Bei Auszug nostalgische Gefühle pflegen
Man hängt oftmals bei einen Auszug den alten Erinnerungen in der Wohnung nach. Da kommen Gefühle hoch, wie man das erste Mal in der Wohnung geschlafen, gefeiert oder etwas besonderes erlebt hat. Nostalgische Gefühle werden ja auch dadurch gefördert, dass man die einzelnen Möbel entweder entsorgt oder auseinander baut. Man erinnert sich wohlmöglich auch noch an den Kauf dieser Möbel. Sind diese Gefühle vollkommen normal? Hattet ihr nostalgische Gefühle, als ihr aus einer Wohnung ausgezogen seid?
Ein Minimum an Nostalgie kommt bei mir ebenfalls auf, wenn ich aus einer Wohnung ausziehe, vor allem, wenn ich doch etliche Jahre dort gelebt habe. Wenn man die Wohnung ausräumt, sehen die Zimmer ungewohnt kahl aus und es gibt ja immer bestimmte Winkel, die einem besonders gefallen haben oder von denen aus man einen besonders schönen Blick aus dem Fenster hatte. Dann tut es mir schon ein bisschen leid, diese Wohnung hinter mir zu lassen. Generell halte ich es für völlig normal, ein bisschen wehmütig zu werden, wenn ein Lebensabschnitt vorbei ist, und das ist ja häufig der Fall, wenn man umzieht.
Andererseits muss ich aber sagen, dass ich mich bis jetzt bei jedem Umzug prinzipiell verbessert habe und jeweils in eine schönere, größere oder neuere Wohnung gezogen bin. Deshalb hielt sich das Nachtrauern auch jedes Mal in Grenzen. Außerdem hänge ich nicht besonders an weltlichen Besitztümern. Die wenigen Möbel, die ich wirklich behalten wollte, habe ich mitgenommen und den Rest habe ich auch nie vermisst. Zum größten Teil habe ich mich jedes Mal gefreut, wenn ich in eine neue Wohnung gezogen bin.
Natürlich ist es normal, dass man mit bestimmten Orten und bestimmten Gegenständen Erinnerungen verbindet und dann auch einen Anflug von Sentimentalität empfindet, wenn man sich davon trennt.
Ich hatte nie wirklich viel Zeit für Sentimentalität bei meinen Umzügen. Es gibt ja immer wahnsinnig viel zu tun und für mich hat eben auch jeder Umzug eine Verbesserung bedeutet, so, dass die Vorfreude immer deutlich überwog. Aber ich erinnere mich zum Beispiel noch sehr gut daran, wie ich in meiner letzten Wohnung ganz alleine noch mal durch alle Zimmer gegangen bin um zu sehen, ob ich irgendwas vergessen habe, und mich mental von diesem Abschnitt meines Lebens verabschiedet habe.
Mir geht es immer so, seit ich schon in der neuen Wohnung wohne, dass ich immerzu meiner vorherigen Wohnung hertrauere und alles idealisiere, was dort war. Also es war eben einfach vom Platz her besser aufgeteilt, obwohl ich jetzt eigentlich mehr Zimmer habe. Außerdem hatte ich dort meine Kochinsel, was mir in der neuen Wohnung auch sehr fehlt. Ebenfalls hatte ich eine kleine Terrasse.
Ich denke aber, dass gar nicht alles so toll war, wie ich es angenommen habe und dass ich erst jetzt im Nachhinein zu idealisieren beginne. So wie man es kennt, wenn man an die Kindheit und Jugend denkt, erinnert man sich meistens nur noch an das Positive. Oder man formt auch das Negative in etwas Positives um- unabsichtlich. Ich denke, so ist es auch bei der Wohnung.
Als ich das erste Mal umgezogen bin, aus einer kleinen Wohnung, in der ich auch geboren wurde, war mir sehr wehmütig zu Mute. Dort kannte ich jeden Winkel des Hauses, vom Dachboden bis in den Keller, hatte viel erlebt an Schlechtem und Schönem. Obwohl die neue Wohnung viel komfortabler war, größer und eine günstige Lage hatte, dauerte es sehr lange, bis ich mich eingelebt hatte. Selbst heut noch denke ich oft an das Haus und die Wohnung und träume nach all den Jahren noch immer davon. Ich kann auch nicht umhin, noch heute einen Umweg zu fahren, um mir wenigstens das Haus von außen anzusehen.
Ich habe nun eine sehr schöne große Wohnung mit Balkon und schönem Ausblick in einer bevorzugten Lage. Aber selbst nach über dreißig Jahren bin ich hier noch immer nicht richtig warm geworden. In dieser Ecke wohnen sehr viel konservative, katholische Menschen. Es ist ein Stadtteil, der zwar schön ist, aber die Menschen sind zum größten Teil hier geboren, aufgewachsen und haben untereinander geheiratet. Manchmal könnte man sagen, jeder ist ein Eindringling, der hier hin zieht. Dabei gibt es hier saftige Mietpreise.
Also ja, Gefühle kommen oft hoch an die erste Wohnung, in der ich auch meine Kindheit verbrachte, meine erste Lieber erlebte und mein Vater starb. Aber trotz dieser Wehmut würde ich nicht mehr tauschen wollen mit meiner jetzigen Wohnung.
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