Mein Büro wird als Raucherpoint missbraucht, was tun?

vom 23.07.2014, 06:31 Uhr

Mittlerweile komme ich nur noch genervt zur Arbeit, was zum einen daran liegt, dass jede Arbeit hier bei mir im Büro hängen bleibt und zum anderen, weil mein Büro durchgehend als Raucherpoint missbraucht wird. Mit meinem Büro meine ich das Büro meines Kollegen und mir - er ist selbst starker Raucher und raucht während eines normalen Arbeitstages ohne Überstunden mindestens eineinhalb Päckchen Zigaretten, gerne aber auch mal zwei Päckchen.

Nun ist es so, dass ich vor etwas über einem Jahr dorthin versetzt wurde und habe es bei ihm die ganze Zeit geduldet, weil ich mir auch nicht direkt Feinde machen wollte. Da ich im Vorzimmer des Bereichsleiters tätig bin ist hier täglich reger Besuch. Gerne sind auch mal fünf andere Kollegen gleichzeitig hier und dann wird nicht nur die ganze Zeit sinnlos gelabert, sondern auch geraucht und dann auch nicht nur eine Zigarette. Mir geht schon deren Gelaber auf die Nerven, denn bei uns gibt es Kollegen, die sich gerne mal für zwei Stunden in unser Büro setzen und durchgehend reden. Die meisten scheinen wenig bis gar keine Arbeit zu haben und machen wollen sie auch nichts. Es ist also nicht nur mehr als nervtötend sondern stört auch meine Konzentration.

Das Problem ist also nicht nur das durchgehende private Gelaber und laute Rumgelache, sondern auch das Rauchen. Mein Chef ist ebenfalls starker Raucher und sieht das alles nicht so eng - leider gilt das auch für unseren Betriebsrat. Außer mir gibt es nur einen Nichtraucher und der ist von diesen ganzen Problemen nicht betroffen, weil er von allen mehr oder weniger gehasst wird, denn er pocht auf sein Recht des Nichtraucherschutzgesetzes. Ich weiß, dass wenn ich das Nichtraucherschutzgesetz anspreche beziehungsweise davon Gebrauch mache, mit mir ebenfalls so etwas passieren wird und das möchte ich nicht. Ich würde dann wahrscheinlich noch weniger gerne zur Arbeit kommen als ohnehin schon.

Was kann ich also noch tun, damit ich dieses beständige Problem endlich loswerde und in Ruhe arbeiten kann? Wird bei euch im Betrieb geraucht? Könnt ihr mich verstehen oder reagiere ich möglicherweise zu empfindlich auf das Thema?

» Horkrux » Beiträge: 564 » Talkpoints: 53,84 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das Problem ist doch recht einfach, weil es keinen Kompromiss in so einem Fall geben kann. Entweder, du duldest das Rauchen oder aber du duldest es nicht! Das dir die Raucher nicht um den Hals fallen (jedenfalls weder vor Freude noch aus Dankbarkeit), wenn du auf einen rauchfreien Arbeitsplatz bestehst, ist nachvollziehbar. Zumal sie sich an das Rauchen im Büro gewöhnt haben. Aber anders kannst du das Problem nicht lösen.

Du kannst aber auch nachfragen, ob du nicht einen anderen Arbeitsplatz (in einem anderen Büro) haben könntest. Das würde die Sache vielleicht eleganter lösen, weil die Raucher so ja ihren Raucherpoint behalten und du aber in den Genuss eines rauchfreien Arbeitsplatzes kommst. Nur wird das organisatorisch sicher nicht in jedem Fall möglich sein.

Was dann die Sicht der anderen oder des Betriebsrats angeht, kann und muss dir egal sein. Du kannst verlangen, dass eben im Büro nicht mehr geraucht wird und der Betriebsrat muss dich hier unterstützen. Wobei ich nicht glaube, dass der das machen muss. Weil es hier einfach um die Umsetzung von geltendem Recht geht und kaum ein Arbeitgeber hier freiwillig und bewusst dagegen verstößt, wenn ein einzelner Mitarbeiter dagegen angeht.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Bei mir im Betrieb wird zum Glück nicht geraucht, aber ich kann dich auf jeden Fall gut verstehen und finde auf keinen Fall, dass du auf das Thema zu empfindlich reagierst. Ich kann Rauch nicht vertragen und würde in deiner Situation sicher die Krise kriegen, wenn das jeden Tag so ist, dass du dich schon durch die laute Unterhaltung deiner Kollegen gestört fühlst und dann noch dazu kommt, dass geraucht wird. Aber ich sehe auch nicht viele Möglichkeiten für dich in deiner Situation.

