Friede, Freude Eierkuchen oder lieber Diskussion?

vom 24.03.2014, 17:31 Uhr

In einem anderen Beitrag hatte jemand berichtet, dass er festgestellt hat, dass ihm jemand sehr ähnlich ist und diese Ähnlichkeit beinahe schon beängstigend ist. In einer Antwort hat jemand geschrieben, dass es eigentlich auch Nachteile haben kann, wenn zwei Menschen sich sehr ähnlich sind, weil man dann immer die gleiche Meinung hätte oder Harmonie hat und gar keine Gegensätze oder keine richtige Diskussion entsteht. Worüber soll man auch diskutieren, wenn man ohnehin die gleichen Ansichten hat?

Sicherlich ist das ein Extremfall, denn es passiert ja selten, dass man jemanden trifft, der einem in vielen verschiedenen Bereichen sehr ähnlich ist. Meistens beschränken sich die Gemeinsamkeiten auf einige wenige Aspekte. Ich muss aber zugeben, dass ich eher die „Friede, Freude, Eierkuchen“-Typ bin. Ich mag keine Meinungsverschiedenheiten und auch keinen Streit. Ich finde es viel besser, Menschen um mich herum zu haben, die mir ähnlich sind und mit denen daher keine Diskussionen oder Konflikte entstehen.

Wie ist das bei Euch? Bevorzugt Ihr Ähnlichkeit in Freundschaften oder Partnerschaften oder schätzt Ihr auch die Unterschiede und die Reibungspunkte, damit auch einmal eine Diskussion entstehen kann?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich mag es ehrlich gesagt nicht so gerne, wenn man immer der gleichen Meinung ist. Teilweise habe ich bei solchen Paaren dann das Gefühl, dass einer der beiden keine eigene Meinung hat und daher immer der anderen zustimmt. Und irgendwie fände ich es auch super langweilig, wenn man ein Thema anbricht, feststellt, dass man überall der gleichen Meinung ist und Ende der Diskussion. Wo bleibt da der Spaß? Ich und mein Freund unterhalten uns über alles mögliche, über die Konsequenzen der Steuerhinterziehung, Leihmutterschaft, Politik, Artenschutz, über irgendwas reden wir eben immer. Mein Freund findet das toll, er meint auch, dass seine Exfreundin sich für solche Dinge eben nicht interessiert hat und man da nie drüber reden konnte, weil sie ihm dann zugestimmt hat, da sie sich eben auch nicht mit dem Thema beschäftigt hat.

Daher bin ich eigentlich eher der Typ Mensch, der jemanden braucht, mit dem er sich austauschen und diskutieren kann und es ist mir wichtig, dass man seine Ansichten teilt und auch die Ansicht des Partners nachvollziehen kann. Ich suche in meinem Partner keinen Abklatsch meiner selbst, sondern eine Person die eigenständig denkt und eben auch eine andere Meinung hat in einigen Bereichen. Und letztendlich macht es mir eben auch Freude, mit meinem Freund zu diskutieren, so lernt man sich besser kennen und es macht Spaß und ist nicht langweilig.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


In dem anderen Thread habe ich das nicht näher ausgeführt, weil es dort vom eigentlichen Thema zu weit weg geführt hätte. Aber hier kann ich ja mal präzisieren, was ich unter Diskussion verstehe. Ich meine nicht, dass man sich ständig stänkert und ständig Zoff hat. Dabei soll es auch nicht so weit gehen, dass dann einer danach weint oder unglücklich ist oder gedemütigt ist.

Mit Diskussion meine ich wirklich nur, dass man eben gepflegt sich unterhält, unterschiedliche Standpunkte vertreten kann und auch jeder in der Beziehung geistig unabhängig bleiben kann.

Das heißt aber eben nicht, dass ich allergisch dagegen bin, mit meinem Partner in Frieden zu leben. Es ist eben ein Meinungsaustausch mit verschiedenen Positionen und kein Konflikt. Das ist ein feiner, aber entscheidender Unterschied! Und so lebt man eben trotzdem friedlich zusammen, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist.

Mir sind eben Paare etwas unheimlich, die so uniformiert auftreten. Beide finden das gleiche toll, denken das gleiche und wirken eher wie Zwillinge, als wie Paare. Wenn dann noch Partnerlook dazu kommt, dann gehen bei mir eben die Alarmglocken an. Das mag nicht in allen Fälle gerechtfertigt sein. Aber ich frage mich eben, was mit solchen Paaren passiert, die zu viel auf "wir sind uns so ähnlich" setzen, wenn sie sich wirklich mal anfangen auseinander zu entwickeln. Da kommt man vermutlich schneller an einen kritischen Punkt, als wenn man von vorne herein gelernt hat zu tolerieren, dass beide Individuen sind. Dass man es aushalten kann, dass der andere auch eine gewisse Freiheit des Geistes braucht. Aber das ist auch immer eine Frage, wie starrsinnig man ist.

Ich schätze es ja auch, dass ich mit meinem Partner durchaus auch Punkte habe, wo wir uns ähnlich sind. Wir lesen beispielsweise gerne und schreiben gerne. Allerdings lese ich wieder ganz andere Genres gerne, als er. Aber trotzdem sind wir uns einig, das Bücher was wunderbares sind. Und wer sich von vorne bis hinten unähnlich ist und keinerlei Schnittpunkte mit seinem Partner hat, der ist vermutlich schon ein ziemlich exotischer Fall.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Für mich macht es durchaus einen Unterschied in einer Partnerschaft, ob man streitet oder diskutiert. Streit ist für mich durchweg negativ konnotiert, weil dadurch Gefühle verletzt werden und jemand entweder schmollt, herumzickt oder unter die Gürtellinie zielt. Manche Leute haben auch mal Spaß daran, wenn die Fetzen fliegen und bedenken ihre Partner mit beleidigenden Ausdrücken und Schimpfwörtern. Ich habe auch schon Paare erlebt, die sich durch ständige Sticheleien und kleinliche Provokationen bei jeder Gelegenheit hervorgetan haben. Auf das Theater kann ich gerne verzichten und bin auch nicht der Meinung, dass Streitereien ein Zeichen für eine gesunde, reife Beziehung sind. Natürlich kommt es auch bei uns hin und wieder vor, dass wir uns angiften oder wegen Nichtigkeiten eingeschnappt sind, aber erstrebenswert finde ich das wirklich nicht.

