahrscheinlich nicht genug Durchhaltevermögen. Du musst also wissen, für wen du lernst, nur dann kannst du alle Hürden überstehen.
Ich weiß auch persönlich wovon ich rede, da ich mein Sprachdiplom auch über den zweiten bzw. dritten Bildungsweg erreicht habe. Aber es ist zu schaffen, also nicht aufgeben. Alleine der Wunsch nach diesen Zielen ist schon ein großer und wichtiger Schritt für dein Leben.
Es scheint so, dass sich dein Freund und du in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben. Zumindest finde ich sein Verhalten unverschämt. Die Argumentation, dass der Mann das Oberhaupt der Familie sein muss, ist hoffentlich nicht mehr zeitgemäß. Du machst das schon richtig.
Ich würde dir raten deinem inneren Drang zu folgen aber auch vielleicht noch einmal ein klärendes Gespräch mit deinem Partner zu führen, damit du ihm in Ruhe erklären kannst, warum du dich weiterbilden möchtest und das du seine Hilfe dafür gerne in Anspruch nehmen würdest. Dann fühlt er sich hoffentlich gebraucht und nicht, wie vielleicht jetzt, ausgeschlossen.
Ich bin ehrlich gesagt auch etwas schockiert, wie ein Mensch seinen Partner nicht dabei unterstützen will, wenn dieser mehr aus sich machen und sich weiter entwickeln möchte, sondern ihm sogar noch Steine in den Weg legt. Ich kann es mir nur so erklären, dass dein Partner befürchtet, du könntest ihm "über den Kopf wachsen". Oder er hat Angst, dass er dich nicht mehr so gut im Griff hat, wenn du erst einmal beruflich und finanziell besser gestellt bist, besser als er vermutlich sogar.
Das sollte dich nicht abhalten, deinen Weg konsequent zu verfolgen. Die Familie deines Partners geht die Sache schon gleich dreimal nichts an, die kannst du völlig ignorieren. Niemand hat das Recht, einen anderen in seinen Bemühungen, weiter zu kommen zu bremsen. Sprich doch mal in einem geeigneten Moment in aller Ruhe mit deinem Partner und versuche ihm klar zu machen, dass du das alles für dich selber machst, dass du nichts Besseres als er sein willst und dass er keine Angst haben muss, dich zu verlieren, wenn er dich unterstützt, ganz im Gegenteil.
Wenn das alles nichts bringt, ist es eine traurige Sache, aber dann befürchte ich, dass eure Beziehung früher oder später in die Brüche geht. Denn kein Mensch kann sich zurück entwickeln und du würdest auch nicht glücklich werden, wenn du ihm zuliebe aufgeben würdest. Ich drücke dir von Herzen die Daumen, dass du deine Ziele erreichst und alles schaffst, was du dir vorgenommen hast, Steine hin oder her.
So was klingt schon sehr beängstigend. Wobei ich die Mutter des Freundes nicht wirklich ernst nehmen würde. Denn da kann es dir egal sein, wie sie zu der Sache steht. Wichtiger wäre es schon, wenn dein Freund sich hier mit engagieren würde bzw. dir wenigstens zeigen würde, dass er dich bei deinem Vorhaben nicht stören will (was das Mindeste ist, was er tun sollte).
Wobei ich mir gerade vorstelle, in was für einer Umgebung du eben lernen musst. Offenbar habt ihr zusammen eine Wohnung und die besteht aus Schlafzimmer, Arbeitszimmer und Wohnzimmer - und das Arbeitszimmer ist durch deinen Freund mehr oder weniger besetzt? Dann würde ich mir zum Lernen eine Ecke im Schlafzimmer suchen und immer dann, wenn er schlafen gehen will (du aber noch zu lernen hast) würde ich provisorisch ins Wohnzimmer gehen.
Der Gedanke, eine Wohnung zum Lernen anzumieten, ist schon sehr lustig. Das klingt dann nämlich schon nach mehr. Und dabei spielt es keine Rolle, ob ihr schon neun Jahre zusammen seid oder nicht. So ein Schritt wäre ja praktisch die Vorbereitung zur (räumlichen) Trennung.