Die Idee von derpunkt, dass du vielleicht nach einem anderen Büro fragen kannst, finde ich sehr gut. Du brauchst ja nicht den Grund zu nennen, sondern kannst einfach sagen, dass dich die lauten Gespräche stören. Ansonsten kannst du es nur ertragen und weitermachen wie bisher, wenn du nicht auf deinem Recht bestehen möchtest, dass du in einer rauchfreien Umgebung arbeiten kannst.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich kann das mehr als gut verstehen. Ich bin Nichtraucher, hatte einen Chef, der ebenfalls nicht rauchte. Als der in Rente ging bekam ich einen neuen Chef, der eine nach der anderen rauchte. Ich war total eingenebelt. Auch die Kunden hatten keine Rücksicht genommen. Ich habe den Aschenbecher immer versteckt und wenn jemand danach fragte habe ich immer gesagt, dass ich es nicht vertragen kann. Bekam mein Chef das dann mit, hat er einen Aschenbecher geholt. Dagegen habe ich mich dann allerdings zur Wehr gesetzt, was er dann auch einsah. Das Ergebnis des ganzen passiven Mitrauchens ist, dass ich heute Probleme mit der Lunge habe, was sich damals schon abzeichnete.

An deiner Stelle würde ich mir sehr gut überlegen, ob du das in Kauf nehmen willst oder besser eine interne Lösung suchst. Falls du ein anderes Büro bekommen könntest, wäre das die beste Lösung, ohne Ärger zu bekommen. Vielleicht kannst du es auf Probleme mit der Luft und Husten schieben. Wie ebenso die Laberei. Warum sagst du nicht einfach, dass du zu tun hast und dich nicht konzentrieren kannst, wenn dein Büro als Pausenraum benutzt wird. Ihr habt doch sicher einen Pausenraum, oder? Deinen bei dir sitzenden Kollegen würde ich auch bitten, die Zigaretten nicht in deiner Gegenwart zu rauchen. Du hast es versucht zu ertragen, aber es bekommt dir nicht. Vielleicht solltest du dich mal wegen Bronchitis krankschreiben lassen und dann anschließend sagen, dass es so nicht mehr geht.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



ich bin auch Raucher, aber ich kann deinen Ärger durchaus nachvollziehen. Wer möchte schon als Nichtraucher ständig nach Tabakrauch riechen und auch durch die Kollegen von der Arbeit abgehalten werden? Ich habe eigentlich relativ schnell akzeptiert dass ich zum Rauchen vor die Tür gehen muss.

Ein kurzer Blick in das Gesetz erspart oft lange Diskussionen. Der Nichtraucherschutz ist in Deutschland mittlerweile hoch angebunden, in der Verordnung über Arbeitsstätten vom 12. August 2004 (Bundesgesetzblatt Jahrgang 2004 teil I Nr. 44, ausgegeben Bonn am 24. August 2004) ist alles zum Nichtraucherschutz von Arbeitnehmern geregelt.

Im §5 (Nichtraucherschutz) steht dazu dass der Arbeitgeber alle erforderlichen Maßnahmen zu treffen hat damit die nicht rauchenden Arbeitnehmer in den Arbeitsstätten wirksam vor den Gesundheitsgefahren des Tabakrauches geschützt werden.

Zu den Arbeitsstätten zählen alle Orte in Gebäuden und auch im Freien die sich auf dem Gelände einer Baustelle oder eines Betriebes befinden und zu denen Arbeitnehmer Zugang haben. Dazu gehören besonders auch alle Verkehrswege, Lagerräume und die Sanitäreinrichtungen (also auch die Toiletten, Umkleide- und Waschräume) und natürlich auch die Pausen- und Bereitschaftsräume.

In der Arbeitsstättenverordnung zählt der §5 zwar nicht zu den Straftaten und Ordnungswidrigkeiten, allerdings begründet sich diese Verordnung auf das Arbeitsschutzgesetz. Das bedeutet dass über den Umweg dieses Gesetzes durch die Behörde kostenpflichtige Anordnungen erlassen und auch Ordnungswidrigkeitenverfahren durchgeführt werden können.

In der Praxis wird das durchaus auch von den Behörden vollzogen, aber wo kein Kläger da kein Richter. Um nicht als Störenfried dazustehen könnte ein Gang zum Betriebsrat hilfreich sein oder ein zufällig am Kopierer liegen gelassener Auszug des Gesetzestextes. Wenn das alles nichts hilft dann kann so etwas auch anonym bei der zuständigen Behörde angezeigt werden. Hier handelt es sich je nach Bundesland entweder um die Ämter für Arbeitsschutz (Gewerbeaufsicht) oder die Landesämter für Verbraucherschutz. Letzteres bitte nicht mit den Verbraucherschutzzentralen verwechseln.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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