Was ist "typisch Einzelkind"?

vom 27.09.2011, 13:59 Uhr

Die Einzelkinder die ich kennenlernen durfte, auf die passen auch alle Klischees zu, unter anderem das diese Kinder nicht teilen können, immer im Mittelpunkt stehen müssen und immer alles materielle bekommen haben was sie wollten und von ihren Eltern verhätschelt wurden zur Unselbstständigkeit. Dazu sind sie wenig Kompromissbereit und können Meinungen anderer schlecht Akzeptieren.

Liegt wohl daran, dass die Eltern immer versuchen ihrem Kind alles Recht zu machen und deswegen immer alles kaufen wenn das Kind mit dem Finger schnippt egal ob es die neuste Spieleconsole ist oder die Markenjeans. Bei mehreren Kindern ist im Endeffekt auch nicht so viel Geld vorhanden um jedem seine extra Wurst kaufen zu können, und somit müssen Kinder mit Geschwistern eher Kompromisse eingehen und lernen dabei automatisch das teilen und auch die Meinung des anderen zu akzeptieren. Auch hab ich es erlebt, dass Mitschüler in meiner alten Schule nach der 10. Klasse unfähig waren selbst eine Bewerbung zu schreiben oder ein Telefonat zu führen da das bislang immer die Eltern für sie übernommen haben, und quasi nur verhätschelt wurden.

Ich selbst habe noch drei leibliche Geschwister die sich in meinem Alter bewegen, und noch einmal drei Halbgeschwister im Alter von 1-5 Jahren. Mit meinen richtigen Geschwistern war es immer so, dass wir uns einigen wollten wer zuerst Gameboy spielt da wir nur einen hatten und auch was im Fernsehen geschaut wurde oder was es zu Mittag gab. Natürlich musste jeder einmal zurück stecken und hat seinen Willen nicht bekommen, jedoch hat man immer einen Kompromiss gefunden auch wenn dabei zu einigen Streits gekommen ist. Zudem hatte man auch immer jemanden, bei dem man sich ausweinen konnte wenn es mit der Familie nicht so gelaufen ist und stand nicht voll kommen alleine da, gerade in der Pubertät in der einen sowieso kein Erwachsener versteht oder auch wenn man etwas angestellt hatte, hat ich immer die volle Rückendeckung und niemand hat den anderen verraten (und man konnte es notfalls noch auf wen anderen schieben). Auch haben mir meine Geschwister bei vielem geholfen, auch beim Schulstoff hatte ich bei Fragen immer meinen großen Bruder der mir das ganze nochmals erklären konnte und somit eine Nachhilfe überflüssig war.

Ich möchte meine Geschwister absolut nicht missen, und kann es mir nun auch nicht vorstellen ein Einzelkind zu sein und die ganzen Momente nicht gehabt zu haben. Klar hab ich es mir auch früher ab und zu gewünscht, dass sie nicht da wären, dass ich dann auch einmal etwas für mich alleine bekomme wie andere meiner Freunde oder mein eigenes Zimmer habe. Hatte ich halt alles nicht, und aus mir ist trotzdem was geworden und ich kann es mir auch gar nicht vorstellen wie es ohne die drei wäre. Hätte ich selbst Kinder, würde ich auch nicht wollen das sie ein Einzelkind werden eben da ich Angst hätte selbst den Fehler zu machen und diese zu sehr zu verhätscheln in jeder Hinsicht, dass sie am Ende es zu nichts bringen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich und meine Schwester sind ja eigentlich auch Einzelkinder, denn meine "Eltern" haben mich aufgenommen als ich sechzehn Jahre alt war und meine leiblichen Eltern verstorben sind. Wir sind nicht einmal Adoptivgeschwister und wir sagen auch immer, dass wir Einzelkinder sind, zumal wir auch nur zweieinhalb Jahre unter einem Dach gelebt haben und keine leiblichen Geschwister sind und eben wie bereits gesagt ich auch nicht adoptiert worden bin. Witziger Weise sagen wir aber immer, wenn eine von uns die andere irgendjemanden vorstellt "Das ist meine Schwester.". Daran sieht man also schon, dass Einzelkinder sehr wohl auch einen Gemeinschaftssinn entwickeln können und nicht alle so schlecht sozialisiert sind, wie die landläufigen Klischees es so behaupten.

