Ein Jahr Pause vor der Uni - ganz normal?
Mein Sohn hat uns gerade eröffnet dass er nach dem Abitur nicht auf die Uni gehen wird nächstes Jahr, er hat beschlossen, ein Jahr zu warten. Ich fürchte aber, nächstes Jahr könnte er entscheiden, überhaupt nicht zu gehen. Er hat einen Job und spart für ein Auto. Er ist ein guter Schüler und hat einen Job in der Stadt auf dem Gebiet, in dem er auch später arbeiten möchte.
Meine Hoffnung für ihn war, dass er in dem Geschäft auch Karriere machen kann, oder auch selber etwas gründen. Ohne Uni wäre beides nicht oder nur sehr schwer möglich, egal welche Pläne er dann im Endeffekt hat. Ich will ihn aber auch nicht zu sehr bedrängen, viele Kinder warten ein Jahr bevor sie mit der Uni anfangen. Ich habe nur Angst, will ihn aber für sich selbst entscheiden lassen. Das ist hart. Wie soll ich mich verhalten?
Ein junger Mensch, der sein Abitur macht, ist meist eh schon etwa 18 Jahre alt. Dank dem Abitur nach 12 Schuljahren sind das zwar nicht alle, aber die meisten. Von daher würde ich einfach mal sagen, dass man da als Eltern recht wenig machen kann. Das eigene Kind ist in dem Alter ja schon in einem Alter, wo man sich von den Eltern nur noch wenig sagen lässt. Gerade in dem Alter, wo man denkt man ist super erwachsen, nur weil man eben per Gesetz dazu ermächtigt wurde.
Wenn man also das Kind zu sehr drängt, wird man in der Regel eher das Gegenteil erreichen und das Kind wird noch weniger die Bedenken zur Kenntnis nehmen wollen. Von daher würde ich nicht gleich auf den jungen Menschen einreden, sondern mich zuerst mal genau dafür interessieren, was er eigentlich machen will. Und da scheint es denke ich schon zu hängen, denn zumindest in dem Startbeitrag klingt es nicht so, als ob ihr Eltern wüsstet, was ihr Kind nun tun will. Es klingt ziemlich schwammig. Was sind eigentlich seine Hoffnungen? Ich lese hier immer nur, dass die Eltern Hoffnungen für den Beruf des Jungen haben.
Das Grundproblem hier ist, vielleicht auch, dass ihr ihm zu oft erzählt habt, wie ihr euch seine Zukunft vorstellt. Das kann sich für junge Leute total lähmend auswirken. Vielleicht will er erst mal selbst seinen Weg finden, jobben und Praxisluft schnuppern? Ich denke, das ist auch nicht schlecht. Er soll nur darauf achten, dass er für seine Jobs auch eine Bescheinigung bekommt. Erstens wegen dem Lebenslauf. Zweitens, weil für manche Studiengänge auch Praktika benötigt werden. So kann man sich solche Orientierungspraktika gleich für manches Studium anerkennen lassen.
Im Übrigen höre ich auch gerade die Milchkannen der Milchmädchenrechnung klappern. Es heißt nicht zwangsläufig, dass er schneller Karriere macht, wenn er gleich zum nächsten möglichen Zeitpunkt mit irgend einem Studium anfängt. Er wäre nicht der erste, der nach einem nicht sorgfältig gewählten Studienfach einen Wechsel anstrebt und damit mehr Zeit als nötig verliert, weil man sich oft nicht gleich nach einem Semester eingestehen will, dass man nicht glücklich ist und nicht glücklich werden wird.
So ein Studium ist heute ziemlich hart und verschult gewesen und das hält man nur erfolgreich durch, wenn man wirklich motiviert oder extrem diszipliniert und leidensfähig ist. Früher war Studieren weit lockerer. Mag sein, dass er euch zu Liebe anfängt zu studieren und dann keine Prüfungen schafft oder extrem viele Modulabschlussprüfungen gerade so noch schafft. Das ist dann auch nicht gut.
Und um Karriere zu machen, muss man nicht unbedingt studiert haben. Und wenn man erst mal eine gute Berufsausbildung gemacht hat, kann man oft noch berufsbegleitend ein Studium anhängen und sich weiter qualifizieren. Auch das sollte man nicht aus den Augen verlieren. Vielleicht ist aber auch so ein duales Studium für ihn eher ein Weg, als ein klassisches Studium an einer Uni?
