Schon mal als Kind weggelaufen?

Man hört ja schon mal, dass Kinder, gerade, wenn es Zeugnisse gibt, von zu hause weglaufen, oder wenn sie mit dem neuen Partner eines Elternteils nicht klar kommen. Manche Kinder drohen nur wegzulaufen, andere laufen wirklich weg und werden dann wieder von der Polizei aufgegriffen oder bleiben länger weg und leben dann auf der Straße. Andere Kinder kommen auch von alleine wieder nach hause.

Seid ihr schon mal als Kind von zu hause weggelaufen? Wie alt seid ihr gewesen? Seid ihr wieder von ganz alleine nach hause gekommen oder hat die Polizei euch nach hause gebracht? Welches Grund hattet ihr von zu hause wegzulaufen? War es für euch ein Zeichen für eure Eltern, dass ihr mehr Aufmerksamkeit haben wollt oder war es die Angst vor irgendetwas?

Ich wollte früher oft von Zuhause weglaufen. Es gab oft Situationen in denen ich mich unverstanden gefühlt habe. So habe ich des Öfteren weinend meine Sachen gepackt und wollte gehen. Einmal hat mir meine Mutter dann noch sehr lächerlich gesagt, ich solle doch noch ein paar Konserven mitholen, damit ich auch was zu essen habe. Das hat die Situation natürlich nicht besser gemacht.

Ich war ein sehr ängstliches und anhängliches Kind und so bin ich nie weit gelaufen. Ich kam immer nach kurzer Zeit wieder. Das wussten meine Eltern und haben mich dann immer machen lassen. Oder wie oben geschrieben, habe ich dann noch Konserven mitbekommen, damit ich auch was zu essen habe.

So würde ich nie reagieren und finde das Verhalten meiner Eltern auch mehr als erschreckend und finde nicht, dass sie die Situationen gut gemeistert haben. Das ist jedoch ein anderes Thema.

In meiner Kindheit gab es nicht solche Probleme zu Hause, die ein Kind auf die Idee bringen können wegzulaufen. Ich konnte mit jeder missglückten Klassenarbeit nach Hause kommen ohne Angst zu eben und entsprechend wussten meine Eltern ja auch vorher schon in etwa, welche Noten im Zeugnis stehen werden.

Auch andere Probleme, welche für Erwachsene manchmal nur Lappalien sind, aber für Kinder den Weltuntergang bedeuten können, haben meine Eltern ernst genommen. Ich konnte da halt immer mit ihnen reden und habe mich verstanden gefühlt. Und was ich nicht alleine lösen konnte, wie zum Beispiel Probleme mit Lehrern, haben eben meine Eltern dann auch übernommen.

Ich bin noch nie weggelaufen, ich bin immer hübsch brav bei meinen Eltern geblieben, denn ich hatte viel zu große Angst, dass mir etwas passieren könnte wenn ich alleine draußen bin. Also wenn ich weggelaufen wäre. Nun muss man auch dazu sagen, dass zu meiner Kindheit gerade Ronny Rieken die kleine Nelly in einem Nachbarort ermordet hatte, es große Fahndungen gegeben hat und wir Kinder alle fürchterliche Angst gehabt haben, dass uns auch so etwas zustoßen könnte. Viele von uns kannten Nelly ja auch persönlich und ich hatte sie auch ein oder zwei Male zumindest gesehen.

Andererseits habe ich auch noch nie einen richtigen Grund gehabt, um von meinen Eltern davon zu laufen. Ich hatte nie ein schlechtes Zeugnis und habe keinen Unfug angestellt. Ich habe auch nie einen größeren Streit gehabt außer ein Mal, aber da bin ich dann einfach mehrere Tage lang nur noch aus meinem Zimmer heraus gegangen um in das Badezimmer zu gehen oder um zur Schule zu gehen und danach habe ich mich wieder eingeschlossen, damit ich mich vor meinen Eltern verschanzen konnte. Weglaufen wollt ich aber auch damals nicht.

Eigentlich nicht so richtig, ich habe nie einen Grund dafür gehabt. Als Kind bin ich einmal mit dem Dreirad ausgebüxt weil ich einen Freund besuchen wollte der umgezogen ist und nun ziemlich entfernt am Ende der Stadt wohnte. Da war ich schon nach heutigem Gefühl ein paar Stunden unterwegs, ich empfand das aber nicht als weglaufen, meine Eltern aber schon. Es gab eine kräftige Tracht Prügel, Fernsehverbot und Stubenarrest, die damals üblichen Strafen eben. Dazu gab es noch kostenlos von den Großeltern Schauergeschichten über Kinderfänger und bösen Männern.

Ein anderes Mal kam ich spontan auf die Idee nach dem Unterricht meine Oma zu besuchen die in der Unterstadt wohnte und immer so schöne Marzipankugeln rollte wenn ich da war. Auch hier machte man sich Sorgen weil ich nicht zu den sonst üblichen Zeiten zu Hause war und mein Vater schwang sich auf das Fahrrad um mich zu suchen. Ein Telefon hatte ja kaum jemand so dass nur diese Methode einigermaßen Erfolg versprach. Auch hier gab es wieder Ärger, aber als Kind macht man sich ja nicht so viele Gedanken über solche Extratouren.