Ich bin eigentlich froh darüber, dass ich nicht mit richtigen Geschwistern aufwachsen musste. Damit habe ich mir ganz bestimmt eine Menge Ärger, Streitereien und auch nervtötende Diskussionen erspart. Als ich dann mit einem anderen Jugendlichen unter einem Dach leben musste waren wir beide eh aus dem gröbsten raus und es gab keinen Ärger, vor allem weil ich so dankbar war, dass meine Patentante und ihr Mann mich bei ihnen aufgenommen haben. Ihre leibliche Tochter hat dann auch keinen Stress gemacht, weil sie sich mit mir vorerst ein Zimmer teilen musste. Teilen können Einzelkinder also auch.

Ich und auch alle anderen Einzelkinder die ich kenne teilen sogar sehr gerne, denn wir habe zu hause nie jemanden gehabt, mit dem wir etwas hätten teilen können. Und hilfsbereit sind sie auch allesamt. Ich kenne es auch so, dass sich "Geschwisterkinder" oft mit aller Macht in den Mittelpunkt drängen wollen und nach Aufmerksamkeit und Anerkennung heimischen, weil sie zu hause einfach nicht so viel davon bekommen. Schließlich müssen sie sich ja ihre Eltern mit ihren Geschwistern teilen.

Außerdem sind Einzelkinder meiner Meinung nach viel selbstständiger als Geschwisterkinder , denn sie können nicht andauernd ihre Geschwister um Hilfe bitten oder sich Aufgabe mit ihnen teilen. Als Einzelkind muss man sehr viel mehr im Haushalt mithelfen, als wenn man noch zwei Geschwister hat. Dabei lernt man vielleicht nicht unbedingt viel mehr als ein Kind mit Geschwistern, aber man lernt Verantwortung und man muss einfach mehr mit anpacken. Vielleicht sind Einzelkinder nicht ganz so fähig im Teamwork, aber das ist letztlich auch nur eine Frage der Sozialisation.

Mir haben meine Eltern niemals alles erlaubt oder alles gekauft was ich haben wollte, was ja auch ein gängiges Vorurteil ist. Gut, ich hatte ein eigenes Pony und später ein Pferd und habe regelmäßig Reitunterricht, Voltigierunterricht und Gegen Unterricht erhalten, dafür hat man mir aber auch Leistung abverlangt. Zum Turnier ging es nur, wenn ich im Vorfeld auch die Leistung erbracht hatte und gut genug ritt. Wenn ich etwas haben wollte, dass nicht absolut notwendig war, dann musste ich es mir erarbeiten. sei es im Haushalt oder indem ich bei den Nachbarn den Rasen gemäht habe.

Ich kann solche Leute, die Einzelkinder alle über einen Kamm scheren und ihnen so viele Vorurteile anhängen überhaupt nicht ausstehen. Zumal ich mich dann natürlich auch selbst angegriffen fühle. Klar gibt es schwarze Schafe, aber die gibt es bei Kindern beziehungsweise erwachsenen, die mit Geschwistern aufgewachsen sind ja wohl ganz genauso, denn diese wollen sich ja eventuell auch endlich mal ganz besonders profilieren. Ich habe keine Vorurteile über Geschwisterkinder als Einzelkind und erwarte eigentlich auch, dass man mir als Einzelkind keine Vorurteile entgegen bringt.