Wichtig wäre mir für meine Kinder, dass sie glücklich sind und den Beruf finden, der sie glücklich macht. Wenn man die Erwartungen der Eltern versucht zu erfüllen, dann ist das nicht die beste Voraussetzung dafür, selbst sein Glück zu finden.
Bitte lass ihn machen und nerve ihn nicht mit deinen Ängsten. Dein Sohn ist jung und hat nun jede Menge Stress mit dem Abitur hinter sich. Danach kommt das schwere Studium und dann ist das Leben nur noch ernst. Das ist ihm nun sicherlich klar und deswegen ist es völlig in Ordnung, wenn er nun ein Jahr das macht, was ihm Spaß macht. Er kann ja vielleicht ein Jahr ins Ausland, die Welt sehen oder Erfahrungen in Bereichen sammeln, in die er später mal gehen will.
So ein Jahr Pause schafft durchaus auch eine Grundlage für das Studium, weil er wieder Kraft bekommt und loslegen kann. Gerade nach dem Abiturstress ist das durchaus eine sinnvolle Idee. Lass ihn da ruhig mal machen, was er will und selbst wenn er sich dann für eine Ausbildung entscheidet, ist das seine Wahl. Er ist alt genug um für ihn wichtige Sachen selber zu entscheiden. Für Eltern ist das nicht leicht, aber man muss hinter jeder Entscheidung des Kindes stehen.
Die Frage ist natürlich auch, was er wo studieren möchte. Mit zwei Wartesemestern hat er da unter Umständen nämlich schon bessere Chancen. Was man auch bedenken sollte sind die Finanzen. Mit den neuen Studienordnungen ist es nun nicht mehr so einfach neben dem Studium noch regelmäßig arbeiten zu gehen, deshalb ist es gar nicht schlecht, wenn man vorher ein bisschen was sparen kann.
Ich kenne es tatsächlich von vielen Leuten, dass sie nach der Schule nicht gleich mit einem Studium angefangen haben. Teilweise war das nicht freiwillig, weil sie erst mal keinen Studienplatz bekommen haben oder früher als Mann noch Zivildienst machen mussten, aber teilweise war das eben auch eine bewusste Entscheidung. Geschadet hat das soweit ich sehen kann keinem. Einen Freund hat sein Zivildienst im Krankenhaus sogar darin bestätigt, dass er wirklich Medizin studieren möchte.
Ich finde deine Ängste wirklich absolut übertrieben und ich denke, dass es deinem Sohn alles andere als gut tut, wenn du ständig deine Bedenken äußerst. Immerhin ist es heutzutage doch wirklich völlig normal, dass man sich nach dem Abitur erst einmal eine Pause gönnt und ich kenne wirklich sehr viele Menschen, die das machen. Die wenigsten Leute, die ich kenne, haben Lust darauf, gleich nach dem Abitur schon wieder voll durchzustarten und von daher gönnt man sich da einfach gerne eine Pause. Das ist ja quasi die letzte Gelegenheit dazu im Leben und ich denke, dass es nach der Ausbildung oder nach dem Studium nicht mehr so leicht wird, eine Pause zu machen. Entweder muss man dann Angst haben, den Arbeitsplatz zu verlieren oder man möchte in dem Alter auch keine weitere Zeit mehr verschwenden, in der man kein Geld verdient. Von daher ist die Zeit nach dem Abitur perfekt für eine Pause geeignet.
So ein Abitur ist ja auch sehr belastend. Man lernt mehrere Monate für die Prüfungen und ist dann auch total im Stress. Man hat kaum Zeit für Freunde oder für eigene Hobbys. Man muss selbst völlig zurück stecken, weil man einfach den ganzen Tag nur am Lernen ist. Das geht dann auch mehrere Wochen so und es kommt einfach automatisch dazu, dass man Freunde und Familie vernachlässigt. Von daher ist es völlig verständlich, dass man nach dem Abitur auch erst einmal für sich selbst haben möchte und vielleicht auch das aufholen will, für was man keine Zeit hatte, während man gelernt hat. Und vielleicht möchte man ja auch etwas Neues ausprobieren, bevor der Ernst des Lebens dann weiter geht. Vielleicht möchte man Erfahrungen im Ausland sammeln oder einfach nur ein wenig Geld verdienen. Vielleicht will man sich aber auch nur von den Strapazen der letzten Monate erholen, damit man dann mit neuer Energie in eine Studium starten kann, was ja auch nicht weniger belastend wird. Von daher ist es in so einem Fall durchaus wichtig, dass man gut erholt ist.