Wenn er auf Anfragen "genervt" reagiert, dann solltest du das so hinnehmen und ihn nicht mehr um aktive Hilfe bitten. Aber wenn es um "passive Hilfe" geht, dann muss er hier durch - auch wenn es ihn nervt. Denn das zurückräumen auf den Schreibtisch hat was mit Sabotage zu tun. Statt das er mit dir spricht. Wenn aber das miteinander reden nicht möglich ist, dann kann es sein, dass deine Einschätzung über den Zustand der Beziehung "verfälscht" ist. Hier musst du ihn (nicht etwa seine Familie!) zur Rede stellen und klar machen, dass das Verhalten nicht hinnehmbar ist. Er weiß, warum du das Zeug weggeräumt hast und er wird es zwischen dem Wegräumen und seinem Zurückräumen definitiv nicht so dringend gebraucht haben. Das sind Spielchen, die solltest du im Keim ersticken - evtl. klären sich in dem Zusammenhang dann auch andere, fundamentale Dinge.
Höhere Schulbildung hat leider in den Augen mancher Menschen keinen besonders hohen Stellenwert. Viele können sich einfach nicht vorstellen, wieso manche Leute Mühe, Zeit und Geld in einen höheren Abschluss investieren, wenn doch eine Lehre oder ein Aushilfsjob auch zum Leben reichen. Das kommt in ihren Köpfen einfach nicht vor. Einige wenige Zeitgenossen fühlen sich auch aus irgendwelchen Gründen bedroht oder herabgesetzt, wenn sie sich mit jemandem abgeben, der Abitur oder studiert hat, während sie "nur" einen Haupt- oder Realschulabschluss haben.
Vielleicht fühlt sich dein Partner ja auch in seiner Stellung innerhalb der Beziehung "bedroht", weil du dich weiterbildest und er in diesem Bereich kein Interesse zeigt? Vielleicht hält sein Selbstwertgefühl die Vorstellung nicht aus, und er versucht deswegen, dich und deine Lernbemühungen zu sabotieren, damit alles beim Alten bleibt? Das stellt natürlich einen Härtetest für die Beziehung dar.
Ich würde, was die Lernerei angeht, in jedem Fall dran bleiben. Schließlich ist es deine Entscheidung, was du mit deinem Leben anfängst, und das Abitur nachzuholen ist wahrhaftig eine respektable und lohnenswerte Aufgabe. Wenn dein Partner dir nicht helfen kann oder will, kannst du dir ja anderweitig Hilfe suchen, und wenn er dich beim Lernen stört, geh ins Café oder in die Bibliothek!
Letzten Endes ist es ja außerdem nicht dein Problem, dass dein Partner nicht damit klar kommt, dass du einen höheren Bildungsabschluss anstrebst. Und bei aller Liebe: Wenn ich mich zwischen Abitur und Partnerschaft hätte entscheiden müssen, um das Ego des werten Herrn nicht anzukratzen, hätte bei mir damals wohl das Abitur gesiegt. Schon allein der besseren Jobchancen wegen.
Ich kann deinen Partner in der Situation auch nicht verstehen. Es ist doch schön, wenn man sich weiterbilden möchte und dabei sollte man den Partner in so einer Situation doch unterstützen, so gut man es eben kann. Ich finde es echt schlimm, dass du so alleine gelassen wirst und alles selber regeln musst, wenn du sowieso schon Probleme mit der Konzentration hast. Lebt deine Mutter denn in deiner Nähe? Dann könntest du vielleicht dort in einem ruhigen Zimmer mal lernen. Oder vielleicht könntest du bei deinen Freunden lernen, die dich unterstützen, wenn diese in der Nähe wohnen. Aber allgemein muss ich sagen, dass ich es bewundernswert finde, dass du deinen Weg so entschieden gehst, auch wenn dir solche Steine in den Weg gelegt werden.
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