» Anky » Beiträge: 579 » Talkpoints: 4,27 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin ein Einzelkind, aber ich weiß nicht, ob man es sofort merkt. Auf mich treffen schon einige Klischees zu, andere aber wiederum überhaupt nicht. Ich bin als Kind ziemlich von meinen Eltern verwöhnt worden, so dass man das zu der Zeit wohl eher gemerkt hat, dass ich ein Einzelkind war, weil ich im Haushalt recht wenig mithelfen musste, usw.

Auf der anderen Seite ist es aber so, dass ich überhaupt nicht gerne im Mittelpunkt stehe. Ich bin sehr schüchtern und denke auch nicht, dass man unbedingt gerne im Mittelpunkt steht, wenn man ein Einzelkind ist. Auch geteilt habe ich immer sehr gerne und tue es heute noch, wenn ich etwas habe, was man gut teilen kann. Ich habe mir eigentlich immer Geschwister gewünscht, allerdings wünscht man sich oft ja gerade das, was man nicht hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich denke, dass es Einzelkinder sicherlich oftmals schwer haben, soziale Kontakte zu knüpfen. Gerade dann, wenn sie als Kind die meiste Zeit alleine waren und auch alleine spielen mussten, sind sie es vielleicht gar nicht gewöhnt, offen auf andere Menschen zuzugehen. Dabei ist es ja oftmals so, dass Kinder, die ohne Geschwister aufwachsen, sich als Kind sehr viel alleine beschäftigen müssen. So war es auch bei mir als Kind und ich habe schon früh gelernt, mich einfach mit Büchern und dem Fernseher zu beschäftigen oder alleine mit Puppen zu spielen, wenn niemand für mich Zeit hatte. Auf diese Weise fiel es mir dann auch immer sehr schwer, auf andere Kinder zuzugehen, da ich den Umgang nicht so gewöhnt war. Ich war dann eher schüchtern und auf dem Spielplatz beschäftigte ich mich dann auch immer lieber selbst, als mit anderen Kindern.

Noch heute ist es so, dass es mir unheimlich schwer fällt, einfach so auf andere Menschen zuzugehen. Mir fällt es einfach schwer, Gespräche anzufangen und wenn ich jemanden nicht richtig kenne, dann weiß ich meistens auch gar nicht, was ich sagen soll. Mir ist es unangenehm, den ersten Schritt zu machen und ich bin auch allgemein sehr schüchtern. Von daher ist es doch meistens so, dass ich für mich alleine bin und dann auch eher etwas alleine mache, statt auf andere Menschen zuzugehen. Ich bin das so gewöhnt und mir macht es eigentlich auch gar nicht mehr so viel aus, mich alleine zu beschäftigen. Stattdessen mag ich es teilweise sogar viel lieber, es mir mit einem guten Buch gemütlich zu machen, anstatt etwas mit Freunden zu unternehmen. Ich kenne das einfach so. Außerdem mag ich es nicht so gerne, auf Partys zu gehen. Mir ist da einfach zu viel los und ich bin so einen Trubel eben auch nicht gewöhnt und kann da auch nicht so gut damit umgehen.

Ich denke, dass ich noch eine weitere Eigenschaft an mir habe, die typisch für ein Einzelkind ist. So ist es so, dass ich als Kind eigentlich immer alles von meinen Eltern bekommen habe, was ich mir gewünscht habe. Ich habe ständig neue Spielsachen geschenkt bekommen und wenn ich etwas zwischendurch haben wollte, dann musste ich nur danach fragen. Außerdem gingen meine Eltern sehr oft mit mir in den Freizeitpark und meistens durfte ich entscheiden, was es zum Mittagessen geben würde oder wie wir das Wochenende verbringen würden. Von daher bin ich es eigentlich auch so gewöhnt, dass alles nach meinem Kopf gehen muss und dass ich entscheiden darf. Von daher sagt mir mein Freund auch immer, dass das typisch für ein Einzelkind sei. Ich würde immer gleich sauer und gereizt reagieren, wenn nicht alles gleich so laufen würde, wie ich es mir vorgestellt habe.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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