Nachdem man sich ein Jahr Auszeit genommen hat, kann man doch noch immer studieren. Dabei ist es sogar so, dass man bessere Chancen für ein Studium hat, da sich der Durchschnitt automatisch verbessert, je länger man Auszeit nimmt. Dabei hat man dann neue Motivation für das Studium und ob man nun ein Jahr älter ist oder nicht, spielt dabei auch gar keine Rolle. Und auch dann, wenn man sich für eine Ausbildung bewirbt, dann kann es auch hilfreich sein, wenn man auf der Bewerbung stehen hat, dass man noch ein Jahr Erfahrung gesammelt hat, nachdem man mit der Schule fertig war. So sieht der Arbeitgeber, dass man auch ein wenig Lebenserfahrung hat und nicht nur Theorie gelernt hat. Das kommt auch immer sehr gut an und von daher kann man eigentlich nichts falsch machen, wenn man sich nach der Schule ein Jahr Auszeit nimmt. Und wenn dein Sohn bereits schon länger mit dem Gedanken spielt, dann sollte er das auch einfach tun. Immerhin bekommt er so eine Chance womöglich nie wieder und vermutlich wird er es auch bereuen, wenn er diese Chance nicht wahrnimmt.
Ich wollte selbst nach meinem Abitur ein Jahr pausieren. Weil ich auf die Schnelle keinen Job zur Überbrückung fand, beugte ich mich dem übermächtigen Druck meiner Eltern und begann das von ihnen gewünschte Jurastudium. Es kam, wie es kommen musste, Jura wurde einfach nicht zu meinem Steckenpferd und ich musste das Studium abbrechen, es passte einfach nicht. Im Nachhinein wünsche ich mir oft, ich hätte ein Jahr Pause gemacht, um Erfahrungen zu sammeln, in verschiedene Berufsfelder zu schnuppern und meinen Weg zu finden. Ich würde gerne mit Gewissheit sagen, dass mein jetziges Studium das Richtige ist, aber auch dessen bin ich mir nicht sicher. Ein Jahr zur Orientierung hätte mir viel gebracht und zumindest eine Irrfahrt sicherlich erspart.
Wichtig finde ich eher, wie man das Überbrückungsjahr nutzt und dass man in dieser Zeit zumindest auf eine spätere berufliche Zukunft hinarbeitet. Wer noch keine Ahnung hat, wie es weitergehen soll, sollte in dieser Zeit viele Praktika machen und Vorlesungen besuchen. Wer nicht sicher ist, ob Studieren überhaupt das Richtige ist, sollte das abklären und sich nach Ausbildungsplätzen erkundigen. Wer eigentlich schon festgelegt ist, was er tun möchte, könnte das Jahr für Auslandserfahrungen nutzen und sollte zudem die eigene Präferenz noch einmal überprüfen, also beispielsweise Vorlesungen im Wunschfach besuchen. Ich finde es einfach wichtig, dass die Pause sinnvoll genutzt und nicht vertan wird - ist das der Fall, kann ich das auf keinen Fall verurteilen.
Ich denke, du als Mutter solltest die Situation deutlich entspannter sehen. Du scheinst einen klaren Lebensweg für deinen Sohn im Kopf zu haben, meinst zu wissen, was ihm Spaß macht, und planst mehr oder minder schon seinen weiteren Lebensweg inklusive Karriere. Dein Sohn braucht Freiraum, gestehe ihm die Pause zu, damit er sich selbst finden kann. Selbst wenn er sich dauerhaft gegen ein Studium entscheidet, wäre das kein Drama, es gibt zahlreiche Ausbildungen, duale Studiengänge und Weiterbildungsmöglichkeiten. Wichtig ist vor allem, dass dein Sohn diese Entscheidung frei von Druck und Erwartungen treffen kann.
Vielleicht sollte man auch den Sponsor fragen was er davon hält wenn der Sprössling noch ein Jahr vertrödelt?