Als Kind bin ich noch nie von zu Hause weggelaufen. Zwar war ich wirklich oft draußen unterwegs und bin teilweise auch immer viel zu spät nach Hause gekommen, wobei ich nie ernsthaft daran gedacht habe, über Nacht wegzubleiben. Das hätte ich mich niemals getraut, da ich wusste, dass es dann schrecklichen Ärger geben würde und das war es mir einfach nicht wert. Außerdem wüsste ich auch gar nicht, wo ich überhaupt hingehen sollte. Wenn ich nämlich zu meinen Verwandten gegangen wäre, dann hätten sie ja gleich meine Eltern verständigt, die mich gleich abgeholt hätten. Und bei meinen Freunden hätte ich auch nicht einfach so spontan übernachten können, da das ihre Eltern sicherlich auch nicht so toll gefunden hätten. Und da ich auch nicht ohne festes Ziel weglaufen wollte, habe ich auch nie ernsthaft an diese Möglichkeit gedacht.

Um mich einfach so in den Zug zu setzen und irgendwohin zu fahren, hätte ich als Kind auch gar nicht das Geld gehabt. Immerhin habe ich nie ein festes Taschengeld von meinen Eltern bekommen, so dass ich auch kein Geld sparen konnte. Stattdessen war es bei mir immer so, dass mir meine Eltern einfach alles gekauft haben, was ich haben wollte. Ich musste meine Wünsche nur äußern und meine Eltern haben dann immer entschieden, ob sie mir den Gegenstand kaufen würden oder nicht. Und wenn ich etwas mit Freunden machen wollte, dann habe ich immer den entsprechenden Betrag bekommen, so dass dann auch nichts übrig blieb. Von daher hatte ich auch gar keine finanziellen Möglichkeiten und ohne Geld wollte ich dann selbst als Kind nicht von zu Hause weglaufen.

Bei uns in der Familie gab es zwar immer sehr viel Streit und es kam oft vor, dass ich mich mit meinen Eltern in die Haare bekommen habe, wobei das für mich trotzdem kein Grund war, wegzulaufen. Immerhin wusste ich ja, dass ich zu Hause mein eigenes Zimmer hatte, während ich draußen nichts haben würde. Die Idee erschien mir dann immer viel zu beängstigend und ich hatte auch keine Lust darauf, ziellos umher zu laufen. Außerdem hätte ich auch riesige Angst vor den Konsequenzen gehabt und ich wusste, dass ich mit dieser Idee nicht sonderlich weit kommen würde. Von daher habe ich mich auch gar nicht weiter mit dem Gedanken befasst und wenn ich wütend und traurig war, dann habe ich viel lieber laut Musik in meinem Zimmer gehört, um mich abzulenken. So konnte ich dann auch immer meine Wut abbauen, ohne deshalb gleich weglaufen zu müssen und danach ging es mir dann meistens auch gleich viel besser.

Ich bin sechzehn und es kommt immer noch (zum Glück mittlerweile nur noch selten) vor, dass ich von zu Hause abhaue. Das passiert aber nur, wenn ich mich zu Unrecht beschuldigt fühle. Dann werde ich am Anfang richtig sauer und schmeiße provokant irgendwelche Sachen runter, sodass ich dann ins Zimmer muss. Dann provoziere ich immer weiter und beleidige meine Eltern (meistens meinen Stiefvater) heftig. Leider kann ich mich in dem Moment nicht kontrollieren und es passiert fast automatisch, was ich im Nachhinein auch bereue.

Irgendwann kommt es dann soweit, dass ich dann abhaue und etwa so drei bis vier Stunden weg bin. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich gesagt habe, dass ich zu meinem Vater gehe und meine Mutter die Polizei gerufen hat. Dabei war an dem Tag Schule und ich war nicht da. Ich habe mir schon gedacht, dass meine Mutter die Polizei ruft und bin einen Umweg gegangen, wo die Polizei sicher nicht nach mir suchen würde. Und dann bin ich wirklich die 34 Kilometer zu meinem Vater gelaufen. Der hat mich dann später wieder zurück gebracht.

Ich kann mich nicht erinnern, als Kind jemals von zu Hause weg gelaufen zu sein. Es gab einmal eine Situation, da bin ich meiner Mutter in einem relativ großen Schwimmbad, bei dem auch ein ziemlich gefährlicher Fluss angrenzte, abhanden gekommen. Es stellte sich aber heraus, dass ich nach dem Rutschen einfach die Enten füttern gegangen bin.

Meine Mama und meine Oma suchten mich im ganzen Schwimmbad und ihnen wurde schon Angst und Bange. Aber es war keine Absicht von mir dahinter. Ich meinte es nicht böse, ich wollte nur die Enten füttern, weil meine Oma früher auch immer mit mir die Enten füttern ging, wenn wir bei ihr zu Hause um den nahe gelegenen See gelaufen sind.

Später, als ich dann jugendlich war, kam es öfter einmal vor, dass ich von zu Hause abgehauen bin, weil ich, wie ich finde, viel zu strenge Eltern hatte. Was mich auch nervte, war, dass ich auf ländlichem Gebiet wohnte. Ich musste also manchmal einfach nach Hause kommen, weil sonst keine öffentliche Verbindung mehr zu mir führte, obwohl die anderen in meinem Alter schon rein vom Gesetz her länger ausbleiben durften.

Deshalb ging ich zuerst nach Hause, tat so als ob ich schlafen gehen würde und haute dann durch das Dachfenster ab. Ich ließ mich dann entweder von Kumpels mit dem Moped abholen oder lief den ganzen Weg bis zur Stadt- Hauptsache ausgehen. Tja das waren schon Zeiten. Wenn ich daran denke, dass mein Kind auch einmal so werden könnte, wird mir Angst und Bange.