Disskussionen finden bei mir in der Partnerschaft dagegen fast ständig statt. Die Themen sind meistens aktuelle Ereignisse und ihre Darstellung in den Medien, aber auch über Bücher und Filme haben wir uns schon stundenlang die Köpfe heiß debattiert. Es macht glücklicherweise uns beiden Spaß, die eigenen Standpunkte darzulegen und logisch zu untermauern, Beweise zu bringen und komplexe Zusammenhänge zu erfassen. Dabei versucht natürlich jeder, den anderen zu überzeugen, aber das heißt ja noch lange nicht, dass wir uns streiten. Wenn mein Freund gute Argumente hat, "gewinnt" er die Diskussion, und manchmal fallen mir die besseren Schlussfolgerungen ein. Für mich ist das eher ein geistiger Übungskampf, der die Beziehung interessant und uns beide geistig beweglich hält.

Ich kenne auch Leute, die prinzipiell keine eigene Meinung haben und gar nicht in der Lage sind, einen Standpunkt zu finden, zu vertreten und zu untermauern. Da heißt es nur immer: Ja, du hast recht, wie du willst, da kenne ich mich nicht aus. Mit einem derart rückgratlosen Schwamm würde ich wohl keine Beziehung eingehen können.

» Gerbera » Beiträge: 11320 » Talkpoints: 49,94 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich bin ein Mensch, der sehr harmoniebedürftig ist und von daher mag ich es gar nicht, wenn es zu einer Diskussion gibt. Diskussionen liegen mir einfach nicht und ich leide darunter nur. Immerhin nimmt es mich immer mit, wenn es zu einer Diskussion kommt und gerade unter engen Freunden oder bei meinem Partner assoziiere ich eine Diskussion auch immer automatisch mit einem Streit.

Wenn man unterschiedlicher Meinung ist und sich nicht einigen kann, dann finde ich das alles andere als schön, sondern nur belastend. Ich diskutiere grundsätzlich nicht gerne und gerade dann, wenn es sich um nahestehende Personen handelt, mag ich das erst recht nicht. Ich finde es einfach schlimm, wenn man sich bei Kleinigkeiten gleich in die Haare bekommt oder wenn man wegen grundlegenden Dingen diskutieren muss.

Ich finde es toll, wenn ein Partner mir so ähnlich ist, dass ich mit ihm bei den meisten Sachen einer Meinung bin. Ich finde das absolut nicht langweilig, wenn man keinen Grund hat, um zu diskutieren. Immerhin mag ich Diskussionen einfach nicht. Dabei kann man sich doch ganz normal mit dem Partner unterhalten, ohne dass man diskutiert.

Langweilig muss die Unterhaltung deshalb trotzdem nicht sein. Immerhin sollte man sich mit dem eigenen Partner doch über Gott und die Welt unterhalten können und ich denke, dass in einer guten Beziehung niemals der Gesprächsstoff ausgehen sollte. Man kann dem Partner ja immer erzählen, wie der eigene Tag war und was man erlebt hat, so dass man immer etwas hat, worüber man sprechen kann, so dass keine Langeweile aufkommen muss.

Bei mir ist es so, dass ich daran denke, eine Beziehung zu beenden, wenn es zu viele Diskussionen gibt. Das belastet mich einfach und ich denke, dass es auch keine gemeinsame Grundlage gibt, wenn man so unterschiedlich ist, dass man wegen jeder Kleinigkeit gleich eine Diskussion führen muss. Immerhin kann man sich ja nie auf Anhieb einig werden, sondern muss über jede Kleinigkeit gemeinsam diskutieren, auch wenn es nur darum geht, was am Abend gekocht werden soll.

Das wäre mir auf Dauer viel zu anstrengend und mich nimmt so etwas eben auch mit. Mich belastet es, wenn ich mich mit meinem Partner nicht so gut verstehe und von daher finde ich es auf jeden Fall besser, wenn man sich so ähnlich ist, dass man auch meistens die gleiche Meinung hat und gar nicht erst diskutieren muss.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Das ist schwierig zu beantworten. Auch mit gleichen Ansichten kann man doch trotzdem kontrovers über bestimmte Sachen reden, auch mal diskutieren. Ich habe einen Partner, der mir absolut ähnlich ist von den Ansichten, wir sind einer Meinung. Dennoch diskutieren wir zum Beispiel über Meinungen anderer, aktuelle Themen und so weiter. Langweilig wird es deswegen nicht.

Bei Freunden ist es ähnlich, wobei es da ja nicht zu 100% passen muss. Mein bester Freund hingegen ist mir ebenfalls sehr sehr ähnlich, aber wir haben auch kleinere Unterschiede. Im Freundeskreis kann man dann Themen auch mal von verschiedenen Seiten diskutieren, was wirklich in großer Runde sehr viel Spaß macht. Absolute Gleichheit würde ich nicht wollen bei Freunden, wohl aber bei meinem Partner. Das macht eine Beziehung für mich einfach perfekt. Man streitet sich kaum und versteht sich auch ohne große Worte, das ist gut und langweilig ist es deswegen nicht.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^