Ich persönlich denke dass es immer günstiger ist einen weiteren Bildungsabschluss unmittelbar nach einem anderen Abschluss zu machen. So etwas liest sich auch bei einem späteren Bewerbungsschreiben immer besser. Lücken im Lebenslauf sind bei einer geplanten Karriere einfach nicht förderlich. Auch wenn man während dieser Zeit vielleicht einen Job aufnimmt, mehr als Aushilfstätigkeiten wird man bei der fehlenden Qualifikation sicherlich auch nicht finden. Ein Praktikum im zukünftigen Studienfach würde noch tolerierbar sein um Praxiserfahrung zu sammeln oder um heraus zu bekommen ob die Berufswahl auch die richtige ist. So schön vielleicht ein vergammeltes Jahr oder ein soziales Jahr für denjenigen ist, so richtig klug ist das nicht. Ich vermute dass die dann folgenden Schwierigkeiten überhaupt noch nicht absehbar sind.
Ob ein Jahr Pause mittlerweile normal ist weiß ich nicht, vielleicht hängt es auch vom Wohnort ab. Hier im Osten gibt es nicht sehr viele Eltern die ihren Kindern so ein Jahr finanzieren können oder auch wollen. Mein Sohn hatte vor ungefähr drei Jahren sein Abitur abgelegt und soweit ich weiß hatten alle seiner Mitstreiter sofort ihre Ausbildung begonnen. Ein Mädchen war allerdings für ein knappes Jahr im Ausland bei einer kirchlichen oder caritativen Einrichtung. Sie war der Klassenprimus und konnte sich so etwas sicherlich leisten obwohl sie dann auch wieder ein paar Monate beschäftigungslos in der Luft hing.
Für mich wäre das Hauptproblem wieder richtig lernen zu können was nicht so einfach ist. Gerade was die erweiterten Kenntnisse der Mathematik oder Physik betrifft vergisst man doch recht schnell was man eingepaukt bekam. Um bei meinem Sohn zu bleiben, er hatte ein sehr gutes Abitur hinbekommen, trotzdem nahm er in den Sommerferien noch an einem Aufbaukurs der Fachhochschule für das Fach Mathematik teil. Er sagte dass er es nicht bereut hatte und dass viele seiner Studienkollegen die nicht daran teilgenommen hatten echte Probleme bekamen. Wie mag es da erst aussehen wenn man schon ein ganzes Jahr lang sich nicht mehr mit solchen Problemen beschäftigt hat?
Hooker hat geschrieben:Vielleicht sollte man auch den Sponsor fragen was er davon hält wenn der Sprössling noch ein Jahr vertrödelt?
Wenn es einen Sponsoren gibt, dann sollte der wohl zumindest ein Mitspracherecht haben. Wenn aber eine weitgehend eigene Finanzierung stattfindet, dann wohl eher nicht, oder? Ich kenne viele Menschen, die ein Jahr überbrückt haben, indem sie ein freiwilliges soziales Jahr absolvierten oder zumindest in Mini-Jobs arbeiteten. Teils zogen sie ganz von zu Hause aus, teils blieben sie aber auch daheim wohnen, gaben für Miete und Verpflegung einen Teil ihres Geldes zu Hause ab und finanzierten sich durch ihren Lohn ansonsten selbst. Aus Elternsicht ist das bezüglich Sponsoring nochmal anders zu bewerten, als ein Erwachsener, der nur auf der faulen Haut liegt und sich durchfüttern lässt.
Hooker hat geschrieben:Ich persönlich denke dass es immer günstiger ist einen weiteren Bildungsabschluss unmittelbar nach einem anderen Abschluss zu machen.
Da hast du grundsätzlich Recht, aber doch nur mit Sinn und Verstand. Wenn jemand, wie ich damals, noch gar nicht richtig weiß, wohin die Reise gehen soll, und von Eltern mit genau diesem Argument in ein Jurastudium gedrängt wird, führt das doch beinahe automatisch zum Abbruch, wenn man merkt, dass es einfach nicht das Richtige ist. Und was ist jetzt besser? Ein soziales Jahr zur Selbstfindung? Oder mehrere abgebrochene Ausbildungen, weil man, um ja keine sinnlose Lücke entstehen zu lassen, immer gleich die nächste Ausbildung bzw. das nächste Studium anstreben musste?
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